
Altmetall auf Reisen Die Tigerente ist gelandet



- • Einmal Sibirien und zurück: Tigerente sucht neues Zuhause
- • 70 Jahre Citroën 2CV: Die Ente ist sicher
Mit zwei Enten machten wir uns 2004 zu viert auf eine große Reise: quer durch Osteuropa, durch Russland, bis zum Baikalsee und zurück. Es waren sechs Monate mit vielen schönen, aufregenden Momenten und ein paar Reparaturtagen, aber die Autos ließen uns nicht im Stich. Erst zurück in Deutschland hörte der Motor der grünen Ente auf zu tuckern, sie endete als Teilespender.
Die gelb-schwarze Ente, deutlich robuster, fuhr noch einige Jahre weiter. Bis mein Vater sie in seiner Garage aufnahm. Aus den geplanten ein, zwei Wintern wurden elf Jahre. Für Ende 2018 stellte er uns ein Ultimatum: Er braucht Platz, die inzwischen rostige Tigerente muss bis Silvester raus.
"Wer nimmt unsere Ente?", fragten wir Mitte Dezember auf einestages. Rund 100 Soforthelfer und Soforthelferinnen meldeten sich binnen weniger Tage. Wir waren begeistert - mit so vielen Zuschriften hatten wir nicht gerechnet.
Toll war etwa die Mail von Charlotte, die uns ein Foto ihrer Scheune in Cata (Rumänien) schickte und dazu Bilder der möglichen Mitbewohner: ein Hase, eine Ziege, ein Hund, zwei Katzen. Auch aus Australien meldete sich ein Leser: "Ich habe ein Zuhause für eure Ente. Meine Garage steht in Adelaide!" So groß der Reiz war, den Job zu kündigen, die Ente fitzumachen und wieder loszufahren, wir lehnten die Angebote aus dem Ausland wehmütig ab.
Bestechung mit den Lieblingsplätzchen
Es hatten sich ja auch viele Entenliebhaber aus Deutschland gemeldet. Torsten bot einen Platz in seinem Düsseldorfer Schloss an, Josch eine Garage bei seiner Mutter. Besonders schön fanden wir die Idee von Sabine: "Tigerenten tragen zur Genesung bei. Am besten aufgehoben wäre sie bis zur nächsten Reise in einem Schaukasten vor der Heidelberger Kinderklinik."
Mehrfach schrieben uns Leser vom PS-Speicher, einem Mobilitäts-Museum im niedersächsischen Einbeck mit Autos und Motorrädern. Die Einbecker Hallen beherbergen die weltgrößte Sammlung historischer Klein- und Kleinstwagen, lasen wir bei Wikipedia. Und Karl-Heinz Rehkopf, der heute 82-jährige Initiator des Museums, soll als Zwölfjähriger in einem Opel P4 die Dorfstraße herauf- und heruntergefahren sein, sogar der Dorfpolizist drückte beide Augen zu.
Uns gefielen die Reiselust des jungen Rehkopf und die Idee des Museums, so entschieden wir uns für den PS-Speicher als neues Domizil. Ich schickte meinem Vater seine Lieblingsplätzchen, handelte eine letzte Zehn-Tages-Frist heraus und fuhr am Abend vor der Abholung zu meinen Eltern, um mit Micha die Tigerente für den Transport vorzubereiten.
Ein Fernsehredakteur des SWR wollte dabei sein und klingelte kurz nach meiner Ankunft im Elternhaus. Vorsichtig erkundigte er sich nach meinem Vater, immerhin war es schon 23.30 Uhr. Ich sagte: "Wenn er mit dem Luftgewehr aus dem Fenster ballert, dann schläft er noch nicht" - Scherz, später brachte mein Vater uns Bier nach draußen.
Tigerente neben Sahara-Ente
Als der Redakteur ihn fragte, was er damals dachte, als sein Sohn diese irrwitzige Reise machen wollte, sprach er souverän von Abnabelung und Weltentdeckung. Damals meldete ich mich nicht oft, eine Postkarte musste für ein paar Wochen reichen, aber Vorwürfe bekam ich deswegen nie zu hören.
Am Donnerstag, 11. Januar, wurde die Ente abgeholt, tags darauf schoben wir sie durch den Haupteingang des Speichers. Auch Daniel D. aus Berlin war gekommen. Als einziger Reisegefährte fehlte Daniel S., der als Lehrer eine Konferenz nicht schwänzen konnte.
