Augenblick mal Labrador hinter Gittern

Was war denn da los? Ein traurig blickender Hund mit einer Häftlingsnummer um den Hals - das Verbrecherfoto des schwarzen Labrador-Retrievers Pep vom 12. August 1924 ging um die Welt. Der Vierbeiner sei in der Strafanstalt Eastern State Penitentiary in Philadelphia inhaftiert worden, wurde berichtet, weil er die Hauskatze des Gouverneurs von Pennsylvania getötet haben soll. Das Urteil lautete auf lebenslänglich ohne Bewährung.
Noch Jahrzehnte später erinnerte man sich an die Geschichte. 1994 griff die in Easton erscheinende "Express-Times" die Meldung auf. Einige Leser machte der unglaubliche Vorgang neugierig, sie fragten nach - in Milford in Pike County, dem ehemaligen Wohnsitz von Gouverneur Gifford Pinchot, in dem sich heute ein Museum befindet. Dort allerdings bekamen sie eine ganz andere Geschichte zu hören.
Pep hatte zwar demnach tatsächlich auf dem Gefängnisgelände gelebt, jedoch nicht als Häftling. Das Tier war ursprünglich ein Geschenk an die Familie Pinchot. Doch weil sich der quirlige Hund mit Vorliebe in Sofakissen verbiss, konnte er nicht länger im Haus bleiben.
Bei einem Besuch im Bundesstaat Maine hatte Gouverneur Pinchot von einem Therapieprogramm gehört, bei dem Gefängnisinsassen das Halten von Haustieren gestattet wurde. Pinchot gefiel die Idee: Pep würde ein neues Zuhause finden, in dem es garantiert keine Sofakissen gab. Er vertraute den Labrador einem befreundeten Wärter an; das Gefängnispersonal schoss schließlich das Foto - und ein Zeitungsreporter erfand dazu zum Spaß die Geschichte von der katzenmordenden Bestie.
Der Scherz wurde allerdings nicht als solcher verstanden, Boulevardmedien druckten die Story nach. Auch noch, nachdem Pep längst eines natürlichen Todes gestorben und auf dem Gefängnisgelände begraben worden war. Regelmäßig hatte Pinchots Sohn versucht, die Geschichte in der Lokalzeitung klarzustellen. Doch vergeblich. Die Legende war nicht totzukriegen.