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Nackttänzerin Anita Berber Die Skandalnudel der Zwanzigerjahre

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Berlins Topsensation ist gar nicht eingeladen - und traut sich trotzdem auf die schicke Party. Ein Raunen geht durch die Menge, als Anita Berber und ihr dritter Ehemann, Tänzer Henri Châtin-Hofmann, zu später Stunde den Raum betreten. Beide noch grell geschminkt vom Auftritt, sie im weißen Kleidchen, er im schwarzen Samtanzug.
Als sie Walzer tanzen wollen, baut sich der Hausherr vor Berber auf. Dies sei kein Maskenball, bellt er und will sie vor die Tür setzen. Die Tänzerin schlägt nach ihm - er schlägt zurück. Und Berber, das schamlose Luder, sonst nie um eine derbe Antwort verlegen? Beginnt zu weinen. Ehemann Henri legt den Arm um ihre Schultern, führt sie fort, ruft in gebrochenem Deutsch: "Die Menschen sind schlecht!"
Berber war schon zwei Jahre tot, als Schriftsteller Klaus Mann diese Szene 1930 im Magazin "Die Bühne" schilderte. Sie zeigt, wie fragil die Skandalnudel war, und auch ihren sozialen Rang gegen Ende ihres Lebens: den eines Freaks, den die Haute Volée zwar gern auf der Bühne begaffte, sonst aber tunlichst mied. "Man wies mit dem Finger nach ihr, sie war vogelfrei", schrieb Mann. "Sogar für das Nachkriegsberlin war sie zu weit gegangen."
In den Zwanzigerjahren war Berlin die Hauptstadt des Verbrechens und der Ausschweifungen aller Art, ein glitzernder Sündenpfuhl für Glücksspiel, Drogen, Prostitution, Kriminalität. Und mit 3,6 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt der Welt, nach London und New York. An jeder Ecke schossen Bordelle und Stundenhotels, Lesbenbars und Schwulenkneipen, Varietés, Transvestitentreffs und Spielhöllen aus dem Boden.
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Hemmungslos frönten die Menschen nach dem Grauen des Ersten Weltkriegs ihrer Gier nach Leben und Amüsement. Berlin, schrieb der französische Schriftsteller Jean Cassou 1928, sei die "jüngste, die systematisch verrückteste, die am unschuldigsten perverse Stadt der Welt". In dieser Zeit verfiel nicht nur der Wert des Geldes, sondern auch die Moral, wie Schriftsteller Stefan Zweig in seiner 1942 posthum erschienenen Autobiografie "Die Welt von gestern" schrieb:
"Alle Werte waren verändert, und nicht nur im Materiellen; die Verordnungen des Staates wurden verlacht, keine Sitte, keine Moral respektiert. Berlin verwandelte sich in das Babel der Welt. (...) Eine Art von Irrsinn ergriff im Sturz aller Werte gerade die bürgerlichen, in ihrer Ordnung bisher unerschütterlichen Kreise."
Und immer mittendrin eine knabenhaft gebaute Frau mit langen Beinen, großer Klappe und ungeheurem Mut: Anita Berber tanzte nicht nur am Kraterrand des Vulkans, sondern beherzt einmal quer drüber, auf einem hauchdünnen Seil aus Leidenschaft, Verzweiflung und reichlich Trotz. "Wenn ich in einem Park zwischen Bäumen eine Goethe-Büste sehe, muss ich kotzen", zitiert ihr Biograf Lothar Fischer sie.
Berber pfiff auf den bürgerlichen Bildungskanon und auf alle Konventionen. Die Tabubrecherin lebte für den Augenblick, liebte Männer und Frauen und ging ganz selbstverständlich auf den Strich. So erzählte es zumindest Martha Dix, die Witwe des berühmten Malers Otto Dix, der Berber 1925 porträtierte - kalkweiß geschminkt, ein verbrauchter Vamp, zerfressen vom Dauerrausch, mit blutrotem Kleid und Haar. Das Symbol einer verrückt-verruchten Ära.
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Berber prügelte sich regelmäßig und kokste in aller Öffentlichkeit. Grölenden Zuschauern rief sie zu: "Seid ruhig! Ich schlafe ja doch mit jedem von euch." Die Lebefrau frühstücke in Chloroform getränkte Rosenblätter und leere eine Flasche Cognac vor jedem Auftritt, hieß es. Als eine Dame mit dem Finger auf sie zeigte, biss Berber denselben fast komplett ab, erinnerte sich Klaus Mann. "Sie brauchte den Skandal wie ihr tägliches Brot", schrieb er - 1924 hatte Berber ihn als 18-Jährigen zu einer Menage à trois aufs Hotelzimmer eingeladen.
