Studentische Wand-Kritzelei Liebe, Sex und Abschlussprüfungen

Die Graffiti-Jägerin: Qinn Dombrowski arbeitet an der Uni von Chicago. Seit zweieinhalb Jahren dokumentiert sie die Wandkritzeleien, die sie in der Campus-Bibliothek findet, und wertet sie aus - mit überraschenden Ergebnissen. mehr...

Drama in sieben Worten: "Ich bin verliebt, und die Abschlussprüfungen laufen." "Das ist herzzerreißend und wunderschön", findet Dombrowski.

Die Sex-Statistik: Nicht ganz wissenschaftlich, aber anschaulich wertet Dombrowski ihre Funde inhaltlich und statistisch aus. "Fuck", "Suck" und "Ass" sind die am meisten verwendeten Wörter mit sexuellem Inhalt. Doch die nicht-sexbezogenen Graffiti überwiegen.

Gute Frage: "Ist Sex mit einem Zombie Nekrophilie?" Der Inhalt der Kritzeleien reicht von banalsten Witzchen bis ins Philosophische.

Die Nicht-Überwacherin: Dombrowski will niemanden auf frischer Tat überraschen, sondern geht morgens durch die Bibliothek, bevor die Studenten reingelassen werden. Doch einmal fand sie einen schlafenden jungen Mann - und fotografierte ihn so, dass er nicht zu erkennen ist.

"Geh nach Italien, werd Schuster" Der Spruch machte Karriere. Mittlerweile gibt es T-Shirts mit der Aufschrift.

Intimes Bekenntnis in Hieroglyphen: "Wir haben's zweimal gemacht heute morgen", hat jemand an die Wand geschrieben, in besten mittelägyptischen Schriftzeichen.

Wenn's in Chemie nicht stimmt: "Die Hölle auf Erden" nennt ein Student das Fach.

Was die Studenten alles lieben: Milton Friedman, Tiramisu, die Stille - und natürlich Kurt.

Koreanische Kritzeleien: Viele asiatische Graffiti beschäftigen sich mit Fleiß und Karriere wie etwa "Ich werde wie ein Verrückter lernen...bis zu dem Tag, an dem ich Chirurg bin!" Aber bei weitem nicht alle. Manchmal steht an der Wand ein gepfeffertes: "Du brauchst dringend eine Tracht Prügel!"

Brüste gegen Penisse: Das männliche Geschlechtsorgan wird an den Wänden deutlich häufiger thematisiert als der weibliche Busen.

Liebe und Hass: Die studentischen Wandkritzeler entwickeln ziemlich ambivalente Gefühle, vor allem für ihre eigene Uni, das Leben an sich und das Fach Chemie.

Wand-Mimik: Die Chicagoer Studenten scheinen gut drauf zu sein, jedenfalls zeichnen sie deutlich häufiger lachende Smileys in die Bibliothek als weinende.

Gefühlschaos: "Die Liebe hat ihren Höhepunkt im Oktober, wenn das neue Schuljahr gerade begonnen hat", erläutert Dombrowski ihre statistische Auswertung. "Nach November fällt die Erwähnung von Liebe rapide ab, bis zum April. Dafür erreichen Sexgraffiti im Dezember einen bemerkenswerten Peak."