Schon fünf Tage nach der Kapitulation meldete sich in Berlin wieder ein Radiosender - der Berliner Rundfunk, Stimme des Ostens aus einem Funkhaus im Westen. Als Kind hatte Hans Hielscher dort einen Job: Gedichte aufsagen.
"Achtung, Achtung. Hier spricht Berlin auf Wellenlänge 356 Meter", verkündete eine Stimme am 13. Mai 1945 um 20 Uhr, bevor die Hymnen der Siegermächte Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich erklangen. Ein Sprecher verlas die deutsche Kapitulationsurkunde. Es folgten Botschaften von Truman, Churchill und Stalin, dann russische Lieder und eine Reportage von der Siegesfeier in Moskau.
So begann das Programm des Berliner Rundfunks bereits fünf Tage nach Kriegsende. Die neuen Töne über den Ruinen kamen aus dem Gebäude, wo die Nazis bis zum bitteren Ende Goebbels' Durchhalteparolen verkündet hatten - dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee am Funkturm. Der imposante Bau von 1931 war nur leicht beschädigt, von den sowjetischen Truppen bewusst geschont.
Nun ordnete Nikolai Bersarin, erster Stadtkommandant von Berlin, die Wiederaufnahme des Sendebetriebs an. Die Verantwortung übertrug er Hans Mahle; der Kommunist war im Schlepptau der Roten Armee aus Moskau nach Berlin gekommen. Er bezog eine Wohnung im West-Bezirk Steglitz und erweiterte das tägliche Programm binnen einer Woche von einer auf 19 Stunden - "mit Frühmusik und Frühgymnastik, mit Mittagskonzerten, heiteren und bunten Abendsendungen", wie der Sender verkündete.
Frühsport und Frohsinn - aber antifaschistisch
Es war ein "kleines Wunder", wie der Autor Wolfgang Bauernfeind in seinem Buch "Tonspuren - Das Haus des Rundfunks in Berlin" schreibt. Dazu gehörte auch das erste öffentliche Konzert am 18. Mai, als in manchen Stadtteilen noch Trümmer rauchten.
1500 Menschen fanden Platz im notdürftig von Schutt geräumten Großen Sendesaal, ähnlich viele lauschten vor dem Haus des Rundfunks aus Lautsprechern Beethovens 9. Sinfonie. Die meisten waren zu Fuß gekommen, auch die Musiker. So wanderte der berühmte Tenor Peter Anders aus der Uckermark durch die Schorfheide bis nach Berlin und stand in der geliehenen Jacke eines Kollegen auf der Bühne, nachdem er sich mit Butterbroten gestärkt hatte.
Als "reich und bunt" beschrieb Hans Mahle den Berliner Rundfunk - und als "bis in die kleinste Darbietung hinein antifaschistisch". Im Auftrag der sowjetischen Kulturoffiziere entstand 1945 die Hausband: Das RBT-Orchester (Rundfunk Berlin Tanzorchester) spielte Swing-orientierte Tanzmusik und sogar zeitgenössischen Bigband-Jazz. Amerikanische Klänge aus dem sowjetischen Sender - noch dominierte die antifaschistische Waffenbruderschaft das Verhältnis zwischen den bald verfeindeten Supermächten.
US-Truppen rückten im Juli mit Briten und Franzosen in Berlin ein und übernahmen die Stadtteile, die ihnen bei der Konferenz von Jalta zugesprochen worden waren. Die Sowjets besetzten den im britischen Sektor gelegenen früheren staatlichen Radiosender. Vorgesehen war das nicht, aber die Westalliierten schluckten die Kröte zunächst. Die Amerikaner gründeten in ihrem Sektor den Rias, die Briten etablierten in West-Berlin eine Filiale des Kölner/Hamburger NWDR.
Hilferufe an die Hörer
Die Anfangsprobleme illustriert ein Radioaufruf "an unsere Hörer zur Mitarbeit" vom 25. Mai 1945. "Wir haben auf dem Gebiete der Literatur und der Musik von den Nazis ein sehr trauriges Erbe übernommen. Der Berliner Rundfunk braucht dringend Schallplatten, Noten, russische Literatur, Werke Nazi-verpönter deutscher Schriftsteller", erklärte Hans Mahle, nunmehr Intendant. In gut zwei Wochen brachten Berliner über 1000 Schallplatten ins Funkhaus.