"Nachkriegserotik, Kokain, Salomé, letzte Perversität, solche Begriffe bildeten den Strahlenkranz ihrer Glorie", urteilte Mann. Dabei war Anita Berber ursprünglich nicht nackt ins Rampenlicht gesprungen, um die Radaupresse zu beglücken. Sie wollte, dass ihr Talent entdeckt wird.
1899 wurde Anita als Tochter eines Geigers und einer Kabarettsängerin in Leipzig geboren, wuchs zunächst bei ihrer Großmutter auf und besuchte die höhere Töchterschule. Mit 15 zog sie zu ihrer Mutter Lucie nach Berlin und nahm Schauspiel- und Tanzunterricht; ein frühes Foto zeigt den Teenager als schelmischen Harlekin. Nebenher verdiente sie als Foto-Model Geld dazu.
Im Ersten Weltkrieg trat Anita mit ihrer Mutter vor verwundeten Soldaten auf, zudem mit der Tanztruppe Sacchetto. Bald ging sie ihren eigenen Weg - als Solo- und ab 1921 als Nackttänzerin. Im Hamburger Nachtklub "Alcazar" ließ Berber erstmals alle Hüllen fallen und trug als Salomé nur noch Schlangendiadem und Goldschmuck. "Wenn Anita ihren schönen Po dicht vor der Rampe rhythmisch zur Schau brachte, hoben sich die Wogen der Begeisterung", frohlockte ein junger Augenzeuge.
Berber war beileibe nicht die erste Nackttänzerin. Den Skandal sieht Theaterwissenschaftlerin Ulrike Traub darin, dass sie Hüllenlosigkeit mit der "bewussten Exposition des Hässlichen" kombinierte und so von Erotik abkoppelte. An der Seite ihres zweiten Ehemanns Sebastian Droste, eines expressionistischen Tänzers, Lyrikers und Malers, schockierte Berber ihr Publikum, indem sie Tabus wie Drogensucht und Sexualität, Syphilis und Suizid auf der Bühne inszenierte.
"Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase" hieß die berüchtigte Trilogie des Tanzduos. Über ihre Darbietung "Selbstmord" schrieb ein verstörter Kritiker 1922 in der "Wiener Mittags-Zeitung":
"Ein torkelnder Mann empfängt aus den Händen eines nackten Weibes einen grünen Strick, mit dem er sich erdrosselt - dann kriecht das nackte Weib zum Leichnam und windet sich über und neben dem Toten in verzückter Ekstase."
Und über ihre Tänze "Cocain" und "Morphium":
"Grauen und Ekel schütteln ihren Leib. Mit grässlicher Natürlichkeit massieren ihre schönen Hände die Gurgel, in der - wie das schon nach dem Genusse von Giftstoffen sein mag - üble Dinge aufsteigen."
Leider ist vom Filmmaterial über ihre Tänze kaum mehr erhalten als ein kurzer Ausschnitt des Fritz-Lang-Streifens "Dr. Mabuse, der Spieler" (1922). Dabei drehte Berber neben ihren Bühnenauftritten rund zwei Dutzend Filme, einige davon mit Aufklärungsregisseur Richard Oswald, darunter "Anders als die anderen" (1919). Zudem stand sie mit Stars wie Emil Jannings, Hans Albers und Heinrich George vor der Kamera.
Das Kino sei "ihr Element", sagte Berber einmal, "hier und im Tanz kann ich mich entfalten". Mal mit Monokel und Smoking, mal mit Zobelpelz und Äffchen im Ärmel avancierte sie zur Stilikone. "Verderbte Bürgermädchen" hätten sie kopiert, so Klaus Mann, "jede bessere Kokotte wollte möglichst genau wie sie aussehen".
Berbers großes Drama: Ihre Tanzdarbietungen sorgten zwar für ausverkaufte Säle - doch als Künstlerin fand sie kaum Beachtung. Die meisten schielten ihr nur zwischen die Beine, wie sie selbst im Gespräch mit dem Berliner Journalisten Fred Hildenbrandt offenbarte:
"Wir tanzen den Tod, die Krankheit, die Schwangerschaft, die Syphilis, den Wahnsinn, das Sterben, das Siechtum, den Selbstmord, und kein Mensch nimmt uns ernst. Sie glotzen nur auf unsere Schleier, ob sie darunter etwas sehen können, die Schweine."
Zudem ruinierte Berber sich den Ruf, indem sie unter Drogen oft durchdrehte. Zwischenrufer bewarf sie mit Champagnerflaschen, einem Störenfried soll sie auf den Tisch gepinkelt haben. Aus Wien wurde Berber 1923 unter anderem ihrer lesbischen Beziehungen wegen ausgewiesen; im damaligen Österreich war das ein Delikt, anders als in der sexuell liberalen Weimarer Republik.
