Wie die Zeit vergeht mit... Bartmode

Sie zierten Künstler, Kaiser, Komiker und Diktatoren: Bärte. einestages zeigt die wichtigsten und berühmtesten Trendsetter in Sachen Gesichtsfrisur. Bei manchen war der Bart ein politisches Statement, Clark Gable und Abraham Lincoln wollten mit ihrem hauptsächlich Frauen beeindrucken.
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Sie zierten Künstler, Kaiser, Komiker und Diktatoren: Bärte. einestages zeigt die wichtigsten und berühmtesten Trendsetter in Sachen Gesichtsfrisur. Bei manchen war der Bart ein politisches Statement, Clark Gable und Abraham Lincoln wollten mit ihrem hauptsächlich Frauen beeindrucken.

Reisen Sie in der einestages-Bildergalerie durch die Jahrzehnte!

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1860

Bitte ein Bart: Einer der ersten berühmten Bartträger war Abraham Lincoln, der 16. Präsident der Vereinigten Staaten. Den Bart ohne Schnauzer soll "Abe" auf Wunsch der elf Jahre alten Grace Bedell stehen gelassen haben. Die glühende Anhängerin der Republikaner schrieb Lincoln in einem Brief, dass sie von ihren Brüdern immer für den hageren Präsidentschaftskandidaten ausgelacht würde:

"Wenn Sie Ihren Backenbart wachsen lassen, werde ich meine Brüder dazu bringen, Sie zu wählen, und es würde besser aussehen, weil Ihr Gesicht so dünn ist. Alle Frauen mögen Bärte und sie würden ihre Männer dazu bringen, Sie zu wählen, und dann wären Sie Präsident."

Grace behielt recht: Lincoln ließ den Bart stehen und wurde Präsident. Bis heute ist der Bart als Lincoln, Schifferkrause oder Chin Curtain bekannt, wird aber hauptsächlich von verheirateten Amish oder Mormonen getragen.

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1870

Rauschebart-Revolution: Ein wenig erinnert Karl Marx' wallende Backenmähne an die Haarpracht des Weihnachtsmanns. Tatsächlich war dieser Bart aber keinesfalls ein Ausdruck von Gutmütigkeit, sondern ein zeitgenössisches Kennzeichen der Revolution. Der Revoluzzerbart kam mit der französischen Juli-Revolution 1830 auf und verbreitete sich nach 1848 auch in Deutschland. Der Trend hielt sich in Revoluzzer-Kreisen bis ins 20. Jahrhundert, berühmte Träger sind Che Guevara und Fidel Castro.

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dpa

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1900

Kaiserlicher Haarwuchs: Die extravagante Form des Kaiser-Wilhelm-Barts ließ sich nur aufrechterhalten, indem der Kaiser nachts eine hinter den Ohren befestigte Bartbinde trug. Der Bart des letzten deutschen Kaisers war so markant, dass er bei Anhängern zum Symbol für Kaisertreue wurde. So siegessicher wie sein Schnurrbart, dessen gezwirbelte Enden sich geradezu triumphierend gen Himmel streckten, war Kaiser Wilhelm II. nicht, als er sich gegen Ende des Ersten Weltkriegs im belgischen Spa verschanzte. Der Kaiser wurde abgeschafft, der Bart hat's überlebt - und trägt noch heute seinen Namen.

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1930

Unliebsamer Doppelgänger: Charlie Chaplin muss sich geärgert haben. Ausgerechnet sein markantes Zweifingerbärtchen wurde zum Markenzeichen Adolf Hitlers. Dabei trug der britische Komiker diesen Bart schon in der kurzen Stummfilm-Komödie "Mabel's Busy Day", die im Juni 1914 in die Kinos kam. Zu diesem Zeitpunkt hatte der zukünftige Diktator noch einen preußischen Schnurrbart mit langen Barthaaren.

Wenige Monate später zog Hitler als Soldat in den Ersten Weltkrieg und musste das unbändige Oberlippenhaar trimmen - der lange Bart behinderte ihn beim Einsatz einer Gasmaske. Nur ein Jahrzehnt später stand der kurze Bartblock für den unangenehmeren der beiden Zeitgenossen. In seinem ersten Tonfilm "Der große Diktator" nutzte Chaplin die skurrile Parallele, parodierte den Führer und rächte sich so an dem Bartgenossen. Der Diktator ist bis heute untrennbar mit dem Bartschnitt verbunden, den man inzwischen Hitlerbärtchen nennt.

