Retro im Pop Duffy, Gaga und alle anderen

Sixties-Soul, Seventies-Rock, Eighties-Disco: Pop schaut nur noch rückwärts. Der Musik-Vordenker Simon Reynolds hat jetzt ein Buch über diese "Retromania" verfasst. Im Interview spricht der Kritiker über unsere Sehnsucht nach dem Gestern - und den Fluch von Internet und iPod.
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Lady Gaga ist musikalisch deutlich rückwärtsgewandter, als sie es optisch ist. Zunächst spielte sie mit dem Euro-Trash der Neunziger, mittlerweile hängt sie eher am Rockpop der Achtziger.

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Das Retro-Phänomen in der Popkultur hat viele Facetten: Die Rückwärtsorientierung kann einerseits im Sound und Look liegen - so wie bei Amy Winehouse, der Produzent Mark Ronson einen geschmeidigen Sixties-Sound bastelte.

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Auch die walisische Sängerin Duffy setzte auf die Sechziger mit Brigitte-Bardot-Styling und gefälligem Soul-Pop.

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Aber auch Rock ist nicht retro-immun: So orientierten sich die New Yorker Strokes stets an den Sixties-Ikonen Velvet Underground, auch wenn sie mittlerweile Achtziger-Accessoires in ihre Outfits integrieren.

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Die deutschen Baseballs hingegen versuchen gar keinen Stil-Mix mehr: Sie sind ohne Abstriche an den Fünzigern orientiert.

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Sängerin La Roux ("Bulletproof") hat sich bei den Achtzigern bedient - musikalisch beim kühlen Electro-Pop der Dekade, stilistisch bei der Eurythmics-Ikone Annie Lennox.

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Die gesamte Stilpalette des Rock findet man hingegen bei Ariel Pink.

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Weniger kühl, sondern verträumt kommen die Achtziger-Reminiszenzen von Washed Out alias Ernest Greene daher. Das Micro-Genre, das er geschaffen hat, heißt entsprechend Chillwave.

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Zur Retro-Welle lassen sich aber auch die Wiedervereinigungen zählen, zu denen es bei vielen Bands aus den Neunzigern in den vergangenen Jahren gekommen ist. Die Reunion der Shoegaze-Ikonen My Bloody Valentine gehört zu den gefeiertsten.

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Auch die Indierocker Sebadoh haben sich nach längerer Pause wieder zusammengetan und gerade in Deutschland getourt.

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Die Neunziger-Pop-Sensation Take That haben sogar schon zwei Reunions hinter sich: erst in der Vierer-Kombination, in diesem Sommer schließlich wieder komplett mit Robbie Williams.

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Die Britpopper Suede sind nach langer Pause plötzlich auch wieder zu hören und zu sehen - zum Beispiel im September auf dem Berlin Festival 2011.

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Auch das ist Retro: Die Rap-Legenden Public Enemy gehören zu den Künstlern, die eines ihrer bekanntesten Alben in der Reihe "Don't Look Back" komplett und in der Originalsongfolge gespielt haben. Bei ihnen handelte es sich um das Album "Fear Of A Black Planet".

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Auch die New Yorker Art-Rocker Sonic Youth haben bei "Don't Look Back" mitgemacht und ihr legendäres Album "Daydream Nation" von 1988 gespielt.

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Eine der neuesten Auflagen: Primal Scream treten in diesem Sommer mit ihrem Hit-Album "Screamadelica" von 1991 auf, unter anderem auch auf dem Berlin Festival.

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