1924 setzte sich Noch-Partner Sebastian Droste mit dem kompletten Schmuck Berbers nach New York ab; die Sitzengelassene tröstete sich mit US-Tänzer Henri Châtin-Hofmann. Berbers Stern sank, das Publikum wandte sich ab. Die Neue Sachlichkeit löste den expressionistischen Rausch ab, abgründige Halbwelt-Wunder à la Berber galten als passé. "Laster war nicht mehr schick, und Ekstase bezog man nur noch bei Boxkämpfen", schrieb Leo Lania, Verfasser der 1929 veröffentlichten Romanbiografie "Tanz ins Dunkel. Anita Berber".
Bei einer Tournee brach die Tänzerin am 13. Juli 1928 auf der Bühne in Beirut zusammen. "Galoppierende Schwindsucht", diagnostizierte ein Arzt. Partner Henri schaffte die Todkranke zurück nach Berlin, ein befreundeter Künstler trieb per Spendenbüchse das Geld für die Heimfahrt auf.
Eine Woche lang kämpfte Anita Berber mit dem Tod. Sie starb am 10. November 1928 abends um neun, mit erst 29 Jahren. Kurz vor ihrem Rendezvous mit dem Sensenmann, so erzählte es der Schauspieler Hubert von Meyerinck, nahm sie einen Spiegel. Die Tänzerin schminkte sich, tuschte ihre Wimpern. Und sprach die Worte: "Der Kerl soll mich schön haben."
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"Wenn jeder einen Körper hätte wie ich, würden alle nackt herumlaufen": Ihre eigene Hüllenlosigkeit vertrat Berber mit großem Selbstbewusstsein - das Foto zeigt sie als "Salomé". Gleichzeitig verwahrte sich die Tänzerin dagegen, in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden: "Ich bin keine Nackttänzerin", betonte Berber im Dezember 1922 im Interview mit einem Wiener Journalisten. Der sich vor allem darüber freute, dass sie das Gespräch im Bett sitzend, mit vorn geöffneter Bluse, absolvierte.
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Und hoch das Bein: Anita Berber 1917 als Harlekin, schelmig-unschuldig mit Zigarette. Die Tänzerin kam am 10. Juni 1899 in Leipzig zur Welt, ihr Vater Felix war ein renommierter Geiger, Mutter Lucie eine Kabarettsängerin. Berber wuchs zunächst bei ihrer Großmutter in Dresden auf, als Teenager zog sie mitsamt Oma nach Berlin zu ihrer Mutter, die dort im Nachtlokal "Chat Noir" engagiert war.
"Göttin der Nacht": So hat ihr Biograf, der Berliner Kunsthistoriker Lothar Fischer, die Tänzerin getauft. Hier ist Anita Berber 1917 als "Binga van der Wal" zu sehen. Sie trat zunächst mit der Tanztruppe ihrer Lehrerin Rita Sacchetto auf. Noch während des Ersten Weltkriegs löste sie sich von Sacchetto, um als Solotänzerin zu reüssieren.
"Anita - Tänze des Lasters": Diesen Titel gab Regisseur Rosa von Praunheim seinem 1987 erschienenen Film über das Leben der Berliner Halbwelt-Ikone Anita Berber (Szenenfoto mit Mikael Honesseau und Ina Blum). Der US-Wissenschaftler Mel Gordon bezeichnete Anita Berber als die "erste postmoderne Frau, eine dynamische Marilyn Monroe mit dem abwegigen, adoleszenten Geist eines Norman Mailer."
"Märtyrer" hieß diese Performance von Anita Berber mit Partner Sebastian Droste (Foto von 1922/23). "Die Generation der Anita Berber war die Avantgarde", hieß es in einem Nachruf auf Berber im "Filmkurier" von 1928. "Sie waren die Ersten, die das Recht aufs eigene Leben verfochten, für uns Nachfolgende durchfochten. Dass sie dieses Leben sich später verpfuscht haben, dürfen gerade wir ihnen nicht zum Vorwurf machen."
Model mit Maus: Versonnen schaut Anita Berber dem weißen Tierchen auf ihrer Hand zu (Foto von 1921). Es schmerzte die Tänzerin, dass kaum jemand sie als Künstlerin wahrnahm. So sagte sie im Gespräch mit dem Berliner Journalisten Fred Hildenbrandt: "Wir tanzen den Tod, die Krankheit, die Schwangerschaft, die Syphilis, den Wahnsinn, das Sterben, das Siechtum, den Selbstmord, und kein Mensch nimmt uns ernst. Sie glotzen nur auf unsere Schleier, ob sie darunter etwas sehen können, die Schweine."
