Stromausfall Ein ganz banaler Weltuntergang
Was heißt es eigentlich, wenn der Strom ausfällt, das Licht ausgeht? Die Folgen eines längeren Ausfalls sind gravierender als vermuten.
Im Dunkeln: Wie die Sardinen stecken Pendler in der U-Bahn von Shanghai fest, als 2007 der Strom in der Stadt ausfällt. Ein Albtraum nicht nur für Menschen mit Raumangst...
...denn der Kollaps der Transportinfrastrukturen bringt unser urbanes Leben fast umgehend zum Erliegen (Stromausfall Miami 2008): Wenn die Züge und Bahnen nicht fahren, verlagert sich der Verkehr auf die Straßen...
...die das aber auch nicht bewältigen können (hier bei einem Stromausfall 2005 in Moskau). Damit beginnt die Versorgungslage zu wackeln...
...denn die Menschenmassen brauchen Nachschub für den täglichen Bedarf. Eine gewaltsame Deaktivierung der Stromversorgung - denkbar durch natürliche Ereignisse, EMP-Waffen und auch Hacks - brächte eine Kaskade von Ereignissen in Gang...
...von denen der Ausfall von Transport, Krankenhäusern und Kommunikationsmitteln noch das geringste Problem wäre. Das schlimmste, drängendste Problem wäre...
...Wasser: In den Städten gäbe es schon nach wenigen Tagen kein Trinkwasser mehr. Damit aber nicht genug: Es ist Strom, der Wasser in unsere Versorgungsleitungen pumpt. Aber es ist auch Strom, der Kraftwerken Wasser zur Kühlung und für den Turbinenantrieb zuführt. Ein ausgefallenes Kraftwerk lässt sich ohne Kühlung nicht wieder anwerfen, das Wasser ohne Strom aber nicht bewegen.
Damit würde die Stromlosigkeit zum längerfristigen Zustand. Wie soll man die Ordnung wahren, wenn immer mehr zunehmend durstige Menschen die Städte nach Versorgungsgütern durchsuchen (hier: New York 1977)...
...für die kein Nachschub mehr kommt? In New York reichten 1977 knappe 25 Stunden, um Teile der Stadt in Anarchie zu stürzen...
...bei der viele der ausgeplünderten Geschäfte in Rauch aufgingen. Ist all das vorstellbar? Ist unsere technisierte Zivilisation so fragil, dass sie innerhalb von Tagen zu destabilisieren wäre?
Es ist nicht unwahrscheinlich. Kurzzeitige Ausfälle sind teuer und lästig, Netzausfälle über Tage katstrophal, großflächige über Wochen irgendwann kaum mehr reparabel. Und uns Stadtmenschen...
...fehlen die Fertigkeiten und die Möglichkeiten, den Mangel durch eigene Produktion auszugleichen. So würde die Strom-Katastrophe zu einem Weltuntergangsszenario. Den hatten wir uns so banal nie vorgestellt. Die Sicherheit der Netze ist kein abstraktes Thema, sondern für uns alle überlebenswichtig.
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