

Wie kann es passieren, dass auf einmal Jugendliche auf der ganzen Welt in der gleichen Lederjacke herumrennen? Was führt dazu, dass Sportarten, mit denen sich bis dato nur eine Handvoll Unerschrockener auseinandergesetzt haben, plötzlich zum Massenphänomen werden? Oft ist der Grund dafür ein Virus, der sich über die Kinoleinwand überträgt. Die Skateboard-Epidemie etwa, die Mitte der achtziger Jahre unter Teenagern ausbrach, wurde durch "Zurück in die Zukunft" ausgelöst. Patient Null war Michael J. Fox, für den das rollende Brett Fortbewegungsmittel der Wahl war.
So ähnlich war es auch in den fünfziger Jahren mit "The Wild One". Das Fortbewegungsmittel war da allerdings ein Motorrad. Genauer gesagt: ein 1950er Triumph Thunderbird 6T. Die Lederjacke war eine Perfecto 613 One Star von Schott. Die Koteletten: lang. Das Gebaren: rebellisch. So trat Marlon Brando 1953 in dem Film als Anführer einer Bikergang auf. Mit seiner Aura des charismatischen Rebellen machte er den Film zu einem 79-minütigen Werbespot für Motorräder, Lederjacken - und eine neue Jugendkultur.
In der schwarzweißen Welt der fünfziger Jahre - Kommunismus böse, Amerika gut - suchten Halbstarke händeringend nach einer Blaupause für eine Rebellion gegen die Elterngeneration. In Brando, seiner Gang, dem Black Rebels Motorcycle Club und ihren Insignien wurden sie fündig. Die Verkäufe von Triumph-Motorrädern und Lederjacken der Marke Schott schossen nach der Veröffentlichung des Films durch die Decke.
Der Firma Triumph war das ganz und gar nicht recht. Das britische Traditionsunternehmen distanzierte sich von dem Film, in dem die Biker eine Kleinstadt terrorisierten, und konnte den Hype doch nicht aufhalten. Auch der Lederjackenhersteller Schott verbuchte Rekordumsätze in den USA, die allerdings kurz darauf massiv einbrachen - als Schulen im ganzen Land ihren Schülern untersagten, das Rebellen-Outfit weiterhin zu tragen. Die Kluft wurde als Symbol einer aufkeimenden Generation von Vandalen gewertet.
Aus den Kinos in die Kultur
Erst als 1955 James Dean starb, fand die Perfecto von Schott wieder reißenden Absatz. Denn auch der Schauspieler aus " denn sie wissen nicht, was sie tun" wurde selten ohne diese Jacke gesehen - seit sein Idol Brando sie in "The Wild One" getragen hatte. Elvis Presley besorgte sich, nachdem er den Film gesehen hatte, nicht nur das Statement in schwarzem Leder, er ließ sich erst danach seine berühmten Koteletten stehen. Die Rolle Brandos war zudem Presleys Vorbild für seinen Auftritt in seinem Film "Jailhouse Rock".
So wurde "The Wild One" der Funke, der im Mainstream der Fünfziger-Jahre-Jugend Rock'n'Roll und Rebellion entflammte.
Seit Brandos Auftritt als der Wilde gab es immer wieder Filme, die zu Botschaftern von Trends und Jugendbewegungen wurden. Als 1982 Elliott in "E.T. - Der Außerirdische" plötzlich mit seinem Fahrrad abhob und durch den Nachthimmel und am Mond vorbeiradelte, war das einer der magischsten Momente der Kinogeschichte und machte das BMX-Rad für Millionen Kids zur Traummaschine. Als 1983 der Film "Wild Style" die rasant wachsende HipHop-Kultur in New York dokumentierte, inspirierte er Jugendliche zum sprühen, rappen und breakdancen.
Das Geheimnis von Filmen wie "E.T." und "Wild Style": Sie gaben dem jungen Publikum nicht nur Helden, die sie passiv in den Kinosesseln bestaunen sollten, sondern auch Rezepte, wie sie einen Hauch des Zaubers, eine Spur der Coolness von der Leinwand in ihren Alltag retten konnten. Der Film hatte dabei einen entscheidenden Vorteil gegenüber allen anderen Medien: Er konnte alles zeigen, was eine Jugendkultur ausmachte - die Klamotten, die Sprache, die Haltung, die Gesten.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden etliche Trends geboren und begraben, fast vergessen und wiederbelebt. Bei weitem nicht alle Filme, die sich mit diesen Jugendphänomenen auseinandersetzten, wurden zu Erfolgen. So mancher Streifen verhedderte sich hoffnungslos in den Codes der Kulturen und vergaß dabei, eine Geschichte zu erzählen. Andere Filme waren ganz offensichtlich nur dem nachlässigen Versuch geschuldet, auf einer Modewelle mitzureiten und mit einem halbherzigen Film Geld zu scheffeln. Doch immer wieder gab es Werke, die zu zeitlosen Botschaftern einer Jugendkultur wurden, ihre Codes in die ganze Welt sandten - und bis heute unvergessen sind.
einestages zeigt Kultfilme, die ganze Generationen inspirierten - und Machwerke, die vergeblich versuchten, Trends abzuschöpften.
