Josef Wilfling Münchens Mordermittler und seine Fälle

Münchens bekanntester Ermittler: Josef Wilfling am Eingang seines Büros der Mordkommission 1 und 5 des Kommissariats 111. Zurück lässt er im Hof des Münchner Polizeipräsidiums ...

... seinen blauen Polo, der kleinste Dienstwagen, den ein Mordermittler in München je gefahren ist. "Blaulicht und Martinshorn habe ich kein einziges Mal benutzt. Das hätte bei dem Wagen keiner ernst genommen und wäre vermutlich auch viel zu peinlich gewesen", sagt Wilfling.

In seinem Büro in der Ettstraße: Die Pinnwand mit der Autogrammkarte von Rudolph Moshammer und Walter Sedlymayr hat Josef Wilfling bereits abgehängt und in Kisten verstaut. "Es wird eine Zeit lang dauern, bis ich mich daran machen werde, sie zu Hause auszupacken", sagt der Ermittler nach 42 Jahren im Dienst der Polizei mit Wehmut in der Stimme.

Mit seinem Nachfolger Harald Pickert: "Einer der besten Polizisten, die ich kenne", lobte ihn Wilfling im Interview mit SPIEGEL ONLINE. Wilfling selbst wurde ebenfalls mit Hymnen überhäuft. "Er ist der Beste unter den Vernehmern", sagt Udo Nagel, Wilflings einstiger Chef und ehemaliger Innensenator von Hamburg.

Wilfling (rechts oben) als junger Bereitschaftspolizist mit Kollegen während der Ausbildung. "Erstmals spürte ich dort, dass nicht die Herkunft zählt, sondern die Leistung", erinnert sich der Kommissar, dem ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn nachgesagt wird.

"Wir waren alle gleich, das hat mir sehr gut gefallen", sagt Wilfling, dessen Eltern aus dem Egerland stammten. Sein Vater starb früh, Wilfling wuchs mit seinen vier Geschwistern im oberfränkischen Münchberg auf. "Endlich war es egal, dass ich keine Jeans tragen konnte, weil wir dafür kein Geld hatten. Und keinen interessierte es, dass ich mir mit zwei Brüdern ein einziges Paar Schuhe teilen musste."

Der 20-jährige Wilfling beim Zugführerlehrgang

"Es gibt keinen aufregenderen Job als den des Mordermittlers", sagt Wilfling emphatisch. 22 Jahre übte er ihn aus, seit 2002 leitete er die Mordkommission. Er fasste den Mörder des Modezaren Moshammer, überführte die Täter im Mordfall Walter Sedlmayr und brachte den siebenfachen Frauenmörder Horst David zur Strecke.

Wilfling mit Oberstaatsanwalt Peter Boie bei einer Pressekonferenz zum Münchner U-Bahn-Überfall: Öffentlich proklamierte Wilfling noch vor dem Urteil im darauffolgenden Prozess eine Verschärfung des Jugendstrafrechts. "Ich sage immer das, was ich denke - aber damit macht man sich nicht nur Freunde", sagt der Ermittler.

Wilfling mit zwei Polizeibeamten bei den Ermittlungen im Lebensmittelskandal um verdorbenes Fleisch. Im Untersuchungsausschuss fragte ihn ein SPD-Politiker, wo denn die verdächtigen Hendl geblieben seien, die auf dem Oktoberfest verkauft wurden? "Die ham die Preißn g'fressn", antwortete Wilfling - und musste sich dafür anschließend "heftige Gardinenpredigten" seiner Vorgesetzten anhören.

Einer seiner spektakulärsten Fälle: Der Mord an dem beliebten Volksschausspieler Walter Sedlmayr. "Er wurde zu Tode gefoltert", beschreibt Wilfling noch heute die brutale Szenerie am Tatort.

Innerhalb von zwei Tagen löste Wilfling mit seinem Team den Mord an Rudolph Moshammer. Eine Autogrammkarte des exzentrischen Modedesigners hing bis zuletzt an Wilflings Büro-Pinnwand.

Der Serienmörder Horst David vor dem Münchner Landgericht: Ihm konnte Josef Wilfling ein Geständnis entlocken. David gab darin zu, sieben Frauen brutal ermordet zu haben. "Ich bin davon überzeugt, dass er noch vier, fünf weitere Frauen umgebracht hat", sagt Wilfling.

Auf Wilfling wartet nun angeblich das Leben eines Biedermanns, endlich ohne Krawatte, die hat er nie gemocht. "Ich bin ein solcher Spießer", behauptet er von sich selbst. "Ich habe keine Geliebte, nehme keine Drogen. Mein Leben ist so stinklangweilig, das kann sich keiner vorstellen. Das einzig Spannende an mir ist mein Beruf."