Verruchte Nonne: Anita Berber, ausnahmsweise voll bekleidet, im Jahr 1922. Die Nackttänzerin geriet regelmäßig mit der Sittenpolizei in Konflikt, immer wieder erstatteten empörte Bürger Anzeige gegen sie. "Im Metropol-Varieté tritt eine Tänzerin Anita Berber auf, die eigentlich in allen ihren Tänzen sich in schamlosester Weise fast nackt produziert", hieß es 1926 in einem Schreiben an das Berliner Polizeipräsidium. "Sie ist fast nackt und vollführt durch Reiben und Streichen an ihren nackten Brustwarzen sinnlich aufreizende Posen. Die Tänzerin gefährdet unzweifelhaft ganz erheblich die Sittlichkeit und verletzt das Schamgefühl in unerhörter Weise."
Ein Leben auf der Überholspur: Im November 1928 starb Anita Berber mit erst 29 Jahren an Tuberkulose. "Sie machte nie halbe Sache. Ihr Absturz, rapid und katastrophal, scheint großartig stilisiert, pathetisch gesteigert wie vorher ihr Triumph. (...) Sie war eine große und extreme Natur, sie musste so extrem enden, wie sie es getrieben hatte", schrieb Schriftsteller Klaus Mann 1930.
"Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase": Anita Berber und ihr Partner Sebastian Droste, ein expressionistischer Tänzer, Maler und Lyriker (1922). Die Tänzerin lernte den Hamburger Kaufmannssohn 1920 beim Ensemble Celly de Rheidt in Berlin kennen. Das Paar verband die Drogensucht ebenso wie die Lust, das Publikum gezielt zu schockieren - mit Darbietungen, die Namen trugen wie "Kokain", "Morphium", "Selbstmord" und "Guillotine". 1924 setzte sich Droste mit Berbers Schmuck Richtung Amerika ab.
Von Otto Dix porträtiert: 1925 stand Anita Berber für den expressionistischen Maler Modell - das berühmte "Bildnis der Tänzerin Anita Berber" zeigt einen verbrauchten, totenbleich geschminkten und ins Leere starrenden Vamp im blutroten, hautengen Kleid. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Gemälde als "entartet". Zu Ehren des Malers zierte es 1991 eine Briefmarke der Bundespost und ist heute im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen.
Filmkarriere: Anita Berber war nicht nur auf der Bühne präsent, sie drehte auch zahlreiche Filme. Das Foto zeigt sie an der Seite von Conrad Veidt (links) und Reinhold Schunzel im Gruselfilm "Unheimliche Geschichten" (1919). Regie führte Aufklärungsfilmer Richard Oswald, der Anita Berber 1918 in Wien für die Arbeit vor der Kamera entdeckt hatte.
"Kokain": So hieß der Tanz, in dem Anita Berber die eigene Drogensucht auf der Bühne inszenierte. Einem Wiener Kritiker namens Konta gefiel es nicht: "Grauen und Ekel schütteln ihren Leib. Mit grässlicher Natürlichkeit massieren ihre schönen Hände die Gurgel, in der - wie das schon nach dem Genusse von Giftstoffen sein mag - üble Dinge aufsteigen", schrieb er am 16. November 1922 in der "Wiener Mittags-Zeitung".
Hutmodell und Stilikone: Neben der Arbeit als Tänzerin verdiente Berber Geld als Foto-Model, unter anderem für Hüte und Kleider (Foto von 1918). Mit zunehmender Popularität avancierte Berber zur Stilikone, der ganz Berlin nachzueifern versuchte: "Verderbte Bürgermädchen kopierten die Berber, jede bessere Kokotte wollte möglichst genau wie sie aussehen", schrieb Schriftsteller Klaus Mann.
Trendsetterin: Anita Berber 1925 in formvollendeter Herrenkleidung. "Eine Zeit lang machten ihr in Berlin die mondänen Weiber alles nach. Bis aufs Monokel", so der österreichische Autor Siegfried Geyer.
Süddeutsche Zeitung/ ullstein bild
Dichterin: Die offen bisexuelle Anita Berber tanzte und provozierte nicht nur, sondern betätigte sich auch als Lyrikerin. In ihrem Gedicht "Orchideen" etwa heißt es: "Ich küsste und kostete jede bis zum Schluss / Alle alle starben an meinen roten Lippen / An meinen Händen / An meiner Geschlechtslosigkeit / Die doch alle Geschlechter in sich hat / Ich bin blass wie Mondsilber."
Als Teenager: Anita Berber 1917 mit der neuesten Hut-Kreation. Berber tanzte "offensiv nackt wie keine Tänzerin vor ihr", schrieb Theaterwissenschaftlerin Ulrike Traub in ihrer Studie über das "Theater der Nacktheit".