Redakteure von Lokalzeitungen und zwei Fernsehteams (hier die Beiträge vom NDR und von Sat.1) hielten die Ankunft der Ente fest. Das erinnerte uns an Stopps in den großen, sibirischen Städten: Auch auf unserer Reise durch Russland hatten uns regelmäßig Kamerateams interviewt. Heute ist unsere Tigerente verrostet, die Sitze riechen nach feuchter Garage, aber eine Rampensau ist sie noch immer, und ein Stück Automobilgeschichte ist so ein Citroën 2CV sowieso.
Karl-Heinz Rehkopf sagte vor versammelter Presse, unserer Tigerente werde es in einer Halle neben einer Sahara-Ente gut haben. Ich erklärte, warum auf dem Auto so viele Unterschriften, Merksprüche und Zitate stehen - Menschen, die der Ente und uns auf der Reise wohlgesonnen waren, durften signieren. Herr Rehkopf schrieb per Edding auf den linken Vorderscheinwerfer: "Ich verstehe, dass er im PS.Speicher stehen möchte."
In 30 Jahren geht's wieder los
Ein Gang durch die Hallen erklärt das: Mehr als 2500 Oldtimer sind dort versammelt, eine schwer fassbare Zahl. Das Licht geht an, man sieht Hunderte von Motorrädern oder Automobilen, ebenso im Stockwerk darüber. Mit ihren skurrilen Designs leisten sie jetzt unserer Ente - Rehkopf nannte sie Erpel - Gesellschaft, ebenso Ausstellungsstücke wie das BMW-Motorrad, mit dem Jutta Kleinschmidt an der Rallye Paris-Kapstadt teilnahm, oder das vegetative Wrack eines NSU Prinz, der mit dem Moorboden verwachsen war und so auch ausgestellt ist.
Am Abend setzten wir uns zu dritt an eine Bar, tranken Ingwerschnaps und planten unsere Reise in 30 Jahren. Denn, so der Vorsatz, kurz nach Renteneintritt wollen wir den Trip nach Sibirien noch einmal machen. Wenn dann einer von uns über Ischiasschmerzen oder Inkontinenz klagt, wird er trotzdem mitgenommen.
Wir redeten auch über prominente Hallengenossen der Tigerente - wie den DeLorean, dieses nordirische Coupé mit den schicken Flügeltüren, das man aus dem Achtzigerjahre-Film "Zurück in die Zukunft" kennt. Der DeLorean stand in der museumseigenen Werkstatt. Dort hatten kurz zuvor Mechaniker unsere Ente durchgecheckt.
"Sie wird irgendwann auch auf der Leinwand zu sehen sein, das ist mal sicher", sagte einer von uns. Wir prosteten einander zu. Ganz bestimmt!
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Drohung mit der Endstation Schrottplatz: Mit zwei Enten fuhren vier junge Heidelberger im Jahr 2004 durch Osteuropa bis nach Sibirien. Nach den 23.000 Kilometern in sechs Monaten stand diese Tigerente elf Jahre lang in der Garage von Lukas Hoffmanns Vater, dem es kurz
vor Weihnachten reichte: "Am 31. Dezember steht die Ente woanders, sonst lasse ich sie verschrotten."
Hilferuf: "Wer nimmt unsere Ente auf?", fragte Lukas Hoffmann in einem SPIEGEL-ONLINE-Aufruf Mitte Dezember. Es meldeten sich so viele hilfsbereite 2CV-Liebhaber, dass er mit dem Antworten kaum mehr hinterherkam. Immer wieder wurde auch der PS-Speicher in Einbeck als mögliches neues Domizil genannt.
Mehr als 2500 Oldtimer beherbergt das Museum, die Ausstellungen zur Geschichte der Mobilität reichen vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Zukunft. Genau der richtige Ort, fanden die Tigerentenfreunde - dort steht ihr altes Fahrzeug fortan trocken, sicher und in bester Gesellschaft.
Und wer hat's erfunden? Der begeisterte Sammler Karl-Heinz Rehkopf (links; hier 2014 mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil) gründete das Museum in Einbeck nahe Göttingen und ist inzwischen 82 Jahre alt. Wenn man hochrechnet, ist zu seiner Sammlung in den letzten Jahrzehnten ein Fahrzeug pro Woche hinzugekommen.
