Norddeutscher Bauernsohn wurde als Auswanderer zum Milliardär: Icon: Spiegel Plus Der Zuckerkönig von Amerika

Im 19. Jahrhundert brachte Claus Spreckels den Würfelzucker in die USA und wurde zu einem der reichsten Deutschen. Historiker haben sein abenteuerliches Leben rekonstruiert.

Schon beim ersten Hieb sauste der schwere Hammer am Ziel vorbei. Als der vom Alter sichtlich gezeichnete John Diedrich Spreckels auch beim zweiten Versuch danebenschlug, brandete im Publikum Gelächter auf. Erst der dritte Schlag versenkte einen etwa 15 Zentimeter langen goldenen Nagel in der Verankerung einer Eisenbahnschiene.

Es war der zittrige Schlussakkord eines monumentalen Kraftakts – und zugleich ein Fanal für den Niedergang einer bedeutenden Familie, der über Jahrzehnte alles zu glücken schien.

Mit einem beträchtlichen Teil seines Vermögens hatte Spreckels zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine rund 240 Kilometer lange Eisenbahnstrecke bauen lassen, die das kalifornische San Diego mit einer Ortschaft namens El Centro verband. Die Gleise führten mitten durch die südkalifornische Wüste. Zwölf Jahre lang zogen sich die Arbeiten hin, 21 Tunnel wurden durch Granitfelsen gesprengt, etliche Brücken mussten über Canyons gebaut werden. Ein Irrsinnsprojekt.

Denn bei der Eröffnung am 1. Dezember 1919 war die neue Verbindung bereits überflüssig geworden. Lastwagen hatten damit begonnen, der Schiene im Güterverkehr den Rang abzulaufen. Woher kam der Größenwahn? Und wo war nur der Geschäftssinn geblieben, mit dem die Spreckels aus der deutschen Provinz in den Vereinigten Staaten ein sagenhaftes Familienimperium aufgebaut hatten?

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