Mixtape-Kult Spuren des Spaßes

Lange vor MP3 stellten sich Musikfans ihre Playlists selbst zusammen - auf Mixtapes. Nächtelang überspielten Millionen Jugendliche in den Achtzigern Songs auf Leerkassetten und entwarfen schräge Kassettenhüllen. einestages erinnert an den Kult von damals - und sucht die schönsten Leser-Mixtapes.
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60s Girls: All die süßen Motown-Girlgroups sowie die Produktionen von Phil Spector wurden vom Autoren unter diesem eingängigen Kassetten-Titel versammelt.

Foto: Moritz Reichelt
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Aloha Tears: Aufnahme einer mehrstündigen Radioshow von Pascal Plantinga im niederländischen Radio. Enthält Interviews mit den inzwischen verstorbenen Großmeistern des Exotica-Genres Martin Denny und Arthur Lyman. Lackstifte plus Fineliner ergaben recht detaillierte Graphiken auf der Kassette, die Abrieb- und wasserfest sind - und bis heute bestehen.

Foto: Moritz Reichelt
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Aloha Tears, Part two: Der zweite Teil von Pascal Plantingas Radioshow.

Foto: Moritz Reichelt
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Alte Pizza: Enthielt ursprünglich verschiedene Mixe und Versionen von Plan-Stücken aus dem Ata Tak-Studio, unter anderem von "Alte Pizza". Später wurde das Tape zu einer Compilation von aktuellen Independent-Produktionen der Zeit um 1984 komplettiert.

Foto: Moritz Reichelt
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Around the World in 90 Minutes: Zusammenschnitt diverser Tapes mit extrem unterschiedlichen Styles aus aller Welt. Die Kassette wurde mit rosa Autolack eingesprüht und mit Lackstiften beschriftet.

Foto: Moritz Reichelt
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Aus 10 mach 1: Die 10 schlechtesten Kassetten aus der Sammlung des Autors wurden irgendwann zu einer Einzigen zusammengefasst.

Foto: Moritz Reichelt
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Bootlegs (Beach Boys): Detlev Diedrichsen, später Autor bei verschiedenen Musikzeitschriften, war es zu verdanken, dass damals Aufnahmen aus diversen unveröffentlichten Beach-Boys-Studio-Sessions in Umlauf kamen, etwa die ersten Aufnahmen des unveröffentlichten "Smile"-Albums. Die Gestaltung mit handelsüblichem Paketklebeband repräsentierte den Bootleg-Charakter der Aufnahme.

Foto: Moritz Reichelt
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Camp: Was ist Camp? Die Beantwortung dieser Frage benötigte immerhin zwei ganze Tapes. Von den "Avengers" über "New York Dolls" und Filmmusik von Mel Brook bis zu Schlagern reichte das Spektrum auf den Camp-Kassetten des Autors.

Foto: Moritz Reichelt
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Dead Jim's Shade: So hieß ein Song von Monitor, einer der ersten elektronischen New Wave Bands in Kalifornien. Deren Sängerin Laurie O'Connor mixte dieses Tape für den Autor. Es enthält neben frühem Hardcore New Wave aus den USA auch einige deutsche Schlager, von denen der Autor nie zuvor gehört hatte und die sein Bewusstsein für diese Musikrichtung nachhaltig beeinflusst haben, z.B. "Chico Charlie" und "Mister Love" von Heidi Brühl und "Spar dir deine Dollars" von Peggy March.

Foto: Moritz Reichelt
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Disco Explosion 2: So hieß eine K-Tel-LP, und auf dem Tape ist natürlich Disco!

Foto: Moritz Reichelt
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DubClub: Mitte der Achtziger wurde der Autor viele seiner Zeitgenossen vom Reggae-Fieber ergriffen. Ein Hamburger DJ namens Matthias Münchow hatte mit seiner wöchentlichen Sendung den Virus übertragen.

Foto: Moritz Reichelt
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Electro: Hinter diesem heute gängigen Stilrichtungs-Label verbarg sich eine Nineties-Compilation des Autors mit allem, was damals gerade neu und angesagt war.

