Top Ten der Umweltsünden Was die Welt belastet

Platz 1: Goldabbau mit primitivsten Mitteln
Beim nicht industriellen Goldabbau nutzen die Schürfer sehr rückständige Methoden, um an das Gold zu gelangen - oft unter Verwendung giftiger Substanzen. Dabei gefährden sie einerseits sich selbst und ihre Familien, aber auch die umliegenden Gemeinden, wenn diese Giftstoffe in die Umwelt gelangen.
Um das Gold aus dem Erz zu isolieren, wird es oft mit Quecksilber amalgamiert. Dabei entsteht eine harte Verbindung, die das Gold enthält. Später wird das Amalgam über Feuer erhitzt, dabei verdampft das Quecksilber, zurück bleibt das Gold.
Der Schürfer atmet dabei selbst giftige Quecksilberdämpfe ein. Das restliche Quecksilber entweicht in die Umwelt, wo es sich in Pflanzen und Tieren anreichert und in die Nahrungskette gelangt.
Gesundheitliche Folgen von Quecksilber: Nierenschäden, Arthritis, Gedächtnisverlust, Fehlgeburten, psychotische Reaktionen, Atemnot, neurologische Schäden, Tod.

Platz 2: Kontaminierte Oberflächengewässer
Statistisch gesehen benötigt jeder Mensch etwa 20 Liter Süßwasser am Tag, um zu überleben (Trinken, Nahrungszubereitung, Kochen). Hinzu kommen etwa 50 bis 150 Liter für den Haushaltsgebrauch. Mit steigenden Bevölkerungszahlen und immer stärkerer Landwirtschaft droht diese lebenswichtige Ressource nicht nur immer knapper, sondern auch immer stärker verschmutzt zu werden.
Typische Krankheitserreger und Gifte in Gewässern sind Bakterien und Viren aus menschlichem Abfall sowie Schwermetalle und organische Verbindungen aus industrieller Produktion. Die Aufnahme dieser Gifte erfolgt entweder durch direktes Trinken des belasteten Wassers oder durch Essen von Nahrung, das damit zubereitet wurde. Auch der Verzehr von Fisch aus kontaminierten Gewässern ist riskant, weil sich die Gifte und Krankheitserreger in ihrem Fleisch angereichern. Selbst Nutzpflanzen können die Gifte enthalten, wenn die Äcker mit kontaminiertem Wasser aus Flüssen bewässert wurden.
Das Abkochen von Wasser kann viele Krankheitserreger abtöten. Dazu aber braucht es Brennstoff, der in vielen armen Haushalten nicht vorhanden ist.
Gesundheitliche Folgen: Krankheiten des Verdauungstraktes, die für Babys oder ältere Menschen tödlich sein können. Nach Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Wasserverschmutzung einer der Hauptgründe für Sterblichkeit aufgrund von Umweltfaktoren.

Platz 3: Kontaminiertes Grundwasser
Grundwasser ist eine wichtige Wasserquelle. In städtischen Gebieten wird es oft durch schlecht angelegte Müllhalden oder Latrinen verschmutzt. Dabei gelangen Krankheitserreger und Gifte in das Wasser.
Auch die unsachgemäße Entsorgung von Motorenöl und Reinigungsmitteln in Haushalten kann das Grundwasser verunreinigen. Die Landwirtschaft trägt durch exzessive Nutzung von Pestiziden und Düngemitteln, die im Boden versickern, zur Verschmutzung bei.
Die Verschmutzung des Grundwassers unterscheidet sich von der der Oberflächengewässer: Grundwasser fließt typischerweise nicht nur zu einem einzigen Ablauf. Mehrere Brunnen, die in eine kontaminierte wasserführende Schicht gegraben wurden, können das belastete Grundwasser enthalten. Es kann sich außerdem in Flüssen und Seen sammeln.
Auch der Zeitrahmen der Verschmutzung unterscheidet sich: Die Fließgeschwindigkeit des Grundwassers kann sehr langsam sein, eine Verschmutzung kann sich daher erst Jahre oder gar Jahrzehnte später in belastetem Brunnenwasser bemerkbar machen.
Gesundheitliche Folgen: hängen ab von der Art der Belastung. Magen-Darm-Erkrankungen treten häufig auf. Schwermetalle im Wasser können auch zu Krebs führen.