"Eine Tänzerin voll Frische und voll lebendigen Glücks an ihrem Dasein": Enthusiastisch pries ein Journalist des "Börsen-Kurier" 1917 das Talent Anita Berbers. Auch der Berliner Autor und Kritiker Oscar Bie war beeindruckt: "Das Stärkste wird in reiner Akrobatik erreicht, in groteskem Zittern, Verschlingen, Schlagen, Werfen, Überschneiden", schrieb er über Berber.
Amüsiermekka: Die Tiller-Girls in der Garderobe der Berliner Scala (Foto von 1927). "Alle Werte waren verändert, und nicht nur im Materiellen", schrieb Stefan Zweig in seiner 1942 posthum erschienenen Autobiografie "Die Welt von gestern"; "die Verordnungen des Staates wurden verlacht, keine Sitte, keine Moral respektiert. Berlin verwandelte sich in das Babel der Welt."
Anonymität garantiert: Die Gäste im Etablissement "Weiße Maus" in der Jägerstraße trugen Masken, um nicht erkannt zu werden (Foto von 1926). Auch Anita Berber trat hier regelmäßig auf. "Dem fidelen Ausländer musste es erscheinen, als würde Berlin einen Räumungsverkauf von Menschenfleisch veranstalten", schrieb der US-Theaterwissenschaftler Mel Gordon 2011 in seinem Buch "Das sündige Berlin".
Silvestersause: So vergnügten sich um 1925 die Stars in Berlin. Links: die deutsch-russische Darstellerin Olga Tschechowa, die mit ihren Füßen Willy Fritsch am Kinn streichelt. Rechts im Bild: der dänische Kabarettist Max Hansen mit einer Dame auf dem Schoß, ganz rechts außen: der "Mann im Mond" genannte Schauspieler Wilhelm Bendow.
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"Wenn jeder einen Körper hätte wie ich, würden alle nackt herumlaufen": Ihre eigene Hüllenlosigkeit vertrat Berber mit großem Selbstbewusstsein - das Foto zeigt sie als "Salomé". Gleichzeitig verwahrte sich die Tänzerin dagegen, in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden: "Ich bin keine Nackttänzerin", betonte Berber im Dezember 1922 im Interview mit einem Wiener Journalisten. Der sich vor allem darüber freute, dass sie das Gespräch im Bett sitzend, mit vorn geöffneter Bluse, absolvierte.
Foto:Alexander Binder/ wikimedia commons
Und hoch das Bein: Anita Berber 1917 als Harlekin, schelmig-unschuldig mit Zigarette. Die Tänzerin kam am 10. Juni 1899 in Leipzig zur Welt, ihr Vater Felix war ein renommierter Geiger, Mutter Lucie eine Kabarettsängerin. Berber wuchs zunächst bei ihrer Großmutter in Dresden auf, als Teenager zog sie mitsamt Oma nach Berlin zu ihrer Mutter, die dort im Nachtlokal "Chat Noir" engagiert war.
Foto: Atelier Binder/ ullstein bild"Göttin der Nacht": So hat ihr Biograf, der Berliner Kunsthistoriker Lothar Fischer, die Tänzerin getauft. Hier ist Anita Berber 1917 als "Binga van der Wal" zu sehen. Sie trat zunächst mit der Tanztruppe ihrer Lehrerin Rita Sacchetto auf. Noch während des Ersten Weltkriegs löste sie sich von Sacchetto, um als Solotänzerin zu reüssieren.
Foto: Atelier Binder/ ullstein bild"Anita - Tänze des Lasters": Diesen Titel gab Regisseur Rosa von Praunheim seinem 1987 erschienenen Film über das Leben der Berliner Halbwelt-Ikone Anita Berber (Szenenfoto mit Mikael Honesseau und Ina Blum). Der US-Wissenschaftler Mel Gordon bezeichnete Anita Berber als die "erste postmoderne Frau, eine dynamische Marilyn Monroe mit dem abwegigen, adoleszenten Geist eines Norman Mailer."
Foto: STELLA Pictures/ ddp images"Märtyrer" hieß diese Performance von Anita Berber mit Partner Sebastian Droste (Foto von 1922/23). "Die Generation der Anita Berber war die Avantgarde", hieß es in einem Nachruf auf Berber im "Filmkurier" von 1928. "Sie waren die Ersten, die das Recht aufs eigene Leben verfochten, für uns Nachfolgende durchfochten. Dass sie dieses Leben sich später verpfuscht haben, dürfen gerade wir ihnen nicht zum Vorwurf machen."
