Automanager und VW-Großaktionär Piëch steigt endgültig bei VW aus - seine Karriere in Bildern

Ferdinand Piëch: Sein Name steht für eine Ära in der Autoindustrie, die vor mehr als 50 Jahren begann. Nun steigt er, zwei Wochen vor seinem 80. Geburtstag am 17. April 2017, endgültig und komplett aus dem Volkswagen-Konzern aus. Es ist ein Abschied im Zorn.

Piëchs Privatstiftungen verkaufen den "wesentlichen Teil" ihrer Stammaktien der Porsche SE an "weitere Mitglieder der Familien Porsche und Piëch", wie die Holding Porsche SE bekanntgab. Der Mann, der die Geschicke von Europas Autoriesen jahrzehntelang mitbestimmte, fühlte sich vom Rest der Familie und führenden VW-Managern verraten.

Stein des Anstoßes für Piëch war der Dieselskandal im Hause VW. Piëch belastete seinen Cousin Wolfgang Porsche (rechts im Bild) und seinen Bruder Hans Michel beim Staatsanwalt. Er sagte laut Berichten aus, dass er die beiden in ihrer Funktion als Aufsichtsräte viel früher über die kriminellen Machenschaften bei VW informiert habe als bislang zugegeben. Danach ...

... war das Verhältnis irreparabel beschädigt. Den 80. Geburtstag von Ferdinand Piëch werde man dennoch angemessen würdigen, erklärte sein langjähriger Wegbegleiter, VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch vor kurzem. Ein gutes halbes Jahrhundert lang prägte Piëch Deutschlands Autoindustrie wie wohl kaum einer vor ihm. Ein Rückblick in Bildern.

April 1963 - Piëch startet bei Porsche: Der Enkel von Ferdinand Porsche beginnt seine Karriere bei seinem Onkel Ferry Porsche (Porsche sitzt hier in einem Bild aus dem Jahr 1968 auf einem Porsche 911 2,0 Coupé) in Stuttgart-Zuffenhausen.

März 1969 - Das gibt Streit: Piëch tüftelt an teuren Modellen, auf dem Foto von 1969 präsentiert er den Rennwagen Porsche 917. Anfang der Siebzigerjahre kommt es zum großen Familienkrach: Der Porsche-Piëch-Clan einigt sich darauf, dass kein Familienmitglied mehr im operativen Geschäft der Firma tätig sein darf.

Januar 1972 - Piëch wechselt zu Audi: Er macht aus der Spießer- eine Premiummarke, entwickelt den Fünfzylinder und den Allradantrieb. Den Posten als Vorstandschef verwehrt man ihm zunächst. Kurz überlegt er deshalb sogar, nach Japan auszuwandern. Piëch bleibt dann aber doch und steigt 1988 zum Vorstandsvorsitzenden auf. (Archivfoto von 1982)

Januar 1993 - Endlich VW-Chef: Als Piëch von Carl Hahn den Posten als VW-Chef übernimmt, ist der Konzern ein Sanierungsfall. Er rettet das Unternehmen vor der Pleite und vermeidet Massenentlassungen. Und sichert sich so die dauerhafte Loyalität der einfachen Arbeitnehmer.

März 1993 - Piëch holt Lopez: Vom Konkurrenten General Motors wirbt er den Spanier Jose Ignacio Lopez (links) ab. Der Einkaufsvorstand stolpert schließlich über den Vorwurf der Industriespionage. Die jahrelange Auseinandersetzung mit GM, die letztlich in einem Vergleich mündet, kostet auch Piëch einiges an Ansehen.

Ab 1998 - Piëch sammelt Premiummarken: Erst kauft er den italienischen Sportwagenhersteller Lamborghini, dann die Markenrechte an Bentley, schließlich gründet er Bugatti neu. Als Piëch den VW-Phaeton entwickeln lässt, erntet er viel Kritik. (Archivbild von 1999)

2002 - Piëch wird VW-Oberaufseher: Als Aufsichtsratsvorsitzender hält er sich anfangs zurück. Doch dann betreibt er die Ablösung seines Nachfolgers an der Konzernspitze, den von BMW abgeworbenen Bernd Pischetsrieder (rechts im Bild).

2005 - Die Schlacht um Volkswagen beginnt: Porsche-Chef Wendelin Wiedeking (rechts) startet den Übernahmeangriff auf Volkswagen. Als sich das Porsche-Management verzockt, dreht Piëch den Spieß um und verleibt den Sportwagenhersteller dem VW-Konzern ein.

