Sex-Apps für VR-Brillen Pixeliges Vergnügen

Willkommen im fremden Männerkörper: Unter Schlagworten wie "Virtual-Reality-Sex" werden bislang vor allem 180- oder 360-Grad-Pornofilme vermarktet. Sie lassen sich mit Virtual-Reality-Brillen wie der HTC Vive oder der Oculus Rift anschauen und zeigen häufig Filmszenen aus der Männerperspektive. Doch es gibt auch VR-Sex-Apps, die es erlauben, mit virtuellen Figuren zu interagieren. Einige dieser Programme stellen wir beispielhaft in dieser Fotostrecke vor.

Zukunftsträchtige Technik, alte Rollen: In VR-Pornofilmen schlüpft der Zuschauer meistens in die Rolle eines Manns, an dessen Körper sich eine junge Frau zu schaffen macht, manchmal auch gemeinsam mit einer weiteren Pornodarstellerin. Allzu viele Videos mit anderen Akteurskonstellationen - etwa Clips für Frauen - gibt es bislang noch nicht.

Man kann in den Filmen per Kopfbewegung seine Blickrichtung ändern und so zum Beispiel bestimmte Körperteile oder Models anschauen. Ansonsten ist man als Zuschauer passiv und muss sich in die Rolle der Hauptperson hineindenken. Mitunter ist das schwierig, da zum Beispiel vermeintlich eigene Körperteile wie Arme, Beine oder Penis zu sehen sind, die sich nicht unbedingt synchron zu ihren Pendants aus der echten Welt bewegen.

Ein intensiveres VR-Erlebnis versprechen VR-Sex-Apps: interaktive Programme, die in der Regel nicht in den offiziellen App-Stores für die Vive oder die Oculus Rift auftauchen. Für den Prototypen von VR-Titties müssen Nutzer den Entwickler über die Spendenplattform Patreon mit mindestens einem Dollar unterstützen. In VR Titties begegnet man einem Frauen-Avatar, dessen Äußeres man sich nach Wunsch zusammenklicken kann.

Man kann etwa festlegen, wie breit die Hüften, wie groß die Pobacken oder Brüste der Figur sind. Seinen Avatar kann man am Strand oder in der Wüste treffen und per Controller mit ihm interagieren. Man kann zum Beispiel die Brüste der virtuellen Frau antippen und sie so zum Wackeln bringen. Ebenso kann man ihr folgenlos einen Klaps auf den Po geben oder das Programm verschiedene Sex-Stellungen simulieren lassen.

Obwohl der Avatar nicht wirklich realistisch aussieht, ist es faszinierend, mit ihm interagieren zu können. Bewegt sich der Nutzer im Raum, folgt die Figur ihm mit ihrem Blick. Beeindruckend wird das noch rudimentäre VR-Erlebnis, wenn man sein Headset mit einem sogenannten Leap-Motion-Controller ergänzt, wie wir es getan haben. Er erfasst die Hände des Brillenträgers und übertragt sie ins Spiel: So kann man seine echten Hände in Richtung der Figur strecken und ihr zum Beispiel einen Finger in den Mund stecken.

Ein haptisches Feedback bekommt der Nutzer nicht. Beim Ausprobieren von VR-Titties hat man durch die optische Illusion trotzdem in manchen Momenten das Gefühl, einer anderen Person sehr nahezukommen. Dann jedoch zerstört meistens ein Grafikfehler oder eine andere kleine Unstimmigkeit die Illusion. Wirklich lebensecht agieren die Figuren noch lange nicht.

Der Spieler selbst ist als Mann unterwegs. Das macht es für Frauen schwieriger, sich in die Situation hineinzuversetzen. Hier sieht man die Männerfigur von außen, wir haben ihr eine besonders schmale Taille verpasst. Bei der Frau gibt es viel mehr Individualisierungsmöglichkeiten, sie bewegt sich auch realistischer als der Mann.

