

Aus dem Koffer in ihrer Hand dringt ein leises Maunzen. Aus dem Funkgerät die gurgelnden Schreie der letzten Mitglieder ihrer Crew. Ellen Ripley, Offizier an Bord des Raumfrachters "Nostromo", ist allein. Über ihre Schulter hat die Frau den Gurt eines Flammenwerfers geschlungen. Langsam tastet sie sich durch die verlassenen Gänge des Raumschiffs, wie Theseus durch das Labyrinth von Kreta. Nur die Katze Jonesy ist ihr geblieben. Und ein übermächtiger Feind, der in jedem dunklen Winkel der Korridore auf sie lauern kann.
Das Skript für den Film "Alien", das die Drehbuchautoren Dan O'Bannon und Ronald Shusett Mitte der Siebzigerjahre bei 20th Century Fox einreichten, brach mit den Konventionen des Kinos: ein Raumschiff, das eher einer Müllkippe glich als der aufgeräumten Enterprise. Ein Monster, von dem kaum etwas zu sehen war. Keine Helden, nur eine Mannschaft von Weltall-Truckern, die gegen dieses Ungeheuer kämpften.
Unter diesem Skript, das bei der Produktionsfirma keinerlei Begeisterung auslöste, hatten sie einen Satz ergänzt: "Die Crew ist unisex und alle Rollen sind austauschbar zwischen Männern und Frauen." Die beiden Autoren hatten sich bewusst für diese Formulierung entschieden, da sie den Hauptteil ihrer Arbeit zu einem Horrorfilm im Weltall mit dem Monster verbracht hatten. Nach dem Willen der Autoren sollte der Regisseur entscheiden, was mit den Schauspielern geschehen sollte.
"Ich traf sie und bang - da war Ripley. Mit High Heels war sie 1,88 groß, ein Riese. Das war es." Ridley Scotts erstes Treffen mit Sigourney Weaver bei einem Casting brachte die Entscheidung für den Regisseur - und führte beinahe zum Bruch mit dem Studio. Widerwillig hatten sie sich auf "Alien" eingelassen, um nach dem Erfolg von "Star Wars" einen weiteren Science-Fiction-Film auf den Markt zu bringen. Aber mit einer weiblichen Hauptrolle? Auch die Autoren waren überrascht. "Ganz ehrlich, wir hätten niemals auch nur im Entferntesten gedacht, dass die Hauptrolle, Ripley, eine Frau sein könnte", sagte Ronald Shusett in einem Interview. Doch Ridley Scott setzte sich durch.
Mutter der Heldinnen
Unter seiner Regie entwarf die bis dahin unbekannte Sigourney Weaver ein neues Heldinnen-Bild im Kino. Ihre Ellen Ripley war kein übersexualisiertes Abziehbildchen und auch keine Prinzessin, die Hilfe bedurfte. Weaver spielte eine ganz normale Frau, eine Arbeiterin, die angesichts des Grauens an Bord der "Nostromo" über sich hinauswächst. Noch Jahre später gab die Schauspielerin in einem Interview mit dem "Time Magazine" zu Protokoll: "Normalerweise müssen Frauen in Filmen die Last der Sympathie schultern. Und sie werden erst lebendig, wenn ein Mann hinzukommt. Weiß nicht jeder, dass Frauen unglaublich stark sind?"
In seinem Film konfrontierte Regisseur Scott diese Heldin mit zweifelnden Männern und stark sexuell aufgeladenen Symbolen: Der Roboter Ash, der Ripley angreift und ihr ein Pornomagazin in den Mund stopft, ein rebellierender Computer namens MUTHR, ein phallusförmiges Monster, das sich fortpflanzt, indem es seine Opfer penetriert und aus dem Bauch herausplatzt - in den Siebzigern war nicht nur eine selbstbestimmte Heldin revolutionär, sondern auch die Bildsprache des Films, der das zerrüttete Verhältnis der Geschlechter darstellte.
