Fotofund im Familienalbum Als mein Vetter Präsident Eisenhower das Essen servierte

Als der ältere Herr, der da vergnügt in einem Armeezelt in der Lüneburger Heide sitzt, das Foto signierte, wohnte er schon im Weißen Haus. Es ist Dwight D. Eisenhower, der 34. Präsident der Vereinigten Staaten. Er war von 1943 an Oberbefehlshaber der westalliierten Invasionsstreitkräfte in Europa gewesen und hatte die Landung in der Normandie geleitet; nach dem Krieg war er einer der mächtigsten Männer in Deutschland, genauso wie der Mann neben ihm, sein britischer Kollege Bernard Montgomery.

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Als Oberbefehlshaber von Besatzungsarmeen waren sie Mitglieder des vierköpfigen Alliierten Kontrollrats gewesen, der obersten Regierungsgewalt in Deutschland nach dem Krieg. Eisenhower war 1951 Nato-Oberbefehlshaber Europa, Montgomery sein Stellvertreter. Der Kellner auf dem Foto mit dem Schiffchen und den hochgekrempelten Ärmeln ist mein Vetter, Jorgel Sczensny. Er bediente die beiden, als sie sich am 30. September 1951 im Basislager der britischen Armee austauschten. Jorgel rahmte das Bild und stellte es ganz oben auf seinen Sekretär, man sah es sofort, wenn man das Wohnzimmer betrat. Das Bild war nicht bloß eine schöne Erinnerung. Es half ihm zurück in ein bürgerliches Leben.
Jorgel war Bäcker in Oberschlesien gewesen, wie sein Vater, wie sein Großvater, wie sein Urgroßvater. Für seinen Mohnstriezel, hieß es, standen die Leute bis raus auf den Bürgersteig an. Dann kam der Krieg. Als die Ostfront zusammenbrach, wollte Jorgel, wegen Tapferkeit ausgezeichnet, nicht von russischen Soldaten gefangen genommen werden. Er ging Richtung Westen, bis ihn die Engländer fanden. Jorgel war tüchtig und pflichtbewusst, bald durfte er für die Engländer in der Küche arbeiten. Als er endlich etwas von seiner Familie hörte, die in Landshut lebte, ging er dorthin, er hoffte, für die Amerikaner arbeiten zu können.
Irgendwann saß er dem diensthabenden Offizier in dessen Büro gegenüber. Er zeigte ihm die Fotos mit Eisenhower. Der amerikanische Offizier wollte gleich einen Abzug. Er schlug vor, die Bilder ins Weiße Haus zu schicken und um eine Unterschrift zu bitten. Ein paar Wochen später kamen zwei Bilder zurück, signiert. Jorgel starb 1999, im Alter von 85 Jahren. Sein Bild habe ich in unser Familienalbum eingeklebt.