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Per BMX in den siebten Himmel
1982 landete "E.T. - Der Außerirdische" in den Kinos. Mit ihm eroberte das kleine bunte Crossrad die Herzen der Jugend.
Es ging um einen Jungen, der im Geräteschuppen seiner Eltern einen Außerirdischen entdeckt, ihn bei sich versteckt, das Wesen mit der Lederpelle und den Telleraugen aus den Fängen des Militärs rettet und es schließlich von seiner extraterrestrischen Familie wieder abholen lässt.
Aber eigentlich ging es um Freundschaft mit einem echt coolen Wesen mit Ziehharmonikahals und Zauberzeigefinger - vor allem aber: Darum, mit dem BMX abzuheben und durch den Nachthimmel zu radeln. Das rot-weiße Rad von Elliott war übrigens von Kuwahara und eine Sonderanfertigung des japanischen Herstellers für den Film. Das "E.T."-Bike wurde dann auch sofort zum weltweiten Verkaufsschlager.
Heute ist die große BMX-Welle der achtziger Jahre abgeebbt, BMX-fahren wieder ein Nischensport und der Film ein Klassiker.
Doch in Australien war man von den BMX-Einlagen in "E.T." offenbar so begeistert, dass ein Film das Licht der Welt erblickte, der sich ganz und gar diesem Phänomen verschrieb. Er hieß
"BMX Bandits".
Es ging um zwei Jungs und ein Mädchen, die ein paar Walkie-Talkies finden und so in das Visier einer Gaunerbande geraten.
Aber eigentlich ging es um BMX-Räder und all die Tricks, die man mit ihnen machen kann. Zwar wurde der Film aus Australien kein großer Erfolg. Doch die Jugendlichen, die ihn sahen, kapierten schnell, dass man nicht unbedingt ein Alien brauchte, um mit seinem Bike abzuheben.
Heute ist "BMX Bandits" ein Kultfilm unter BMX-Fahrern - und Nicole-Kidman-Fans. Die Rolle der BMX-Banditin Judy war einer ihrer ersten Auftritte in einem Kinofilm.
HipHop-Filme: Aus dem Ghetto über die Kinos in die ganze Welt
Mitte der achtziger Jahre muss es deutschen Eltern vorgekommen sein, als würde ein merkwürdiger Virus die Hirne ihrer Zöglinge infizieren. Plötzlich fingen Teenager an, mit Vaters Autolackdosen die Wände zu bemalen, rhythmisch über merkwürdig monotone Musik zu sprechen oder dazu über den Boden zu robben. Der Grund dafür war der Film "Wild Style" von 1983.
Es ging um die Geschichte des Graffiti-Künstlers Zoro, dessen Leidenschaft für das Sprühen für Probleme mit Familie, Freundin und Gesetz sorgt.
Aber eigentlich ging es um ein Manifest der HipHop-Kultur. Denn Zoro war kein Schauspieler, sondern Lee Quinones, zu dem Zeitpunkt einer der bekanntesten Graffitikünstler New Yorks. Im ersten HipHop-Kinofilm überhaupt huldigten frühe Genregrößen wie die Breakdance-Combo Rock Steady Crew und der DJ Grandmaster Flash den vier Säulen der HipHop-Kultur Graffiti, Breakdance, DJing und Rap.
Heute ist "Wild Style" nicht nur noch immer eine faszinierende Momentaufnahme der Frühzeit des HipHop, sondern gilt noch immer als einer der drei Filme, die diese kleine Bewegung zu dem gigantischen kulturellen Phänomen gemacht haben, das es heute ist. Die beiden anderen sind
"Beat Street" von 1984 (Foto), der stärker als "Wild Style" die Inakzeptanz der Gesellschaft gegenüber den jungen HipHop-Aktivisten in den Mittelpunkt stellte, und die Dokumentation "Style Wars" (1984).
Mit dem Erfolg kam die Ausbeutung. Ebenfalls 1984...
...kam der Film "Breakin'" in die Kinos. Untertitel in Deutschland: "Asphaltvibration".
Es ging um die blonde Jazz-Tänzerin Kelly, die zwei raue aber letztlich freundliche Breakdancer namens Ozone und Turbo kennenlernt und mit ihnen entdeckt, dass Haltung nicht nur Körperhaltung bedeutet.
Aber eigentlich ging es um den Versuch, mit dem lahmen Weißes-Mädchen-tanzt-mit-Jungs-aus-dem-Ghetto-Plot die Zielgruppe zu erweitern. Der Regisseur Joel Silberg hatte damit sicher keine Probleme. Schließlich drehte er 1990 auch den Tanz-Quark zu einem anderen Trend: "Lambada - Heiß und Gefährlich".
Heute ist "Breakin'" der Streifen, der von den vier frühen HipHop-Filmen, die zwischen 1983 und '84 entstanden, als letztes erinnert wird.
Bikerfilme: Motorräder und Modestatements
1951 hatte Marlon Brando in "Endstation Sehnsucht" das T-Shirt vom Unterhemd zum revolutionären Modestatement erhoben - und sich selbst in den Olymp der Jugendidole katapultiert. Zwei Jahre später machte er mit "The Wild One" eine Randerscheinung zur Jugendbewegung.