Wie alles begann: Sie fuhr und fuhr und fuhr - bis zum Baikalsee. Mit einer gelb-schwarzen und einer froschgrünen Ente machten vier Heidelberger Jungs eine schräge Reise. Das grüne Exemplar, auch "Amelie" genannt, schaffte den Rückweg noch, war dann aber nicht mehr zu retten. Tigerente "Sonja" hielt länger durch. Was die Studenten vor knapp 15 Jahren auf Osteuropa-Tour erlebten,
Immer vorwärts: Um die Ente vorzubereiten, trafen sich Lukas (links) und Micha in der Nacht vor dem Abtransport in der Entengarage. Die Versuchung war groß, einzusteigen und noch einmal aufzubrechen.
Enten-Cockpit: Fliegen kann ein Citroën 2CV nicht ganz, aber fast. Die gute Federung rettete die Reisenden in der kasachischen Steppe über manches tiefe Schlagloch.
Abtransport: Vor elf Jahren tuckerte die Ente in die Garage, inzwischen ist sie nicht mehr fahrtauglich und musste behutsam geschoben werden. Auf der Karosserie haben sich etliche Freunde, Weggefährten, Straßenbekanntschaften und auch Polizisten verewigt - mit Unterschriften, Mailadressen oder Sprüchen wie "Gekommen um zu bleiben", "Lieber 100 Freunde als 100 Rubel" und "Bis zum bitteren Ente".
Das kleine Runde musste ins große Eckige: Transport überstanden - am Freitag, 11. Januar 2019, wurde die Tigerente vor dem Haupteingang des PS-Speichers in Einbeck ausgeladen.
Es ist ja schon Routine: In Sibirien hatten die vier Heidelberger zeitweise bei jeder roten Ampel angeschoben, da waren die wenigen Meter in die Eingangshalle des Museums nichts weiter als eine nostalgische Fingerübung.
Schwarz-gelbe Rampensau: In Heidelberg begleitete ein Team des SWR den Abtransport, in Einbeck waren Kamera-Teams von NDR und Sat.1 da.
Abschied ist ein schweres Schaf: Die Tigerente ist jetzt eine Dauerleihgabe im Einbecker PS-Speicher. Sie soll nur nicht etwa restauriert werden, nur konserviert - und, wenn die Pläne der vier Freunde aufgehen, sie nach ihrem Renteneintritt erneut nach Sibirien schaukeln. Aber das ist noch 30 Jahre hin. Von links: Daniel, Lukas und Michael.
Nicht Ente, sondern Erpel: Karl-Heinz Rehkopf verewigte sich auf dem Vorderscheinwerfer mit dem Satz: "Ich verstehe, dass er im PS.Speicher stehen möchte." Inzwischen bekommt er viele Oldtimer angeboten, die meisten lehnt er ab.
Quak! Wer in den nächsten Wochen den PS-Speicher besucht, wird von der Tigerente begrüßt. Sie steht in der Eingangshalle, gleich neben dem Informationsschalter. Und eine Sahara-Ente ist auch in der Nähe.
Er war schon da: Thomas Oppermann, Vizepräsident des Deutschen Bundestags, ist in jüngeren Jahren auch 2CV gefahren. Links im Bild: der Stifter des PS.Speichers, Karl-Heinz Rehkopf.
Enten-Alarm in Sibirien: 4 Jungs aus Heidelberg, 1 Reise durch Osteuropa, 2 Enten, die eine getigert, die andere froschgrün - so fuhren junge Heidelberger im Jahr 2004 bis nach Sibirien. Sie hatten fast kein Geld auf der Tasche, mit den klapprigen Autos oft ihre liebe Not - und
Große Überraschung: "Das ist doch unsere Ente!" Micha schickte den Link zur Fotostrecke herum, als einestages zum 70-Jahre-Jubiläum des Citroën 2CV über
Grundkurs Fahrzeugbau: Auch wenn wir unterschiedlich interessiert waren am Aufbau eines Motors, ein Basiswissen eigneten wir uns während der Reise alle an.
Mobile Bar: Im April 2004 fuhren wir los, bis München lief (erst mal) alles gut. Grund genug, um miteinander anzustoßen.
Wer hart arbeitet... Ein kleines Stieleis war sogar bei unserem Budget von zehn Dollar pro Tag - alle zusammen - drin. Ein Schokoladeneis gab es nur bei besonderen Anlässen.
Ein Topf Krebse: Jetzt wissen wir, dass man Flusskrebse erst abduscht und sie im Topf dann so lange kocht, bis alle tot sind. Geschmeckt haben sie auch, nachdem wir uns Mut angetrunken hatten.
