Fahrerrangliste in der Formel 1 Rambos, Anfänger, Lokalmatadoren

Platz 20: Jolyon Palmer
Kaum vorstellbar, dass der Brite im Renault-Cockpit noch eine weitere Saison in der Formel 1 erleben wird. Bisher hat Palmer noch keinen WM-Punkt einfahren können und jedes Qualifying-Duell gegen seinen Teamkollegen Nico Hülkenberg verloren. Zwischenzeitlich musste er sogar fürchten, schon nach der Sommerpause ersetzt zu werden. Nun gibt es doch erst am Ende der Saison einen sauberen Schnitt - Renault verzichtet dann für den Erfolg auf Palmers Sponsorengelder.

Platz 19: Marcus Ericsson
Es ist schwer zu sagen, ob der Sauber-Pilot für sich selbst oder für die Teambesitzer von einem engen Duell mit Teamkollege Pascal Wehrlein spricht. "Der Abstand zwischen uns ist sehr gering", sagte Ericsson in der Sommerpause. Tatsächlich verlor der Schwede sieben von neun Qualifying-Duellen gegen Wehrlein - und der Deutsche holte auch noch fünf WM-Punkte. Ericssons Zukunft in der Formel 1 ist ungewiss, die schwedischen Besitzer dürften irgendwann in Erklärungsnöte kommen.

Platz 18: Daniil Kvyat
Vier Jahre fährt der Russe bereits in der Formel 1, es gibt aber immer wieder Rennen, in denen er unerklärliche Anfängerfehler macht - sein Strafregister spricht für sich: Zehn Punkte hat er bereits gesammelt, kommen bis zum Großen Preis der USA zwei Strafpunkte hinzu, muss Kvyat ein Rennen aussetzen. Im Qualifying ist er auf Augenhöhe mit Toro Rosso-Kollege Carlos Sainz, doch sonntags steht er sich mit seiner emotionalen Fahrweise selbst im Weg.

Platz 17: Stoffel Vandoorne
Der Lokalmatador geht mit Rückenwind in den Großen Preis von Belgien, McLaren verlängerte seinen Vertrag bis Ende 2018. Das Team ist zufrieden mit Vandoorne, der trotzdem klar im Schatten von Fernando Alonso steht. Sein Teamkollege bestimmt die Schlagzeilen, obwohl der Belgier in den Rennen sogar fünfmal vor Alonso landete - was vor allem an den Problemen des Motorenlieferanten Honda lag. In den vergangenen beiden Rennen war bei Vandoorne ein Aufwärtstrend zu beobachten.

Platz 16: Kevin Magnussen
In Deutschland fährt der Däne häufig unter dem Radar, dabei ist er auch schon seit 2014 in der Formel 1 und holte seitdem 73 WM-Punkte. Im vergangenen Rennen in Budapest geriet er aber auf der Strecke mit Nico Hülkenberg aneinander, der Deutsche nannte Magnussen im Anschluss vor TV-Kameras den "unfairsten Fahrer des Rennens". Dessen Antwort ist wohl mit "Leck mich" am besten zu übersetzen. Sportlich hält Magnussen mit seinem Teamkollegen bei Haas, Romain Grosjean, ordentlich mit.

Platz 15: Lance Stroll
Der kanadische Jungprofi muss sich zu Beginn der Saison ein dickes Fell zugelegt haben. Eklatante Fehler bei den Testfahren, sechs Rennen lang chancenlos gegen Williams-Teamkollege Felipe Massa - und dann noch die Diskussionen um Papas Millionen. Aber seit dem Rennen in Montréal hat Stroll bewiesen, dass er genug Talent für die Formel 1 mitbringt. Dank seiner belgischen Mutter steht nun das zweite Heimrennen der Saison an - ein gutes Omen?

Platz 14: Romain Grosjean
Der Franzose gehört schon seit 2012 zum Establishment der Formel 1. In dieser Saison konnte Grosjean aber nicht an die starke Debütsaison für Haas anknüpfen, bisher holte er nur sieben WM-Punkte mehr als Teamkollege Kevin Magnussen. Die neue Generation der Formel-1-Boliden scheint ihm nicht zu liegen, immer wieder klagt er über die Abstimmung. Grosjean hätte Haas gerne als Sprungbrett genutzt, aber er wird bei keinem besseren Team unterkommen.

