Legendäre WM-Viertelfinals Die Hand Gottes und Uwe Seelers Hinterkopf

Ein Spickzettel fürs Elfmeterschießen, "unbezähmbare Löwen" und ein fieser Bösewicht: WM-Viertelfinals boten oft das ganz große Drama. Ein Rückblick in Bildern.
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Spötter behaupten, sogar alle 114.580 Zuschauer im Stadion hätten bei der WM 1986 in Mexiko gesehen, was Schiedsrichter Ali Bennaceur aus Tunesien entging: In der 51. Spielminute des Viertelfinalspiels Argentinien gegen England beförderte Diego Maradona den Ball mit der linken Hand über den 20 Zentimeter größeren Keeper Peter Shilton. "Es war ein wenig mit meinem Kopf, ein wenig mit der Hand Gottes", so Maradona später. Das Skandal-Tor der Fußballgeschichte war geboren.

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Im Viertelfinale der WM 2006 gegen Argentinien glich Deutschland erst zehn Minuten vor Schluss durch Miroslav Klose aus. Nach 120 nervenaufreibenden Minuten musste die Entscheidung vom Punkt fallen. Beide Teams traten mit einer makellosen Bilanz in Sachen Elfmeterschießen bei WM-Turnieren an. Am Ende hatte Deutschland mit Keeper Jens Lehmann die Nase vorn.

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Auffällig nutzte Lehmann während des Elfmeterschießens einen Spickzettel. Beim zweiten Schützen war die Information auf dem Zettel entscheidend: Roberto Ayala wählte die von Torwarttrainer Andreas Köpke prophezeite Ecke - Lehmann hielt. Unschön: Nach einem Gerangel nach Spielende und einem Faustschlag wurde Torsten Frings für das Halbfinale gesperrt, und Deutschland schied ohne ihn gegen Italien aus.

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Der rechte Außenrist des Dennis Bergkamp und damit eines der schönsten Tore der WM-Geschichte prägten das Viertelfinale zwischen den Niederlanden und Argentinien bei der WM 1998. In der 89. Minute nahm Bergkamp einen aus der eigenen Hälfte geschlagenen langen Ball mit einem perfekten ersten Kontakt an, schickte seinen Gegenspieler Roberto Ayala mit einem Haken ins Leere und schloss mit dem rechten Außenrist ins lange Eck ab. Für ihn war es "der perfekte Moment", für die Niederlande bedeutete der 2:1-Treffer den Einzug ins Halbfinale.

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Bei der WM 1998 schied die DFB-Elf im Viertelfinale gegen Kroatien aus. Schuld hatte der Schiedsrichter - jedenfalls für Bundestrainer Berti Vogts, der gar eine Verschwörung witterte. Es ging um die Rote Karte gegen Christian Wörns (Bild). "Gelb wäre, wenn überhaupt, berechtigt gewesen", schimpfte Vogts.

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Der Bundestrainer legte nach: "Aber es gab hier überhaupt seltsame Entscheidungen gegen die deutsche Mannschaft, nicht nur gegen Kroatien. Der DFB muss ein klares Wort auch in Richtung Fifa sprechen. Vielleicht ist einigen der deutsche Fußball zu erfolgreich. Andere können spucken, kratzen, beißen." Und Vogts selbst? Er wechselte im Laufe des Spiels weitere Stürmer ein. Die insgesamt vier Angreifer nahmen sich vorne gegenseitig den Raum, während die DFB-Elf hinten Konter fing. Am Ende hieß es 0:3 - eine der höchsten WM-Pleiten der DFB-Geschichte.

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2002 fand die Weltmeisterschaft erstmals in zwei Ländern und erstmals in Asien statt. Zum ersten Mal seit 1934 schafften es zudem vier "Neulinge" ins Viertelfinale. Südkorea (Bild), Senegal, die Türkei und die USA standen erstmals in ihrer WM-Geschichte in der Runde der letzten acht Teams. Zum ersten Mal standen auch Mannschaften aus fünf Fifa-Kontinentalverbänden im Viertelfinale. Europa war nur mit vier Vertretern beteiligt, so wenig präsent waren die Europäer zuletzt 1970 in Mexiko gewesen.

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Die Pressestimmen nach dem Aus Ghanas im Viertelfinale der WM 2010 in Südafafrika geben einen Eindruck über die Dimension, die dieses Spiel für ganz Afrika hatte. "Afrika trauert" ("Saturday Star"), "Betrug! Afrika wurde bestohlen" ("Argus"), "Den Stars entgleitet die Geschichte" ("Ghanaian Times"). In jeder dramatischen Geschichte gibt es auch einen fiesen Bösewicht.

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Diese Rolle übernahm Luis Suárez. In den letzten Sekunden der Verlängerung verhinderte der Stürmer Uruguays mit der Hand ein sicheres Tor für Ghana. Dieser Treffer hätte das Weiterkommen und den erstmaligen Einzug einer afrikanischen Mannschaft ins Halbfinale einer WM bedeutet. Zwar bekam Ghana einen Strafstoß, und Suárez wurde vom Platz gestellt, doch Asamoah Gyan verschoss, und Ghana scheiterte im anschließenden Elfmeterschießen.

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Das dramatische Halbfinale bei der WM 1970 zwischen Italien und der Bundesrepublik Deutschland endete 4:3 nach Verlängerung. Noch heute verweist eine Erinnerungstafel am Aztekenstadion auf diese legendäre Partie. Hätte es dieses Spiel nicht gegeben, das Viertelfinale drei Tage zuvor zwischen Deutschland und England trüge vermutlich den Titel "Jahrhundertspiel".

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Das Team von Bundestrainer Helmut Schön lag bis zur 67. Minute 0:2 in Rückstand. Ein Solo von Franz Beckenbauer und das wohl berühmteste Tor von Uwe Seeler - ein Kopfball mit dem Hinterkopf - retteten die BRD in die Verlängerung. Gerd Müller erzielte in der 108. Minute das entscheidende 3:2 und sorgte damit für die Revanche für das verlorene Endspiel bei der WM 1966. "Es war eines der größten Spiele unserer Mannschaft überhaupt", lobte Bundestrainer Helmut Schön später. "Ein Sieg wie nie! Haben wir gezittert", titelte der "Kicker". Laut DFB hatte Deutschland 12:7 Ecken und 45:29 Torschüsse.

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Erst drei afrikanische Teams schafften bislang den Einzug ins Viertelfinale einer WM. Die Vorreiter waren "Die unbezähmbaren Löwen" Kameruns. Für Kamerun war schon das erste Spiel der WM 1990 eine Sensation. Man schlug Weltmeister Argentinien. Der reaktivierte 38-jährige Roger Milla ebnete mit vier Toren den Weg ins Viertelfinale. Sein Torjubel, der Makossa-Tanz an der Eckfahne (Bild), machte ihn weltberühmt. Für den ganz großen Wurf reichte es dennoch nicht. Am Ende hieß es im Viertelfinale 2:3 gegen England durch zwei Elfmetertore von Gary Lineker.

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