U-Boot im Ersten Weltkrieg Der Untergang von SM UB-110

Wochenlang war SM UB-110 im Sommer 1918 vor der Küste Englands auf Tauchstation. Dann wurde das deutsche U-Boot von den Gegnern zerstört. Lange vergessene Fotos zeigen das Innenleben des menschenleeren Wracks.
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Vergessene Bilder: Das deutsche U-Boot SM UB-110 sollte im Ersten Weltkrieg britische Schiffe versenken. Nach heftigem Beschuss wurde das U-Boot es am 19. Juli 1918 vom Zerstörer H.M.S. Garry gerammt und sank. Nach der Bergung sollte es wieder kriegstauglich gemacht werden, doch dazu kam es nicht mehr. Nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 wurde das Wrack verkauft und verschrottet.

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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In den Gedärmen von SM UB-110: Zuvor entstand eine Fotoserie, die erst nach vielen Jahren in den Tyne & Wear Archives in der Stadt Newcastle upon Tyne entdeckt wurde. Diese auf einem britischen Trockendock entstandene Aufnahme zeigt den beschädigten Kommandoraum. Das U-Boot der damals modernsten Klasse UB III war in der Hamburger Werft Blohm & Voss gebaut und im März 1918 in den Dienst der Kaiserlichen Marine gestellt worden. Bis zur Versenkung durch die Royal Navy vor der Ostküste Englands war es nur knapp vier Monate im Einsatz....

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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...und zwar unter dem Kommando von Kapitänleutnant Werner Fürbringer, genannt "Fips". Mit 34 Männern konnte sich der Offizier noch von Bord retteten, doch nur 13 überlebten.

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Stählerner Koloss: Der Rumpf des über 55 Meter langen und fast sechs Meter breiten SM UB-110, das bis zu 50 Meter tief tauchen konnte. Bestückt war das Boot ...

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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... mit vier Bugtorpedorohren und einem Hecktorpedorohr. Hier sind einige der Geschützvorrichtungen im Innern zu sehen.

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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Wohnen und Arbeiten auf engstem Raum: Die Überreste eines Esstisch und von Spinden, die Besatzungsmitglieder benutzten. Daneben sieht man Einstiegsluken, durch die man zu der Akkumulatorenanlage gelangte.

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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Wochenlang ohne Tageslicht: "Die ganzen langen Sommertage mussten wir unter Wasser verbringen", schrieb der Kommandant Werner Fürbringer in seinen Memoiren, die 1933 unter dem Titel "Alarm! Tauchen!!" erschienen. "Nur die kurzen Nachtstunden konnten wir auftauchen, uns voll frischer Luft pumpen und die Batterie aufladen. Aber auch dann mussten wir gleichzeitig nach Angriffsmöglichkeiten scharf ausspähen." Das Leben an Bord war eine Strapaze...

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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... auch weil die Crew ständig fror. "Trotz der Julitemperaturen war es im Boot durch das endlose Unterwasserfahren so kalt wie in einem Eiskeller und so feucht wie in einer Tropfsteinhöhle", erinnerte sich der Kapitän, der stets einen Wollschal umlegte und drei Hosen übereinander trug.

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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Dramatische Augenblicke: Am 19. Juli 1918 sichtet die Mannschaft von SM UB-110 vor der Küste Englands einen feindlichen Schiffskonvoi. Bevor das U-Boot angreifen kann, muss Fürbringer den Befehl zum Abtauchen geben. Zu spät, denn kurz darauf detonierten in nächster Nähe drei Wasserbomben ...

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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... und der leckgeschlagene Maschinenraum lief voll. Das U-Boot musste auftauchen und geriet unter schweren Beschuss. Nach einem Rammstoß durch den britischen Zerstörer H.M.S. Garry retteten sich die überlebenden Deutschen durch einen Sprung ins Wasser. Als Kapitän ging Fürbringer als Letzter von Bord.

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Schwere Schäden: Als Fürbringer und seine Matrosen das tauchunfähige U-Boot verließen, wurden sie von britischen Schiffen und Flugzeugen aus beschossen. "Das Boot liegt mit mindestens 15 Grad Steuerbordschlagseite über, da die Tauchtanks von den Wasserbomben auf einer Seite völlig aufgerissen sind", stellte der Kommandant fest.

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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"Die Schweine wollen uns doch alle kaltmachen": Als Fürbringer dem verwundeten Oberleutnant Kurt Loebell helfen wollte, glaubte dieser nicht daran, sich noch retten zu können. Doch auch Loebell überlebte am Ende.

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"Na los, alter Junge": Mit diesen Worten wurde Fürbringer von britischen Soldaten in ein Rettungsboot gezogen. Dass er der Kapitän war, konnten sie kaum glauben. Kein Wunder, denn er hatte sich zwei Wochen lang weder rasieren noch waschen können.

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"Hände hoch!": Zusammen mit anderen Besatzungsmitgliedern kam Fürbringer in britische Kriegsgefangenschaft. Bald musste er feststellen, dass der Feind über die Routen deutscher U-Boote in der Nordsee genau informiert war: "Selten habe ich wieder eine Stunde so starker Depression erlebt und nie im Kriege eine Stunde, in der mir Deutschlands Ahnungslosigkeit und das unterirdische Arbeiten unserer Gegner so beängstigend klar wurden, wie in dieser."

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Erst Tee und Zwieback, dann Todesdrohungen: Zunächst wurde Fürbringer von den Briten gut behandelt und reichlich verköstigt. Das Blatt wendete sich, als er bei Verhören in London schwieg und wenig Reue zeigte. Als er offenbar die Versenkung des britischen Passagierschiffs Lusitania durch ein deutsches U-Boot 1915 rechtfertigte, entgegnete ihm ein britischer Offizier, er würde ihn am liebsten als Piraten am nächsten Galgen aufhängen lassen.

Foto: Tyne & Wear Archives & Museums
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Enge Kojen: An Bord des U-Bootes war die Mannschaft nah beisammen. In Großbritannien sah Fürbringer seine mitgefangenen Kameraden nicht wieder, weil er sich gegenüber den Briten wenig kooperationsbereit zeigte. Fast vier Wochen lang saß er in Einzelhaft. Nach Kriegsende zog er sich aus dem aktiven Militärdienst zurück, spielte aber im Zweiten Weltkrieg noch eine wichtige Rolle im Oberkommando der Marine.

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