Platz 13: Pascal Wehrlein
Die Zukunft des Sauber-Piloten ist mal wieder ungewiss und Wehrlein selbst stellt sich schon auf eine ähnlich späte Entscheidung wie in den vergangenen beiden Jahren ein. Dabei zeigt der Deutsche auch in seiner zweiten Formel-1-Saison, wie viel Talent er mitbringt. Seinen Teamkollege Marcus Ericsson dominiert er deutlich, das unterlegene Auto macht aber eben nicht viel mehr möglich als die bisherigen fünf WM-Punkte.

Platz 12: Carlos Sainz Jr.
Eigentlich gehört es zur Strategie von Red Bull, seine Nachwuchsfahrer höchstens drei Jahre lang bei Toro Rosso auszubilden. Wer es dann nicht zu den großen Bullen schafft, ist nicht gut genug. Bei Sainz könnte nun eine Ausnahme gemacht werden. Der Weg nach oben ist wegen den Verträgen von Max Verstappen und Daniel Ricciardo versperrt und die Verantwortlichen bei Red Bull sind zufrieden mit Sainz. Bisher sammelte der Spanier 35 WM-Punkte und hat Teamkollege Kvyat klar im Griff.

Platz 11: Felipe Massa
Der Brasilianer ist ein Phänomen. In der vergangenen Saison wirkte Massa müde, nicht mehr wirklich bereit für die Formel 1 und so folgte ein tränenreicher Abschied. Wenige Wochen später befand sich Williams in der Bredouille, als Valtteri Bottas zu Mercedes wechselte und das Cockpit neben Lance Stroll vakant war. Massa kam zurück - und fährt konstanter als 2016. Letztlich sprangen bisher aber nur fünf WM-Punkte mehr raus als für Stroll, der wurde in Baku aber auch eher zufällig auf das Podium gespült.

Platz 10: Esteban Ocon
Der junge Franzose brauchte nur ein paar Rennen im mittlerweile insolventen Manor-Team, um die Verantwortlichen von Force India zu überzeugen. Der Formel-3- und GP3-Meister der Jahre 2014 und 2015 fährt eine starke Saison, punktete in zehn von elf Rennen und macht sein Team zusammen mit Sergio Pérez zur klaren Nummer vier im Feld. In Baku sorgte Ocon allerdings mit einem missglückten Überholmanöver für das Aus von Pérez - einer der wenigen Minuspunkte in seiner Bilanz bis Spa.

Platz 9: Nico Hülkenberg
Es bleibt dabei, auch bei Renault will es für Hülkenberg bisher nicht mit dem ersten Podium seiner Karriere klappen. In 126 Rennen holte er 388 WM-Punkte, dabei kommt der 30-Jährige mit allen Bedingungen klar und erarbeitet sich mit starken Qualifyings stets gute Ausgangspositionen für die Rennen. Allerdings: In Aserbaidschan war die Chance auf einen Podestplatz riesig, dort leistete er sich aber einen seiner seltenen Fehler.

Platz 8: Kimi Räikkönen
Anders als Mercedes setzt Ferrari mit Sebastian Vettel auf eine klare Nummer eins, für Kimi Räikkönen bleibt deshalb nur die Rolle des Adjutanten. Wenn es ein Rennen wie in Spielberg oder Budapest verlangt, muss der Finne eben für Vettel das Hindernis spielen, um die silberne Konkurrenz auszubremsen. Zu Beginn der Saison kämpfte Räikkönen noch mit Problemen, mittlerweile füllt er seine Rolle sehr gut aus. Sein letzter Sieg liegt allerdings bereits über vier Jahre zurück.