Foto: Imagno/ Hulton Archive/ Getty ImagesModel mit Maus: Versonnen schaut Anita Berber dem weißen Tierchen auf ihrer Hand zu (Foto von 1921). Es schmerzte die Tänzerin, dass kaum jemand sie als Künstlerin wahrnahm. So sagte sie im Gespräch mit dem Berliner Journalisten Fred Hildenbrandt: "Wir tanzen den Tod, die Krankheit, die Schwangerschaft, die Syphilis, den Wahnsinn, das Sterben, das Siechtum, den Selbstmord, und kein Mensch nimmt uns ernst. Sie glotzen nur auf unsere Schleier, ob sie darunter etwas sehen können, die Schweine."
Foto: Becker & Maass/ ullstein bildVerruchte Nonne: Anita Berber, ausnahmsweise voll bekleidet, im Jahr 1922. Die Nackttänzerin geriet regelmäßig mit der Sittenpolizei in Konflikt, immer wieder erstatteten empörte Bürger Anzeige gegen sie. "Im Metropol-Varieté tritt eine Tänzerin Anita Berber auf, die eigentlich in allen ihren Tänzen sich in schamlosester Weise fast nackt produziert", hieß es 1926 in einem Schreiben an das Berliner Polizeipräsidium. "Sie ist fast nackt und vollführt durch Reiben und Streichen an ihren nackten Brustwarzen sinnlich aufreizende Posen. Die Tänzerin gefährdet unzweifelhaft ganz erheblich die Sittlichkeit und verletzt das Schamgefühl in unerhörter Weise."
Foto: Imagno/ Hulton Archive/ Getty ImagesEin Leben auf der Überholspur: Im November 1928 starb Anita Berber mit erst 29 Jahren an Tuberkulose. "Sie machte nie halbe Sache. Ihr Absturz, rapid und katastrophal, scheint großartig stilisiert, pathetisch gesteigert wie vorher ihr Triumph. (...) Sie war eine große und extreme Natur, sie musste so extrem enden, wie sie es getrieben hatte", schrieb Schriftsteller Klaus Mann 1930.
Foto: akg-images"Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase": Anita Berber und ihr Partner Sebastian Droste, ein expressionistischer Tänzer, Maler und Lyriker (1922). Die Tänzerin lernte den Hamburger Kaufmannssohn 1920 beim Ensemble Celly de Rheidt in Berlin kennen. Das Paar verband die Drogensucht ebenso wie die Lust, das Publikum gezielt zu schockieren - mit Darbietungen, die Namen trugen wie "Kokain", "Morphium", "Selbstmord" und "Guillotine". 1924 setzte sich Droste mit Berbers Schmuck Richtung Amerika ab.
Foto: Imagno/ Hulton Archive/ Austrian Archives/ Getty ImagesVon Otto Dix porträtiert: 1925 stand Anita Berber für den expressionistischen Maler Modell - das berühmte "Bildnis der Tänzerin Anita Berber" zeigt einen verbrauchten, totenbleich geschminkten und ins Leere starrenden Vamp im blutroten, hautengen Kleid. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Gemälde als "entartet". Zu Ehren des Malers zierte es 1991 eine Briefmarke der Bundespost und ist heute im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen.
Foto: Schöning/ imago imagesFilmkarriere: Anita Berber war nicht nur auf der Bühne präsent, sie drehte auch zahlreiche Filme. Das Foto zeigt sie an der Seite von Conrad Veidt (links) und Reinhold Schunzel im Gruselfilm "Unheimliche Geschichten" (1919). Regie führte Aufklärungsfilmer Richard Oswald, der Anita Berber 1918 in Wien für die Arbeit vor der Kamera entdeckt hatte.
Foto: Mary Evans/ imago images"Kokain": So hieß der Tanz, in dem Anita Berber die eigene Drogensucht auf der Bühne inszenierte. Einem Wiener Kritiker namens Konta gefiel es nicht: "Grauen und Ekel schütteln ihren Leib. Mit grässlicher Natürlichkeit massieren ihre schönen Hände die Gurgel, in der - wie das schon nach dem Genusse von Giftstoffen sein mag - üble Dinge aufsteigen", schrieb er am 16. November 1922 in der "Wiener Mittags-Zeitung".
Foto: Austrian National Library/ D'Ora-Benda/ INTERFOTOHutmodell und Stilikone: Neben der Arbeit als Tänzerin verdiente Berber Geld als Foto-Model, unter anderem für Hüte und Kleider (Foto von 1918). Mit zunehmender Popularität avancierte Berber zur Stilikone, der ganz Berlin nachzueifern versuchte: "Verderbte Bürgermädchen kopierten die Berber, jede bessere Kokotte wollte möglichst genau wie sie aussehen", schrieb Schriftsteller Klaus Mann.
