Gründungswehen der Bundesrepublik Deutschland sucht die Superhymne

Konrad Adenauer zum 75. Geburtstag: Das Geschenk eines Bürgers, der mit seiner Umdichtung dem "lieben alten Deutschlandlied" zu neuem Glanz verhelfen wollte.
Deutschland, Deutschland, du mein Alles, /
du mein Alles in der Welt. /
Wenn es stets als Hort des Friedens /
brüderlich zusammenhält. /
Für die alten deutschen Grenzen, /
für den Schutz von Wald und Feld. /
Deutschland, Deutschland, du mein Alles, /
du mein Alles in der Welt.
(Bundeskanzler Konrad Adenauer vor dem Palais Schaumburg in Bonn am 5. Mai 1955.)

Aus der Feder eines Reichsbahnoberinspektors im Ruhestand, Dezember 1951:
Deutschland geht mir über alles, /
über alles in der Welt, /
wenn es stets zum Schutz und Trutze /
brüderlich zusammenhält. /
Für Einigkeit und Recht und Freiheit /
als des Glückes Unterpfand /
blüh im Glanze dieses Glückes, /
blühe Deutsches Vaterland.
(Bundespräsident Theodor Heuss bei der Bundesfeier der deutschen Jugend und des deutschen Sports am 24. und 25. September 1949 an der Gronau bei Bonn.)

Hymnendichtung eines Uno-Fans: Eingesandt 1951 aus Westfalen.
Was die andern Völker ließen, /
nach schwerem Kampf und langem Krieg, /
das lass dich nimmermehr verdrießen, /
hinauf, hinauf, auch ohne Krieg. /
Für dich kommt mal der Tag der Freude, /
dass du der 'Uno' angehörst, /
Dann erst erhebst du deine rechten Arme, /
Zum Himmel - ach! - empor und schwörst: /
Schwarz, rot, gold bleibt unsere Fahne, /
Republik das vierte Reich /
und vom Enkel bis zum Ahnen /
sind wir eines Sinnes gleich: /
Heldengeist und Heldentreue, /
Heldensinn und Heldenmut. /
Deutschland, Deutschland über alles, /
wenn dir das sitzt in deinem Blut.
(Bundeskanzlerin Angela Merkel und Roland Koch auf dem Bundesparteitag der CDU 2008.)

Liedgut aus Bayern: "Der defensive Charakter der Strophe wird zumal auch im Auslande vermutlich besonders Anerkennung finden", war dieser wenig versmaßsichere Hymnenlieferant überzeugt.
Schmach dem, der diesem Land /
stiehlt auch nur eine Hand /
vom Heimatgrund. /
Nie wird es dir gedeihn! /
Brachst in den Tempel ein, /
deutsch wird es ewig sein, /
schwört dir der Bund! /
Frei soll das Land meiner Väter sein, /
solange noch die Sterne glühn!
(Die Ruine des ehemaligen Deutschen Reichstags, 1951.)

Hymnenvorschlag eines volksdeutschen Flüchtlings aus Polen:
Deutschland, Deutschland unsere Habe, /
unser Hoffnungslicht. /
Schwer geprüft in unserer Lage /
doch wir zweifeln nicht. /
Wollen nun auf Gott vertrauen, /
bitten Gott um Rath,v
unsere Heimat aufzubauen, /
gründen unsern Staat.
(Wiederherstellungsarbeiten am Berliner Tiergarten, März 1950)

"...erlaube ich mir die Deutschlandhymne dem hochgeehrten Herrn Bundeskanzler ergebenst zu widmen": Der Textvorschlag eines Lehrers aus dem Frühjahr 1951.
Starker Glaube uns gemahnt, /
von den Alpen bis zum Meere, /
segne unser Vaterland! /
Unsre Täler, unsre Höhen /
sind uns Heimat, Brot und Heil! /
Unsre Herzen stets für Deutschland, /
Friede bei uns immer weil! /
Heitrer Sinn und frohes Schaffen, /
Freiheit, Recht empor zum Licht! /
Schwiele Hände sind unser Adel, /
Emsig Arbeit unsre Pflicht.
("Tag des Brotes" am 17. April 1950 in Bonn)

Beten, kämpfen, arbeiten: Verfasst 1951 von einem Rentner aus Bayern.
Segne Du, o Herr der deutschen Arbeit, /
auf dass Fleiss und Geist erhalten bleibt. /
Geht hin, verkündet dies in aller Welt: /
Wer Deutsch gewählt, der nie gefehlt. /
Wenn du mich rufst mein Heimatland, /
streit ich mit dir fürs Vaterland, /
Sprech kämpfend noch ich ein Gebet, /
weil meine Wieg' in Deutschland steht.
(Arbeiter bei der VW-Käfer-Produktion, 1953.)