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1940

Charmanter Moustache: Zu den elegantesten Schnurrbärten gehört zweifelsohne der Clark-Gable-Bart. Mit dem schmalen Oberlippenbart verführte Clark Gable Vivien Leigh in "Vom Winde verweht" - und damit Millionen Kinozuschauer auf der ganzen Welt. Einen weiteren prominenten Fan bekam der Gable-Bart mit Brad Pitt.

Für die Dreharbeiten zu "Inglourious Basterds" bekam Pitt die schmale Haarspur auf die Oberlippe frisiert und ließ sie auch nach Drehschluss stehen. Schnurrbärte, so Pitt, würden einfach nicht genügend respektiert. Tja, manche Männer können eben alles tragen - sogar die Bartmode der Vierziger.

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1960

Kunstform "Exzentrismus": Provokante Werke, ein Ozelot als Haustier, ein exzentrischer Stil - der spanische Künstler Salvador Dalí war sowohl künstlerisch als auch modisch ein auffälliger Mensch und setzte sich auch gerne in Szene. Seine stachlig nach links und rechts stehenden Oberlippenhaare, in dessen Mitte er ein Loch rasierte, nannte er seine "Antennen", die ihm zum Empfang göttlicher Botschaften dienten. Kopiert wurde der exzentrische Salvador-Dalí-Bart eher selten - bis auf einen deutschen TV-Ermittler gibt es wenige Nachahmer. Dalí blieb ein Original.

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1970

And the Bart goes on: Zum Grauen der Eltern war der Vollbart wesentliches Kennzeichen der Flower-Power-Generation in den späten sechziger und frühen siebziger Jahren. Die Beatles lieferten nicht nur die Hymnen der Zeit, sie waren der Prototyp der haarigen Hardcore-Hippies mit gestriegelten Mähnen und wuchernden Bärten, wie hier George Harrison.

Kaum zu glauben, dass die Musiker ihre Karriere als Bubis ohne Barthaar begonnen hatten. Anfang der Siebziger trennten sich die Wege der vier Briten, der Vollbart aber hielt sich bis zum Ende des Jahrzehnts. Wenigstens auf die Bartmode war Verlass.

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1980

Schwarzer Block: Kaum ein Promi prägte den Begriff Pornobalken so maßgeblich wie Tom Selleck. Der "Magnum"-Starermittler war das Sinnbild des Schnurrbarts der achtziger Jahre. Dabei ist der schwarze Block, der sich wie angeklebt an Sellecks Oberlippe schmiegte, die perfekte Ergänzung zum krausen Brusthaar, das bei Magnum aus diversen Hawaiihemden hervorblitzte.

Darsteller Selleck hegte und pflegte das gute Stück wohl auch wegen einer Drohung: Seine Frau soll gedroht haben, sich von ihm scheiden zu lassen, sollte er den markanten Bart abrasieren. Magnum würde dazu sagen: "Ich weiß, was Sie jetzt denken, und Sie haben recht".

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1990

Bart is beautiful: Was haben Snoop Dog, Brad Pitt, Mel Gibson und Johnny Depp gemeinsam? Richtig: Sie alle experimentieren selbstbewusst mit ihrem Barthaar. Ein besonders seltsamer Trend, der ihnen in den Neunzigern im Gesicht stand: Der Goatee - ein zotteliger Ziegenbart - ist ein Schnauzer in Kombination mit einem längeren Kinnbart, der je nach Geschmack offen getragen, spitz gezwirbelt oder geflochten wird.

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2000

Weiche Schale, harter Kern: David Beckhams Haar- und Bartstile bewegen seit Jahren die Klatschseiten der Boulevard- und Modemagazine. Mit dem Dreitagebart wurde der britische Fußballer 2003 zum Trendsetter. Metrosexuell nannte man den neuen Stil, bei dem die Brust glattrasiert, das Gesicht aber mit verwegenen Stoppeln übersäht ist. Der metrosexuelle Mann pflegt sich, trägt Ohrringe, geht auch mal zur Maniküre oder zum Yoga. Als letzte Bastion steht der Schatten eines Barts auf seinem Unterkiefer und verteidigt die neue Männlichkeit.

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2010

Hipster: Man nehme einen ganz normalen Mann, reiche ihm eine auffällige Brille und einen Jutebeutel und verbiete ihm für einige Wochen das Rasieren und Frisieren jeglicher Körperbehaarung. Was kriegt man? Genau, einen Hipster.

Während der Prototyp meist aussieht wie eine Mischung aus Hippie, Kunststudent und H&M, zeigt der Hipster-Bart weitaus mehr Vielfalt. Mal gestutzt, mal in schamhaarartigen Zotteln aus dem Gesicht hängend, wie hier bei Ashton Kutcher, manchmal auch nur eine bemitleidenswerte Hommage an Tom Sellecks Pornobalken: Hauptsache hip.

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