Für Weaver wurde die Rolle zum Startschuss einer erfolgreichen Karriere, für das Kino war "Alien" ein Befreiungsschlag. Trotzdem hatten Darstellerinnen weiter zu kämpfen. Die klassischen Rollenbilder des Publikums waren gefestigt. In den kommenden Jahren wurden zwar immer wieder Frauen zu Heldinnen auserkoren - ob 1984 in "Terminator", 1990 in "Nikita" oder fünf Jahre später in "Tank Girl". Aber genauso oft waren sie auch wieder in der klassischen Opferrolle zu sehen. Besonders in den letzten Jahren haben die starken Frauen auf der Leinwand und dem Fernsehschirm aber wieder die Hauptrolle übernommen. Zum Beispiel in der Neuauflage der Serie "Kampfstern Galaktika" von 2004. Da tauschte Produzent Ronald D. Moore den Frauenschwarm Starbuck aus dem Original einfach gegen eine toughe Kampfpilotin aus. Oder in "Mad Max: Fury Road", in dem 2015 Regisseur George Miller seinen Protagonisten zur Nebenfigur machte und mit Charlize Theron alias Imperator Furiosa eine neue Ikone des Actionkinos schuf.
"Jede Frau hat eine versteckte Action-Heldin in sich", sagt Sigourney Weaver. einestages zeigt die härtesten, komischsten und lässigsten, die bis heute auf unseren Bildschirmen kämpften.
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Säulenheilige: Eine Szene hat sich Zuschauern der "Matrix"-Filme unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt: Eine Frau im Lackoutfit springt mit gestreckten Armen in die Luft, verharrt dort quälende Sekunden und serviert ihren Angreifer mit einem Kung-Fu-Tritt ab. Trinity, gespielt von Carrie-Anne Moss, ist das Allround-Talent im "Matrix"-Kosmos. Sie ist Hackerin, Scharfschützin, Nahkampfexpertin, vollführt irre Stunts mit dem Motorrad und selbst das Steuern eines Hubschraubers bereitet ihr keinerlei Probleme.
Weltraum-Truckerin: Kaum eine Darstellerin hat das weibliche Actionkino so nachhaltig geprägt wie Sigourney Weaver. Regisseur Ridley Scott wählte die noch unbekannte Schauspielerin überraschend als Protagonistin seines Weltraum-Horrors "Alien" aus. Statt eines hilfsbedürftigen Klischees war Weavers Ellen Ripley eine ganz normale Frau, die im Kampf gegen das Monster über sich und ihre männlichen Kollegen hinauswuchs. In "Aliens" von 1986 (Szenenfoto) kam noch die Rolle der Beschützerin und Mutter hinzu.
Löwenmutter: Inspiriert vom Manga "Lady Snowblood" erschuf Regisseur Quentin Tarantino mit dem Zweiteiler "Kill Bill" 2003 und 2004 einen Remix aus Western und Samurai-Film. Getragen wird das Zitatfeuerwerk von Tarantino-Muse Uma Thurman. Als verratene Auftragsmörderin Beatrix Kiddo rächt sich Thurman an ihrem Geliebten und seinen Handlangern. Im gelben Bruce-Lee-Gedenkdress richtet die Kampfmaschine und Stilikone ein zitatschwangeres Gemetzel nach dem nächsten an, nur um am Ende wieder mit ihrer Tochter vereint zu werden.
Schwarze Witwe: Im "Marvel Cinematic Universe" verknüpft der US-Comickonzern die Schicksale seiner Helden in einer Abfolge von Blockbustern. Bereits in vier dieser Filme hat Scarlett Johansson die Superheldin Natasha Romanoff alias Black Widow verkörpert - aber immer nur in einer Nebenrolle. Trotz ihres Kultstatus bei vielen Fans behandelt das Unternehmen die Heldin immer noch stiefmütterlich. Im Merchandise zum neuen "Avengers"-Film wurde sie durch Captain America ersetzt. Zumindest ein eigener Film ist mittlerweile für die Superagentin in Planung.
Kriegerprinzessin: Die Geschichte der mächtigsten Kämpferin der Fernsehgeschichte begann 1995 als Spin-off zur Serie "Herkules". Doch schon bald wurden die Abenteuer der Kriegerprinzessin "Xena" (Lucy Lawless) zum TV-Phänomen. Der trashige Mix aus griechischer Mythologie, Slapstick-Humor, Action und Melodram kam besonders bei der lesbischen Zuschauerschaft gut an. Grund dafür waren die eindeutigen Hinweise auf eine homosexuelle Beziehung der Hauptcharaktere Xena und Gabrielle.
