Arme Kolumbianer in Chocó Vergiftet, hungrig, krank

Kolumbien sucht den Frieden. Nach einem Abkommen mit der großen Guerillagruppe Farc verhandelt die Regierung nun auch mit den Rebellen der kleineren ELN, hier ein Bild von deren Mitgliedern.

Die ELN hat noch etwa 2000 Männer und Frauen unter Waffen. Die Gespräche sind schwierig - nicht nur, weil unter Zeitdruck verhandelt werden muss.

Weil sich die Farc aus vielen Gebieten zurückgezogen hat, sind andere bewaffnete Gruppen in das Vakuum gestoßen. So wie die Kämpfer von der anderen Rebellengruppe ELN.

Das spüren die Menschen in der Region Chocó im Nordwesten des Landes, sie leiden unter dem Ausbruch neuer Gewalt. Es ist ein ohnehin armes Gebiet.

"Die Menschen im Chocó sind alleine, schutzlos, ihre Wasserquellen sind durch den Bergbau vergiftet, sie hungern, sie sind krank", warnt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.

Der kolumbianische Fotograf Mauricio Morales hat das Leben der Menschen im Chocó mit einer Bilderserie aus einigen Dörfern entlang des Flusses San Juan dokumentiert.

Seine Fotos zeigen eindringlich die Armut der vorwiegend afrokolumbianischen Bevölkerung und das tägliche Miteinander mit den Aufständischen.

Derzeit kämpfen in der Region ELN und die wieder erstarkten Paramilitärs um die aufgegebenen Farc-Gebiete. Erst vor wenigen Tagen wurden 300 Bewohner durch heftige Gefechte zwischen beiden Gruppen vertrieben.

Im Chocó haben die Friedensgespräche für die ELN-Rebellen nichts verändert. Im Gegenteil: Die Kämpfe haben in den vergangenen Wochen eher zu- als abgenommen.

Bedingung für die Bilder von Morales war, die Gesichter der Kämpfer nicht zu zeigen, weil sie fast ausnahmslos aus der Region sind. Die Bilder wurden in Dörfern und Gehöften gemacht, wo die ELN die Kontrolle ausübt.

Im Chocó ist der Staat historisch abwesend: keine Ärzte, keine Sicherheitskräfte. Die Menschen betrieben lange den Anbau von Koka. Heute versuchen sie, vom Verkauf von Holz zu leben.

Das Rote Kreuz warnt, die Menschen im Chocó gehörten wegen der Gewalt und dem Mangel zu den am meisten gefährdeten in ganz Kolumbien.

Trinkwasser gibt es oft nicht, die Einwohner holen oft Wasser aus dem nahe gelegenen Fluss San Juan.