Wirtschaftsgerüchte Rotkohl-Gesetz und Satans-Firmenlogo

Wirtschaftsgerüchte entmachten Bosse, lösen Kursrutsche an der Börse aus. Seit heute betreibt eine PR-Akademie eine "Klinik", die üble Fama angeblich analysieren und therapieren will. Einer ihrer Gesellschafter ist ausgerechnet Klaus Kocks - einer der berühmtesten Strippenzieher Deutschlands.
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Gerücht: Ein Greis mit gelocktem Haar und ein Himmel mit 13 Sternen waren bis 1985 das Markenzeichen des Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble. Dann kam das Gerücht auf, man könne die 13 Sterne so verbinden, dass sie die Zahl 666 ergeben - das Zeichen des Satans. Der Greis, hieß es weiter, sei iin Wirklichkeit ein Widder, eine tierische Verkörperung des Teufels.
Urheber des Gerüchts war eine religiöse Sekte im Süden der Vereinigten Staaten, deren Führer sich als Experten für die Entschlüsselung geheimer Zeichen halten. Das Gerücht schadete dem Ruf von Procter & Gamble im puritanischen Amerika so sehr, dass sich der Konzern entschloss, das seit mehr als 100 Jahren bestehende Logo aufzugeben und ...

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... es durch einen biederen Schriftzug zu ersetzen.
Kommentar der Gerüchteklinik: "Es handelt sich um ein Vorurteilsgerücht, das besagt, die gegenwärtige Gesellschaft sei vom Teufel besessen - und mit ihr auch viele Konsumgüter. Abhilfe schafft nach dieser Logik nur strenge Gottesfürchtigkeit.
Interessanterweise gab es ähnliche Gerüchte noch für das Waschmittel Ariel und die Fastfood-Kette McDonalds, doch deren Urherber wurden nie identifiziert."

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Gerücht: 1951 wurde eine Meldung verbreitet, laut der die US-Regierung einen 26.911 Worte langen Erlass zur Preisbindung von Rotkohl verfasst habe – obwohl die US-Verfassung gerade mal 483 Worte hat. "Unfähige Bürokraten!", lautete der landläufige Kommentar. Am 31. März 1952 druckten das "Wall Street Journal" und das "Journal of Commerce" das Gerücht ab - und mit ihm ein geharnischtes Dementi der Regierung.
Analyse der Gerüchteklinik: "Ein weiteres Vorurteilsgerücht. Da fast jeder glaubt, dass Bürokraten unfähig sind, kann es sich flächendeckend verbreiten. Das Dementi heizt es zusätzlich an, da man von der Regierung erwarten würde, dass sie ein solches abgibt. Dabei war es sogar Teil des Gerüchts. Die Regierung selbst hat zu der Rotkohl-Geschichte nie offiziell Stellung genommen."

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Gerücht: Die hessische Pharmafabrik Stada (im Bild) sollte Kreisen zufolge vom Marktführer Teda übernommen werden. Diese Meldung ging am 15. August durch zahlreiche Medien. Die Stada-Aktien legten daraufhin um bis zu 13 Prozent zu, nachdem sie im Frühjahr rund ein Drittel ihres Wertes verloren hatten.
Kommentar der Gerüchteklinik: Das Gerücht ist auf einen speziellen Einzelfall gemünzt, den es mit Informationen füttert, ohne dass sich diese zum gegebenen Zeitpunkt überprüfen ließen. Anfragen bei beiden Unternehmen wurden nicht beantwortet."

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Gerücht: Die Produktion des Notebooks WIND 100 soll laut einem Forumbeitrag eingestellt werden. Dabei wurde das Gerät Mitte August noch auf der Computerspielemesse Games Convention beworben.
Kommentar der Gerüchteklinik: "MSI hat es offenbar versäumt, rechtzeitig und glaubhaft zu erklären, was mit dem Notebook geschieht. Das Gerücht füllt diese Informationslücke nun mit einer plausibel klingenden Erklärung. Es könnte von der Konkurrenz gestreut worden sein, um MSI zu schaden."

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Gerücht: Am 23. August 2008 meldet unter anderem die "Berliner Zeitung", Arcandor-Chef Thomas Middelhoff wolle den Konzern früher als geplant verlassen. Daraufhin steigt der Aktienkurs des Unternehmens um drei Prozent. Middelhoff dementiert die Meldung, der Kurs bleibt trotzdem im Plus.
Kommentar der Gerüchteklinik: "Der Aktienkurs könnte aus zwei Gründen oben bleiben: Entweder wird das Dementi nicht geglaubt oder so mancher Anleger wertet das Gerücht als gute Nachricht. Feinde von Middelhoff könnten es gestreut haben, um die Glaubwürdigkeit des Arcandor-Chefs zu beschädigen. Das wäre dann auch gelungen: Die Reaktion der Börse dürfte bei Middelhoff ein schlechtes Gefühl im Bauch hinterlassen haben."

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Gerüchteklinik-Gründer Merten: "Fiktion kann Fakten ersetzen."