Dort arbeitete auch Markus Wolf, ab 1952 Chef der DDR-Auslandsspionage. Der in Moskau ausgebildete Kommunist berichtete 1946/47 über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Später war Wolf Redaktionsleiter und zugleich Kontrolloffizier der Sowjets. Aus dem Westen kam 1947 der Chefkommentator: Karl-Eduard von Schnitzler hatte das Radiohandwerk als Kriegsgefangener bei der britischen BBC gelernt und gehörte dann zum Führungspersonal beim NWDR. Seinen Job verlor er, weil er "in seine Kommentare fortgesetzt kommunistische Propaganda einfließen ließ", so der britische NWDR-Organisator. Seine DDR-Fernsehsendung "Der schwarze Kanal" machte Schnitzler ab 1960 weithin bekannt und verhasst ("Sudel-Ede").
Anfangs war der Berliner Rundfunk beliebt und wandelte sich im aufkommenden Kalten Krieg. "Für uns ist es nur noch der Zonensender Ost", schimpfte die Westzeitung "Der Abend". 1948 brachte die sowjetische Blockade West-Berlins viele Hörer auch gegen den Radiosender auf, der ab 1949 mehr und mehr zum Propagandainstrument der DDR wurde. Um die Jahreswende 1949/50 wurden bei einer "Säuberung" gut 1000 Radioprofis entlassen und durch Rundfunkleute mit SED-Parteibuch ersetzt. Auf der Strecke blieb auch das RBT-Tanzorchester. Und die Kinderfunkleiterin Ilse Obrig setzte sich zum US-finanzierten Rivalen Rias ab und nahm alle Sprecherkinder mit.
Eine "Menschenfalle"?
Auf der Suche nach neuen Stimmen eilten Redakteurinnen in Ost-Berliner Schulen und casteten Jungen und Mädchen, die gut Gedichte aufsagen konnten oder sich in Laienspielgruppen bewährt hatten. Meine jüngere Schwester Karla, 11, und ich, 13, gehörten dazu und fuhren gleich zu ersten Aufnahmen ins Haus des Rundfunks.
In den Fünfzigern war Berlin noch eine offene Stadt, der fliegende Wechsel für die Bürger normal. Fast zwei Jahre lang zuckelten wir nun zweimal die Woche mit anderen Kindern in der S-Bahn von Ost- nach West-Berlin zum streng bewachten Sender. Dort lasen wir Manuskripte mit Nachrichten, Gedichten und Geschichten für Kinder, übernahmen Rollen in Hörspielen, beantworteten Hörerbriefe und brachten Auszüge aus neuen Büchern.
Im Funkhaus an der Masurenallee nutzten wir Pausen zu Paternosterfahrten mit Mutproben: "Wer wagt die Durchfahrten unterm Dach und im Keller?" Vom fünften Schuljahr an hatten wir Russischunterricht und radebrechten manchmal mit sowjetischen Wachsoldaten, die sich im Unterhemd im Lichthof sonnten und Balalaika spielten. Vor dem Haus fielen uns Schilder auf mit dem Hinweis: "Achtung. Dies ist kein Westberliner Sender."
Der Hintergrund: Westmedien zufolge war der Sender eine "Menschenfalle". Besucher aus der DDR, die das Funkhaus im britischen Sektor für einen Westsender hielten und dort Informationen anboten, seien verhaftet und nach Ost-Berlin verschleppt worden, hieß es. Tatsächlich wurde kein Entführungsfall nachgewiesen. Die West-Berliner Justiz musste vier Mitarbeiter des Senders nach neun Monaten Untersuchungshaft freisprechen.