Es ging um eine Rockerbande, die in eine Kleinstadt einfällt und die Bürger in Angst und Schrecken versetzt.
Aber eigentlich ging es um Marlon Brando, der mit seinem Motorrad, einem 1950er Triumph Thunderbird 6T, und seiner Lederjacke, der Perfecto 613 One Star von Schott, den perfekten Rebellen verkörperte. Zehntausende Jugendliche waren fasziniert und ahmten seinen Look und seine Haltung nach. Darunter auch Elvis Presley und James Dean, deren Stil entscheidend von "The Wild One" geprägt wurde.
Heute ist der Film, ebenso wie das Motorrad und die Lederjacke, ein Klassiker und die Bilder von Marlon Brando Ikonen.
Doch merkwürdigerweise folgte nach "The Wild One" keine gigantische Welle von Biker-Filmen. Auch die großen Studios ließen die Finger von diesem Genre. Über die nächsten Jahrzehnten huldigte aber so mancher B-Film der Motorradkultur. Etwa
Kenneth Angers 30-minütiger Experimentalfilmklassiker "Scorpio Rising".
Es ging um einen jungen Rocker, der sich auf das Treffen mit seiner Bikergang vorbereitet, indem er ausgiebig sein Motorrad poliert.
Aber eigentlich ging es um eine verstörende Collage von Extremen. Zu einem Soundtrack zeitgenössischer Popsongs mixte der Film Satanismus, Masochismus, Hakenkreuze, christliche Symbole und Homoerotik, Comics, Drogenkonsum, Gewalt und Zerstörung.
Heute ist "Scorpio rising", in dem kein einziges Wort gesprochen wird, sicher kein Kultfilm unter jugendlichen Motorradfans. Aber eine wichtige Inspiration für etliche Regisseure wie Rainer Werner Fassbinder, David Lynch, George Lucas und Dennis Hopper. Zudem nimmt er viele Stilmittel des Musikvideos vorweg.
Andere Bikerfilme waren weniger experimentell. Etwa
die Werke der B-Film-Legenden Russ Meyer ("Motorpsycho" von 1965) und
Roger Corman ("The Wild Angels" von 1966).
Der bekannteste Bikerfilm bleibt aber
"Easy Rider" von 1969.
Es ging um die Biker Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper), die nach einem geglückten Kokain-Deal auf ihren Harleys durch die USA fahren.
Aber eigentlich ging es um einen desillusionierten Gegenentwurf zur Hippiekultur und dem amerikanischen Traum. Scheinbar genau das, was die Jugend damals sehen wollte. Denn der Film spielte spektakuläre 16 Millionen Dollar ein. Dass sich durch ein so nihilistisches Werk keine Bewegung formiert, versteht sich von selbst.
Heute ist "Easy Rider" ein Klassiker und gilt als großer Startschuss für das New Hollywood mit Filmen wie "French Connection", "Die Reifeprüfung" oder "Apocalypse Now". Insofern könnte man also doch sagen, dass durch "Easy Rider" eine Bewegung entstanden ist - oder zumindest eine Gruppe von begabten, jungen Regisseuren, die mit kleinen Budgets und grandiosen Ideen gegen das etablierte Hollywood anfilmten.
Skateboardfilme: Gehst du noch oder rollst du schon?
Skateboard fahren als Trendsport hat viele kurze Hochs und lange Tiefs erlebt. Die beste Werbung für das Skaten war ein Film, in dem das Herumrollen eigentlich nur eine Nebenrolle spielte: "Zurück in die Zukunft" von 1985.
Es ging um Marty McFly (Michael J. Fox), der mit Hilfe des schrägen Genies Doc Brown und eines De Lorean DMC-12 durch die Zeit reist.
Aber eigentlich ging es um einen Film, der der Jugendkultur in all ihren herrlich infantilen Nuancen huldigt. Marty dreht einen gigantischen Gitarrenverstärker so laut auf, dass er explodiert. Er gibt mit dem De Lorean so viel Gas, dass die Reifen Feuerspuren hinterlassen - und er flieht in einer der coolsten Szenen der Filmgeschichte auf einem Skateboard vor dem Teenie-Tyrannen Biff Tannen (hier auf dem Hoverboard in "Zurück in die Zukunft II"). Ähnlich wie bei "E.T." schickten Tausende Kinder ihre Eltern danach ins nächste Kaufhaus, damit sie ihnen ein solches Spielzeug kaufen.
Heute ist Skateboard fahren wieder einmal eher Randsport als Trendsport. Wann er einen neuen Popularitätsschub bekommt, bleibt abzuwarten. Dass es noch einmal einen Film geben wird, der dem Phänomen so einen Anschwung verpasst, ist kaum zu erwarten.
Das zeigt auch der Erfolg der Skateboardfilme, die nach "Zurück in die Zukunft" entstanden. Der schnellste Nachzügler war
"Thrashin'" von 1986 und trug in Deutschland den Untertitel "Krieg der Kids".
Es ging um eine Art "Romeo und Julia" auf Skateboards. Der Skater Cory, gespielt vom jungen Josh Brolin, ist in der Crew "The Ramp Locals" und verliebt sich in die kleine Schwester des Anführers der "Daggers", einer Bande von Punkrock-Skatern.