So unfertig VR-Titties in vielerlei Hinsicht ist, deutet die App doch an, was in Sachen VR-Sex in den nächsten Jahren möglich sein wird: das Gestalten von Avataren nach eigenen Wünschen - und realistische Interaktionen mit ihnen. Das wirft auch ethische Fragen auf: Wäre es zum Beispiel okay, Bekannte aus der echten Welt digital nachzubauen?

Anders als in VR-Pornos können Nutzer in VR-Sex-Spielen stärker mit den Figuren interagieren. Der Spieler kann sein Gegenüber nach seinen Vorstellungen formen und über den Ablauf des Geschehens bestimmen. In VR-Pornos wird meist nur eine populäre Sex-Stellung nach der anderen abgearbeitet.

Weniger interaktiv als VR-Titties kommt La Douche daher, eine App, die ebenfalls per Onlinespende auf Patreon erworben werden kann. In dieser App übernimmt der Spieler die Rolle eines Voyeurs, der eine junge Frau beim Sportmachen und beim Duschen beobachten kann. Man selbst kann sich im Raum bewegen, ist aber quasi unsichtbar und sieht sich zum Beispiel nicht im Badezimmerspiegel.

Über Regler lässt sich das Aussehen der Frau leicht verändern, hier ist sie bei einer Sportübung zu sehen. Damit der Voyeur auch was zu Gucken hat, absolviert sie diese nackt. Wie VR-Titties befindet sich auch La Douche noch im Prototypen-Status, hinter dem Projekt steckt keine große Produktionsfirma. Durch die Brille betrachtet sieht die Umgebung übrigens zumindest ein wenig besser aus als auf dem Computermonitor, von dem unsere Screenshots stammen.

Professioneller als andere Sex-Apps präsentiert sich FemDomination, ein Paket verschiedener VR-Erfahrungen, das online für Vive und Rift 39 Dollar kostet. In einer kostenlosen Demoversion durchschreitet man als Sklave einen Tempel, in dem sich Statuen ihren Gelüsten hingeben. In einem dunklen Raum sitzt man schließlich einer Domina gegenüber, die den Spieler mit Sprüchen und hypnotisch daherkommenden Soundeffekten in Erregung zu versetzen versucht. Dieser langsame Spannungsaufbau funktioniert gar nicht so schlecht. Zumindest, bis man zu schwitzen beginnt, vergisst man die klobige Brille im Gesicht.

In der Erfahrung selbst kommt die Domina dem Spieler immer näher. Einmal führt sie den Finger direkt vor seinem Gesicht entlang, so als ob sie ihn hypnotisieren will. Später setzt sich die Domina auf seinen virtuellen, irgendwann harten Penis. Wer FemDomination testet, bekommt einen Vorstellung davon, dass Sklave-Domina-Rollenspiele in VR durchaus irgendwann funktionieren könnten. Schließlich lässt sich dank der Sensoren der Brillen nachvollziehen, ob der Sklave Anweisungen Folge leistet. Noch bewegt zum Beispiel die Domina beim Sprechen nicht einmal ihre Lippen.

Eine kostenlose Demoversion gibt es auch von SinVR, das ebenfalls für Vive und Rift angeboten wird. In dieser App kann man aus der Ich-Perspektive virtuellen Sex mit verschiedenen weiblichen Avataren haben - unter anderem auf einem Klavier. Das Erlebnis ist also ähnlich wie in einem VR-Pornofilm - mit den Unterschied, dass man hier auf pixelige Computerfiguren statt auf Schauspielerinnen trifft.

Anders als in Pornofilmen lässt sich der Ablauf des Liebesspiels ein Stück weit beeinflussen. Per Blick auf Elemente eines im Raum schwebenden Auswahlmenüs lässt sich zum Beispiel die Stellung wechseln. SinVR soll neben klassischen Sex- auch BDSM-Erfahrungen bieten. Wer die Entwickler auf Patreon mit 20 Dollar unterstützt, bekommt Zugang zu allen bislang verfügbaren Erlebnissen.