Nationalliedvorschlag eines Studienrates: "Deutsche Wahrheit" betitelte der Autor sein Werk.
Gebt der Jugend ein Ziel, /
national, echt und groß. /
Es fällt keinem Staat /
ohne Mühn in den Schoß. /
Gebt der Jugend ein Lied, /
das Begeisterung bringt, /
Das zutiefst aus dem Herzen /
zum Herzen erklingt: /
Singt von Frieden und Freiheit, /
von Einigkeit und Recht. /
Ja, dann geht es dem Staat /
heut und künftig nicht schlecht.
(Meisterschaft im Jitterbug-Boogie-Woogie, Berlin 1952.)

"In einfachster Weise habe ich in Worte gekleidet, wie es jedes deutsche Herz fühlt": So pries ein Architekt dem "hochgeehrten Herrn Bundeskanzler" seine Verse an.
Land der Deutschen, /
Land der Treue, /
unser Vaterland all Zeit, /
Hort der Eintracht wirst du bleiben, /
wenn bleibst brüderlich vereint. /
Wo die hohen Eichen sausen, /
himmelan das Haupt gewandt. /
Wo die starken Ströme brausen, /
du bleibst unser Vaterland.
(Bauarbeiten an der Fassade vom Leineschloss in Hannover.)

Jugend im Fokus: Bereits im August 1949 meinte ein Flüchtling aus Ostpommern die Lösung des Hymnenproblems gefunden zu haben.
Deutschland, Deutschland, Land der Helden, /
wird es bleiben stets wie einst. /
Vorbildlich es immer gelte, /
denn es liegt im Deutschen-Geist! /
Diesen Ruhm uns keiner nehme, /
deutschlands Jugend dafür sorgt. /
Stets zur Höhe unser Streben, /
Dann bleibt uns der Platz zur Sonn.
(Europäisches Jugendlager des Deutschen Bundesjugendrings, 1951.)

Neuer Staat, neues Lied: Mit seiner Dichtung glaubte dieser Autor, ein Studienrat, den Kern der Zeit getroffen zu haben.
Deutschland, Deutschland hoch in Ehren, /
überall einst in der Welt, /
bis durch Unvernunft das hehre /
Friedensglück zerbricht, zerfällt. /
Schmerzvoll war das Leid der Menschen /
in der Städte Trümmerfeld. /
Herr des Himmels schenke wieder /
Friedensglück in aller Welt.
(Eine Gruppe deutscher Heimkehrer aus Russland überschreiten am 26. September 1953 die Grenze bei Herleshausen.)

"Mahnen und zur Besinnung aufrufen": Die Aufgaben einer Nationalhymne nach Ansicht eines Schreibers aus Niedersachsen, 1951.
Deutsches Volk, geprüftes Volk, /
du bist durch Glück und Leid gegangen, /
bist gestiegen und gesunken, /
warst einst Hammer und dann Amboß, /
sollst den Völkern Vorbild sein; /
schaffe Gutes, schaffe Großes, /
ringe mit den Volksverderbern, /
sei der Welt ein Friedenshort.
(Auftritt des Berliner Lehrer-Gesangsverein am 21. September 1952 in der zerstörten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.)

Die Textvariante eines Hamburger Hobbyhymnendichters:
Deutschland, Land der alt Germanen, /
stehe fest und wanke nicht! /
Halte treu zu deinen Fahnen, /
schau sie an, mit ernst Gesicht! /
Donner grollen aus dem Osten, /
wann wird endlich Frieden sein? /
Lasst nicht rasten und nicht rosten /
vertrauet Gott, dem Herzen allein!
(Büste des Dichters August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, dem Verfasser der Original-Nationalhymne.)

"Wie ein Phönix aus der Asche": Die Zukunft der Bundesrepublik - in der Fassung eines Hymnenautor von 1951.
Einst von eitlem Wahn betöret, /
liefst du fremden Götzen nach. /
Nun von Feindes Macht verheeret, /
traf dich wohlverdiente Schmach. /
Doch gesühnt ist, was verbrochen /
und gefrevelt war zuvor: /
Wie ein Phönix aus der Asche, /
neuverjüngt steig nun empor.
(Bundeskanzlerin Angela Merkel und Christian Wulff auf einer Wahlkampfveranstaltung am 12. Januar 2008 in Braunschweig.)