"Haus des Schweigens"
Die DDR brandmarkte den Prozess als "Anschlag auf den demokratischen Rundfunk". Auf der roten Insel in West-Berlin herrschte jetzt Belagerungsmentalität: Weil die Stromzufuhr gekappt war, wummerte im Keller ein Dieselmotor. Den Russen und ihren ostdeutschen Genossen war die fragile Lage wohl von Beginn an klar: Schon 1947 entstand in Grünau, am Ostrand von Berlin, ein Ausweichstudio, und 1951 begannen Bauarbeiten für ein Funkhaus in der Nalepastraße in Oberschöneweide.
Der letzte Kampf ums Haus des Rundfunks folgte Anfang Juni 1952, als englische Truppen es mit Stacheldraht abriegelten. Niemand durfte mehr in das Gebäude; wer es verließ, kam nicht mehr hinein. Über 60 Angestellte blieben und arbeiteten noch wochenlang weiter. Die "Belagerten" wurden in den Ostmedien als Helden gefeiert und von der sowjetischen Wachtruppe versorgt. In dieser Zeit ersetzten die DDR-Verantwortlichen die Sendungen von dort allmählich durch Beiträge aus den beiden Standorten in Grünau und der Nalepastraße, wo nun auch der "Kinder- und Pionierfunk" aufnahm.
Bis Ende August 1952 transportierten die Russen alles aus dem Funkhaus, was im Osten gebraucht wurde. Eine Wacheinheit aus einem Dutzend Sowjetsoldaten hielt noch vier Jahre lang das Gebäude besetzt, das die West-Berliner jetzt "Haus des Schweigens" nannten. Erst 1956 - fünf Jahre vor dem Mauerbau - ging es an den West-Berliner Senat. Nach der Modernisierung fürs Fernsehzeitalter zog der Sender Freies Berlin (SFB) ein. Heute sendet der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) aus dem historischen Gebäude.
15 Bilder"Hier spricht Berlin" - der Ost-Sender im Westen
1 / 15
Ausfahrt der roten Beschützer: West-Berliner Bürger starren auf Autos, in denen sowjetische Offiziere vom Gelände des Hauses des Rundfunks fahren. In dem Gebäude hielt sich von 1945 bis 1956 eine russische Wacheinheit auf. Die Sowjets konnten sich auch frei bewegen, nachdem britische Truppen das Funkhaus Anfang Juni 1952 abgeriegelt hatten: Deutsche Mitarbeiter durften nicht mehr ins Haus; wer rausging, kam nicht wieder rein.
Siegesfeier in Moskau: Am 9. Mai 1945 feierten die Russen auf dem Roten Platz vor dem Kreml das Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine Reportage von diesem Ereignis war Teil der ersten Sendung des Berliner Rundfunks am 13. Mai 1945, schon wenige Tage nach Kriegsende.
Foto: United Archives/ ullstein bild
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Historischer Bau mit turbulenter Geschichte: Das 1931 vom Architekten Hans Poelzig errichtete "Haus des Rundfunks" in der Masurenallee im West-Berliner Stadtbezirk Charlottenburg war in der Nazizeit Propagandainstrument des Hitler-Regimes. Nach Kriegsende im Mai 1945 besetzten es die Sowjets und installierten dort den Berliner Rundfunk, der ihre Politik unterstützte. Das Gebäude war Streitpunkt im Kalten Krieg zwischen Ost und West, bis zur Übergabe an den West-Berliner Senat 1956.
Foto: ullstein bild
4 / 15
Haupteingang zum "Haus des Rundfunks": Das Foto zeigt das wichtigste deutsche Funkhaus im zweiten Kriegsjahr 1941. Das Gebäude wurde im Bombenkrieg nur leicht beschädigt. Beim Kampf um Berlin im April 1945 schonten es die sowjetischen Truppen bewusst, um es sofort nach der Kapitulation für ihre Zwecke nutzen zu können.
Foto: ullstein bild
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Wunschkonzert für die Wehrmacht: Aus dem Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks wurden im Zweiten Weltkrieg regelmäßig Veranstaltungen für Soldaten übertragen (Foto von 1940). Nach Deutschlands totaler Niederlage fand schon am 18. Mai 1945 an gleicher Stelle das erste öffentliche Konzert in Berlin statt mit klassischer Musik und Beethovens 9. Sinfonie als Höhepunkt.