Platz 4: Luftschadstoffe in Innenräumen
Die wichtigsten Luftschadstoffe in Innenräumen in den Entwicklungsländern entstehen bei der Verbrennung von Kohle und anderen Biomassen - zum Kochen, Heizen oder zur Beleuchtung. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung kocht auf diese Weise. Diese Leute leben vorwiegend in armen Entwicklungsländern.
In China, Indien and Afrika südlich der Sahara beziehen nach Schätzungen etwa 80 Prozent der städtischen Haushalte ihre Energie zum Kochen auf diese Weise. In ländlichen Regionen sind es 90 Prozent.
Die Brennstoffe wie Kohle, Holz, Stroh oder Dung werden meist in behelfsmäßigen Öfen verbrannt. Die Räume werden oft nicht oder nur unzureichend gelüftet. So sammelt sich giftiger Rauch, der vorwiegend Frauen gefährdet, diese in der Regel am Herd kochen. Weil sie dabei ihre Kinder meist in der Nähe haben, sind auch diese durch den Rauch bedroht.
Die Gifte werden eingeatmet, die Feinstäube dringen tief in die Lunge ein. Auch die Augen sind betroffen.
Gesundheitliche Folgen: Lungenerkrankungen, Lungenkrebs, Katarakte, Tuberkulose. Schätzungen zufolge sterben pro Jahr drei Millionen Menschen an Luftschadstoffen in Innenräumen.

Platz 5: Industrieller Bergbau
Das größte Problem einer Mine ist die Entsorgung mineralischen Abfalls in Form von Gestein und feinkörnigen Rückständen in Schlämmen. Er fällt an beim Abbau des begehrten Erzes und kann mitunter giftige Rückstände von Chemikalien enthalten, die zur Abtrennung des Erzes vom Gestein verwendet wurden.
Im Gesteinsabfall enthaltene Metallsulfid-Verbindungen können Säuren produzieren, wenn sie mit Luft und Wasser in Berührung kommen. Die typischerweise großen Mengen an Abfällen des industriellen Bergbaus beeinträchtigen die Landwirtschaft und die Gewässer in der Umgebung. Schlämme können sich auch in Flussbetten ansammeln, dieses wird flacher - die Folgen sind dann Überschwemmungen.
Gesundheitliche Folgen: sehr vielfältig, meist chronisch. Reizung von Augen, Hals, Nase, Haut, Erkrankungen des Verdauungs- und Atmungssystems, des Blutkreislaufs, der Nieren, der Leber. Außerdem eine Bandbreite an Krebsarten, Schädigungen des Nervensystems, Entwicklungsstörungen und Geburtsfehler.

Platz 6: Metallschmelzen und -verarbeitung
Bei der Produktion und Verarbeitung von Metallen wie Kupfer, Nickel, Zink, Silber, Kobalt, Gold und Kadmium wird die Umwelt sehr stark belastet: Fluorwasserstoff, Schwefeldioxid, Stickoxide, giftiger Rauch sowie Schwermetalle wie Blei, Arsen, Chrom, Kadmium, Nickel, Kupfer und Zink werden in die Umwelt freigesetzt.
Bei der Verarbeitung werden zudem große Mengen an Schwefelsäure verwendet. Auch fester Müll in Form von giftigen Schlacken entsteht.
Meist werden die Giftstoffe eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen. In erster Linie betroffen sind die Arbeiter. Feine Stäube mit giftigen Stoffen lagern sich aber auch auf benachbarten Ackerflächen ab oder gelangen in Gewässer.
Gesundheitliche Folgen: verschiedenste akute und chronische Erkrankungen, darunter Reizung der Augen, Hals, Nase, Haut. Ernsthaftere Folgen sind Herz- und Lungenprobleme und sogar vorzeitiger Tod. Schwermetalle beinhalten auch die Gefahr chronischer Erkrankungen und der Anreicherung in Organismen. Geburtsfehler, Nieren- und Leberprobleme sowie Erkrankungen des Nervensystems, des Atmungsapparates und der Geschlechtsorgane.

