Israel und Trump Gefährliche Kurswechsel

Freundschaft in aller Öffentlichkeit: Israels Premier Benjamin Netanyahu und US-Präsident Trump posieren noch vor dessen Wahlsieg für ein gemeinsames Foto. Nun, da Trump im Weißen Haus sitzt, setzt Netanyahu offenbar auf Rückendeckung durch Washington.

In den Wochen seit Trumps Amtsantritt ließ Netanyahu 6000 neue Wohneinheiten in Siedlungen in den besetzten Gebieten genehmigen. Sogar eine neue Siedlung soll entstehen. (Im Bild: Baustelle im Juli 2016 in Jerusalem)

Die Annahme dahinter: Trumps Regierung wird wohl kaum dazu übergehen, wie die Obama-Administration so ziemlich jeden neuen Stein in einer Siedlung zu verurteilen.

Zuständig für die Nahostthematik ist schließlich Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner. Der kommt aus einer modern-orthodoxen jüdischen Familie, die Geld für Siedlungen im Westjordanland spendete.

Innenpolitisch sieht sich Netanyahu dem Druck der Rechten in der Regierung ausgesetzt - sie sehen Trumps Wahlsieg als Chance, Teile des Westjordanlands zu annektieren.

Doch dann folgte nach Bekanntwerden der neuen Pläne ein Dämpfer vonseiten der US-Regierung. Nach anfänglichem Schweigen kritisierte ein Sprecher Trumps den Siedlungsbau.

In den vergangenen Tagen gingen verstörende Bilder um die Welt: Sie zeigten die Räumung der illegal auf palästinensischem Privatland erbauten Siedlung Amona, die der Oberste Gerichtshof angeordnet hatte.

Jugendliche Siedler verbarrikadierten sich in Häusern. Demonstranten und Sicherheitskräfte lieferten sich brutale Auseinandersetzungen. Es kam zu Verletzten.

Ein Parlamentarier der Siedlerpartei Jüdisches Haus verglich die Räumung mit der "brutalen Vergewaltigung einer Frau".