Der Kommunist Hans Mahle war im Schlepptau der Roten Armee von Moskau nach Berlin gekommen, gründete im sowjetischen Auftrag den Berliner Rundfunk und erweiterte in wenigen Tagen das Programm von einer auf 19 Stunden täglich - ein "kleines Wunder", schreibt Wolfgang Bauernfeind in seinem Buch "Tonspuren - Das Haus des Rundfunks in Berlin". Das Foto zeigt Mahle 1978 als Chefredakteur der Zeitung "Die Wahrheit", die vom West-Berliner Ableger der SED herausgegeben wurde.
Foto: Probst/ ullstein bild
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Sowjet-Kommandant schaffte Fakten: Noch vor dem Eintreffen der Westalliierten im Juli 1945 ließ Nikolai Bersarin, der erste Stadtkommandant von Berlin, das im Westen liegenden Haus des Rundfunks für den Sendebetrieb herrichten. Vom britischen Sektor aus operierte das sowjetisch kontrollierte Radio. Das war in den Verträgen von Jalta nicht vorgesehen. Doch Amerikaner und Briten nahmen es hin und gründeten ihre eigenen Sender. Der Berliner Rundfunk wurde ein Schauplatz des Kalten Krieges.
Foto: SPUTNIK/ ullstein bild
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Ost-Agitator in West-Berlin: Karl-Eduard von Schnitzler war Chefkommentator des Berliner Rundfunks. Das Foto zeigt ihn 1954 bei einer SED-Wahlkundgebung im West-Berliner Bezirk Wilmersdorf. Schnitzler wurde später durch seine TV-Sendung "Der Schwarze Kanal" deutschlandweit bekannt und war als "Sudel-Ede" weithin verhasst.
Foto: ullstein bild
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Redakteur und Kontrolleur: Markus Wolf, der spätere Chef der DDR-Auslandsspionage, arbeitete bis 1949 im Haus des Rundfunks in West-Berlin. Der aus Moskau zurückgekehrte Emigrant war gleichzeitig Redakteur und sowjetischer Kontrolloffizier (Foto um 1959).
Foto: ullstein bild
10 / 15
Vom Sowjet-Sender zum Radio der Amis: Ilse Obrig, Leiterin des Kinderfunks beim Berliner Rundfunk, setzte sich 1950 mit ihrem Team zum Rias ab. Der Sender, von den Sowjets und ihren deutschen Genossen kontrolliert, musste praktisch über Nacht Ersatz finden und suchte in Ost-Berliner Schulen neue Sprecherkinder.
Foto: Curt Ullmann/ ullstein bild
11 / 15
Frohsinn, wie der Staat ihn wollte: Karla Hielscher (links, mit Mikrofon) interviewt Kinder bei einer Veranstaltung der Jungen Pioniere in Ost-Berlin. Alle tragen die Halstücher der staatlichen Kinderorganisation.
Foto: privat
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Ost-Berliner Kinder im Funkhaus im Westen: Das Titelfoto für die DDR-Programmzeitschrift "Der Rundfunk" wurde 1950 im Haus des Rundfunks in West-Berlin aufgenommen. Es zeigt Sprecherkinder (links Karla Hielscher) bei der Produktion eines Programms für die täglichen Kindersendungen. Das Funkhaus in der Masurenallee im Stadtbezirk Charlottenburg bildete von 1945 bis 1956 eine von der Sowjetunion kontrollierte Enklave in West-Berlin.
Foto: privat
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Geschwister beim Rundfunk: Karla Hielscher (rechts mit Mikrofon) und Hans Hielscher (inks.) kamen 1950 zum Kinderfunk des Berliner Rundfunks. Der von West-Berlin aus agierende Sender brauchte über Nacht neue Sprecherkinder, weil sich die alte Redaktion geschlossen zum Rias (Rundfunk im amerikanischen Sektor) abgesetzt hatte.