Autogramm bitte! Pro Tag drei Polizeikontrollen, das war keine Seltenheit. Einmal sagte ein Polizist, der grüne Farbton der Ente sei genehmigungspflichtig. Wir ließen ihn auf dem Auto unterschreiben. Weiterfahren!
Tattoos bis zum Rolldach: Besonders erfreut waren die Straßenpolizisten, wenn sie die Unterschrift eines Kollegen aus einer anderen Region entdeckten. Die wurde dann mit dem eigenen Kürzel fett überzeichnet.
Auf die Freundschaft! Diese Familie fragten wir kurz hinter der ukrainischen-russisch Grenze nach dem Weg. Als wir sie in Wolgograd besuchten, nahm sich der Vater drei Tage frei, um uns die Stadt zu zeigen.
So weit das Auge reicht: In Westkasachstan fuhren wir Hunderte von Kilometern durch die Steppe. Tagesbilanz einer Acht-Stunden-Fahrt: 50 Kilometer.
Keine Zäune: Auch das ist Kasachstan - Pferde, die in den Ausläufern des Wolga-Deltas frei umherlaufen.
Bahn frei, wir kommen! Am Morgen ging es weiter. Durch Ostsibirien führt nur eine Straße. Viele Autohändler waren dort unterwegs, die zu ihrer eigenen Sicherheit in Kolonne fuhren.
Achte die Natur: Die Menschen der Region nennen den Baikalsee "Baikalmeer". Müllberge? Fehlanzeige, obwohl hier jeder wild campen konnte.
Idylle pur: Die Baikalwälder reichen bis an die Ufer. Im Winter lassen sich auch Bären in der Nähe der Siedlungen blicken. Im Sommer gibt es in den Wäldern genug zu fressen.
Mediation nicht notwendig: Wenn wir schlecht drauf waren, kloppten wir uns. Danach ging es allen wieder gut.
Zieh die Revolverschaltung: Beim Hochschalten in den vierten Gang überkommt jeden Entenfahrer ein besonderes Glücksgefühl. Unseren Geschwindigkeitsrekord stellten wir in Deutschland auf: 123 Stundenkilometer auf der A7 nahe der Kasseler Berge.
Ente on the road: Reparieren mussten wir immer wieder, die Tigerente war aber deutlich robuster als die grüne. Gegen Nachmittag suchten wir uns meist einen Schlafplatz. In Sibirien fuhren wir einfach von der Straße ab, dann ein paar Kilometer querfeldein und blieben irgendwo stehen.
Sibirischer Bestseller: In Städten, auf Märkten, an Landstraßen, auf Raststätten, überall wurden die leckeren und salzigen Sonnenblumenkerne verkauft.
Schnacken mit Volker: In Tomsk begegneten wir CDU-Politiker Volker Rühe, der damals Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses war. Das Top-Thema in den Abendnachrichten waren natürlich trotzdem unsere Enten.
Früher Schweinestall, heute Welterbe: Wer würde vermuten, dass in dieser Moschee noch vor ein paar Jahrzehnten Schweine gehalten wurden. Heute ist sie Teil des wunderschönen Kasaner Kremls, der Unesco-Welterbe ist.
Mückenplage: Was macht man, wenn einen die sibirischen Mücken in den Wahnsinn treiben? Richtig: Man kauft ein Moskitonetz und setzt sich darunter.
Kasachische Tankstelle: Ja, hier kann man tanken. Manchmal war das Benzin aber von so schlechter Qualität, dass wir es unseren Enten nicht zumuten wollten.
Lukas, heute Journalist: Wir hatten vor der Reise verschiedene Abmachungen getroffen. Eine davon: nicht die Haare schneiden und auch nicht rasieren.
Daniel D., heute Referent beim Auswärtigen Amt: Ein Deutscher mit Afro war vielerorts fast so eine große Attraktion wie eine Tigerente. Saß dieser Afrodeutsche dann auch noch in einer Tigerente, war kein Halten mehr.
Daniel S., heute Lehrer: In Jekaterinburg luden wir Straßenkids zu Pommes und Hot Dogs ein. Zu unserer Überraschung wussten sie, wo wir im Auto das Geld verstecken. Geklaut haben sie es trotzdem nicht.
Michael, heute Fotograf: 26.000 Kilometer fuhren wir, sechs Monate dauerte die Reise, eigentlich gar kein so langer Zeitraum. Viele Begegnungen haben uns dennoch geprägt.
