Urheberrechtsposse Steinreich dank Goebbels' Tagebüchern

Er verbreitete die Worte seines Nazi-Helden - und verdiente noch daran. Trickreich sicherte sich der Schweizer François Genoud nach dem Krieg die Rechte an Goebbels' Tagebüchern. Sogar Deutschland überwies horrende Summen an den bekennenden Hitler-Verehrer, seine Nachkommen kassieren bis heute.
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Bestseller-Autor: Der damalige Gauleiter Joseph Goebbels sitzt um 1930 an seinem Schreibtisch in Berlin. Einige Jahre zuvor, 1923, begann der Nationalsozialist ein Tagebuch zu führen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden seine Schriften zu einer der wichtigsten Quellen der deutschen Zeitgeschichte. Die Auswertung wurde jedoch durch einen Schweizer Bankier erschwert, der sich nach Goebbels Tod die Verwertungsrechte sicherte.

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Gerissener Banker: Der Schweizer François Genoud traf Joseph Goebbels nie persönlich. Der überzeugte Nationalsozialist, hier am 18. März 1965, handelte jedoch nach dem Tod des NS-Propagandaministers mit dessen Angehörigen die Verwertungsrechte von Goebbels' Schriften aus. Er versprach der Familie die Hälfte der Einnahmen - die andere Hälfte machte ihn zum reichen Mann.

Foto: BLONDEL/ AP
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Tagebuchseite: 1992 veröffentlichte der SPIEGEL diese Seite aus den Tagebüchern von Joseph Goebbels. Der Eintrag stammt vom 23. September 1938. Wie immer kassierte Genoud Geld für die Veröffentlichung.

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Prägende Begegnung: Auf der Rheinfahrt zur Festung Ehrenbreitstein am 26. August 1934 grüßt Adolf Hitler die Bürger an Land und auf dem Wasser. Im Hintergrund steht das Rheinhotel Dreesen - dort traf François Genoud zwei Jahre zuvor das erste Mal auf den NSDAP-Chef. Die beiden gaben sich die Hand und wechselten ein paar Worte, die Genoud offenbar tief beeindruckten.

Foto: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz/Heinrich Hoffmann
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Interne Informationen: Adolf Hitler, Martin Bormann, Hermann Göring und Baldur von Schirach trafen sich im Oktober 1936 auf dem Obersalzberg zu einer Wirtschaftsdiskussion über den Vierjahresplan. Die Rechte an Notizen Bormanns lagen ebenfalls bei François Genoud.

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Brief an Dönitz: Am 29. April 1945 schreibt Hitlers Privatsekretär Martin Bormann in einem Brief an Karl Dönitz: "Lieber Großadmiral! Da wegen des Ausbleibens aller Divisionen unsere Lage hoffnungslos erscheint, diktierte der Führer in der vergangenen Nacht das anliegende politische Testament. Heil Hitler! Ihr M. Bormann" Hitler hatte in jenem politischen Testament Karl Dönitz als seinen Nachfolger bestimmt.

Foto: Getty Images
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Bekannte Worte: Im Februar 1943 rief Joseph Goebbels, hier auf einem undatierten Foto, in seiner berüchtigten, fast zweistündigen Rede im Berliner Sportpalast zum "totalen Krieg" auf. Wie er damals seine Rede strategisch plante, geht aus seinen Tagebüchern hervor.

Foto: dpa
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Propaganda-Zeitung: Die rechte Wochenzeitung "Das Reich" erschien von 1940 bis 1945. In der 46. Ausgabe vom 16. November 1941 erschien auf dem Titel der Leitartikel "Die Juden sind schuld!" von Joseph Goebbels.

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Erste Veröffentlichung der Tagebücher Goebbels: 1977 veröffentlichte der Verlag Hoffmann und Campe die Tagebücher von Joseph Goebbels. Der Nationalsozialist führte vom Oktober 1923 bis zu seinem Suizid 1945 regelmäßig Tagebuch. Insgesamt kamen dabei rund 7000 Seiten zusammen.

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Semi-autobiografische Schrift: 1924 schrieb Joseph Goebbels seinen ersten und einzigen Roman "Michael - Ein deutsches Schicksal in Tagebuchblättern". Darin schuf er eine Romanfigur, die teils autobiografisch ist und sich teils am Leben seines Jugendfreundes Richard Flisges orientiert. Flisges verunglückte im Tagebau. Für die Veröffentlichung 1929 baute er zusätzlich rechte Ideologie in die Handlung. Literarisch gilt das Werk als wenig gelungen.

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Selbgewähltes Ende: Wie schon Hitler und Goebbels wollte sich auch François Genoud, hier im Juni 1982, selbst das Leben nehmen. Am 30. Mai 1996 lud er enge Freunde und seine beiden Töchter Martine und Francoise zum Essen in ein Restaurant ein. Dann wurde er von ihnen nach Hause begleitet, wo er sich mit einem Gift-Cocktail umbrachte.

Seinen Suizid hatte er bereits ein Jahr zuvor geplant. 1995 trat er dem Schweizer Sterbehilfe-Verein "Exit" bei und gab dort an, nach dem Tod seiner zweiten Frau Elisabeth 1991 nicht länger leben zu wollen.

Foto: dpa
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