Juli 2005 - die Sexaffäre wird bekannt: Was zunächst wie eine Korruptionsaffäre bei der VW-Tochter Skoda aussieht, entpuppt sich wenig später als riesiger Rotlichtskandal in der Zentrale. Eine wichtige Rolle darin spielen der damalige VW-Betriebstratschef Klaus Volkert (im Bild) und der damalige VW-Vorstand Peter Hartz. Oberaufseher Piëch will nichts gewusst haben.

2008 - Piëch schmiedet einen Lkw-Konzern: Er sichert Volkswagen die Mehrheit an Scania, drei Jahre später auch die an MAN. Zusammen mit den VW-Nutzfahrzeugen soll daraus ein internationaler Lkw-Gigant werden. Wie gut die Modelle sind, kann Piëch selbst testen - den Lkw-Führerschein besitzt er seit langem, den für Busse übrigens auch.

2011 - Piëch will sein Lebenswerk sichern: Er hat seine Firmenanteile in zwei Stiftungen eingebracht. Nach seinem Tod soll Ehefrau Ursula über das Erbe des VW-Patriarchen wachen. Seine zwölf Kinder haben der Konstruktion schon zugestimmt. Den Posten der Aufsichtsratsvorsitzenden übernimmt sie jedoch nicht von Piëch. Doch die Pläne sind bald Makulatur: Wenige Jahre später scheidet Ursula Piëch aus sämtlichen Kontrollfunktionen des Volkswagen-Konzerns aus.

10. April 2015 - Die Demontage des Zöglings: Dem SPIEGEL sagt Piëch: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Es ist der Versuch, den VW-Chef (im Bildvordergrund) aus dem Konzern zu drängen. Das Vorhaben scheitert.

April 2015 - Die Ära endet mit einer Pflichtmitteilung: An einem Samstag teilte die Volkswagen AG in einer Meldung an die Finanzwelt mit, dass Ferdinand Piëch seinen Posten als Aufsichtsratschef niederlegt.

September/Oktober 2015 - Großes Stühlerücken im Zuge des Abgasskandals: VWs Eingeständnis, Diesel-Motoren per Software manipuliert zu haben, fegt Winterkorn aus dem Amt. Sein Nachfolger als Vorstandschef wird Porsche-Boss Matthias Müller. VWs langjähriger Finanzchef Hans Dieter Pötsch wechselt an die Aufsichtratsspitze - mit Piëchs Plazet.

Februar 2017 - Rundumschlag des Alten Monatelang hörte man nichts von Piëch, der dennoch in Wolfsburg weiterhin Strippen zog. Wie DER SPIEGEL dann berichtet, hat Piëch in einer Aussage vor der Staatsanwaltschaft Brauschweig Ex-VW-Chef Winterkorn schwer belastet. Winterkorn soll früher als bislang eingeräumt vom Abgasbetrug erfahren haben. Piëch selbst will Ende Februar von einem Informanten Hinweise erhalten haben und Winterkorn darauf angesprochen haben. Und nicht nur das ...

... Piëch will auch vier VW-Aufsichtsräte, unter ihnen seinen Cousin Wolfgang Porsche, bereits im Februar 2015 über diese Hinweise auf den Dieselbetrug informiert haben. Wolfgang Porsche sagte über den Vorwurf Mitte März 2017 öffentlich: "Verwandtschaft, die kann man sich nicht aussuchen".

Porsche kritisierte auch Piëchs Umspringen mit Winterkorn deutlich. So gehe man nicht mit einem Menschen um, der 35 Jahre für Volkswagen gearbeitet habe. Vorerst gibt Piëch seinen letzten verbliebenen Aufsichtsratsposten im VW-Reich - bei der Holding Porsche SE - noch nicht komplett auf. Für die Wahl in den Aufsichtsrat ist er erneut nominiert. Piëch hat laut Porsche SE zugesagt, bis zum endgültigen Vollzug des Anteilsübertragung als Porsche SE-Aufsichtsrat zur Verfügung zu stehen. Ursprünglich ...

... wollte Piëch den VW-Großaktionär Katar mit Hilfe von Familienmitgliedern rauskaufen, wie das Manager Magazin bereits im Oktober 2016 berichtete. Doch da wollte seine Verwandtschaft nicht mitziehen. Piëch sei darüber so erbost gewesen, dass er mit dem Verkauf seiner Anteile gedroht habe - und diese Drohung hat er nun wahrgemacht.