Das ging ins Auge, Kleiner: In seinem Film "Barb Wire" verfrachtete Regisseur David Hogan 1996 Sexikone und "Baywatch"-Star Pamela Anderson in einen Trashstreifen. Die wirre Sci-Fi-Version des Klassikers "Casablanca" versetzt die Blondine in die USA im Jahr 2017, mitten in den zweiten US-amerikanischen Bürgerkrieg. Dort betreibt sie einen Nachtklub und arbeitet auch noch als Kopfgeldjägerin. Vollkommen zu Recht wurde das sexistische Machwerk für fünf Goldene Himbeeren nominiert. Eine davon ging an Hauptdarstellerin Anderson.
Seidenglatt: Mit seinem Comic "Watchmen" zerlegte Alan Moore den Superheldenmythos. Eine seiner Heldinnen: Lauri Juspeczyk alias Silk Spectre II. In der Verfilmung von Zack Snyder von Malin Akerman gespielt, trat die Tochter der frühverrenteten Silk Spectre 2009 eher unfreiwillig in die Fußstapfen ihrer Mutter und wurde als einzige Frau Teil der Superantiheldentruppe "Watchmen". Gerade wegen ihres knappen Latexoutfit, das ihre Mutter für sie entworfen hat, tritt Silk Spectre II als Feministin auf, die sich ihrem auferlegten Rollenbild stets bewusst ist und widersetzt. Eine charaktergewordene Kritik an US-amerikanischen Heldinnenklischees.
Eine Frau sieht rot: Nachdem Regisseur Richard Fleischer schon den mittelmäßigen "Conan der Zerstörer" von 1984 verantwortet hatte, verwurstete er ein Jahr später gleich dessen weibliche Gefährtin - Red Sonja. Arnold Schwarzenegger wurde größtenteils neben der Kamera geparkt, stattdessen stand die Dänin Brigitte Nielsen als Titelheldin im Rampenlicht, die sich an der bösen Königin Gedren für ihre Vergewaltigung rächt. Ein Trashstreifen, der dank grottiger Geschichte und mehr als fragwürdigen Charakteren mittlerweile aus der Conan-Trilogie ausgeblendet wird.
Zähne zeigen: Mädchen, die in Horrorfilmen kreischend Reißaus nehmen, waren Regisseur Joss Whedon ein Graus. Seine Antwort auf das sexistische Klischee: Die TV-Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen". 144 Folgen lang ließ Whedon von 1997 bis 2003 seine Heldin Buffy (Sarah Michelle Gellar) an einer Highschool und später am College als Vampirjägerin Untote pfählen. Neben ihrem Kampf gegen das Übernatürliche wird Buffy aber auch mit den ganz alltäglichen Sorgen einer Teenagerin konfrontiert - und brachte es so zum Vorbild einer ganzen Generation junger Frauen.
Miss Exploit: In den Siebzigern waren beim US-Publikum Exploitation-Filme beliebt. Wegweisend für das Genre wurde "Coffy - die Raubkatze" aus dem Jahr 1973. In der Hauptrolle Pam Grier, die als Krankenschwester ihre abhängige Schwester an der Drogenmafia rächt. Mit Grier war nicht nur erstmals eine Frau in einem der Low-Budget-Rachedramen unterwegs, sondern auch eine Schwarze. Der Film war der Startschuss zu einer Reihe von ähnlichen Actionstreifen und machte Grier zur Ikone des Genres. "Coffy" ist einer der Lieblingsfilme des Regisseurs Quentin Tarantino, der Pam Grier 1997 mit dem Film "Jackie Brown" huldigte.
Computerspiel-Ikone: Als das Videospielstudio Core Design 1993 mit der Entwicklung eines neuen Actionspiels begann, entschied Gamedesigner Toby Gard, statt des geplanten Helden eine Frau als Protagonistin zu verwenden. Sein Spielcharakter Lara Croft wurde als weiblicher Indiana Jones vermarktet, zierte das Cover der "Financial Times" und erhielt ab 2001 sogar eine eigene Reihe von Spielfilmen. In ihnen spielt Angelina Jolie die britische Archäologin, deren Status zwischen Sexsymbol und selbstbestimmter Heldin noch Jahrzehnte später hitzig diskutiert wird.
