Israels Regierungschefs Wechselspiel der Macht

Kaum ein israelischer Politiker ist so eng mit der Gründung des Staates Israel verbunden wie David Ben-Gurion (M.). Der gebürtige Pole ruft am 14. Mai 1948 den Staat Israel aus. Bis 1963 trägt er als Premier und Verteidigungsminister maßgeblich zur Etablierung des jungen Staates bei. Seine Amtszeit wird zwei Jahre unterbrochen von...

...der Amtszeit Mosche Scharetts (r. im Bild): 1948 steigt er unter Ben Gurion zum ersten Außenminister auf. 1954 wird Scharett nach dem freiwilligen Rückzug von Ben-Gurion Regierungschef, bleibt aber Außenminister. Nach knapp zwei Jahren tritt er zurück, Gurion kommt erneut ins Amt - Scharett bleibt zunächst Außenminister, gibt aber auch diesen Posten aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Gurion auf.

Von 1963 bis 1969 ist Levi Eschkol Ministerpräsident Israels. Er ist Mitbegründer eines der ersten israelischen Kibbuz. Unter Eschkols Führung nimmt Israel 1965 erstmalig diplomatischen Kontakt mit der Bundesrepublik Deutschland auf. Er stirbt im Amt an einem Herzinfarkt.

Nach dem Tod Levi Eschkols ist der frühere Generalmajor und Außenminister Jigal Allon für kurze Zeit geschäftsführender israelischer Ministerpräsident. 1969 übernimmt die bislang einzige...

...Frau das Amt des Premiers: Kurz vor der Gründung Israels hatte Golda Meir heimlich mit König Abdallah von Transjordanien verhandelt, um ihn von einem Angriff auf Israel abzuhalten. Dieser Versuch scheitert, ein Vierteljahrhundert lang ist sie Knesset-Abgeordnete, fünf Jahre lang Ministerpräsidentin. Hier bekommt sie den Ruf als "Eiserne Lady": "Es gibt so etwas wie die Palästinenser nicht", sagt sie 1969 in einerm Interview. Nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973, der für Israel fast zum Debakel geworden wäre, tritt Meir zurück.

Jizchak Rabin (r. im Bild) wird 1974 Ministerpräsident, bis 1977 bleibt er an der Spitze der Regierung. 1992 wird er zum zweiten Mal Premier. Sein Treffen mit PLO-Chef Jassir Arafat (l.) ist eine politische Sensation: 1994 bekommen die Verhandlungsführer - Rabin, Israels Außenminister Schimon Peres und Arafat - den Friedensnobelpreis. Ein Jahr später wird Rabin von einem jüdischen Extremisten erschossen.

Nach Wahlsiegen des rechten Likud-Blocks wird Menachem Begin 1977 Ministerpräsident. Trotz seiner rechtsnationalen Haltung geht er den Handschlag mit dem ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat ein, 1979 unterschreibt er einen Friedensvertrag mit Ägypten. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Sadat und Begin 1978 stößt auf weltweite Kritik.

Und wieder ein Wechselspiel der israelischen Premiers: Nach Begins Rücktritt 1983 wird der Likud-Hardliner Jizchak Schamir Premier. Ein Jahr später kommt es zu einer großen Koalition mit der Arbeitspartei, und...

... Schimon Peres wird 1984 neuer Premier. Der heutige Staatspräsident und Nobelpreisträger Peres sorgte jüngst für Schlagzeilen, als er auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos mit dem türkischen Premier Erdogan aneinandergeriet: Peres hatte in einem langen Monolog Israels Feldzug gegen Gaza verteidigt, Erdogan verließ daraufhin das Podium.

1986 wird Peres wieder von Schamir als Regierungschef abgelöst. Schamirs Likud verliert allerdings 1992 deutlich - und Jizchak Rabin wird erneut Premier. Das tödliche Attentat auf Rabin am 4. November 1995 in Tel Aviv versetzt Israel in eine Schockstarre. Nach der Ermordung Rabins springt Schimon Peres als Ministerpräsident ein.

