
Koen Wessing / Hollandse Hoogte / laif
Befreiungstheologie als moderne Häresie Ketzerischer Klassenkampf
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Vatikanstadt im September 1984: Ein Mönch Mitte vierzig – melierte Locken, Hornbrille – wartete im Palazzo del Sant’Uffizio auf seine Anhörung. Vorgeladen hatte ihn Joseph Ratzinger, Chef der Kongregation für die Glaubenslehre, ursprünglich Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition. Im Jahr 1600 hatte diese Behörde der katholischen Kirche Giordano Bruno wegen Ketzerei verurteilt, 1633 Galileo Galilei . Nun nahm sich die Glaubenskongregation den brasilianischen Pater Leonardo Boff vor.

Im Namen Gottes
Wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten wirkt heute der Begriff »Ketzer«. Man denkt wohl an Mittelalter, an Folter und Scheiterhaufen im Auftrag der katholischen Kirche. Mit der Reformation oder spätestens mit der Aufklärung endete der Spuk – so die gängige Annahme.
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Ratzinger warf ihm »Abweichungen« vor, »die den Glauben und das christliche Leben zerstören«. Mit Boff stand zugleich die Befreiungstheologie auf dem vatikanischen Prüfstand, ein Hoffnungsprojekt für viele Menschen im armen Süden Amerikas. Nicht nur der Hoffnung auf das Seelenheil im Jenseits, sondern auch auf ein besseres Leben im Hier und Jetzt.
»Der Sekretär von Ratzinger und ein weiterer Theologe holten mich ab«, sagte Boff dem SPIEGEL kurz nach dem Gespräch. »Plötzlich stand ich vor einer Tür mit spitzen Eisenbeschlägen. Da habe ich zu meinen Begleitern gesagt: ›Gehen wir jetzt in die Folterkammer?‹« Man habe ihn dann aber doch direkt in den zweiten Stock des Palastes in Ratzingers Büro geführt. Dort traf er seinen alten Bekannten. Denn mehr als ein Jahrzehnt zuvor hatte Ratzinger an der Universität München Boffs Doktorarbeit betreut und ihm die Veröffentlichung sogar mit 14.000 D-Mark bezuschusst.
Wieso ging der ehemalige Mentor und spätere Papst Benedikt XVI. nun gegen seinen Schüler vor? Warum hielt Ratzinger Teile der Befreiungstheologie für so gefährlich? Und wie steht es heute um diese »ketzerische« Bewegung?
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