Aber eigentlich ging es um eine Verbeugung vor der Skate-Kultur der achtziger Jahre. Während die Skateboard-Einlage in "Zurück in die Zukunft" nur ein nettes Gimmick war und auf die Kids die Wirkung eines Werbespots für einen Trendsport hatte, führte "Thrashin'" seine Zuschauer tief in die Kultur. Berühmte Skater wie Tony Hawk und Steve Caballero traten auf, bei einer Verfolgungsjagd läuft der Song "Wild in the Streets" der Punk-Combo Circle Jerks und die Red Hot Chili Peppers hatten einen Gastauftritt in ihrer Originalbesetzung. Da verzeiht man die schrägen Dialoge, das hölzerne Schauspiel der Darsteller - und dass der Titelsong von Meat Loaf gesungen wird.
Heute ist Josh Brolin ein weit besserer Schauspieler.
Mit noch mehr legendären Skatern im Cast konnte
1989 der Film "Gleaming the Cube", in Deutschland veröffentlicht unter dem Titel "Rebellen auf Skateboards" auftrumpfen.
Es ging um den jungen Skater Brian (Christian Slater), der sich auf die Suche nach den Mördern seines vietnamesischen Adoptivbruders macht. Und Skateboard fährt.
Aber eigentlich ging es um Skaten. Und dabei nervte die halbseidene Krimistory gehörig. Dafür hatten in dem Film etliche bekannte Skater Gastauftritte. Die Stunt-Doubles für Slater waren Mike McGill und Rodney Mullen, Tommy Guerrero (r.) brachte dem Schauspieler das Skaten bei, Tony Hawk (2. v. l.) spielte eines der Gangmitglieder und das Szene-Urgestein Stacy Peralta führte Regie bei allen Skate-Sequenzen des Films. Für den Normalzuschauer war das wohl zu viel Insidertum. Der Film floppte in den USA.
Heute ist "Gleaming the Cube" trotzdem bekannt. In China. Denn dort lief der Film sehr erfolgreich und inspirierte viele chinesische Profi-Skater von heute.
Im Glitzeranzug in die Discowelle - auf Rollschuhen wieder raus
1977 trat "Saturday Night Fever" den Disco-Hype los.
Es ging um Tony Manero, einen Jungen aus Brooklyn, der in einem Farbengeschäft arbeitet und von seinem Leben nicht viel zu erwarten hat. Sein Alltag ist rau, in seinem Freundeskreis gehören Gewalt und Vergewaltigungen zum Alltag. "Nur Samstag Nacht" (so der deutsche Titel) fährt Tony rüber nach Manhattan in die Disco "2001 Odyssey" und verwandelt sich dort in den "König der Tanzfläche".
Aber eigentlich ging es um glitzernde Outfits, selbstverliebte Tanzschritte zu den Falsettstimmen der Bee Gees und John Travoltas Fönfrisur. Die Kinder der Discowelle scherten sich kaum um die tragische Geschichte des Films, sondern lasen das Sozialdrama als Anleitung zum hedonistischen Abfeiern. Die Verleiher unterstützten diese Lesart noch. Sie ließen den Film 1978 um sechs Minuten ordinären Straßenslang, Drogenmissbrauch und die Vergewaltigungsszene bereinigt mit Jugendfreigabe noch eine Runde durch die Kinos drehen.
Heute ist "Saturday Night Fever" für viele ein Kultfilm, den sie an einem Videoabend mit "Dirty Dancing" sehen und sich wundern, dass das Ende doch nicht so Happy ist.
Der Erfolg von "Saturday Night Fever" löste einen Discofilm-Hype aus, der seinen Tiefpunkt
wohl 1980 in "Can't Stop The Music", in Deutschland erschienen als "Supersound und flotte Sprüche", fand.
Es ging um eine erfundene Biografie der Band The Village People. Genau, der Casting-Combo in den Faschingskostümen.
Aber eigentlich ging es um Plattenverkäufe. Denn die gingen bei dem Quintett in Quatschklamotten mit dem schnellen Verebben der Discowelle rapide in den Keller. So grinste und glitzerte, tanzte und turnte die schräge Gruppe in endlosen Bühnennummern über die Leinwand. Dabei sangen die Jungs tiefgründige Zeilen wie "Do the shake, do the milkshake". Oder wie sagte der Kritiker der "Newsweek" damals so schön: "Supersound und flotte Sprüche" sei das "'Dawn of the Dead' der Disco-Ära" gewesen.
Heute ist der Film dennoch mit einem festen Platz in der Geschichte des Lichtspiels gesegnet: Als das Machwerk, das die allererste Goldene Himbeere als miesester Film des Jahres bekam. Zudem erhielt das Glitzer-Grusical einen der Übel-Awards für das schlechteste Drehbuch. Und damit hat "Supersound und flotte Sprüche" genau genommen noch Glück gehabt. Schließlich war er in allen Kategorien nominiert.
Die Discowelle, die "Saturday Night Fever" auslöste, brach nach nicht mal drei Jahren. Immerhin genug Zeit, um ein noch kurzlebigeres, wenn auch liebenswerteres Phänomen auszulösen. Die
Roller-Disco-Welle. Ja genau, Disco auf Rollschuhen. Der populärste Vertreter dieser Ultrakurzwelle ist "Roller Boogie" von 1979.
