Flughafen BER Wieder Eröffnung

Schon im Januar 1992 beginnen die Planungen für den neuen Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg BER. Seinerzeit ist noch Eberhard Diepgen von der CDU Regierender Bürgermeister von Berlin. Sein Nachfolger Klaus Wowereit (SPD, hier im Bild), der von 2001 bis 2016 die Stadt regiert, spricht am Tag des Spatenstichs von einem "glücklichen Tag für die Region".

Am 5. September 2006 starten die damaligen Landeschefs von Berlin und Brandenburg, Wowereit (3.v.l.) und Matthias Platzeck (3.v.r.) symbolisch die Bauarbeiten. Mit dabei auch Bahn-Chef Hartmut Mehdorn (2.v.l.) sowie Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (2.v.r.). Zum damaligen Zeitpunkt sind Kosten von zwei Milliarden Euro und eine Eröffnung im Oktober 2011 geplant.

Die folgende Pannenserie festigt den Ruf des Flughafens als Problem-BER. Erstmals muss die Eröffnung wegen der Pleite einer Planungsfirma auf 2012 verschoben werden. Im Mai 2012 machen dann technische Probleme mit der Brandschutzanlage den Planern einen Strich durch die Rechnung.

Nur vier Wochen vor dem angesetzten Termin am 3. Juni wird deshalb die Eröffnung abgesagt. Wenige Tage später wird der 17. März 2013 als neues Datum für die Inbetriebnahme genannt.

Im September 2012 ergibt eine Analyse des Technikchefs Horst Amann zahlreiche Mängel über den Brandschutz hinaus. Der Aufsichtsrat verschiebt die Eröffnung daraufhin auf den 27. Oktober 2013.

Klaus Wowereit tritt Anfang 2013 nach zwei geplatzten Eröffnungsterminen erst als Vorsitzender des Aufsichtsrats und anschließend auch als Regierender Bürgermeister Berlins zurück. Sein Nachfolger wird Michael Müller, der Wowereit zumindest einen Teil der Schuld an den Verzögerungen gibt: "Mit dem Wissen von heute war es ein Fehler, die Generalplaner vom Flughafen zu entlassen."

Doch die Probleme gehen weiter: Zu kurze Rolltreppen, falsch gepflanzte Bäume, vergessene Kabelschächte, unauffindbare Räume, Licht, das sich nicht ausschalten lässt - 2013 ist von insgesamt rund 150.000 Baumängeln die Rede.

Auch der Termin 27. Oktober 2013 platzt. Die Eröffnung wird auf unbestimmte Zeit verschoben.

Auf Vorschlag von Flughafenchef Mehdorn beschließt der Aufsichtsrat im Dezember 2014 einen Zeitplan mit Ziel einer Eröffnung im zweiten Halbjahr 2017. Baulich soll das Milliardenprojekt im März 2016 fertig sein.

Ende 2014 tritt Mehdorn ab. Im August 2015 muss der neue Flughafenchef Karsten Mühlenfeld einräumen, die Baufertigstellung werde nicht bis März 2016 gelingen. Grund sei die Insolvenz des Gebäudetechnikausrüsters Imtech Deutschland.

Im März 2016 wird klar: Der Flughafen muss umfangreiche Genehmigungsunterlagen an mehreren Stellen nachbessern, möglicherweise auch noch mehr umbauen. Das ergibt sich aus Nachforderungen des Bauordnungsamts.

Im Januar 2017 verschiebt Mühlenfeld die Eröffnung ins Jahr 2018. Auf der Baustelle gibt es immer wieder neue Probleme, darunter Türen, die sich nicht steuern lassen, und Sprinkler, aus denen es nur tröpfelt.

Anfang März 2017 übernimmt der bisherige Berliner Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup als neuer Flughafenchef.

Zu diesem Zeitpunkt bauen die Verantwortlichen schon doppelt so lange wie geplant am drittgrößten deutschen Flughafen.

Trotz der Pannenserie sieht die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin keine Alternative zu dem Projekt: Die Nachfrage nach Luftverkehr von und nach Berlin "wächst ungebrochen" und die beiden existierenden Flughäfen arbeiteten an ihrer Kapazitätsgrenze, sagt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Christian Wiesenhütter.

Im Dezember 2017 verständigen sich der Aufsichtsrat und Lütke Daldrup darauf, den Flughafen im Oktober 2020 in Betrieb zu nehmen. Tegel soll dann schließen, das alte Schönefelder Terminal vorübergehend in Betrieb bleiben. Es gibt jedoch Warnungen, der BER könnte schon bei seiner Eröffnung für das Passagieraufkommen nicht groß genug sein.

Die Kosten haben sich bis dahin mehr als verdoppelt - von den ursprünglich geplanten zwei Milliarden auf rund sechs Milliarden Euro.

Testlauf: Die Monitore am neuen Hauptstadtflughafen zeigen Ankünfte und Abflüge des benachbarten Flughafens Schönefeld. Viele Details funktionieren immerhin.

Für den weiteren Ausbau des Airports haben sich die Verantwortlichen eine strenge Ausgabendisziplin verordnet. Das geplante zusätzliche Abfertigungsgebäude neben dem Hauptterminal wird mit rund 100 Millionen Euro veranschlagt und damit halb so teuer wie geplant, kündigt Lütke Daldrup an.

Die Kosten für das Flughafenprojekt sind inzwischen auf mehr als sieben Milliarden Euro gestiegen. Ein Teil davon geht auch auf das Konto der deutlichen Vergrößerung des Airports.

Am 30. Juli 2019 feiert Lütke Daldrup an Terminal 2 Richtfest. Anders als die bisherigen Teile des BER baut die Flughafengesellschaft FBB Terminal 2 nicht selbst. Es wird von der Firma Zech Bau schlüsselfertig erstellt. Kurz darauf gibt es Berichte über gravierende Planungsdefizite, die zu erheblichen Mängeln am Neubau geführt hätten. Ein BER-Sprecher dementiert. Ein Verzug beim Terminal 2 sei aber nicht vollständig auszuschließen.

Ende September 2019 bekräftigen Aufsichtsrat und Vorstand nach TÜV-Prüfungen den Zeitplan. Lütke Daldrup zeigt sich zuversichtlich: "Wir haben viele Detailthemen, aber einen echten Showstopper haben wir nicht."

Noch immer müssen zahlreiche Mängel an den Kabelverbindungen abgearbeitet werden. Nachgeprüft werden müssen aber auch Brandschutzsysteme wie etwa sogenannte Rauchschürzen sowie die technischen Systeme des Bahnhofs im Zusammenspiel mit den Anlagen des darüber liegenden Flughafens. Diese Prüfungen sollen in den kommenden Wochen beginnen.