Foto: privat
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Rundfunkhaus als "Menschenfalle"? West-Berliner Medien meldeten, dass Besucher aus der DDR in der Annahme, beim Rias zu sein, in das in West-Berlin gelegene Ost-Funkhaus kämen. Wenn sie dort Informationen anboten oder auf das DDR-Regime schimpften, seien sie verhaftet und in den Osten verschleppt worden. Deshalb wurden vor dem Haus des Rundfunks Warnschilder angebracht "Dies ist kein Westberliner Sender". Das Foto entstand am 3. Juni 1952, als britische Truppen das Funkhaus mit Stacheldraht abgesperrt hatten. Einige Wochen später verließen die Radioleute aus dem Osten das Gebäude. Das verwaiste "Haus des Schweigens" wurde noch vier Jahre lang von einer sowjetischen Wacheinheit besetzt.
Foto: AP
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Friedliches Ende einer Kalten-Kriegs-Affäre: Am 5. Juli 1956 übergab der stellvertretende sowjetische Stadtkommandant von Berlin, Oberst Kotsulades, das "Haus des Rundfunks" dem Protokollchef des West-Berliner Senats. Nach einer Renovierung bezog der Sender Freies Berlin das Gebäude. Der Ost-Rundfunk betrieb sein Programm nun von Ost-Berlin und der DDR aus.
Foto: ullstein bild
Ausfahrt der roten Beschützer: West-Berliner Bürger starren auf Autos, in denen sowjetische Offiziere vom Gelände des Hauses des Rundfunks fahren. In dem Gebäude hielt sich von 1945 bis 1956 eine russische Wacheinheit auf. Die Sowjets konnten sich auch frei bewegen, nachdem britische Truppen das Funkhaus Anfang Juni 1952 abgeriegelt hatten: Deutsche Mitarbeiter durften nicht mehr ins Haus; wer rausging, kam nicht wieder rein.
Siegesfeier in Moskau: Am 9. Mai 1945 feierten die Russen auf dem Roten Platz vor dem Kreml das Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine Reportage von diesem Ereignis war Teil der ersten Sendung des Berliner Rundfunks am 13. Mai 1945, schon wenige Tage nach Kriegsende.
Foto: United Archives/ ullstein bild
Historischer Bau mit turbulenter Geschichte: Das 1931 vom Architekten Hans Poelzig errichtete "Haus des Rundfunks" in der Masurenallee im West-Berliner Stadtbezirk Charlottenburg war in der Nazizeit Propagandainstrument des Hitler-Regimes. Nach Kriegsende im Mai 1945 besetzten es die Sowjets und installierten dort den Berliner Rundfunk, der ihre Politik unterstützte. Das Gebäude war Streitpunkt im Kalten Krieg zwischen Ost und West, bis zur Übergabe an den West-Berliner Senat 1956.
Foto: ullstein bild
Haupteingang zum "Haus des Rundfunks": Das Foto zeigt das wichtigste deutsche Funkhaus im zweiten Kriegsjahr 1941. Das Gebäude wurde im Bombenkrieg nur leicht beschädigt. Beim Kampf um Berlin im April 1945 schonten es die sowjetischen Truppen bewusst, um es sofort nach der Kapitulation für ihre Zwecke nutzen zu können.
Foto: ullstein bild
Wunschkonzert für die Wehrmacht: Aus dem Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks wurden im Zweiten Weltkrieg regelmäßig Veranstaltungen für Soldaten übertragen (Foto von 1940). Nach Deutschlands totaler Niederlage fand schon am 18. Mai 1945 an gleicher Stelle das erste öffentliche Konzert in Berlin statt mit klassischer Musik und Beethovens 9. Sinfonie als Höhepunkt.
Der Kommunist Hans Mahle war im Schlepptau der Roten Armee von Moskau nach Berlin gekommen, gründete im sowjetischen Auftrag den Berliner Rundfunk und erweiterte in wenigen Tagen das Programm von einer auf 19 Stunden täglich - ein "kleines Wunder", schreibt Wolfgang Bauernfeind in seinem Buch "Tonspuren - Das Haus des Rundfunks in Berlin". Das Foto zeigt Mahle 1978 als Chefredakteur der Zeitung "Die Wahrheit", die vom West-Berliner Ableger der SED herausgegeben wurde.