Es ging um - naja - Disco auf Rollschuhen eben.
Aber eigentlich ging es darum, die Discowelle mit diesem Twist noch eine Spur länger abzureiten. Die Hauptdarstellerin Linda Blair, wohlbekannt als von Dämonen besessener Teenager in "Der Exorzist", hoffte nach diesem Film, nicht mehr ständig für Horrorfilme besetzt zu werden. Ohne Glück. Die nächste Rolle nach dem leidlich erfolgreichen "Roller Boogie" war die eines kreischenden College-Girls in einem Werk namens "Hell Night".
Heute ist "Roller Boogie" vor allem für die sportliche Achtziger-Mode bekannt, die von den Kids im Film getragen wurde. Dem Modelabel American Apparel diente er laut Firmenstatement als Inspiration für einige ihrer Klamotten.
Einen weiteren Vertreter dieses Genres
wollen wir an dieser Stelle nur kurz genannt haben - weil hier Patrick Swayze seine erste Hauptrolle spielte. Der Film hieß "Skatetown, U.S.A." und gab Swayze die Möglichkeit, ein vielen Fans verborgenes Talent auszupacken: Der "Dirty Dancing"-Star hatte in seiner Jugend an Rollschuhwettbewerben teilgenommen und machte deshalb alle Stunts selbst.
Über die Qualität des Streifens gibt der Kommentar eines erleichterten Swayze-Fans unter dem Filmtrailer auf YouTube wohl am besten Auskunft: "Zum Glück war das nicht seine letzte Rolle."
Surffilme: Beach Partys und Kriegsdramen
In den fünfziger Jahren war surfen eine Randerscheinung. Schließlich brauchte man ein Meer, um den Sport auszuüben. Dann kam 1959 "Gidget" und plötzlich wollten alle Jugendlichen surfen - Jungs und Mädchen.
Es ging um die 17-jährige Francis, die keine Lust hat, mit ihren Freundinnen am Strand auf die Jagd nach süßen Surfern zu gehen. Stattdessen beschließt sie, selbst das Wellenreiten zu lernen. Von den Surfern wird sie fortan Gidget genannt - eine Wortschöpfung aus Girl und Midget (Zwerg).
Aber eigentlich ging es um die wahre Geschichte von Kathy Kohner. Sie war die Tochter des Autors Frederick Kohner, der inspiriert von der ungewöhnlichen Surfleidenschaft seiner Tochter, den Roman schrieb, der hier verfilmt wurde.
Heute gilt "Gidget" unter Surfern als der Film, der den Sport in den Mainstream katapultiert hat. Gleichzeitig hat er die Gleichberechtigung in der Szene vorangetrieben: Bis heute gibt es kaum einen weiblichen Surfprofi, der am Anfang seiner Karriere nicht den Spitznamen Gidget trug und sich auf die Surfpionierin Kohner beruft. In Deutschland wurde "Gidget übrigens unter dem selten dämlichen Titel "April entdeckt die Männer" veröffentlicht.
Während "Gidget" ein wichtiger Film für die Surfer war, schwamm in seinem Kielwasser eine eher sinnbefreite Variante des Surferfilms mit. Die
Beach-Party-Filme, begründet durch den Film - genau! - "Beach Party" von 1963.
Es ging um singen, tanzen, feiern, Teenager im Hormonrausch eben, und ein bisschen surfen.
Aber eigentlich ging es um den Versuch, einen Low-Budget-Film am Puls der Jugend zu drehen. Denn die Produktionsfirma American International Pictures war ansonsten eher für Horrorfilme wie "Lebendig begraben" oder "Die Gehirn-Esser" bekannt. Es glückte. "Beach Party" wurde ein Erfolg. Etliche ähnliche Filme
mit Titeln wie "Muscle Beach Party" (Bild) und "The Ghost in the Invisible Bikini" folgten.
Heute ist die Beach-Party-Welle fast vergessen und wird nur noch für ihren Trashfaktor geschätzt.
Ganz anders
"Big Wednesday - Tag der Entscheidung" von 1978, dem wohl wichtigsten Werk des Surffilm-Genres.
Es ging um zwölf Jahre im Leben von drei Freunden, die vor allem durch ihre Liebe zum Surfen verbunden sind.
Aber eigentlich ging es um nicht weniger als das Porträt einer Generation. Das Drama zeichnet die verschiedenen Lebenswege des Trios nach. Von den ersten wilden Strandpartys über den Terror des Vietnamkriegs bis hin zu dem unterschiedlich glückenden Versuch, als Erwachsene im Leben Fuß zu fassen. Der Film war eine Herzensangelegenheit von Regisseur und Drehbuchautor John Millius. Er selbst hatte seine Jugend als Surfer am Strand von Malibu verbracht und verarbeitete in dem Drehbuch seine Erlebnisse. Nachdem er sich mit Filmen wie "Conan der Barbar" und "Die rote Flut" sowie Drehbüchern für "Apocalypse Now" und "Dirty Harry II" einen Namen in Hollywood gemacht hatte, durfte er "Big Wednesday" drehen. Damals floppte "Big Wednesday", doch
heute ist er für viele Surfer der Film, der ihre Kultur am besten spiegelt.