Das Nacktfigurenkabinett: Im Vergleich zu den vorherigen Programmen unspektakulär ist VRGirlz Lucid Dreams II. In dieser VR-App, von der man sich eine kostenlose Demo für Vive und Rift herunterladen kann, kann man sich 3D-Scan-Modelle von Frauen anschauen. Man kann sich durch einen virtuellen Raum bewegen und nahezu jede erdenkliche Perspektive einnehmen.

Da die Frauen sich weder bewegen, noch sonstwie auf den sie umkreisenden Spieler reagieren, fühlt man sich schnell wie in einem Wachsfigurenkabinett, wo gerade Nacktwochen stattfinden. Immerhin wirken die Scans der Frauen recht hochaufgelöst. Man würde sich wirklich erschrecken, wenn diese Avatare plötzlich anfangen würden, sich zu bewegen.

Keinen allzu großen Wert auf realistische Avatare legt der Waifu Sex Simulator VR, der vom Grafikstil her vor allem auf Anime-Fans zielt. In der App lassen sich diverse Sets mit Sex-Szenen aufrufen, teils mit mehreren Figuren auf einmal. Zu den anwählbaren Charakteren zählen auch Serien- und Videospielfiguren. Der Spieler kann die Sexszenen aus verschiedenen Perspektiven verfolgen und auch selbst aktiv werden.

Wie in VR-Titties lässt sich in der App der Leap-Motion-Controller verwenden, so dass die Hände und Finger des Spielers auch im Spiel zu sehen sind. Mit ihnen lässt sich zum Beispiel ein Model am Zopf greifen und in die eigene Richtung ziehen. In unserem Bild ist übrigens ein Avatar mit Eiscreme-Fetisch zu sehen. Den Sex Simulator gibt es sowohl für die Oculus Rift, als auch für die HTC Vive und auch in diesem Fall wird per Patreon um Spenden für die Entwicklung gebeten.

Während sich auf Headsets mit PC-Unterstützung Sex-Apps unkompliziert ausprobieren lassen, sind die Entwickler beim neuen Playstation VR (PSVR) stärker auf Sonys Wohlwollen angewiesen: Hier erscheint nur, was der Konzern für sein Headset angemessen findet. Ein PSVR-Spiel, was kein Sex-Spiel sein soll, aber das manch einer erotisch finden könnte, ist "Summer Lesson". In diesem gerade in der Entwicklung befindlichen Spiel ist Spieler eine Art Tutor und findet sich im Zimmer einer jungen Japanerin wieder.

Journalisten, die das Spiel bereits ausprobieren konnten, schreiben, dass es eine sehr intensive VR-Erfahrung sei, bei der man Gefühl hat, einem virtuellen Menschen sehr nahe zu kommen. Das liege einerseits an der vergleichsweise realistischen Grafik, anderseits aber auch daran, dass die Protagonisten sich oft in unmittelbarer Nähe des Spielers bewegt und ihm manchmal sogar Fragen stellt.

Im Gegensatz zu "Summer Lesson" als erotische Erfahrung vermarktet, wird ein offenkundiger Klon des Spiels, der im Januar für die Vive und die Rift erscheinen soll. "VR Kanojo" ist optisch fast identisch mit dem Playstation-VR-Titel, auch die Story dreht sich um Nachhilfe. Es dürfte nur weniger züchtig zugehen als im Original.

In einer Erklärung zu einer gerade erschienenen Demo von VR Kanojo heißt es, Berührungen gebe es erst in der Vollversion. Zudem wird darauf hingewiesen, dass alles in der Demo "Fiktion" sei: "Spieler unter 18 dürfen das Spiel nicht kaufen oder spielen", heißt es weiter. Und: "Alle Charaktere sind mindestens 18 Jahre alt."