Deadline zu Silvester: So sieht unsere Tigerente heute aus. Nur vorübergehend sollte sie einen Heidelberger Garagenplatz haben, daraus wurden elf Jahre, aber jetzt muss sie raus. Und sucht ein neues Domizil - gern bei einem SPIEGEL-ONLINE-Leser mit einem großen Herz für Oldtimer. Die Ente friert! Sie freut sich auf ein neues Zuhause!
Fensterheber? Schnickschnack! Auf jeglichen unnötigen Luxus verzichtete man bei dem 2CV ganz bewusst - und genau das machte seinen Charme aus. Wem es im Sommer unter dem Vinyldach zu heiß wurde, der konnte die Vorderfenster zur Hälfte hochklappen - oder gleich das ganze Dach nach hinten zusammenrollen. Billiger war Cabrio-Gefühl nicht zu bekommen (Foto von 1966). Für viele Enten-Besitzer bot
Blechdose für Weltenbummler: Für viele stand der günstige 2CV für Freiheit und ein Leben abseits des Spießertums. Hier posieren sonnenverwöhnte Enten-Halter am 7. Oktober 1997 vor den Pyramiden von Kairo - zusammen mit einem noch etwas archaischeren Fortbewegungsmittel mit ähnlich wippender Straßenlage (rechts).
Zu Land, zu Wasser und in der Luft: Offenbar für die verschiedensten Elemente gewappnet war diese zum Wasserflugzeug umgebaute Ente. Aufgenommen wurde sie am 7. September 1968 im französischen Chateaubriand.
So französisch wie ein Baguette: Ab den Fünfzigerjahren war der 2CV von Citroen - hier 1971 in einer Szene des Films "Die Katze" mit Simone Signoret (rechts) - aus dem Straßenbild vieler französischer Städte nicht mehr wegzudenken. Die letzten Modelle des Kult-Automobils liefen im Juli 1990 im portugiesischen Mangualde vom Band.
Entlein: Schon das Original der Ente war nicht gerade geräumig. Wer hinten zu dritt sitzen wollte, musste sich schon sehr gut kennen - und hoffen, der Polizei nicht zu begegnen. Doch dieser Teilnehmer des 13. Welt-Enten-Treffens im griechischen Pieria im Sommer 1999 hatte offenbar einen Weg gefunden, das Kult-Auto noch etwas, sagen wir: platzsparender zu gestalten. Wer keine Garage hatte, konnte dafür notfalls sogar die Hundehütte nehmen.
Geburt eines Mythos: Am 7. Oktober 1948 stellte der französische Automobilhersteller Citroen der Öffentlichkeit erstmals ihr neues Modell 2CV vor - im Rahmen des Pariser Automobilsalons. Vorgabe für die Konstruktion war ein leichtes Auto mit möglichst geringem Anschaffungspreis und niedrigem Verbrauch. Entsprechend gab man sich für das erste Modell auch mit einer Leistung von gerade mal 9 PS zufrieden.
Massenbewegung: Das Zusammengehörigkeitsgefühl unter Enten-Besitzern ist groß. Schon in den Siebzigerjahren war es unter Enten-Fahrern üblich, anderen Verkehrsteilnehmer im 2CV zuzuwinken. Für viele war das Auto ein Stück Subkultur, nicht einfach ein Fahrzeug. Bei diesem Enten-Treffen im französischen Le Mans fuhren im Jahr 2009 rund 700 2CVs über die Strecke, auf der sonst Autorennen veranstaltet werden.
Oldtimer: Ein liebevoll gepflegtes altes 2CV-Modell fährt durch die Gassen von Ansouis Vaucluse in der Provence.
Wuschel-Ente: Im Grunde war die Ente ein Sommerauto. Wer im Winter mit dem 2CV unterwegs war, nur durch dünnes Blech von den Minusgraden draußen getrennt, musste sich schon arg an seiner Liebe zu dem Charakterwagen wärmen können. Einen alternativen Ansatz zur Lösung dieses Problems präsentierte der Besitzer dieses mit Langflorteppich beschlagenen 2CV, aufgenommen im April 2011 in Stompwijk (Niederlande).
Klein, aber mein: "Toute petite voiture", "ganz kleines Fahrzeug", lautete der Name des Prototyps für den 2CV. Das kurz TPV genannte Auto wurde bereits in den Dreißigerjahren entwickelt - als französische Vision eines günstigen, einfachen Wagens für das ganze Volk. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und die Rohstoffverknappung ließen das Projekt vorerst wieder zum Stillstand kommen, nachdem 250 Exemplare des Prototypen gebaut worden waren.