Maunz: Sie lieben und sie schlagen sich - ständig changieren Batman und sein weibliches Pendant Catwoman zwischen den Extremen. Über die Jahre haben verschiedene Schauspielerinnen versucht, dem Comiccharakter ihren Stempel aufzudrücken. Am Eindrucksvollsten gelang dies aber Michelle Pfeiffer in "Batmans Rückkehr" von 1992. Passend zum düsteren Ton des Films war ihre Catwoman eine Manifestation von Neurosen - die trotzdem gehörig austeilte und im Vakuumverschweißten Kostüm den BDSM-Look Jahrzehnte vor "50 Shades Of Grey" salonfähig machte.
Anstandslos: Sie hat eine Vergangenheit als Anführerin einer kriminellen Bande, arbeitet für den britischen Geheimdienst, schießt scharf und schlägt noch härter zu. Modesty Blaise ist eine starke Frau - und die Erfindung des britischen Autors Peter O'Donnell. Im gleichnamigen Film von 1966 kämpft sie allerdings nicht nur gegen einen Ring von Diamanten-Hehlern, sondern auch mit einem Drehbuch, das sie zur Ulknudel degradiert. Trotzdem hat der Film, ähnlich wie "Barbarella" von 1986 eine Anhängerschaft gewonnen, die ihn kultisch verehrt.
Ave, Imperator: Nach 30 Jahren Pause kam 2015 ein neuer "Mad Max"-Film in die Kinos. Und dann besaß Regisseur George Miller auch noch den Mut, den schweigsamen Ex-Cop Max Rockatansky zum Nebendarsteller zu degradieren. Denn Charlize Theron als Imperator Furiosa ist der zentrale Charakter in "Mad Max Fury Road". Die ehemalige Vertraute des Oberbösewichts Immortan Joe befreit dessen Sklavinnen und rettet sie auf einer explosiven Verfolgungsjagd quer durch die Wüste, um Zuflucht im von Frauen regierten "grünen Land" zu finden.
Auferstehung: Nach einem Amoklauf in einer Apotheke hat die drogensüchtige Nikita die Wahl, vom Geheimdienst eliminiert oder zu einer Agentin ausgebildet zu werden. In seinem Film "Nikita" von 1990 bewies der französische Regisseur Luc Besson schon früh, dass er einen Faible für starke Frauenfiguren hat. Seine Auftragskillerin (Anne Parillaud) wird zum Instrument staatlicher Interessen, schafft es aber, sich von ihren Herren loszureißen. Ihr folgten Besson-Heldinnen wie Mathilda in "Léon - Der Profi", Leeloo in "Das fünfte Element" und "Johanna von Orleans".
Riot Grrrl: Das Ende der Welt war da - jetzt gibt es nur noch Verzweiflung und Durst. Basierend auf den Comics von Alan Martin und Jamie Hewlett drehte die Regisseurin Rachel Talalay Mitte der Neunziger "Tank Girl". Die weibliche Antwort (Lori Petty) auf "Mad Max" floppte an den Kinokassen, wurde aber trotzdem zu einer Ikone des Postfeminismus. Das lag aber eher an der starken Vorlage der Comicautoren. Die hatten mit der Kopfgeldjägerin, die in einem Panzer das Ödland durchstreift, eine klischeebefreite Heldin geschaffen, die in der Nase bohrt, wie ein Loch säuft und zwanglosen Sex mit ihrem mutierten Känguru-Freund Booga hat.
Körperbeherrschung: Elegante Dame, älterer Herr mit Hut, Offizier, Sicherheitsberater, Bikinimodel, Diktator - sie ist all das, und doch wieder nicht. Raven Darkholme alias Mystique ist einer der interessantesten Charaktere des Marvel-Universums. Die Gestaltwandlerin (hier dargestellt von Rebecca Romijn) mit der blauen Haut kann innerhalb von Sekunden jedes beliebige Äußere annehmen. Dazu kommt die Körperbeherrschung einer Kampfkunstmeisterin. Aber nicht nur ihr Aussehen, auch ihre Loyalität zu den verschiedenen Fraktionen des "X-Men"-Universums ändert sich stetig.