Platz 7: Sergio Pérez
Der Mexikaner steckt in der Zwickmühle. Seinen konstanten Leistungen hat es Force India zu verdanken, mit deutlichem Abstand Vierter der Konstrukteurswertung zu sein. Pérez macht selten spektakuläre Dinge auf der Strecke, aber er holt stets das Optimum aus seinem Rennwagen heraus. Die logische Folge wäre ein Wechsel zu einem Top-Team, aber dort sind alle Plätze belegt. Denkbar wäre ein Wechsel zu Renault, aber Stand heute wäre das ein sportlicher Rückschritt.

Platz 6: Daniel Ricciardo
In der WM-Wertung hat der Australier 50 Punkte mehr gesammelt als Teamkollege Max Verstappen und trotzdem liegt er in der Fahrer-Rangliste hinter dem Niederländer? Seine guten Ergebnisse (Sieg in Baku, insgesamt fünfmal auf dem Podium) kamen teilweise glücklich zustande. Anders als im Vorjahr zeigte Ricciardo in dieser Saison noch zu selten, welch großes Talent er besitzt.

Platz 5: Max Verstappen
Die vielen niederländischen Zuschauer in Spa zeigen mal wieder, dass Verstappen in seiner Heimat das werden kann, was er für viele in Deutschland war: ein Fahrer, der die Formel 1 in seinem Land zu einem Massenevent macht. Die mäßigen Ergebnisse dieser Saison haben an Verstappens Status als nationales Idol nichts verändert. In den meisten Fällen konnte der 19-Jährige nichts für seine Ausfälle, völlig fehlerfrei war er aber auch nicht. Verstappen und Red Bull brauchen mehr Konstanz.

Platz 4: Fernando Alonso
Der zweifache Weltmeister wird seiner Karriere wohl keinen drittel Formel-1-Titel hinzufügen können. Alonso, noch ohne Vertrag für 2018, hatte auf einen Platz bei Mercedes oder Ferrari gehofft und von der Schnelligkeit her würde er da auch hingehören, es besteht jedoch kein Bedarf. Die Rückkehr zu Renault wäre eine weitere Option, ein WM-Kandidat wäre Alonso dann wieder nicht. Also weiter McLaren? Auch wenn es ihn nicht zufriedenstellt: Seine Leistung mit dem unterlegenen Honda-Motor waren bemerkenswert.

Platz 3: Valtteri Bottas
Der Finne in Diensten von Mercedes galt vor der Saison als entspannte Lösung, die Lewis Hamilton ergänzen, aber eben nicht gefährlich werden kann. Insofern ist Bottas die Überraschung der Saison, denn nach anfänglichen Problemen fährt er seit seinem Sieg in Russland auf konstant hohem Niveau. In den vergangenen fünf Rennen holte Bottas sogar mehr Punkte als Hamilton und Vettel. Bei gleichen Bedingungen ist sein Teamkollege aber weiterhin schneller.

Platz 2: Sebastian Vettel
Es hat zwei Jahre gedauert, aber Vettel hat Ferrari mit seinem Perfektionismus, seinem technischen Verständnis und bemerkenswerter Ausdauer wieder zu einem Top-Team gemacht - und wohl auch deshalb gerade seinen Vertrag verlängert. Die Regeländerungen spielten Vettel in die Karten, so konnte das Team bei null anfangen und die breiteren Autos passen gut zu seinem Fahrstil. Ohne die Rambo-Attacke in Baku, als er Lewis Hamilton ins Auto fuhr, wäre Vettel wohl auf Platz eins gelandet. Das war fahrlässig und hätte bei einer härteren Bestrafung der entscheidende Rückschlag im Titelrennen sein können.

Platz 1: Lewis Hamilton
In Spa fährt der Brite sein 200. Formel-1-Rennen. Nach seinem Sieg im Qualifying hat er den Rekord von Michael Schumacher (68 Polepositions) eingestellt. Es ist also ein historisches Wochenende für Hamilton. Bisher war es aber nicht mal seine beste erste Saisonhälfte, was vor allem an der Schwierigkeit seines Mercedes lag, die Reifen auf die richtige Temperatur zu bringen. Sechs Polepositions zeigen, dass er im Kampf gegen die Uhr der beste Fahrer im Feld ist.