Rennradfilme: Reif für dünne Reifen
Was machten eigentlich alle, die sich eine Spur zu alt fühlten, um mit einem BMX-Bike rumzufahren? Sie sahen 1983 "Flashdance" und schwangen sich aufs Rennrad.
Es ging um die süße Stahlarbeiterin Alex, die in einem für Schweißerinnen eigentlich viel zu großem Loft lebt, und davon träumt, Tänzerin zu werden. Viel Handlung hat der Film ansonsten nicht. Warum auch. Denn
eigentlich ging es darum, der schönen Jennifer Beals dabei zuzusehen, womit sie so ihren Tag rumbringt: Schweißen, in einem Nachtclub tanzen, von einem besseren Leben träumen - und mit ihren Walkmankopfhörern auf den Ohren auf ihrem unglaublich coolen Rennrad rumfahren. So gelang ihr, was kein Werbeprofi besser hätte bewerkstelligen können: Den sportlichen Drahtesel als Symbol für Unabhängigkeit zu etablieren.
Das hatte allerdings schon 1979 ein anderer Film versucht. Es war das
Teenie-Drama "Breaking Away", das auf deutsch den beknackten Titel "Vier irre Typen - Wir schaffen alle, uns schafft keiner" trägt.
Es ging um den Teenager Dave, der nicht nur eine Leidenschaft für das Fahren von italienischen Rennrädern hat, sondern vor lauter Begeisterung für den Radsport Opern intoniert, italienisch spricht und den festen Plan hat, Italiener zu werden. Und - ach ja - seine drei Freunde (einer von ihnen Dennis Quaid in einer seiner ersten Rollen, rechts).
Aber eigentlich ging es um einen neuen Dreh, noch einen Film zu machen, in dem ein Außenseiter über den Sport seinen Traum findet. Diese Welle wurde 1976 von "Rocky" ausgelöst. Trotzdem ist ein toller Coming-of-Age-Film daraus geworden, in dem das Rennrad zum Fluchtmittel aus dem deprimierenden Alltag wird - und zum Symbol dafür, dass man seinem Schicksal zwar nicht davonfahren, aber es auf einem italienischen Rennrad in die eigene Hand nehmen kann.
Heute ist "Breaking Away" als berührender Coming-of-Age-Film fast vergessen - als berührender Film für Rennrad-Liebhaber wird er aber noch immer von einer kleinen Gemeinde in Ehren gehalten.
Ebenso verhält es sich mit
"American Flyers" (1985), einem Rennradfilm, in dem Kevin Costner die Hauptrolle spielt - und einen erstaunlichen Schnurrbart trägt. Der Film wurde von der Kritik für seine Überambitioniertheit verrissen. Denn er versucht, ein Familiendrama, in dem sich alles um Krankheit und Tod dreht, mit der Erfolgsgeschichte eines Sportlers zu verquicken. Radsportfans liebten den Film dennoch für seine grandios gefilmten Rennsequenzen.
Unterdessen versuchte ein Film dem Rennradhype der Achtziger auf eine ganz andere Art
zu huldigen. Es war "Quicksilver" (1986) mit Kevin Bacon und Laurence Fishburne.
Es ging um Jack Casey (Bacon), ein junges Börsenmakler-Genie, das sich verspekuliert, sein gesamtes Vermögen verliert und beschließt, fortan als Fahrradkurier in San Francisco zu arbeiten.
Aber eigentlich ging es um die Kurierfahrer-Kultur. Gut, diese Ode an die tollkühnen Kerle auf ihren schnittigen Rädern ist so unbeholfen geraten, dass alles, was außerhalb der beeindruckenden Szenen, in denen sich die Fahrer auf ihren Fixed-Gear-Bikes durch dichten Verkehr schlängeln oder auf ihren Trickbikes Kunststücke vorführen, kaum erträglich ist. Mein Gott, es gibt sogar eine furchtbar alberne Szene, in der Kevin Bacon durch Tricks auf seinem Fahrrad eine Frau verführt!
Heute ist der Film trotzdem ein liebenswertes Kleinod der Messenger-Bike-Gemeinde, die lächelnd darüber hinwegsieht, wenn bei einem Fixed-Gear-Rad im Film auf einmal ein Freilauf zu hören ist.
Generation Grunge? Generation X!
Ende 1991 donnerte mit der Veröffentlichung von Nivanas "Nevermind" und Pearl Jams "Ten" das Phänomen Grunge in die Köpfe der Teenager. Und Warner Bros. hatte den fertigen Film dazu bereits im Schrank. Es war "Singles - Gemeinsam einsam".
Es ging um ein paar Mittzwanziger, die in Seattle leben und nicht so richtig wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen.