Foto: ullstein bildDichterin: Die offen bisexuelle Anita Berber tanzte und provozierte nicht nur, sondern betätigte sich auch als Lyrikerin. In ihrem Gedicht "Orchideen" etwa heißt es: "Ich küsste und kostete jede bis zum Schluss / Alle alle starben an meinen roten Lippen / An meinen Händen / An meiner Geschlechtslosigkeit / Die doch alle Geschlechter in sich hat / Ich bin blass wie Mondsilber."
Foto: ullstein bild"Eine Tänzerin voll Frische und voll lebendigen Glücks an ihrem Dasein": Enthusiastisch pries ein Journalist des "Börsen-Kurier" 1917 das Talent Anita Berbers. Auch der Berliner Autor und Kritiker Oscar Bie war beeindruckt: "Das Stärkste wird in reiner Akrobatik erreicht, in groteskem Zittern, Verschlingen, Schlagen, Werfen, Überschneiden", schrieb er über Berber.
Foto: Zander & Labisch/ ullstein bild"Wenn jeder einen Körper hätte wie ich, würden alle nackt herumlaufen": Ihre eigene Hüllenlosigkeit vertrat Berber mit großem Selbstbewusstsein - das Foto zeigt sie als "Salomé". Gleichzeitig verwahrte sich die Tänzerin dagegen, in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden: "Ich bin keine Nackttänzerin", betonte Berber im Dezember 1922 im Interview mit einem Wiener Journalisten. Der sich vor allem darüber freute, dass sie das Gespräch im Bett sitzend, mit vorn geöffneter Bluse, absolvierte.
Foto:Alexander Binder/ wikimedia commons
Und hoch das Bein: Anita Berber 1917 als Harlekin, schelmig-unschuldig mit Zigarette. Die Tänzerin kam am 10. Juni 1899 in Leipzig zur Welt, ihr Vater Felix war ein renommierter Geiger, Mutter Lucie eine Kabarettsängerin. Berber wuchs zunächst bei ihrer Großmutter in Dresden auf, als Teenager zog sie mitsamt Oma nach Berlin zu ihrer Mutter, die dort im Nachtlokal "Chat Noir" engagiert war.
Foto: Atelier Binder/ ullstein bild"Göttin der Nacht": So hat ihr Biograf, der Berliner Kunsthistoriker Lothar Fischer, die Tänzerin getauft. Hier ist Anita Berber 1917 als "Binga van der Wal" zu sehen. Sie trat zunächst mit der Tanztruppe ihrer Lehrerin Rita Sacchetto auf. Noch während des Ersten Weltkriegs löste sie sich von Sacchetto, um als Solotänzerin zu reüssieren.
Foto: Atelier Binder/ ullstein bild"Anita - Tänze des Lasters": Diesen Titel gab Regisseur Rosa von Praunheim seinem 1987 erschienenen Film über das Leben der Berliner Halbwelt-Ikone Anita Berber (Szenenfoto mit Mikael Honesseau und Ina Blum). Der US-Wissenschaftler Mel Gordon bezeichnete Anita Berber als die "erste postmoderne Frau, eine dynamische Marilyn Monroe mit dem abwegigen, adoleszenten Geist eines Norman Mailer."
Foto: STELLA Pictures/ ddp images"Märtyrer" hieß diese Performance von Anita Berber mit Partner Sebastian Droste (Foto von 1922/23). "Die Generation der Anita Berber war die Avantgarde", hieß es in einem Nachruf auf Berber im "Filmkurier" von 1928. "Sie waren die Ersten, die das Recht aufs eigene Leben verfochten, für uns Nachfolgende durchfochten. Dass sie dieses Leben sich später verpfuscht haben, dürfen gerade wir ihnen nicht zum Vorwurf machen."
Foto: Imagno/ Hulton Archive/ Getty ImagesModel mit Maus: Versonnen schaut Anita Berber dem weißen Tierchen auf ihrer Hand zu (Foto von 1921). Es schmerzte die Tänzerin, dass kaum jemand sie als Künstlerin wahrnahm. So sagte sie im Gespräch mit dem Berliner Journalisten Fred Hildenbrandt: "Wir tanzen den Tod, die Krankheit, die Schwangerschaft, die Syphilis, den Wahnsinn, das Sterben, das Siechtum, den Selbstmord, und kein Mensch nimmt uns ernst. Sie glotzen nur auf unsere Schleier, ob sie darunter etwas sehen können, die Schweine."
