Rückkehr des Aralsees Die Wüste weicht

Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Aralsee das viertgrößte Binnengewässer der Welt. Heute erstreckt sich Salzwüste, wo einst die Wellen tobten. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Zumindest in einen Teil des Sees kehren seit wenigen Jahren Wasser und Fische zurück.

Karateren, ein kleiner Ort im Südwesten Kasachstans, profitiert von der Rückkehr des Wassers. Das Dorf wurde von Fischern bewohnt, bis der See nicht mehr zu erreichen war. Jetzt können manche der Dorfbewohner ihre ursprüngliche Arbeit wieder aufnehmen.

Eine Muschel liegt auf dem salzigen Boden, den der Aralsee zurückgelassen hat. Noch vor rund 50 Jahren bedeckte das Gewässer eine Fläche von 67.000 Quadratkilometern. Der großflächige Anbau von Baumwolle, für den die Gegend eigentlich viel zu trocken ist, ließ das Gewässer schrumpfen.

Sagnai Zhurimbetov hält seinen 10 Monate alten Enkel Ykhlas in den Armen. Mehr als 56 Jahre lang arbeitete der heute 84-Jährige als Fischer auf dem See. "Als das Wasser ging, machten wir alles, was wir irgendwie konnten, um zu überleben", erzählt er.

Die Salzwüste, die der See zurückließ, erschwerte es jedoch, auf die Landwirtschaft umzusteigen.

Manche reisten durch Kasachstan und suchten nach anderen Seen. Andere begannen mit der Viehzucht. Mittlerweile grasen die Kamele dort, wo sich einst der Salzsee erstreckte.

Der Bau von Bewässerungsanlagen für die Baumwollindustrie begann in den Vierzigerjahren. In den Sechzigerjahren zog sich das Ufer des Sees um drei Meter pro Jahr zurück. Das riesige Gewässer zerfiel in mehrere Teile.

Die heutigen Reste sind in zwei Stücke geteilt, ein südliches Gewässer in Usbekistan und ein nördliches Gewässer in Kasachstan. Zumindest im Norden scheinen sich Teile des Gewässers so stark zu erholen, dass sogar wieder gefischt werden kann. Möglich machte das ein umfassendes Rettungsprojekt.

Galymzhan hat der zurückkehrende See einen Arbeitsplatz gebracht. Er arbeitet in einer Fabrik, in der Fisch sortiert und gefroren wird. 2005 errichtete Kasachstan einen Staudamm und trennte die Reste des nördlichen Gewässers endgültig von den Resten im Süden.

Zusätzlich sorgten Experten dafür, dass Syr Darya - einer der beiden früheren Zuflüsse des Aralsees - wieder mehr Wasser führt. Er wurde während der Zeit der Sowjetunion extrem verknappt, um die Bewässerungsanlagen zu versorgen.

Zhanabek Ismagambetov gehört zu den Menschen, die in den ehemaligen Fischerorten ausgeharrt haben. Das Bild zeigt, wie er Fisch für seine Nichte zubereitet.

Allein in den zehn Jahren nach Fertigstellung des Staudamms haben sich die Fischfänge verfünffacht, berichten die Behörden.

Im Vergleich zu den Trawler, die am Rand des Sees verrosten, sind die heutigen Fischerboote jedoch noch winzig. Auch die ehemaligen Fischer empfinden das Gewässer noch nicht wirklich als See. Früher, erzählen sie, waren die Wellen sieben Meter hoch.

Der heutige See birgt jedoch auch Vorteile. Da er nicht so salzig ist wie sein Vorgänger, beherbergt er deutlich mehr verschiedene Fischarten. Gekocht wird er in der Gegend noch über dem offenen Feuer - wie hier auf einer Farm.

Die Küstenlinie, die einst 100 Kilometer von er Hafenstadt Aral entfernt hat, hat sich wieder auf 20 bis 25 Kilometer angenähert. Dieses Foto zeigt Bewohner der 32.000-Einwohner-Stadt.

Nur um die Fischfänge abzutransportieren, sind noch Autos notwendig. Zum Wasser können die Bewohner des kleinen Örtchens Karateren wieder laufen.