CHRONIK 1480-1800 DAS GELD STRÖMT UM DIE WELT
1487
Das Unternehmen der Familie Fugger, die durch Handelsgeschäfte und durch Abbau von Edelmetallen wie Silber aus Europas Bergwerken reich geworden ist, wird in den Augsburger Annalen erstmals als Bank bezeichnet.
1492
Kolumbus entdeckt Amerika. Binnen zehn Jahren verdoppelt sich die den Europäern bekannte Ausdehnung der Welt. Hauptmotiv der Entdeckungen ist aber nicht Landgewinn, sondern die Suche nach neuen Handelswegen.
1494
Luca Pacioli erklärt in seiner theoretischen Darstellung »Summa de Arithmetica« das Prinzip der in Italien schon lange praktizierten doppelten Buchführung mit Soll und Haben. Das Buch wird nach 1500 auch in Deutschland verbreitet. Verschriftlichung und Entmaterialisierung des Geld- und Warenverkehrs setzen ein.
1498
Vasco da Gama erreicht auf dem Seeweg Indien - es folgt ein Aufschwung des Fernhandels und auch der Kapitalgesellschaften, die das Risiko des einzelnen Investors begrenzen.
1500 bis 1540
Durchschnittlich 1000 bis 1500 Kilo Gold aus der Neuen Welt erreichen jährlich Spanien - anfangs unmittelbarer Raub, dann Abbau aus Goldminen.
ab 1511
Die Portugiesen kontrollieren die Gewürzinseln der Molukken. Lissabon wird zum Hauptumschlagplatz für Gewürze, später von Amsterdam gefolgt, das zugleich zum wichtigsten Finanzzentrum aufsteigt.
1515
In Joachimstal im Erzgebirge werden riesige Silbervorkommen entdeckt. Im Volksmund heißen die daraus geschlagenen Münzen bald nur noch Taler. Dieser Name steht Pate für verschiedene Währungen bis hin zum Dollar.
1542 bis 1553
In England bessern Heinrich VIII. und sein Nachfolger durch systematische Münzverschlechterung ihre Finanzen auf - auch anderenorts ist das üblich.
1543
Kaiser Karl V. erlaubt niederländischen Kaufleuten erstmals offiziell, Geld gegen Zinsen zu verleihen - Aufhebung des Zinsverbots für Christen.
1545
Am Fuße des Silberbergs Cerro Rico ("Reicher Berg") wird die Siedlung Potosí gegründet - und schnell zum Inbegriff unvorstellbaren Reichtums.
1557
Frankreich und Spanien müssen fast gleichzeitig den Bankrott erklären - ihre kreditgebenden Banken, darunter die Fugger und die Welser in Augsburg, geraten in schwere Bedrängnis.
1574
Der Staatshaushalt in Kastilien besteht zu rund 70 Prozent aus Militärausgaben, fast alle europäischen Staaten sind chronisch defizitär. Langfristige Schuldverschreibungen (Staatsanleihen) bürgern sich ein.
1605
Papst Paul V. gründet mit der Banco di Santo Spirito in Rom die erste Staatsbank Europas.
1618 bis 1623
Der Dreißigjährige Krieg führt zu einer dramatischen Münzverschlechterung in Europa. Die daraus folgende Inflation heißt in Deutschland die Zeit der Kipper und Wipper.
1661
Als in Schweden die Silbermünzen knapp werden, beginnt eine schwedische Bank in Stockholm, das erste offizielle Papiergeld Europas zu drucken.
1716 bis 1720
Der Schotte John Law führt in Frankreich Papiergeld ein. Als Generalkontrolleur der Finanzen gibt er Aktien aus, die eine ungeheure Spekulationsblase auslösen. 1720 platzt sie. John Law flieht überstürzt.
1765
Friedrich der Große gründet die erste Notenbank der deutschen Geschichte. Seine Königliche Giro- und Lehn-Banco ist die Vorgängerin der deutschen Reichsbank.
1789 bis 1797
Im Verlauf der Französischen Revolution werden für beschlagnahmte Kirchen- und Emigrantengüter Staatsobligationen als »Assignaten« ausgegeben. Zwei Inflationswellen binnen weniger Jahre folgen, dann beendet Napoleon den Versuch. Die Ära des Papiergeldes ist aber nur kurz hinauszuschieben.