Foto: Becker & Maass/ ullstein bildVerruchte Nonne: Anita Berber, ausnahmsweise voll bekleidet, im Jahr 1922. Die Nackttänzerin geriet regelmäßig mit der Sittenpolizei in Konflikt, immer wieder erstatteten empörte Bürger Anzeige gegen sie. "Im Metropol-Varieté tritt eine Tänzerin Anita Berber auf, die eigentlich in allen ihren Tänzen sich in schamlosester Weise fast nackt produziert", hieß es 1926 in einem Schreiben an das Berliner Polizeipräsidium. "Sie ist fast nackt und vollführt durch Reiben und Streichen an ihren nackten Brustwarzen sinnlich aufreizende Posen. Die Tänzerin gefährdet unzweifelhaft ganz erheblich die Sittlichkeit und verletzt das Schamgefühl in unerhörter Weise."
Foto: Imagno/ Hulton Archive/ Getty ImagesEin Leben auf der Überholspur: Im November 1928 starb Anita Berber mit erst 29 Jahren an Tuberkulose. "Sie machte nie halbe Sache. Ihr Absturz, rapid und katastrophal, scheint großartig stilisiert, pathetisch gesteigert wie vorher ihr Triumph. (...) Sie war eine große und extreme Natur, sie musste so extrem enden, wie sie es getrieben hatte", schrieb Schriftsteller Klaus Mann 1930.
Foto: akg-images"Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase": Anita Berber und ihr Partner Sebastian Droste, ein expressionistischer Tänzer, Maler und Lyriker (1922). Die Tänzerin lernte den Hamburger Kaufmannssohn 1920 beim Ensemble Celly de Rheidt in Berlin kennen. Das Paar verband die Drogensucht ebenso wie die Lust, das Publikum gezielt zu schockieren - mit Darbietungen, die Namen trugen wie "Kokain", "Morphium", "Selbstmord" und "Guillotine". 1924 setzte sich Droste mit Berbers Schmuck Richtung Amerika ab.
Foto: Imagno/ Hulton Archive/ Austrian Archives/ Getty ImagesVon Otto Dix porträtiert: 1925 stand Anita Berber für den expressionistischen Maler Modell - das berühmte "Bildnis der Tänzerin Anita Berber" zeigt einen verbrauchten, totenbleich geschminkten und ins Leere starrenden Vamp im blutroten, hautengen Kleid. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Gemälde als "entartet". Zu Ehren des Malers zierte es 1991 eine Briefmarke der Bundespost und ist heute im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen.
Foto: Schöning/ imago imagesFilmkarriere: Anita Berber war nicht nur auf der Bühne präsent, sie drehte auch zahlreiche Filme. Das Foto zeigt sie an der Seite von Conrad Veidt (links) und Reinhold Schunzel im Gruselfilm "Unheimliche Geschichten" (1919). Regie führte Aufklärungsfilmer Richard Oswald, der Anita Berber 1918 in Wien für die Arbeit vor der Kamera entdeckt hatte.
Foto: Mary Evans/ imago images"Kokain": So hieß der Tanz, in dem Anita Berber die eigene Drogensucht auf der Bühne inszenierte. Einem Wiener Kritiker namens Konta gefiel es nicht: "Grauen und Ekel schütteln ihren Leib. Mit grässlicher Natürlichkeit massieren ihre schönen Hände die Gurgel, in der - wie das schon nach dem Genusse von Giftstoffen sein mag - üble Dinge aufsteigen", schrieb er am 16. November 1922 in der "Wiener Mittags-Zeitung".
Foto: Austrian National Library/ D'Ora-Benda/ INTERFOTOHutmodell und Stilikone: Neben der Arbeit als Tänzerin verdiente Berber Geld als Foto-Model, unter anderem für Hüte und Kleider (Foto von 1918). Mit zunehmender Popularität avancierte Berber zur Stilikone, der ganz Berlin nachzueifern versuchte: "Verderbte Bürgermädchen kopierten die Berber, jede bessere Kokotte wollte möglichst genau wie sie aussehen", schrieb Schriftsteller Klaus Mann.
Foto: ullstein bildDichterin: Die offen bisexuelle Anita Berber tanzte und provozierte nicht nur, sondern betätigte sich auch als Lyrikerin. In ihrem Gedicht "Orchideen" etwa heißt es: "Ich küsste und kostete jede bis zum Schluss / Alle alle starben an meinen roten Lippen / An meinen Händen / An meiner Geschlechtslosigkeit / Die doch alle Geschlechter in sich hat / Ich bin blass wie Mondsilber."
Foto: ullstein bild"Eine Tänzerin voll Frische und voll lebendigen Glücks an ihrem Dasein": Enthusiastisch pries ein Journalist des "Börsen-Kurier" 1917 das Talent Anita Berbers. Auch der Berliner Autor und Kritiker Oscar Bie war beeindruckt: "Das Stärkste wird in reiner Akrobatik erreicht, in groteskem Zittern, Verschlingen, Schlagen, Werfen, Überschneiden", schrieb er über Berber.
Foto: Zander & Labisch/ ullstein bildMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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