Schlechte Gewinner Die Titel-Verschmäher

Ersatzfrau: Eigentlich sollte Marlon Brando 1973 bei der Oscar-Verleihung die Bühne betreten. Seine Rolle in "Der Pate" hatte ihm die begehrte Auszeichnung beschert. Stattdessen trat die Indianerin Sacheen Littlefeather in Apachen-Stammestracht an das Rednerpult und erklärte, dass Brando auf den Preis verzichte - aus Protest gegen die Behandlung der amerikanischen Ureinwohner.

Erhobener Zeigefinger: Das hatte sich Thomas Gottschalk anders gedacht. Eigentlich sollte Marcel Reich-Ranicki 2008 beim "Deutschen Fernsehpreis" eine Ehrung überreicht bekommen. Stattdessen nutzt der Literaturkritiker die Gelegenheit, die nominierten Formate als "Blödsinn" zu bezeichnen. Nach der Schlichtung durch den Moderator Gottschalk zog Reich-Ranicki von der Bühne ohne Preis. Später, zumindest seiner Frau zufolge, habe er den Preis doch mitgenommen.

Verständnislosigkeit: Eigentlich sollte Sean Connery den weisen Zauberer Gandalf in der Verfilmung des "Herrn der Ringe" spielen. Der Schauspieler lehnte ab, weil er mit dem Drehbuch nicht zufrieden war. Dabei hatten ihm die Produzenten eine Gewinnbeteiligung von zehn bis 15 Prozent in Aussicht gestellt. Das wären mehrere Hundert Millionen Euro gewesen.

Sinnlos: Von der britischen Queen einen Orden zu erhalten, gilt als große Ehre. David Bowie sieht das allerdings anders. 2000 lehnte er die Ehrung ab. Weil er keinen Sinn darin erkennen könne. Diese Meinung hatte sich drei Jahre später nicht geändert. Nochmals ließ Bowie die Königin im Regen stehen.

Bundestrainer: "Es war in erster Linie eine Entscheidung für meine Familie." Mit diesen Worten erteilte Ottmar Hitzfeld 2004 dem DFB eine Abfuhr für die größte Ehre, die der Fußballbund zu vergeben hat. Hitzfeld selbst hatte sich kaum etwas so sehr gewünscht, wie das Amt des deutschen Bundestrainers. Als Nachfolger von Rudi Völler war er der Wunschkandidat der Funktionäre gewesen. Doch ein drohender Burn-out hielt ihn vom anstrengenden Trainerjob ab. Erst Jahre später sprach der Coach über die Erkrankung. Ab 2008 übernahm er den Job für sechs Jahre bei der Schweizer Nationalmannschaft.

Verschmähter Pate: Die Rolle des Mafiabosses Michael Corleone machte Al Pacino 1972 in "Der Pate" zum Weltstar. Doch zu Beginn der Produktion hatten die Studiobosse einen anderen Wunschkandidaten, den 35-jährigen Jack Nicholson. Doch der lehnte ab. "Damals war ich der Meinung, dass Indianer von Indianern gespielt werden sollten, und Italiener von Italienern", sagte der Schauspieler Jahrzehnte, nachdem er die Rolle ausgeschlagen hatte, die einen anderen zum Star machte. Doch Nicholson, der selbst mit drei Oscars und zwölf Oscar-Nominierungen zu einem Glanzlicht in Hollywood wurde, war nicht reumütig. "Es gab viele Schauspieler, inklusive mir, die Michael hätten spielen können, aber Al Pacino war Michael Corleone. Ich kann mir kein besseres Kompliment für ihn denken."

Total angenehm? Bei der Oscarverleihung 2015 stand Schauspielerin Scarlett Johansson auf dem roten Teppich wie so oft im Blitzlichtgewitter der Fotografen, als sich von hinten ihr Kollege John Travolta anpirschte. Travolta legte die Hand um Johansson und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Den angewiderten Ausdruck der Schauspielerin fingen die Fotografen ein und schickten das Bild einmal um die Welt. Medien werteten das gequälte Gesicht als Schelte und Abfuhr für den gealterten Travolta. Im Nachgang äußerte sich Scarlett Johansson jedoch versöhnlich. Der Liebesbeweis ihres Co-Stars aus dem Film "A Love Song for Bobby Long" von 2004 sei "total angenehm" gewesen.

Treffer, versenkt: Auch Boxlegende Muhammad Ali lehnte die ihm zuteil gewordene Ehre brüsk ab. 1960 holte der Enkel eines Sklaven in Rom olympisches Gold. Doch die Goldmedaille soll Ali, der damals noch Cassius Clay hieß, in den Ohio River geworfen haben: aus Wut darüber, dass er wegen seiner Hautfarbe in einem Restaurant seiner Heimatstadt Louisville, Kentucky, nicht bedient wurde. So berichtet er es zumindest in seiner Autobiografie. Allerdings bezweifeln Freunde und auch manche Biografen die Geschichte und verfechten die Theorie, dass Ali die Trophäe ganz einfach verloren hätte. Eines steht jedoch fest: Die Ersatzmedaille, die Ali 1996 beim Entfachen des Olympischen Feuers überreicht wurde, schlummert noch nicht auf dem Grunde eines Flussbetts.

Skandal um Sartre: Eklat bei der Königlich-Schwedischen Akademie in Stockholm - am 22. Oktober 1964 lehnte der französische Schriftsteller Jean-Paul Sartre den Nobelpreis für Literatur ab. Der Skandal erschütterte die Literaturszene. "Ein Autor, der politisch, sozial oder literarisch Stellung bezieht, darf das nur mit dem geschriebenen Wort tun. Alle Auszeichnungen, die er erhält, setzen seine Leser einem Druck aus", begründete Sartre seine Entscheidung. Die französische Tageszeitung "Le Monde" kommentierte süffisant: "Es hat etwas Tragikomisches, wie dieser Philosoph der Freiheit sich mit Händen und Füßen wehrt, seinem Schicksal zu entrinnen." Später streute der Schwede Lars Gyllensten, ein Mitglied der Akademie, das Gerücht, dass Sartre ein paar Jahre nach dem Eklat noch mal angeklopft hätte - und wissen wollte, ob man die Dotierung eigentlich auch nachträglich doch erhalten könne.

Klare Kante und Pavianhintern: Im Oktober 2014 überraschte Diskuswerfer Robert Harting die Öffentlichkeit mit einem deutlichen Statement. Der zum Welt-Leichtathleten des Jahres nominierte Sportler bat den Weltverband IAAF darum, seinen Namen von der Liste zu streichen. "Zwar finde ich die Nominierung als solche toll. Dennoch stehe ich zusammen mit einem ehemaligen Dopingsünder zur Wahl - und das ist für mich der Grund auf den Verzicht", sagte der damals 29 Jahre alte Berliner der dpa. Anfang 2015 sorgte Harting dann mit einem ganz anderen Thema für Schlagzeilen: Er ließ sich die Haare transplantieren. "Mein Hinterkopf hat mich immer mehr an einen Pavian-Hintern erinnert", begründete er gegenüber der "BZ" seine Entscheidung.

"Nie, nie als Kanzlerkandidatin antreten"! Andere Politiker kleben an der Macht wie die Schmeißfliegen - nicht so Hannelore Kraft: Ende 2013 sorgte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin und SPD-Landesvorsitzende kategorisch eine Kanzlerkandidatur aus. "Ich werde nie, nie als Kanzlerkandidatin antreten. Ich bleibe in Nordrhein-Westfalen. Darauf könnt ihr euch verlassen", sagte Kraft in einer Sondersitzung der SPD-Landtagsfraktion.