Foto: Moritz Reichelt
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Exotica 2: Exotica, diese geniale Fusion von Jazz, Easy Listening und den Klängen primitiver Musikinstrumente aus den fünfziger Jahren war für den Autor der Startschuss zu einer systematischen Durchforstung von Flohmärkten, Second-Hand-Läden und Thriftshops USA. Aber auch das Internet wurde so erschlossen - die Exotica-Mailinglist ebnete dem Autor den Weg ins Netz.

Foto: Moritz Reichelt
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Gracias! Adios!: Diese Compilation mexikanischer Musik aus den fünfziger und sechziger Jahren geht vor allem auf Walkman-Aufzeichnungen zurück, die Kurt Dahlke, Gründungsmitglied von D.A.F. und Mitbegründer des Musiklabels Ata Tak von einer Reise nach Mittelamerika mitbrachte.

Foto: Moritz Reichelt
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Hindu Love: Der Künstler Milan Kunc brachte diese Musik von einer Indien-Reise mit.

Foto: Moritz Reichelt
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Katholic Kitsch: Unter diesem Begriff kompilierte der Autor stark emotional geprägte Mainstream-Tanzmusik der achtziger und neunziger Jahre, beispielsweise die Pet Shop Boys, ebenso wie Sandra, Modern Talking oder auch Alphaville.

Foto: Moritz Reichelt
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KLF Zünfunk-Sendung: Aufzeichnung einer Radiosendung im Sender BR2 die Band KLF, deren Wirken weit über das Musikalische hinausgeht.

Foto: Moritz Reichelt
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LSD Report: Auf dieses liebevoll gestalteten Tape wurde das Timothy Leary-Leary-Album "Turn On, Tune In, Drop Out", sowie eine Schallplatte aus den sechziger Jahren, die vor den Gefahren von LSD warnt, gebannt. Das Design lässt keine Fragen offen!

Foto: Moritz Reichelt
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Magic Moments: Diese Zusammenstellung von sehr düsteren langsamen Wave-Stücken, Ambient Musik und Easy Listening, setzte der Autor hauptsächlich bei nächtlichem Damenbesuch ein.

Foto: Moritz Reichelt
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Making Love: Diese aus Schmuse-Soul-Stücken zusammengesetzte Klangkulisse sollte intime Momente musikalisch untermalen - oder auslösen, was nach Aussage des Autors mehr schlecht als recht funktionierte.

Foto: Moritz Reichelt
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Music To Eat By: Von zahlreichen "Music-To-XXX-By"-Schallplatten aus den sechziger Jahren inspirierter Mix, der bei zahlreichen Rotwein- und zigarrengeschwängerten Essgelagen durchaus erfolgreich zum Einsatz kam. Enthält viel klassische Musik, aber nicht italienische Oper, wie damals oft in angesagten Szene-Restaurants.

Foto: Moritz Reichelt
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Music To Take Trips By: Seltsamerweise ist Musik, die man in nüchternem Zustand für psychedelisch hält, im Rausch dann gar nicht sonderlich spannend - während umgekehrt atonaler Krach sehr psychedelisch wirken kann. Oder Garage-Beat aus den Sechzigern, den der Autor im Bedarfsfall eher auflegte als dieses Tape.

Foto: Moritz Reichelt
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Route 66: Rythm & Blues, nicht zu verwechseln mit R&B, bis hin zu Westcoast Rock á la Neil Young. Alles was gut kommt, wenn man auf einer langen geraden Straße stundelang durch die Landschaft fährt. Fernweh pur!

Foto: Moritz Reichelt
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Salsa Steinzeit: Von "Lost Gringos"-Mitglied Eberhardt Steinkrueger zusammengestelltes Tape mit frühem Salsa, dieser extrem tanzbaren Musikrichtung aus der Nuyorkorican Community, die in den Achtzigern ein kurzes, aber heftiges Revival hatte.

Foto: Moritz Reichelt
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The Mighty Sitar Guitar Psychedelic Pop Bar Sound: Zusammenstellung von Now-Sound-Tracks, also teilweise instrumentale Coverversionen von Pop-Hits aus den Sechzigern. In diesem Fall vor allem solche, bei denen die Sitar eine entscheidende Rolle spielt.

