Feuerland Die schönste Schlechtwetterzone der Welt

Sonnenaufgang über der Gebirgskette Cordillera Darwin im westlichen, zu Chile gehörenden Teil von Feuerland. Der größte Reiz Feuerlands besteht für den Fotografen Ralf Gantzhorn darin, dass fast hinter jeder Ecke unbekannte, noch nie fotografierte Ansichten auf einen warten. "Wer dafür empfänglich ist, kann sich hier noch als echter Entdecker fühlen." Schlechtes Wetter muss man allerdings einplanen: Die Sonne lässt sich manchmal wochenlang nicht blicken.

"Bonsai-Bäumchen" vor großer Kulisse: Blick über ein Hochmoor auf dem Glaciar Romanche am Beagle-Kanal. Der Südzipfel Südamerikas wurde erstmals von dem Entdecker Ferdinand Magellan im 16. Jahrhundert erforscht.

Der Westen Feuerlands ist eines der regenreichsten Gebiete der Erde. Über 10.000 Millimeter fallen hier pro Quadratmeter, also etwa das Zehnfache dessen, was in Hamburg gemessen wird. Die Vegetation besteht aus Sümpfen und immergrünem Regenwald. Alles wächst extrem langsam und erinnert mit subtilen und fein strukturierten Ansichten eher an sorgfältig arrangierte japanische Gärten als an raue unangetastete Wildnis.

Lange bleibt der Mann dort nicht liegen: Während eines kurzen Schönwetterfensters gönnt sich die Crew der "Tari II" ein kurzes Badevergnügen zwischen den Eisbergen des Agostini-Fjordes. Schon mehrfach war der Fotograf Ralf Gantzhorn mit dem Segelboot in der Region unterwegs.

Im Sprung: Wer im Westen Feuerlands segelt, wird häufig von neugierigen Robben begrüßt. Die verspielten Tiere folgen dem seltenen Besuch und liefern sich ein Wettrennen mit dem Boot.

Rotfuchs am Strand der Bahia Escandallo: Auch diese Tiere haben im Westen Feuerlands keine Angst vor dem Menschen, sie sind eher neugierig als scheu. Dieses Exemplar klaute eines Abends Gantzhorns Kamera. In letzter Sekunde gelang es, dem Räuber das Gerät wieder abzujagen.

Der Kingfisher (auf Deutsch heißt er etwas unbeholfen Rotbrustfischer) ist die bis zu 40 Zentimeter große Entsprechung des europäischen Eisvogels. Er kommt nicht nur im Süden Feuerlands, sondern in ganz Südamerika vor.

Lichtfinger über dem Martinez-Fjord: In Feuerland erwartet einen Fotografen unendlich viel Abwechslung zwischen totaler Düsternis und wunderschönen Lichtstimmungen - und allen Varianten dazwischen.

Es gibt nicht allzu viele Menschen, die den 2246 Meter hohen Monte Sarmiento bisher gesehen haben. Doch wer dieses Glück hatte, zählt ihn ganz bestimmt zu den schönsten Gipfeln der Erde. Der hier zu sehende Ostgipfel wurde erst zweimal bestiegen: 1956 durch Carlo Mauri und Clemente Maffei sowie 2014 durch Natalia Martinez und Camilo Rada.

Bahia Encantada zu Füßen des Monte Buckland: Der Geograf, Missionar und Forscher Alberto Maria de Agostini nannte sie Anfang des 20. Jahrhunderts "die verzauberte Bucht". Er wurde als Entdecker vor allen Dingen der alpinen Schätze Patagoniens bekannt.

Der nach ihm benannte Agostini-Fjord gilt als größtes Naturwunder Feuerlands. Zwölf Gletscher kalben allein in diesen Meeresarm. Übrig bleiben kleine und große Eisberge, die im Rhythmus der Gezeiten den Meeresarm hoch- und wieder runtertreiben und dabei langsam schmelzen.

Der höchste Berg auf diesem Bild hat - im Gegensatz zu den meisten anderen - immerhin einen Namen. Nur welchen? Nach den topografischen Karten von Padre Agostini handelt es sich um den Monte Buckland, nach den Karten der chilenischen Marine um den Monte Rudolfo. Auch bei der Höhe ist man sich nicht einig, die Angaben schwanken zwischen 1500 und 2000 Metern. Der Schönheit dieses Turms hoch über dem Agostini-Fjord tut das keinen Abbruch.

Grau in grau und trist wie in Mordor ist normalerweise die Stimmung im Westen Feuerlands. Es sei denn, die Sonne gibt eines ihrer seltenen Gastspiele. Dann scheint die Natur in all ihrer Farbenpracht geradezu zu explodieren - so wie mit diesem Regenbogen in der Bahia Queta.

Regenwald am Keats-Kanal: Trotz Durchschnittstemperaturen von fünf Grad Celsius besteht die Vegetation Feuerlands bis circa 100 Meter über Normalnull aus immergrünem Regenwald. Dieser stellt sich einem entgegen wie eine grüne Mauer. Nur der Wind verlangt auch hier seinen Tribut und kämmt alles von West nach Ost.

Keine Wolke trübt den Himmel, als an diesem Morgen die Sonne über dem Agostini-Fjord aufgeht. Nur der Monte Buckland hat schon eine Nebelhaube aufgesetzt, untrügliches Zeichen für viel Wind in den oberen Luftschichten. So dauert es auch keine drei Stunden, bevor es wieder anfängt zu stürmen und zu regnen.

Wie ein Teppich überziehen Moospolster jeden Stein und jeden Baumstamm. Die Zartheit und Farbenpracht, die sich hier im Detail offenbaren, erscheinen wie ein Gegenentwurf zum brutal rauen Klima des Landes. Wer noch mehr sehen will: Fotograf Ralf Gantzhorn zeigt am 13. und 14. November eine Ausstellung im CCH Hamburg mit dem Titel "Kommt ein Hamburger ins Gebirge...".