Übersicht Die wichtigsten Netzwerke der deutschen Wirtschaftselite

Die jungen CEOs
Gründungsjahr: 2010
Mitglieder: 10
Organisation: Henkel-Chef Kasper Rorsted, Klaus Behrenbeck (McKinsey)
Merkmal: Neue Kreation, hochkarätig, informell

Similauner Seilschaft
Gründungsjahr: 1992
Mitglieder: 17
Organisation: McKinsey-Veteran Herbert Henzler, Reinhold Messner
Merkmal: Schwindelfreiheit Pflicht, gute Kondition erwünscht

Baden-Badener Unternehmergespräche
Gründungsjahr: 1955
Teilnehmer: circa 70 pro Jahr
Organisation: Merck-Chef Karl-Ludwig Kley (Vorstandsvorsitz), Bosch-Lenker Franz Fehrenbach (Stellvertreter)
Merkmal: klassische Kaderschmiede der Deutschland AG

Atlantikbrücke
Gründungsjahr: 1952
Mitglieder: rund 500
Organisation: Vorsitzender Friedrich Merz, Geschäftsführerin Eveline Metzen
Merkmal: Politconnection zu den USA, Young Leaders als Karrierenetzwerk

The Family Business Network
Gründungsjahr: 1990
Mitglieder: rund 4000
Organisation: Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub (für Deutschland)
Merkmal: internationaler Austausch von Familienunternehmen

Isny-Runde
Gründungsjahr: 1979
Teilnehmer: rund 100 (im Jahr 2010)
Organisation: Blumenerdeproduzent Helmut Aurenz (ASB Grünland)
Merkmal: schwäbisches Davos mit Big-Shot-Präsenz (Merkel, Ackermann, Piëch), Auto- und CDU-lastig

European Roundtable of Industrialists
Gründungsjahr: 1983
Mitglieder: 45
Organisation: Chairman Leif Johannsson (Volvo); einer von zwei Stellvertretern: Peter Löscher (Siemens)
Merkmal: Denkfabrik mit Lobby-charakter, europäische Industriestimme

Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar)
Gründungsjahr: 2008
Mitglieder: 140
Organisation: Präsidentin Monika Schulz-Strelow
Merkmal: parteiunabhängiger Vorkämpfer für die Frauenquote
Blick auf das Ausland:
Die erfolgreichsten Netzwerke würden "in früher Jugend" geknüpft, "in einer kleinen, aber feinen Bildungsstätte, mit amtlichem Stempel", sagt der Darmstädter Soziologe und Eliteforscher Michael Hartmann. Und die gibt es, sorry Deutschland, überwiegend im Ausland ...

Ena, Frankreich: Die Absolventen der berühmtesten Elitehochschule des Landes besetzen die Spitzenjobs des Staates, wechseln munter zwischen Politik und Wirtschaft hin und her, halten in ihren jeweiligen Anstellungen engen Kontakt. Das begünstigt das Kungeln und schafft die Basis für den Erfolg französischer Industriepolitik. Aber: Alle bleiben unter sich. Staatspräsident und Nicht-Enarch Nicolas Sarkozy fordert deshalb eine stärkere Öffnung, auch für Stipendiaten. Hartmann hat Zweifel: "Für Enarchen gibt es nur eine Strategie: Die Mauern bleiben hoch."

Eton, Großbritannien: Das Jungeninternat wird für seine Disziplin geschätzt und für seine Strenge gefürchtet. 19 britische Premiers unterzogen sich der Qual, auch Thronfolger Prinz William. Der Elitegedanke wird nach wie vor gepflegt, die Umgangsformen sind neuerdings etwas humaner geworden.

Harvard, USA: Ein Abschluss an der renommierten Uni garantiert meist den Eintritt in die Chefetagen. Auch wer dort nur ein mehrwöchiges Managementprogramm durchlaufen hat, wie etwa die Konzernlenker Peter Löscher (Siemens) oder Wolfgang Reitzle (Linde), darf sich zum edlen Kreis der Harvard-Ehemaligen zählen. Wie kaum eine zweite Elitesammelstelle hat die Uni ein dichtes Netz aus Alumni über die Welt gespannt (mittlerweile mehr als 70.000 Mitglieder). Die treffen und helfen sich, tauschen sich in regionalen Gruppen intensiv miteinander aus. Bain-Berater Armin Schmiedeberg, der dem Harvard-Club Rhein-Ruhr vorsteht, schätzt den praktischen Nutzwert vor allem beim Orts- und Jobwechsel: "Wenn es um Empfeh-lungen oder Kontakte geht, frage ich zuerst immer einen Harvard-Alumnus."