Foto: Probst/ ullstein bild
Sowjet-Kommandant schaffte Fakten: Noch vor dem Eintreffen der Westalliierten im Juli 1945 ließ Nikolai Bersarin, der erste Stadtkommandant von Berlin, das im Westen liegenden Haus des Rundfunks für den Sendebetrieb herrichten. Vom britischen Sektor aus operierte das sowjetisch kontrollierte Radio. Das war in den Verträgen von Jalta nicht vorgesehen. Doch Amerikaner und Briten nahmen es hin und gründeten ihre eigenen Sender. Der Berliner Rundfunk wurde ein Schauplatz des Kalten Krieges.
Foto: SPUTNIK/ ullstein bild
Ost-Agitator in West-Berlin: Karl-Eduard von Schnitzler war Chefkommentator des Berliner Rundfunks. Das Foto zeigt ihn 1954 bei einer SED-Wahlkundgebung im West-Berliner Bezirk Wilmersdorf. Schnitzler wurde später durch seine TV-Sendung "Der Schwarze Kanal" deutschlandweit bekannt und war als "Sudel-Ede" weithin verhasst.
Foto: ullstein bild
Redakteur und Kontrolleur: Markus Wolf, der spätere Chef der DDR-Auslandsspionage, arbeitete bis 1949 im Haus des Rundfunks in West-Berlin. Der aus Moskau zurückgekehrte Emigrant war gleichzeitig Redakteur und sowjetischer Kontrolloffizier (Foto um 1959).
Foto: ullstein bild
Vom Sowjet-Sender zum Radio der Amis: Ilse Obrig, Leiterin des Kinderfunks beim Berliner Rundfunk, setzte sich 1950 mit ihrem Team zum Rias ab. Der Sender, von den Sowjets und ihren deutschen Genossen kontrolliert, musste praktisch über Nacht Ersatz finden und suchte in Ost-Berliner Schulen neue Sprecherkinder.
Foto: Curt Ullmann/ ullstein bild
Frohsinn, wie der Staat ihn wollte: Karla Hielscher (links, mit Mikrofon) interviewt Kinder bei einer Veranstaltung der Jungen Pioniere in Ost-Berlin. Alle tragen die Halstücher der staatlichen Kinderorganisation.
Foto: privat
Ost-Berliner Kinder im Funkhaus im Westen: Das Titelfoto für die DDR-Programmzeitschrift "Der Rundfunk" wurde 1950 im Haus des Rundfunks in West-Berlin aufgenommen. Es zeigt Sprecherkinder (links Karla Hielscher) bei der Produktion eines Programms für die täglichen Kindersendungen. Das Funkhaus in der Masurenallee im Stadtbezirk Charlottenburg bildete von 1945 bis 1956 eine von der Sowjetunion kontrollierte Enklave in West-Berlin.
Foto: privat
Geschwister beim Rundfunk: Karla Hielscher (rechts mit Mikrofon) und Hans Hielscher (inks.) kamen 1950 zum Kinderfunk des Berliner Rundfunks. Der von West-Berlin aus agierende Sender brauchte über Nacht neue Sprecherkinder, weil sich die alte Redaktion geschlossen zum Rias (Rundfunk im amerikanischen Sektor) abgesetzt hatte.
Foto: privat
Rundfunkhaus als "Menschenfalle"? West-Berliner Medien meldeten, dass Besucher aus der DDR in der Annahme, beim Rias zu sein, in das in West-Berlin gelegene Ost-Funkhaus kämen. Wenn sie dort Informationen anboten oder auf das DDR-Regime schimpften, seien sie verhaftet und in den Osten verschleppt worden. Deshalb wurden vor dem Haus des Rundfunks Warnschilder angebracht "Dies ist kein Westberliner Sender". Das Foto entstand am 3. Juni 1952, als britische Truppen das Funkhaus mit Stacheldraht abgesperrt hatten. Einige Wochen später verließen die Radioleute aus dem Osten das Gebäude. Das verwaiste "Haus des Schweigens" wurde noch vier Jahre lang von einer sowjetischen Wacheinheit besetzt.