Mutter Courage: Ihr Sohn ist der Auserwählte, der in der Zukunft die Rebellion gegen die Gewaltherrschaft der Roboter anführen wird. Um das zu ermöglichen, kämpfte Sarah Connor (Linda Hamilton) 1984 in "Terminator" mit allen Mitteln gegen die mechanischen Unterdrücker, die in der Zeit zurück reisen, um John Connor zu töten. Den Kultstatus, den Linda Hamilton (hier in "Terminator 2") der Rolle in der Filmreihe verlieh, führte auch zu einer Fortsetzung ihrer Geschichte im Fernsehen. In "The Sarah Connor Chronicles" spielt "Game Of Thrones"-Darstellerin Lena Headey die kampferfahrene Mutter. Und selbst der Terminator wurde durch eine Frau ersetzt.
Multipass: Schon als Teenager hatte Regisseur Luc Besson die Geschichte zu "Das fünfte Element" aufgeschrieben. In ihr trifft der heruntergekommene Taxifahrer Korben Dallas im futuristischen New York auf Leeloo (Milla Jovovich). Das höhere Wesen ist die einzige Hoffnung der Menschheit im Kampf gegen eine außerirdische Bedrohung. Für den Film lernte Jovovich eine Fantasiesprache, zwängte sich in die Kostüme des Designers Jean-Paul Gaultier - und teilte mit harten Kicks gegen Monster aus.
Vorbildfunktion: In der Verfilmung von Suzanne Collins Roman-Trilogie "Die Tribute von Panem" spielt Jennifer Lawrence die Rolle der Katniss Everdeen. Die junge Frau tritt in einem Turnier auf Leben und Tod gegen andere Jugendliche an, um in den postapokalyptischen Überresten der USA Essen für ihr Dorf zu gewinnen. Der Kampf gegen ein faschistisches System wurde über Leinwand und Buch hinaus zum Hoffnungszeichen politisch Unterdrückter. In Thailand protestierten Bürger mit Katniss' Geste, zwei zum Gruß erhobenen Fingern.
Sieg, Vögelchen, sieg: Während in Hollywood noch mit konservativen Rollenbildern gedreht wurde, machte Regisseur King Hu 1966 eine Frau zum Star seines Kung-Fu-Films "Come Drink with Me". In der Hauptrolle des in Hong Kong produzierten Streifens kämpft die Balletttänzerin Cheng Pei-pei als Golden Swallow gegen eine Räuberbande, die ihren Bruder entführt hat. Nicht nur, dass das klassische Prinz-rettet-Prinzessin-Schema aufgebrochen wurde, die tänzerischen Kampfszenen der Protagonistin sind auch heute noch sehenswert.
Geschlechtsumwandlung: Für Commander Adama war er wie ein Sohn - der Kampfpilot Lieutenant Starbuck aus der TV-Serie "Kampfstern Galaktika" von 1978 war ein Draufgänger und Frauenheld. Für Commander Adama ist sie wie eine Tochter - die Kampfpilotin Lieutenant Starbuck aus der TV-Serie "Battlestar Galactica" von 2004 ist eine Draufgängerin, eine Heldin - und eine Frau. Produzent Ronald D. Moore änderte in seinem Remake nicht nur das Geschlecht dieser Hauptfigur. Er wirbelte damit das komplette Figurenensemble durcheinander - und erschuf eine der ikonischsten Actionheldinnen der TV-Geschichte.
Cyberpunk-Philosophin: In einer nahen Zukunft lösen sich die Grenzen zwischen Organismus und Technologie zunehmend auf. Menschen mit bionischen Verbesserungen, wie die Spezialagentin Motoko Kusanagi, sind allgegenwärtig. Der Anime "Ghost in the Shell" stellt dabei auch Fragen nach Geschlechtlichkeit und Rollenbildern angesichts einer Protagonistin, die trotz weiblicher Identität in einem asexuellen Roboterkörper gefangen ist und am Ende des Films mit einem männlich dargestellten Computerprogramm verschmilzt.
