Sowjetische Bushaltestellen-Kunst Haaalt!

Jetzt aber zackig: Dieses Haltehäuschen fand Christopher Herwig für sein Fotobuch "Soviet Bus Stops" in Pitsunda, einem Kurort an der Schwarzmeerküste von Abchasien.

Nicht nur ein Ort zum Warten, sondern auch einer der künstlerischen Freiheit. Anders als man annehmen könnte, hatten die Architekten der Haltehäuschen vielerorts in der ehemaligen Sowjetunion ziemlich freie Hand bei deren Gestaltung. Diese Haltestelle befindet sich im armenischen Saratak.

Wahrscheinlich hatte man sich auf den Straßen hinter dem Eisernen Vorhang eher konform zu verhalten. Haltestellen-Experimente waren ganz offensichtlich jedoch gerne gesehen.

Dieses hier steht am Wegesrand im weißrussischen Slabodka.

Innerhalb von zwölf Jahren hat der in Kanada geborene Fotograf Christopher Herwig rund 30.000 Kilometer zurückgelegt, um in 13 Ländern der ehemaligen Sowjetunion die schicksten Bushaltestellen zu finden.

Herwig studierte Blogs, befragte Bus- und Taxifahrer und Google Earth, wo er am besten den nächsten Stop einlegt. Hier hat er in Gagra, Abchasien haltgemacht, um seine Kamera aufzubauen.

Recherche mit Risiko: Ein Taxifahrer in Abchasien beschuldigte Herwig, ein georgischer Spion zu sein. Dass sich einer einfach nur für Bushaltestellen interessiert, konnte sich der Mann nicht vorstellen und verlangte Schweigegeld. Die Speicherkarte seiner Kamera versteckte Herwig später zur Sicherheit in seiner Unterhose.

Entspannter konnte er im estnischen Kootsi arbeiten.

Zwischen 2003 und 2006 lebte Fotograf Christopher Herwig in Kasachstan. Von dort aus forschte er auch in Kirgisien, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan nach Kunst am Wegesrand.

"Entlang der Seidenstraße fielen mir immer noch mehr faszinierende Haltestellen auf. Oft standen sie mitten in der Steppe oder auf dem Land, wo weit und breit keine Menschen waren", sagt Herwig.

Wer weiß, wie lange die Kunstwerke noch in der Landschaft stehen. Um ihren Erhalt wird sich kaum gekümmert.

Klar, dass der Fotograf um diese Haltestelle in Kasachstan keinen Bogen machte.

Eher Skulptur als Haltestelle: Beflügeltes Warten im kirgisischen Karakol.

Im litauischen Kaunas wurde am Straßenrand eher formstreng gebaut.

Auch die Haltestelle in Rokiskis, Richtung lettische Grenze, ist eher schlicht im Design.