Virtual-Reality-Brille von HTC Das ist die Vive Cosmos

Die Vive Cosmos ist das neueste Virtual-Reality-System von HTC. Im Wesentlichen besteht es aus dem Virtual-Reality-Headset selbst sowie zwei Hand-Controllern. Für das Paket verlangt HTC 800 Euro.

Das Visier des rund 650 Gramm schweren Headsets lässt sich hochklappen: So ist man schnell zurück in der Realwelt. Das Feature ist praktisch, doch mit der Brille unseres Autors harmonierte der Mechanismus nur beim Hochklappen. Wird das Visier aus dieser Position wieder zurückgeklappt, wird seine Brille eingeklemmt.

Von Controllern über Kabel bis zum Putztuch: Das alles steckt im Karton der Vive Cosmos, die HTC, anders als noch die Ursprungs-Vive, ohne die Spielefirma Valve entwickelt hat.

Anders als die Vive setzt die Vive Cosmos auf sogenanntes Inside-Out-Tracking. Fürs Erfassen der Kopf- und Controllerbewegungen werden keine Sensoren benötigt, die im Raum aufgestellt oder an der Wand angebracht werden müssen. Ihre Aufgabe übernehmen sechs Kameras im Headset. In unserem Test wirkte das Inside-Out-Tracking aber schlechter als zum Beispiel bei den günstigeren Oculus-Brillen Quest und Rift S. HTC verspricht Nachbesserungen per Software-Update.

Das Headset sitzt nach etwas Gewöhnung und Feinjustage halbwegs bequem auf dem Kopf. Im Fall unseres Autors auch mit normaler Brille darunter. Über einem Regler lässt sich die Cosmos dem Augenabstand anpassen. Dabei sind Werte von 61 bis 73 Millimeter möglich. Das LCD-Display des Headsets bietet 1440 x 1700 Pixel pro Auge und kommt mit überzeugenden Farben daher. Die Bildwiederholrate beträgt 90 Hz, das Sichtfeld ist laut HTC bis zu 110 Grad groß.

Am Headset wirkt vor allem diese Gesichtsmaske extrem billig und einem 800-Euro-Produkt unangemessen. Immerhin sind die Gesichtspolster bequem und es kommt von unten vergleichsweise wenig Licht in die Brille.

Die Controller der Cosmos sehen wegen ihres Tribal-Musters eher trashig aus und leuchten sehr hell, damit die Kameras sie im Raum erfassen können. Sie enthalten jeweils zwei AA-Batterien und wirken relativ schwer. Zudem kann es passieren, dass bereits nach circa vier Stunden Nutzung die Batterien gewechselt werden müssen.

Mit den alten Vive-Controllern haben die neuen nicht viel gemein. Die Steuergeräte der Cosmos orientieren sich viel stärker an den Oculus-Touch-Controllern. Bei unserem Test wurden die Cosmos-Controller in einigen beliebten Spielen wie "Hellblade: Senua's Sacrifice VR Edition" trotzdem nicht erkannt. Jene Games ließen sich dann gar nicht spielen.

Im Vergleich zu den Touch-Controllern von Oculus wirken die Cosmos-Controller klobig. Die Tasten sind ähnlich verteilt, die Cosmos-Controller haben jedoch zwei R-Trigger auf der Rückseite, wo die Touch-Controller nur einen haben. In den meisten Spielen dürfte das keinen nennenswerten Vorteil mit sich bringen. Nutzer anderer Brillen verwirrt die Zusatztaste sogar wohl eher.

Einen guten Eindruck machte der eingebaute Kopfhörer. Man kann den Kopfhörer aber auch abmontieren und stattdessen einen eigenen nutzen. Die Cosmos bietet auch ein eingebautes Mikrofon, dessen Qualität aber hinter der des Kopfhörers zurückbleibt.

Mit dieser Linkbox wird das Headset mit dem Computer verbunden. Benötigt wird am Rechner ein USB-3.0-Anschluss (oder aktueller) sowie als Videoausgang DisplayPort 1.2 (oder aktueller). Letzterer Anschluss fehlt bei manchen Laptops. Die genauen Systemvoraussetzungen für die Vive Cosmos finden sich hier . Zum Spielen wird eine freie Fläche von mindestens 2 mal 1,5 Metern benötigt.

Die Vive-Familie: Links ist das alte Vive-Headset zu sehen, in der Mitte die Vive Cosmos, rechts die eher für den Business-Bereich gedachte Vive Pro, die im Komplettpaket mit den für sie nötigen Tracking-Basisstationen gut 1400 Euro kostet. Die ursprüngliche Vive kostet samt der Stationen derzeit noch rund 600 Euro. Hauptkonkurrenten der Vive Cosmos sind derweil die Oculus Rift S für rund 450 Euro und die Valve Index von Valve, für im Komplettpaket 1080 Euro fällig werden.

Bei der Einrichtung der Vive Cosmos hilft HTCs Vive-Software. Die Brille ist mit Valves Steam VR kompatibel. Wer noch keinen Steam-Account hat, muss zum Nutzen der Cosmos einen solchen erstellen.

"Halten Sie Ihren Raum hell", heißt es bei der Einrichtung der Cosmos. Tatsächlich war das Tracking von Headset und Controllern in unserem Test teilweise erschreckend schlecht. Es ist schwer zu sagen, wie sehr HTC es mit Software-Updates noch verbessern kann.

HTC betreibt mit Viveport eine eigene Spieleplattform, die mit "Viveport Infinity" auch eine eigene VR-Spiele-Flatrate bietet. Cosmos-Käufer bekommen ein Sechs-Monate-Freiabo des Dienstes, das den sofortigen Zugriff auf Hunderte Spiele ermöglicht. Viele davon sind aber Schrott oder unspektakulär. Es bleiben ein paar Dutzend wirklich gute Titel. Mit der Cosmos lassen sich neben Viveport-Spielen auch Games nutzen, die im Valve-Shop Steam gekauft wurden.