Ente beim Paragliding: Wer noch nie eine Ente beim Gleitschirmfliegen gesehen hatte, konnte dies am 25. September 2005 in Saint-Hilaire-du-Touvet erleben. Im Rahmen des unheilvoll betitelten "Icarus Cup" stieg bei diesem Wettflug die hier fotografierte Ente in den Himmel über den französischen Alpen auf. Offenbar konnte die Sonne ihren Schwingen zum Glück nichts anhaben.
Emotionale Bindung: Auch, wenn der 2CV technisch gesehen kein Wunderwerk, sondern eher eine notdürftig verschraubte Blechdose mit spartanischster Ausstattung, leistungsschwachem Motor und vier wabbelig aufgehängten Rädern war, weckte das Modell bei seinen Fahrern Gefühle wie kaum ein anderer Wagen. Viele Besitzer gaben ihrer Ente einen Namen.
Schwer was auf dem Kasten: Anfang 1951 führte Citroen zusätzlich zum herkömmlichen 2CV die "Kastenente" ein - einen Lieferwagen auf Basis der Ente. In Belgien wurde das Fahrzeug oft von der Post verwendet, in Frankreich sogar beim Straßenrettungsdienst (Aufnahme von 2015).
Feuerrotes Glück: einestages-Redakteurin Katja Iken kaufte sich 1995 ihre erste Ente - und reiste damit bis nach Frankreich. Was sie nicht ahnte: Das Auto war ein Unfallwagen, eigentlich ein Totalschaden, dessen Chassis nur notdürftig wieder zusammengeschweißt worden war.
Dekorativ: Seinen deutschen Rufnamen erhielt der 2CV angeblich von einem niederländischen Journalisten, der das Auto als "hässliches Entlein" beschimpfte. Doch Tausende Enten-Enthusiasten fanden das charakterstarke Wägelchen alles andere als hässlich - sogar noch, wenn es gar nicht mehr straßentauglich war, wie bei diesem Exemplar zu bewundern.
Brandgefährlich: In mühsamer Handarbeit stellte der französische Möbeltischler diesen komplett hölzernen 2CV her. Hoffentlich dachte er bei der Konstruktion auch an ausreichend Feuerlöscher (aufgenommen am 23. September 2017 im französischen Loches).
Überraschend geräumig: Wer Transporte mit seinem 2CV durchzuführen hatte, konnte die Hinterbank mit wenigen Handgriffen komplett ausbauen. Und gegebenenfalls durch der Fracht angemesseneres Polstermaterial ersetzen - zum Beispiel Stroh (Foto von 1950).
Umlackiert: Eine unter Scherzkeksen besonders beliebte Umgestaltung der Ente war diese grün-weiße Version inklusive Anspielung auf die Staatsgewalt (2009 in München). Strafbar war das zum Glück nicht - solange man keine Sirene und Blaulicht installierte.
Leichtgewicht: Den geringen Treibstoffverbrauch hatte man bei Citroen durch die ausgeprägte Leichtbauweise des 2CV erzielt. Das sparte nicht nur Benzin - sondern erlaubte es im Notfall auch, das Auto mit vier Ruderbooten über einen Fluss zu bekommen, wie auf diesem Foto von 1972 im ostfranzösischen Sedan.
Tigerente: Eine beliebte Umgestaltung des 2CV unter Janosch-Fans war natürlich die Neulackierung als gelb-schwarze "Tigerente". Diese Modell bot sogar die Kastenerweiterung des notorisch eng bemessenen Kofferraums hinter der Rückbank.
Renn-Ente: Selbst bei Rallyes wurde der 2CV eingesetzt - wenn auch in etwas stärker motorisierter Form als das ursprüngliche 9-PS-Modell. Hier fahren Cyril Ribas und Georges Marques ihre Ente im Rahmen der Barcelona-Dakar-Rallye im Januar 2004.
Selbstironisch: Citroen spielte in Werbeanzeigen gezielt mit der spartanischen Ausstattung ihres Wagens. Von Anfang an lag der Appeal der Ente nicht in ihrer technischen Überlegenheit, sondern der charakterstarken Einfachheit des Wagens.
Erinnerungen: Friedel Grimm war Facharbeiter in Duisburg, als er sich 1973 die eierschalenfarbene Ente kaufte - sein erstes eigenes Auto. Auch seine Frau Angelika war gleich begeistert - zumindest, bis auf einer Fahrt spontan das ganze Vinyl-Verdeck nach hinten wegflog.
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