Foto: AP
Friedliches Ende einer Kalten-Kriegs-Affäre: Am 5. Juli 1956 übergab der stellvertretende sowjetische Stadtkommandant von Berlin, Oberst Kotsulades, das "Haus des Rundfunks" dem Protokollchef des West-Berliner Senats. Nach einer Renovierung bezog der Sender Freies Berlin das Gebäude. Der Ost-Rundfunk betrieb sein Programm nun von Ost-Berlin und der DDR aus.
Foto: ullstein bild
Ausfahrt der roten Beschützer: West-Berliner Bürger starren auf Autos, in denen sowjetische Offiziere vom Gelände des Hauses des Rundfunks fahren. In dem Gebäude hielt sich von 1945 bis 1956 eine russische Wacheinheit auf. Die Sowjets konnten sich auch frei bewegen, nachdem britische Truppen das Funkhaus Anfang Juni 1952 abgeriegelt hatten: Deutsche Mitarbeiter durften nicht mehr ins Haus; wer rausging, kam nicht wieder rein.
Siegesfeier in Moskau: Am 9. Mai 1945 feierten die Russen auf dem Roten Platz vor dem Kreml das Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine Reportage von diesem Ereignis war Teil der ersten Sendung des Berliner Rundfunks am 13. Mai 1945, schon wenige Tage nach Kriegsende.
Foto: United Archives/ ullstein bild
Historischer Bau mit turbulenter Geschichte: Das 1931 vom Architekten Hans Poelzig errichtete "Haus des Rundfunks" in der Masurenallee im West-Berliner Stadtbezirk Charlottenburg war in der Nazizeit Propagandainstrument des Hitler-Regimes. Nach Kriegsende im Mai 1945 besetzten es die Sowjets und installierten dort den Berliner Rundfunk, der ihre Politik unterstützte. Das Gebäude war Streitpunkt im Kalten Krieg zwischen Ost und West, bis zur Übergabe an den West-Berliner Senat 1956.
Foto: ullstein bild
Haupteingang zum "Haus des Rundfunks": Das Foto zeigt das wichtigste deutsche Funkhaus im zweiten Kriegsjahr 1941. Das Gebäude wurde im Bombenkrieg nur leicht beschädigt. Beim Kampf um Berlin im April 1945 schonten es die sowjetischen Truppen bewusst, um es sofort nach der Kapitulation für ihre Zwecke nutzen zu können.
Foto: ullstein bild
Wunschkonzert für die Wehrmacht: Aus dem Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks wurden im Zweiten Weltkrieg regelmäßig Veranstaltungen für Soldaten übertragen (Foto von 1940). Nach Deutschlands totaler Niederlage fand schon am 18. Mai 1945 an gleicher Stelle das erste öffentliche Konzert in Berlin statt mit klassischer Musik und Beethovens 9. Sinfonie als Höhepunkt.
Der Kommunist Hans Mahle war im Schlepptau der Roten Armee von Moskau nach Berlin gekommen, gründete im sowjetischen Auftrag den Berliner Rundfunk und erweiterte in wenigen Tagen das Programm von einer auf 19 Stunden täglich - ein "kleines Wunder", schreibt Wolfgang Bauernfeind in seinem Buch "Tonspuren - Das Haus des Rundfunks in Berlin". Das Foto zeigt Mahle 1978 als Chefredakteur der Zeitung "Die Wahrheit", die vom West-Berliner Ableger der SED herausgegeben wurde.
Foto: Probst/ ullstein bild
Sowjet-Kommandant schaffte Fakten: Noch vor dem Eintreffen der Westalliierten im Juli 1945 ließ Nikolai Bersarin, der erste Stadtkommandant von Berlin, das im Westen liegenden Haus des Rundfunks für den Sendebetrieb herrichten. Vom britischen Sektor aus operierte das sowjetisch kontrollierte Radio. Das war in den Verträgen von Jalta nicht vorgesehen. Doch Amerikaner und Briten nahmen es hin und gründeten ihre eigenen Sender. Der Berliner Rundfunk wurde ein Schauplatz des Kalten Krieges.