Aber eigentlich ging es um die Grunge-Szene, die Mitte der achtziger Jahre in Seattle entstand. So stammt nahezu die komplette Garderobe, die Matt Dillon in seiner Rolle als Sänger der Band Citizen Dick trägt, aus dem Kleiderschrank des Pearl-Jam-Bassisten Jeff Ament. Eddie Vedder und Co. spielen die Combo um Frontmann Dillon. Ament dachte sich sogar fiktionale Titel für Songs der Band aus. Und der Soundgarden-Sänger Chris Cornell machte sich einen Spaß daraus, echte Lieder zu ihnen zu schreiben - eines davon war der spätere Soundgarden-Hit "Spoonman". Cornells Band und Alice in Chains haben außerdem Gastauftritte in dem Film. Kein Wunder, dass der Soundtrack erfolgreicher wurde als der Film.
Heute ist eine Serie, die durch den Film inspiriert wurde, weit bekannter als ihr Vorbild. Ihr Name: "Friends".
Auf "Singles" folgten ein paar weitere Dramen über desillusionierte Mittzwanziger. Doch Filme wie
"Reality Bites" (übrigens das Regiedebüt von Ben Stiller) fokussierten mehr das Generation-X-Gefühl der Zeit, als der Grungeszene zu huldigen. Das Phänomen Grunge selbst wurde wenige Jahre später schon in miesen Komödien wie
"Airheads" verwurstet.
Der Film über eine Band, die bewaffnet mit einem Plastikmaschinengewehr eine Radiostation besetzt, damit ihr Song gespielt wird, ist bestenfalls schräg. Noch schräger ist allerdings die Besetzung: Die drei Mitglieder der Combo The Lone Rangers werden von Adam Sandler (M.), Brendan Fraser (r.) und Steve Buscemi gespielt.
Straßenrennen: Alles in einer Viertelmeile
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in den USA unter Jugendlichen das Drag Racing populär, Beschleunigungsrennen über eine Viertelmeile. Der wohl erste Film, der sich dem Thema widmete, war "
denn sie wissen nicht, was sie tun" von 1955.
Es ging um um den Teenager Jim Stark, der nach Los Angeles zieht und dort mit einer Gruppe von Halbstarken aneinandergerät.
Aber eigentlich ging es um das Unverständnis, das zwischen der orientierungslosen Jugend auf der Suche nach dem nächsten Kick und der auf Sicherheit abonnierten Elterngeneration herrschte. James Dean wurde zum Idol dieser Generation, seine rote Jacke zu ihrer Uniform - und Drag Racing zum beliebten Hobby. Der Film zeigt eine selbstmörderische Variante der Straßenrennen, die sich "Chicken Run" nennt. In gestohlenen Wagen rasen James Dean und sein Rivale auf eine Klippe zu - wer zuerst aus dem Auto springt, bevor das Auto über die Klippe schießt, ist der Verlierer.
Heute ist "
denn sie wissen nicht, was sie tun" eher für James Dean in seiner roten Jacke bekannt, als für die halsbrecherische Rennszene.
Kein Wunder. Denn
1971 bekam die Drag-Racing-Szene ein Meisterwerk, dass sich ganz und gar dem Phänomen verschrieben hatte. Es war "Two-Lane Blacktop", in Deutschland auch als "Asphaltrennen" bekannt.
Es ging um zwei junge Männer, die in ihrem bis zum Exzess getunten Chevrolet One-Fifty durch die USA fahren, um an Beschleunigungsrennen teilzunehmen.
Aber eigentlich ging es um Autos, PS, Öl und Geschwindigkeit. Denn ansonsten ist "Two-Lane Blacktop" so reduziert wie das Gewicht eines Drag-Racing-Wagens: Die beiden Fahrer haben keine Namen. Sie heißen einfach nur the Driver und the Mechanic, es gibt kaum Dialoge in dem Film. Und genau genommen nicht einmal echte Schauspieler in den Hauptrollen. Denn Regisseur Monte Hellman ("The Wild Angels") castete den Singer-Songwriter James Taylor und den Beach-Boys-Schlagzeuger Dennis Wilson wegen ihrer Liebe zu Autos. Danach spielten die beiden nie wieder in einem Film mit.
Heute ist "Two-Lane Blacktop" nicht nur der Referenzfilm für Drag-Race-Fans, seine vollkommene Reduziertheit machte ihn auch weit über diese Gruppe hinaus bekannt. Er zählt heute neben "Fluchtpunkt San Francisco" und "Easy Rider" zu den Perlen unter den existenzialistischen Roadmovies.
Zwei Jahre später sollte auch George Lucas
der Liebe der amerikanischen Jugend zu ihren fahrbaren Untersätzen einen Film widmen, der allerdings weit populärer werden sollte als "Two-Lane Blacktop". Es war "American Graffiti" von 1973.
Es ging um die lose miteinander verwobenen Geschichten verschiedener Jugendlicher, die nach ihrem Highschool-Abschluss ihre letzte Nacht in der Stadt, in der sie aufgewachsen sind, verbringen.
Aber eigentlich ging es um die Cruising-Kultur der amerikanischen Jugend. Denn die Teenager verbringen beinahe die gesamte Nacht damit, mehr oder weniger ziellos in ihren Autos durch die Straßen zu fahren. Das Finale des Films ist natürlich ein Straßenrennen. Der Chevrolet, der bei diesem Rennen in Flammen aufgeht, stammte aus "Two-Lane Blacktop".
Heute ist "American Graffiti" George Lucas' beste Regiearbeit. Für viele ist er trotzdem nur der Film, den Lucas gemacht hat, bevor er sich der "Star Wars"-Reihe widmete.
