Kemerowo Russen demonstrieren nach Brandkatastrophe

Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach dem verheerenden Feuer in einem Einkaufszentrum in der sibirischen Stadt Kemerowo "kriminelle Nachlässigkeit und Schlamperei" für das Unglück verantwortlich gemacht.

"So viele Menschen sterben. Warum?", fragte Putin laut Kreml bei einem Besuch am Unglücksort.

Putin mit Angehörigen: Der Präsident war am Morgen überraschend in die sibirische Stadt gekommen und hatte an einer Mauer des Einkaufszentrums einen Strauß Rosen zum Gedenken an die Opfer abgelegt.

"Was sich hier bei uns ereignet, sind keine Kampfhandlungen, keine plötzlichen Methangasexplosionen in einem Schacht", sagte Putin unter Hinweis auf die möglichen Ursachen der Katastrophe. Menschen seien in das Zentrum gekommen, um sich zu entspannen.

Das brennende Einkaufszentrum: Ermittlungen zufolge war das Feuer am Nachmittag in einem Kinosaal in der obersten Etage ausgebrochen.

Es erfasste in der Folge mehr als tausend Quadratmeter des Einkaufszentrums "Zimnjaja Wischnja" - zu Deutsch: Winterkirsche.

Überlebende berichteten von dramatischen Szenen. Die im Kino eingeschlossenen Menschen riefen Medienberichten zufolge Angehörige an im Glauben, es handle sich um eine Geiselnahme oder einen Terrorangriff.

Menschen sprangen in Panik aus dem Fenster. Ein Elfjähriger habe schwer verletzt überlebt, seine Eltern und die jüngere Schwester starben. Angehörige hätten selbst nach ihren Kindern gesucht und hilflos zusehen müssen, wie diese starben.

Russische Ermittler leiteten eine strafrechtliche Untersuchung ein und stellten "schwerwiegende Verstöße" gegen Bau- und Nutzungsvorschriften fest. Mehrere Verdächtige sollen demnach bereits festgenommen worden sein, unter ihnen der Pächter der Räumlichkeiten, in denen das Feuer ausbrach. Auch der Chef der Shoppingmall wurde den Angaben zufolge festgenommen.

Die Brandursache ist bislang nicht eindeutig geklärt. Ersten Ermittlungen zufolge soll ein defektes Kabel das Feuer ausgelöst haben. Es gibt auch Augenzeugenberichte, wonach Jugendliche mit einem Feuerzeug gespielt und Schaumstoffwürfel angezündet haben sollen. Zum Zeitpunkt des Unglücks sollen sich Hunderte Menschen in dem Kaufhaus aufgehalten haben.

Vor dem Rathaus in Kemerowo versammelten sich am Morgen zahlreiche Menschen, die von den Behörden Aufklärung über die Brandursache forderten.

Ein Plakat mit der Aufschrift "64 Tote - oder mehr?" wird hochgehalten: Die Einwohner der Stadt gehen davon aus, dass die Zahl der Todesopfer höher liegen könnte als von den Behörden angegeben.