Hans Modrow Sozialist, Reformer, Verklärer?

Hans Modrow beim Besuch von Bundeskanzler Kohl (Hintergrund) im Dezember 1989 in Dresden. Im November hatte Modrow das Amt des DDR-Ministerpräsidenten übernommen - als letzter SED-Politiker. Er galt als Reformer, allerdings ist Modrow bis heute nicht ernsthaft auf Distanz zu vielen Verfehlungen der DDR-Diktatur gegangen.

Modrow (zweiter von rechts) mit Kohl vor dem Brandenburger Tor. Der Kanzler habe sich ihm auf persönlicher Ebene nähern wollen, erzählt Modrow. Kohl sei zum Beispiel bestens über seine Familie informiert gewesen. "Ich wusste nicht einmal, dass er Saumagen mag."

Treffen mit Michail Gorbatschow. Modrow sagt, er sei vom Tempo der Wiedervereinigung überrumpelt worden. Gorbatschow habe auf ihn einen zunehmend "diffusen" Eindruck gemacht. "Dem konnte man nichts mehr zutrauen."

Mittlerweile ist Modrow Vorsitzender des Ältestenrates der Linken. Das Gremium soll die Parteispitze beraten. Modrow nimmt an Vorstandssitzungen teil - und äußert immer wieder Kritik an den Linken-Chefs Katja Kipping und Bernd Riexinger.

Im Lager von deren Kontrahentin Sahra Wagenknecht kommt die Kritik an Kipping und Riexinger natürlich gut an. Andere wollen mit ihm dagegen am liebsten nichts mehr zu tun haben.

Sein vielleicht letzter Kampf gegen "die BRD": Modrow klagt auf Akteneinsicht. Bundesnachrichtendienst und Verfassungsschutz hatten den früheren SED-Politiker über Jahrzehnte beobachtet.
Sebastian Willnow/ dpa