Hacken, daddeln - und die Welt in unseren Computern
1982 zeigte ein Film den Menschen eine fremde Welt, die kein neuer Kontinent und kein Millionen Lichtjahre entfernter Planet war. Es war die Welt in den Computern, die damals in immer mehr Haushalten standen. Und der Film hieß "Tron".
Es ging um den Programmierer Kevin Flynn (Jeff Bridges), der in die digitale Welt gesogen wird, wo alle Programme den Menschen ähneln, die sie erschaffen haben. Dort muss er in Videospielen um sein Leben kämpfen und versuchen, das feindliche Master Control Program auszuschalten.
Aber eigentlich ging es um eine Bilderwelt, die die Faszination des Computers allen Menschen begreiflich machen konnte. Videospiele wurden in den Köpfen der Kids noch realer. Und Tausende bekamen Lust aufs Programmieren, weil sie ihre Computer ergründen wollten wie der "Tron"-Protagonist Flynn.
Heute ist "Tron" in mehrfacher Hinsicht visionär: Zum einen zeigte er uns damals tatsächlich schon die dreidimensionale, von Figuren belebte Computerwelt, wie wir sie heute aus den meisten Spielen kennen. Zum anderen bewies die Tricktechnik damals vielen Filmemachern, dass mit computeranimierten Bildern Geschichten erzählt werden können. John Lassetter, der Regisseur des ersten vollständig im Computer entstandenen Films "Toy Story", sagte einmal: "Ohne 'Tron' gäbe es 'Toy Story' nicht."
Tron sollte nicht der einzige Film bleiben, der Jugendliche für Videospiele und das Programmieren begeistern sollte. Ein weiteres wichtiges Werk war
der Computer-Thriller "WarGames - Kriegsspiele" mit Matthew Broderick als Hacker David.
Es ging um einen Teenager, der sich aus Versehen in die Steuerung des Nuklearwaffenarsenals der USA hackt. Fälschlicherweise hält er dies für ein Spiel, startet die strategische Simulation "Weltweiter Thermonuklearer Krieg" - und löst so beinahe den Dritten Weltkrieg aus.
Aber eigentlich ging es darum, dass Hacken ganz schön cool sein kann. So umgab die Computernerds der Welt - auch wenn sie nicht Steve Jobs oder Bill Gates hießen - plötzlich eine Aura der Lässigkeit.
Heute ist der große Einfluss des Films auf die Computerkenner-Gemeinde durch den Begriff "Firewall" zementiert. Die Bezeichnung eines Computer-Sicherheitssystems wurde durch den Film geprägt.
Ein Jahr später kam ein weiterer Film heraus, der sich mit der Faszination von Computerspielen beschäftigte. Er hieß
"The Last Starfighter" und seine Story ist an Absurdität kaum zu überbieten.
Es ging um einen Teenager, der alle Rekorde in einem Videospiel namens "Starfight" bricht. In der Nacht seines Triumphes entpuppt sich das Game jedoch als ein Rekrutierungstest einer außerirdischen Zivilisation, die sich im Krieg befindet. Ein Alien kommt zu ihm und wirbt ihn als Soldaten in einem echten Sternenkrieg an.
Aber eigentlich ging es in diesem Film voller aufwendiger Effekte darum, "Star Wars" und "Tron" auf einmal nachzueifern. Ganz geklappt hat das nicht.
Heute ist "The Last Starfighter" immer noch ein liebenswerter Film - aber zwischen "Star Wars", den "Star Trek"-Filmen, "Tron" und anderen Sci-Fi-Klassikern der achtziger Jahre gnadenlos untergegangen.
Als der absolute Tiefpunkt der Videospielfilmgeschichte allerdings darf
"Joy Stick Heroes" von 1989 gelten.
Es geht um einen traumatisierten Neunjährigen, der, seit seine Zwillingsschwester ertrunken ist, kaum noch redet, sich aber als Videospielgenie entpuppt. Mit seinem älteren Bruder reist er quer durch die USA, um dort an einem Games-Turnier teilzunehmen.
Aber eigentlich geht es um Werbung. Denn das Spiel, das der Junge im Finale spielt ist "Super Mario Bros. 3" und war zum Zeitpunkt des Filmstarts noch nicht erschienen. Viele Kritiker ärgerten sich über den Film, der für sie nicht mehr war als ein 100-minütiger Werbespot für Nintendo.
Heute ist der Film ein Mahnmal dafür, dass man mit Product Placement definitiv zu weit gehen kann.
Und welche waren die einflussreichsten Hippie-Filme?
Zu keiner Bewegung, entstanden so viele Filme wie zur Hippie-Kultur. Doch welche waren die wirklich wichtigen? Vielleicht "Alice's Restaurant" (1969), der Hippiekommunenfilm mit Arlo Guthrie? Oder Antonionis "Zabriskie Point" (1970)? Vielleicht auch "Blutige Erdbeeren" (1970)? Die Musical-Verfilmung "Hair" (1979)? Oder waren es ganz andere?
Vielleicht haben wir auch eine Jugendkultur und ihre wichtigsten Filme vergessen. Helfen Sie uns auf die Sprünge.
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