Platz 7: Radioaktive Abfälle und Abfälle aus dem Uranbergbau
Radioaktive Stoffe werden zur Stromerzeugung, für militärische Zwecke und im medizinischen Bereich eingesetzt.
Radioaktiver Abfall aus Reaktoren in Form von Brennstäben ist schwierig zu entsorgen. Die Radioaktivität hält Jahrtausende an. Eine sichere Endlagerung des Mülls für diesen langen Zeitraum ist schwierig bis nicht möglich.
Beim Uranabbau entsteht zwar nicht so stark strahlender Abfall, jedoch große Mengen relativ gering strahlender Rückstände. Unter den größten Uranproduzenten sind ärmere Länder, wo Umwelt- und Sicherheitsstandards beim Abbau nicht eingehalten werden. Unter anderem Kasachstan, Russland, Niger, Namibia, Usbekistan, Ukraine und China.
Gesundheitliche Folgen:Radioaktivität schädigt auf vielerlei Weise: Sie kann alle Körperfunktionen angreifen bei akuter Aussetzung. Über einen längeren Zeitraum hinweg verursacht sie eine Reihe von Krebsarten. Hohe Dosen radioaktiver Strahlung können in wenigen Stunden töten. Menschen, die nicht tödlichen Dosen ausgesetzt sind, haben Veränderungen in ihren Blutwerten, können Schwindelanfälle haben, unter Müdigkeit, Übelkeit und Veränderungen des Erbguts leiden. Radioaktive Strahlung kann bei Föten Abnormitäten wie verkleinerte Kopf- und Hirngröße, Augenschäden, verringertes Wachstum und geistige Behinderung hervorrufen.

Platz 8: Ungeklärte Abwässer
Menschlicher Kot und Abwässer aus Haushalten - in vielen armen Regionen der Welt wird dieses Abwasser ungeklärt in den Wasserkreislauf zurückgeleitet - weil praktische Alternativen fehlen.
Die Folgen sind die Verbreitung vieler Krankheiten - und die Schädigung der Umwelt. Denn die Einleitung ungeklärter Abwässer in Flüsse und Seen führt zu Sauerstoffmangel und zum Verenden von Tieren und Pflanzen.
Im Jahr 2008 hatten 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen, schätzt die WHO. Und so sind in vielen städtischen Gegenden die Gewässer hoch kontaminiert mit menschlichen Abfällen.
Gesundheitliche Folgen: Krankheiten wie Cholera, Typhus, Ruhr, Hepatitis A sowie Wurminfektionen. Die WHO schätzt, dass 1,5 Millionen Todesfälle pro Jahr durch ungeklärte Abwässer verursacht werden.

Platz 9: Städtische Luftverschmutzung
Autoabgase, Kraftwerke, Industrie - städtischer Smog enthält eine Vielzahl schädlicher chemischer Verbindungen und Feinstäube. In Reaktion mit Sonneneinstrahlung entstehen aus ihnen weitere Verbindungen. Ozon beispielsweise, das in Bodennähe sehr giftig ist.
Gesundheitliche Folgen:chronische Lungen- und Kreislauferkrankungen durch die Feinstäube wie Asthma, chronische Bronchitis bis hin zu Lungenkrebs. Verstärkt betroffen sind Kinder und Senioren. Die WHO schätzt, dass pro Jahr 865.000 Todesfälle direkt auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind.

Platz 10: Recycling von Batterien
Wiederaufladbare Autobatterien bestehen aus Bleischeiben, die in einer Säure stecken. Nach vielen Be- und Entladungen verliert die Batterie ihre Leistungsfähigkeit. Weil Blei teuer ist, wird es aus den alten Batterien zurückgewonnen - ein gerade in armen Ländern einträgliches Geschäft.
Die Batterien werden häufig über große Strecken transportiert, häufig auch aus der ersten in die dritte Welt. Dort werden die Batterien in den Slums mit geradezu archaischen Methoden aufgearbeitet. Das Gehäuse wird mit einer Axt aufgeschlagen, das Blei auf abenteuerliche Weise geschmolzen.
Das Blei findet auf dem Weltmarkt problemlos Abnehmer, das Recycling schützt die Umwelt im Prinzip auch vor dem gefährlichen Metall. Allerdings findet die Aufarbeitung unter unhygienischen, gefährlichen Bedingungen statt. Schwerwiegende Bleivergiftungen der betroffenen Arbeiter sind an der Tagesordung. Neben der akuten Vergiftung mit großen Bleimengen drohen auch chronische Vergiftungen mit geringen Mengen. Blei wird über die Lungen oder den Mund aufgenommen und kann sich in den Knochen sammeln.
Gesundheitliche Folgen: Wachstumsstörungen, Leberschäden, verlangsamte Entwicklung. Eine Bleivergiftung führt zu Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Knochen- und Muskelschmerzen, Vergesslichkeit, Schlafstörungen - in extremen Fällen zu Koma, Delirium und Tod. Kindern drohen neurologische Schäden.