Der letzte Milchmann Pünktlich auf der Matte

Sein Arbeitstag beginnt, wenn viele andere noch schlafen. Als Milchmann holt Neil Garner, 57, mitten in der Nacht die Milchflaschen aus einem Lager. Dann geht es los.

Milch einladen und ausliefern - seit mehr als 20 Jahren arbeitet Garner als Milchmann in Watford, nördlich von London. Es ist ein Beruf, der Seltenheitswert bekommt.

Noch vor knapp 40 Jahren wurden neun von zehn in Großbritannien verkauften Milchflaschen an die Haustür geliefert. Heute sind es nur knapp drei Prozent. In Großbritannien gibt es noch rund 5000 Milchmänner.

Wie Generationen von Milchmännern vor ihm liefert Neil Garner morgens pünktlich die Ware bei seinen Kunden ab. Bestellung und Organisation laufen inzwischen aber oft übers Netz. "Das Internet hat uns einen großen Aufschwung beschert", sagt Garner.

Garner bietet nicht nur Milch an. Wer will, kann bei ihm auch Brot, Butter, Eier, Speck, Marmelade oder auch Katzenfutter oder Toilettenpapier bestellen. Für den Lieferservice sind Kunden bereit, etwas mehr zu zahlen: für Milch zum Beispiel 81 Pence statt 50 Pence im Supermarkt.

Nachtarbeit: Die ersten Milchflaschen liefert Neil Garner schon frühmorgens gegen 2 Uhr 30 aus. "Das ist die beste Zeit des Tages: Die Luft ist frisch und sauber und es gibt keinen Verkehr", findet der Milchmann. Seine Route führt ihn über schmale Feldwege, vorbei an Landhäusern und zu großen Wohnblocks. Auch eine Gartenlaube und Schulen beliefert er.

Erst Hunderte Milchflaschen später nähert sich der Arbeitstag dem Ende.

"Der Milchmann genießt Respekt, die Leute sehen dich wie einen Freund", sagt Garner. "Ältere freuen sich über einen Plausch und für sie wechsle ich auch mal eine Glühbirne aus." 2015 bekam Garner für so viel Engagement einen besonderen Titel: Milchmann des Jahres.