Trio mit sechs Fäusten: In den Siebzigern begeisterte die Serie "Drei Engel für Charlie" das Fernsehpublikum, obwohl sich schnell der Begriff des "Jiggle TV" für ähnliche Produktionen etablierte, die mit den wackelnden Brüsten ihrer Protagonistinnen für Quote sorgen sollten. Beinahe 25 Jahre später gab es ein Comeback auf der großen Leinwand für das schlagkräftige Trio. "3 Engel für Charlie" machte sich über das fragwürdige Frauenbild der Vorlage lustig, indem es sie bis zur Unkenntlichkeit überzeichnete und mit irrwitzigen Actionchoreografien anreicherte.
Arschtritt: Basierend auf Mark Millars beißender, in Comicform verfasster Kritik am Superhelden-Mythos "Kick-Ass" drehte Matthew Vaughn 2010 den gleichnamigen Film. In ihm wandelt sich ein Teenager zum selbsternannten Rächer und geht auf die Bösewichte los. Ihm zur Seite steht die elfjährige Killerin Hit-Girl. Die exzessive Gewalt des Rachefeldzugs löste unter Kritikern ein zwiegespaltenes Echo aus - besonders weil sie von einem kleinen Mädchen ausging.
Waldgeist: Egal ob in "Nausicaä aus dem Tal der Winde" oder in "Chihiros Reise ins Zauberland" - in seinen Animes konfrontiert der japanische Regisseur Hayao Miyazaki oft starke junge Frauen mit Alltagsproblemen in Fantasy-Gewand. Sein Film "Prinzessin Mononoke" von 1997 erzählt die Geschichte des Wolf-Mädchens San, die gegen die Umweltverschmutzung der Herrscherin Eboshi kämpft.
Im Namen des Gesetzes: Ausgerechnet an ihrem ersten Tag im Job ist Megan Turner (Jamie Lee Curtis) als Polizistin allein am Tatort eines Raubüberfalls. Als sie den Täter erschießt, wird dessen Waffe von einem Psychopathen entwendet, der sich in ihr Leben einschleicht. Der Thriller "Blue Steel" von Regisseurin und Drehbuchautorin Kathryn Bigelow hat zwar eine reichlich löchrige Handlung, glänzt aber mit einer coolen Jamie Lee Curtis, die ein Gegengewicht zu den männlichen Darstellern zahlloser Cop-Filme in Hollywood bot.
Viraler Erfolg: Verfilmungen von Videospielserien sind meist Katastrophen. Die "Resident Evil"-Filme von Paul W. S. Anderson bilden eine der wenigen erfolgreichen Ausnahmen. Grund dafür ist Hauptdarstellerin Milla Jovovich, die als Sicherheitschefin Alice mit dem T-Virus in Kontakt kommt. Im Gegensatz zum Großteil der Bevölkerung führt das für Alice aber nicht zur Zombifizierung, sondern zu übermenschlichen Fähigkeiten.
Oh Captain, mein Captain: In der Zeichentrickserie "Futurama" des "Simpsons"-Schöpfers Matt Groening verschlägt es den Lieferjungen Fry ins 31. Jahrhundert. Als Angestellter im Unternehmen Planet Express reist er dort per Raumschiff durchs All. Seine Chefin: Turanga Leela, eine Zyklopin, die als Captain des Raumschiffs die Kommandos gibt. Egal ob es um Geistesschärfe oder Muskelkraft geht, Leela ist den männlichen Besatzungsmitgliedern der Planet Express-Crew meilenweit überlegen.
Gegenwert: Bereits Anfang der Siebzigerjahre produzierte der US-Sender ABC die Agentenserie "Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann". 1976 legten die Produzenten eine Million und eine weibliche Hauptdarstellerin nach. In "Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau" wurde die Tennisspielerin Jaime Sommers (Lindsay Wagner) bei einem Fallschirmsprung schwer verletzt. Mittels bionischer Organe wird aus der Sportlerin eine Undercover-Agentin, die schneller als ein Auto läuft, Stahlträger verbiegt und besser hört als jedes Richtmikrofon. Passend zur Serie gab es sogar Actionfiguren des Spielzeugherstellers Kenner von Sommers - inklusive abnehmbarer Cyborg-Implantate und Sportwagen.
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