Foto: Moritz Reichelt
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Tango: Wer Hugo del Carril nie gehört hat, der hat keinen Tango gehört. Eine Hommage!

Foto: Moritz Reichelt
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Vampire: Eine Geliebte schenkte dem Autor diese Compilation düsterer Musik aus den frühen neunziger Jahren, Zeugs, das er von sich aus - zu Unrecht, wie er heute sagt - nie mit der Kneifzange angerührt hätte.

Foto: Moritz Reichelt
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MIXTAPE StrangeBrew: Beispiel für ein besonders schönes Exemplar eines Mixtapes. Geschenk eines Mädchens namens Melodie aus England, die ich 1996 bei einem Sprachkurs in London kennengelernt habe.

Foto: Markus Schröder
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John Peel: Dies Bild eines Mitte der 80er aufgenommenen Radio-Tapes erscheint im ersten Moment belanglos und unspektakulär, wirft allerdings eine Reihe bemerkenswerter Fragen auf: Wer oder was ist die Fa. Raks? Ist die Beschriftung plump kaschierter orthografischer Dilettantismus oder Kunst im Sinne einer konkreten Poesie? Wieviele Tränen wurden geweint, weil rund eine Stunde der auf BFBS auch in der Provinz zu empfangenden Sendung des Halbgottes der Radio-DJs aufgrund der Aufnahmekapazität einer gängigen Leerkasette von zweimal 45 Minuten nicht lückenlos mitgeschnitten werden konnte? Wie heißen die zwei Songs - je nach Abspielrichtung-, bei denen das Tape vor geschätzten 20 Jahren gestoppt wurde? Hm, spannend. Mal sehen, ob das einzige im Haushalt verbliebene (Kinder-) Kasettenabspielgerät gerade in Beschlag ist...

Foto: Frank Szekinski
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Kassettensammlung: Dieser Ausschnitt meiner Kassettenhüllen belegt, um 1990 herum teilten sich die die Rolling Stones und Helge Schneider die ersten Plätze. Und - wir hatten damals viel Zeit unsere Hüllen zu bemalen und zu bekleben.

Foto: Sandra Anni Lang
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The Devil fucked my CD-Player: Auf dieser Kassenhülle findet sich ein dezenter Hinweis auf die Zusammenstellung des Tapes. Darauf geben sich NOFX, Mudhoney, The Supersuckers, Rancid und Nirvana ein teuflisches Stelldichein.

Foto: Sandra Anni Lang
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God made me Funky: Im nächsten Jahr hat dieses Stück 15 Jahre auf dem Buckel. Und der Inhalt bewegt immer noch. Vor allem Arsch und Beine. Die A-Seite: organisches House von Größen wie Mike Dunn oder dem 909 King. Die B-Seite teibt Techno aus Detroit, Frankfurt und Berlin. Abgemischt vom dem Kerl, der auf Nerdcore bloggt. Can you dig it?

Foto: Helge Doerr
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Mixtapes - Frühwerke: Die legendären BASF chromdioxid II hatten bis zum Siegeszug der japanischen "Compact Cassettes" das quasi-Monopol in Deutschland. Der Vorteil dieser Modelle: Die beiden Hälften des Gehäuses waren durch 5 Schrauben fixiert und nicht verklebt. Damit konnte die Cassette im Falles des (öfter vorkommenden) gefürchteten Bandsalats leicht auseinandergenommen werden.

Foto: Markus Knigge
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Punk Fashion Boogie: Der Titel war sowohl Statement (Punk! Fashion ! Boogie !) als auch Inhaltsangabe (Punkfashion Boogie).

Im Ganzen natürlich: Visitenkarte, philosophisches Manifest, Arznei, Liebeserklärung und Situationssoundtrack. Und zu hören waren/sind: The Clash , Dead Kennedys, Black Flag, Bad Brains,

Fehlfarben, Buzzcocks, Angry Samoans, Ramones...

Foto: Lutz Bieck
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Eine vonne Härtesten: Mit Glitzernagellack verzierte Kassette und mit einem selbstgeschriebenen GFA-Basic-Programm und Nadeldrucker bedruckte Hülle (1991)

Foto: Stephan Elsner
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