Der Likud-Politiker Benjamin Netanjahu (r.) gilt als harter Gegner der Räumung des Gaza-Streifens, Westjordanlands und der Golan-Höhen. Bei der erstmaligen Direktwahl 1996 wird er überraschend Ministerpräsident. Mit 46 ist er der erste israelische Regierungschef, der nach dem Holocaust geboren wurde. In seiner Amtszeit kommt der Nahost-Friedensprozess fast zum Stillstand. Nur auf internationalen Druck hin trifft er sich mit PLO-Chef Arafat (l.) und verspricht den Rückzug aus dem Westjordanland.

Ehud Barak (l.) mit Jassir Arafat im September 1999 im ägyptischen Scharm al-Scheich: Der frühere israelische General gewinnt im Mai 1999 klar die Wahl gegen seinen Kontrahenten Benjamin Netanjahu. In seiner Amtszeit setzt sich Barak für den Friedensprozess mit den Palästinensern ein. Der Politiker der Arbeitspartei gerät unter Druck, als Verhandlungen mit Syrien über ein "Land für Frieden"-Abkommen ohne Ergebnis blieben. Im Juli 2000 spricht ihm das Parlament das Misstrauen aus, auch in der Bevölkerung schwindet die Unterstützung für Barak - am 10. Dezember 2000 tritt Barak als Premier zurück.

Ariel Scharon: Die französische Tageszeitung "Le Monde" nannte ihn einst den "Falken der Falken", um Scharons harte Linie gegen die Palästinenser zu beschreiben. Scharon gewinnt im Februar 2001 die Wahl gegen Ehud Barak und tritt im März 2001 sein Amt an. Im September des Vorjahres hatte er durch einen demonstrativen Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem - einem religiösen Heiligtum und nationalen Symbol für Juden und Palästinenser - schwere Unruhen provoziert. Die Aktion gilt als Auslöser der neuen Intifada der Palästinenser. Am 4. Januar 2006 erleidet Scharon einen schweren Schlaganfall und fällt in ein Koma, aus dem er nicht mehr erwacht. Im April 2006 wird Scharon von der israelischen Regierung für offiziell amtsunfähig erklärt.

Ehud Olmert: Der Sohn russischstämmiger Einwanderer übernimmt im Januar 2006 nach dem schweren Schlaganfall Scharons die Amtsgeschäfte des Premiers. Zusammen mit Scharon hatte Olmert im November 2005 die zentristische Kadima-Partei gegründet - beide gehörten zuvor der Likud-Partei an. In Olmerts Amtszeit fallen zwei Kriege: Der Libanon-Feldzug im Jahr 2006, aus dem das israelische Militär geschwächt hervorging, und die Offensive im Gaza-Streifen, die im Dezember 2008 begann. Im Juli 2008 kündigt Olmert vor dem Hintergrund mehrerer gegen ihn laufenden Korruptionsverfahren seinen Rücktritt an - im September 2008 reicht er ein entsprechendes Gesuch bei Staatspräsident Peres ein.

Benjamin Netanjahu: 2009 kehrt Netanjahu an die Macht zurück - durch einen deutlichen Rechtsruck. Zwar gewinnt Herausforderin Zipi Livni mit ihrer Kadima-Partei bei der Wahl im Februar 2009 die Mehrheit der Sitze, doch für eine Regierungsmehrheit findet sie keine Koalitionspartner. Netanjahu hingegen schon: Er schmiedet ein Bündnis mit der ultra-rechten "Israel Beteinu" (Unser Haus Israel) von Avigdor Lieberman sowie der Schas-Partei, der ebenfalls rechtsaußen agierenden Siedlerpartei Jüdisches Heim und dem ultra-orthodoxen Bündnis Vereinigtes Thora-Judentum. Außerdem dabei, eine Überraschung: die Arbeitspartei von Ehud Barak