Foto: SPUTNIK/ ullstein bild
Ost-Agitator in West-Berlin: Karl-Eduard von Schnitzler war Chefkommentator des Berliner Rundfunks. Das Foto zeigt ihn 1954 bei einer SED-Wahlkundgebung im West-Berliner Bezirk Wilmersdorf. Schnitzler wurde später durch seine TV-Sendung "Der Schwarze Kanal" deutschlandweit bekannt und war als "Sudel-Ede" weithin verhasst.
Foto: ullstein bild
Redakteur und Kontrolleur: Markus Wolf, der spätere Chef der DDR-Auslandsspionage, arbeitete bis 1949 im Haus des Rundfunks in West-Berlin. Der aus Moskau zurückgekehrte Emigrant war gleichzeitig Redakteur und sowjetischer Kontrolloffizier (Foto um 1959).
Foto: ullstein bild
Vom Sowjet-Sender zum Radio der Amis: Ilse Obrig, Leiterin des Kinderfunks beim Berliner Rundfunk, setzte sich 1950 mit ihrem Team zum Rias ab. Der Sender, von den Sowjets und ihren deutschen Genossen kontrolliert, musste praktisch über Nacht Ersatz finden und suchte in Ost-Berliner Schulen neue Sprecherkinder.
Foto: Curt Ullmann/ ullstein bild
Frohsinn, wie der Staat ihn wollte: Karla Hielscher (links, mit Mikrofon) interviewt Kinder bei einer Veranstaltung der Jungen Pioniere in Ost-Berlin. Alle tragen die Halstücher der staatlichen Kinderorganisation.
Foto: privat
Ost-Berliner Kinder im Funkhaus im Westen: Das Titelfoto für die DDR-Programmzeitschrift "Der Rundfunk" wurde 1950 im Haus des Rundfunks in West-Berlin aufgenommen. Es zeigt Sprecherkinder (links Karla Hielscher) bei der Produktion eines Programms für die täglichen Kindersendungen. Das Funkhaus in der Masurenallee im Stadtbezirk Charlottenburg bildete von 1945 bis 1956 eine von der Sowjetunion kontrollierte Enklave in West-Berlin.
Foto: privat
Geschwister beim Rundfunk: Karla Hielscher (rechts mit Mikrofon) und Hans Hielscher (inks.) kamen 1950 zum Kinderfunk des Berliner Rundfunks. Der von West-Berlin aus agierende Sender brauchte über Nacht neue Sprecherkinder, weil sich die alte Redaktion geschlossen zum Rias (Rundfunk im amerikanischen Sektor) abgesetzt hatte.
Foto: privat
Rundfunkhaus als "Menschenfalle"? West-Berliner Medien meldeten, dass Besucher aus der DDR in der Annahme, beim Rias zu sein, in das in West-Berlin gelegene Ost-Funkhaus kämen. Wenn sie dort Informationen anboten oder auf das DDR-Regime schimpften, seien sie verhaftet und in den Osten verschleppt worden. Deshalb wurden vor dem Haus des Rundfunks Warnschilder angebracht "Dies ist kein Westberliner Sender". Das Foto entstand am 3. Juni 1952, als britische Truppen das Funkhaus mit Stacheldraht abgesperrt hatten. Einige Wochen später verließen die Radioleute aus dem Osten das Gebäude. Das verwaiste "Haus des Schweigens" wurde noch vier Jahre lang von einer sowjetischen Wacheinheit besetzt.
Foto: AP
Friedliches Ende einer Kalten-Kriegs-Affäre: Am 5. Juli 1956 übergab der stellvertretende sowjetische Stadtkommandant von Berlin, Oberst Kotsulades, das "Haus des Rundfunks" dem Protokollchef des West-Berliner Senats. Nach einer Renovierung bezog der Sender Freies Berlin das Gebäude. Der Ost-Rundfunk betrieb sein Programm nun von Ost-Berlin und der DDR aus.
Foto: ullstein bild
Sprecherkinder: Karla (r., mit Mikro) und Hans Hielscher (l.)