DDR-Funktionär Werner Lamberz Der Tod des SED-Kronprinzen

Bei einem Hubschrauberabsturz in Libyen kam 1978 Werner Lamberz, der damals aussichtsreichste Nachfolger des SED-Generalsekretärs Erich Honecker, ums Leben. Seither wird spekuliert: War es ein Unfall oder ein Attentat?
1 / 19

Hoffnungsträger: Obwohl Werner Lamberz als SED-Chefpropagandist die dogmatische Linie der Partei in der Öffentlichkeit vertrat, verkörperte der eloquente, sprachenkundige und weltmännisch auftretende Politiker für viele Parteimitglieder die Zukunftshoffnung. Das jüngste Mitglied im SED-Politbüro galt in den Siebzigerjahren als aussichtsreichster Nachfolger des SED-Generalsekretärs Erich Honecker.

Foto: Sven Simon/ ullstein bild
2 / 19

Redetalent: Lamberz stach aus der Altherrenriege des Politbüros heraus, unter anderem durch seine Fähigkeit, in der Öffentlichkeit frei reden zu können. Im Oktober 1969 begrüßte er als Sekretär zur Vorbereitung des 20. Jahrestags der DDR-Gründung die ausländischen Gäste bei der Festveranstaltung in der Ost-Berliner Werner-Seelenbinder-Halle, unter ihnen die KP-Chefs Wladislaw Gomulka (Polen), Leonid Breschnew (Sowjetunion) und Gustav Husak (Tschechoslowakei), (2., 5. und 7. von rechts). Auf der Ehrentribüne applaudiert auch der Erste Sekretär der SED, Walter Ulbricht (vierter von rechts).

Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-H1006-0001-020
Zum digitalen Bildarchiv des Bundesarchivs

Foto: Das Bundesarchiv / Peter Koard
3 / 19

Mitverschwörer: Werner Lamberz wirkte 1971 an vorderster Stelle daran mit, den SED-Chef Walter Ulbricht zu stürzen und Erich Honecker als dessen Nachfolger zu installieren. Lamberz flog heimlich nach Moskau, um die Zustimmung des sowjetischen KP-Chefs Leonid Breschnew zu dem Machtwechsel einzuholen. Das Bild zeigt Lamberz mit Honecker 1976.

Foto: imago/ Werner Schulze
4 / 19

Außenpolitiker: Neben seiner offiziellen Aufgabe als SED-Chefpropagandist knüpfte der mehrere Sprachen beherrschende Lamberz internationale Verbindungen. Bei einem Besuch auf Kuba 1971 schloss er Freundschaft mit dem Revolutionsführer Fidel Castro. Während dessen DDR-Visite im Juni 1972 begleitete Lamberz den Gast unter anderem bei einem Autokorso in Dresden (rechts im offenen Wagen: Werner Krolikowski, damals Erster Sekretär des SED-Bezirks Dresden).

Foto: Deutsche Fotothek Dresden
5 / 19

Mauerbesuch: Während seines Besuchs in der DDR besichtigte Fidel Castro auch die innerstädtische "Staatsgrenze" in Berlin am Brandenburger Tor in Begleitung von Werner Lamberz und dem Stadtkommandanten von (Ost-)Berlin, Artur Kunath (links).

Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-L0616-407
Zum digitalen Bildarchiv des Bundesarchivs

Foto: Das Bundesarchiv/ Joachim Spremberg
6 / 19

Völkerfreundschaft: Die amerikanische Kommunistin und Bürgerrechtskämpferin Angela Davis (2. von rechts) wurde während eines DDR-Besuchs im September 1972 von SED-Generalsekretär Honecker empfangen. An der Begegnung nahm auch Lamberz teil. Honecker überreichte Davis bei dieser Gelegenheit die Einladung zu den Weltjugendfestspielen 1973 in Ost-Berlin.

Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-L0912-408
Zum digitalen Bildarchiv des Bundesarchivs

Foto: Das Bundesarchiv/ Klaus Franke
7 / 19

In Reih und Glied: Als weltoffen wollte sich die DDR im Sommer 1973 bei den Weltjugendfestspielen in Ost-Berlin präsentieren. Die Führungsriege der SED trat zur Begrüßung der Gäste an. Werner Lamberz (2. von links) gehörte ebenso dazu wie Joachim Herrmann (links), der nach Lamberz' Tod SED-Chefpropagandist wurde. Hermann Axen (3. von links), im Politbüro für Außenpolitik zuständig, wurde von arabischen Politikern wegen seiner jüdischen Herkunft gemieden und daher bei diesen von Lamberz vertreten. Egon Krenz (rechts), damals Erster Sekretär des Zentralrats der "Freien Deutschen Jugend", avancierte später zu Honeckers engem Vertrauten und folgte ihm im Herbst 1989 tatsächlich für einige Wochen als SED-Generalsekretär und DDR-Staatsratsvorsitzender nach.

Foto: ullstein bild/ Wlocka
8 / 19

Besucher aus Nahost: Der Erste Sekretär der "Arabischen Sozialistischen Union der Arabischen Republik Ägypten", Sayed Marel, wurde bei seiner Ankunft auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld im März 1973 von Werner Lamberz begrüßt.

Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-M0320-406
Zum digitalen Bildarchiv des Bundesarchivs

Foto: Das Bundesarchiv/ Klaus Franke
9 / 19

Geschäftspartner: Mengistu Haile Mariam war einer der Offiziere, die 1974 den äthiopischen Kaiser Haile Selassie stürzten. Anfang 1977 riss er die gesamte Macht an sich, indem er seine beiden Vorgänger ermorden ließ. Werner Lamberz wurde kurz darauf nach Addis Abeba eingeladen und von Mengistu empfangen. Die SED-Führung sah die Chance, mit Äthiopien ins Geschäft zu kommen, ungeachtet der blutigen Rolle des marxistischen Diktators: Die DDR lieferte Waffen, Äthiopien Kaffee. Im SED-Organ "Neues Deutschland" erklärte Lamberz: "Die äthiopische Revolution verdient unsere volle Solidarität und Unterstützung." Dem DDR-Fernsehen gab Mengistu (zweiter von rechts) im selben Jahr ein Interview.

10 / 19

Stadtrundgang: Bei den Weltjugendfestspielen im Sommer 1973 in Ost-Berlin unternahm SED-Chef Erich Honecker mit FDJ-Mitgliedern in ihren blauen Hemden einen Rundgang durch das Stadtzentrum rund um den Alexanderplatz. Politbüromitglied Werner Lamberz (links hinter Honecker) begleitete den Ersten Sekretär der Staatspartei.

Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-M0803-426
Zum digitalen Bildarchiv des Bundesarchivs

Foto: Das Bundesarchiv/ Klaus Franke
11 / 19

Berufsjugendlicher: Seine politische Karriere begann Werner Lamberz 1947 als Funktionär der "Freien Deutschen Jugend" im brandenburgischen Luckenwalde. Später übernahm er die FDJ-Führung im Land Brandenburg. Bis 1963 war er hauptamtlicher Sekretär des Zentralrats der FDJ.

12 / 19

Politische Freunde: Zusammen mit Hans Modrow besuchte Werner Lamberz 1953 die Moskauer Komsomol-Hochschule. "Wir sind insgesamt fünfzehn, drei Mädchen und zwölf Jungs, die die FDJ nach Moskau schickte", schrieb Modrow, letzter Vorsitzender des DDR-Ministerrats, in seinen Erinnerungen. Er habe, sagte der SED-Reformer Modrow, "im Politbüro nur einen Freund" gehabt: Werner Lamberz.

13 / 19

Jugendfreund: In Mayen in der Eifel gingen Lamberz und der ein Jahr jüngere Mario Adorf gemeinsam zur Schule. Der Schauspieler (hier ein Foto aus dem Jahr 1962) äußerte sich später lobend über seinen Gefährten aus der Jugendzeit: "Er war einer der geradesten Charaktere."

Foto: BAMH/ face to face
14 / 19

Kontakte zu Künstlern: Da Lamberz auch für die "Anleitung und Kontrolle" der Medien zuständig war, unterhielt er enge Beziehungen zu Schriftstellern, Journalisten, Sängern und Schauspielern. Nach der vom SED-Politbüro auch mit seiner Zustimmung verfügten Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976 versuchte Lamberz, gegen die Ausbürgerung protestierende Künstler zur Rücknahme einer Biermann-Resolution zu veranlassen. Den Schauspieler und Sänger Manfred Krug (Foto aus dem Jahr 1977) wollte er davon abbringen, in den Westen auszureisen - vergebens.

Foto: Hyzdal von Miser/ ullstein bild
15 / 19

Business as usual: Dreieinhalb Monate nach Lamberz' tödlichem Absturz besuchte der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi die DDR. Von dem Unglück war keine Rede mehr, obschon die Ursache keineswegs geklärt war. Man machte business as usual: Honecker und Gaddafi, hier bei einem Besuch im Volkseigenen Betrieb Werkzeugmaschinenbau Marzahn in Berlin, unterzeichneten einen Zehnjahresvertrag über wirtschaftliche, technische und militärische Zusammenarbeit.

Foto: ZB/ picture alliance / dpa
16 / 19

Folklore: Bei seinem Besuch in der DDR im Juni 1978 überreichte der libysche Staatschef Gaddafi dem DDR-Staatsratsvorsitzendem Erich Honecker einen Mantel der libyschen Nationaltracht.

Foto: ADN-Bildarchiv/ ullstein bild
17 / 19

Solidarität mit Chilenen: Zusammen mit Werner Lamberz stürzte Paul Markowski in den Tod. Markowski (r.) war Abteilungsleiter für Internationale Verbindungen im Zentralkomitee der SED. In dieser Eigenschaft begrüßte er im Februar 1974, zusammen mit dem Ersten Sekretär des FDJ-Zentralrats, Egon Krenz (2. v. r.), die Witwe des beim Militärputsch in Chile im Jahr zuvor ermordeten Folksängers Victor Jara, Joan Turner-Jara (l.).

Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-N0214-043
Zum digitalen Bildarchiv des Bundesarchivs

Foto: Das Bundesarchiv/ Vera Katschorowski-Stark
18 / 19

Unglücksmaschine: Der französische Hubschrauber Super Frelon (Super-Hornisse) war der größte und stärkste westeuropäische Helikopter. Mit einer Maschine dieses Typs (auf dem Foto bei einem Einsatz im Libanon) stürzte Werner Lamberz in der libyschen Wüste ab.

Foto: Getty Images/ Jacques Langevin/ Sygma
19 / 19

Grabstätte: Werner Lamberz wurde an der "Gedenkstätte der Sozialisten" auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt, daneben der mit ihm verunglückte ZK-Abteilungsleiter für Internationale Verbindungen, Paul Markowski.

Foto: imago
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren