

William Smith war früh in seiner Schauspielerkarriere an einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab. Nein, nicht Will Smith, der Superstar aus "Men In Black", "Das Streben nach Glück" oder "Hancock". Der andere. Der aus "Chrom und heißes Leder", "Invasion der Bienenmädchen" und "Sadomania - Insel der teuflischen Frauen". Sind solche Titel erst mal auf dem Lebenslauf verzeichnet, dann ist es vorbei mit den Träumen von Millionen verkauften Eintrittskarten am ersten Startwochenende. Wer in Hollywood in der B-Movie-Liga landet, der bleibt meist dort. Klingt tragisch. Für William Smith war es ein Glücksfall.
Über 80 Jahre alt ist William Smith heute, und er ist immer noch der König aller B-Filmstars. Im Geschäft ist er seit 1942, da war er acht Jahre alt und hatte einen kleinen Auftritt in "Frankenstein kehrt wieder", neben den B-Movie-Ikonen Bela Lugosi ("Dracula", 1931) und Lon Chaney jr. ("Der Wolfsmensch", 1941).
Seitdem war er in fast 300 Rollen zu sehen. Eine der anspruchsvolleren war da noch der Part als Arnold Schwarzeneggers Vater in "Conan der Barbar" von 1982. Immerhin musste er da seinen Anfangsmonolog vollständig selbst schreiben - einen Drehbuchtext gab es nicht. Doch meist ging es noch eine Schublade tiefer und vor allem billiger: der Biker-Reißer "Run Angel Run" von 1969 etwa oder ein Jahr später der Vietnam-Film "Verdammt, verkommen, verloren". Bis heute blieb Smith seiner Leidenschaft als B-Film-Darsteller treu. Noch vor sechs Jahren spielte er den Lord Zombie in dem trashigen Untotenfilm "Zombiegeddon".
"Wie oft kann man etwas wie 'Die Wespenfrau' machen?"
Die Kunst ist es wohl, sich damit abzufinden, dass man nie eine riesige Villa in den Hollywood Hills haben und nie bei der Oscarverleihung im Blitzlichtgewitter über den roten Teppich marschieren wird - und trotzdem immer sein Bestes zu geben. Immerhin: Ein Superstar wie Will Smith muss ständig den Abstieg fürchten, ein William Smith kennt so eine Angst nicht. Die Fans der B-Filme feiern ihre Helden gebührlich. William Smith hat gleich mehrere begeisterte Fanseiten im Internet. Eingeschworene Kinofans sorgten schon immer dafür, dass mit billig produzierten B-Movies in Hollywood gutes Geld verdient werden konnte. Smiths Film "Run Angel Run" (1969) wurde in nur 13 Tagen abgedreht, kostete schlappe 100.000 Dollar und machte 13 Millionen Dollar an den Kinokassen.
Heute steht der Stempel B-Movie für die unendliche Masse an schnell produzierten Horror-, Action- und Erotikfilmen. Gelegentlich tauchen einige von ihnen noch kurz in den Kinos auf, die meisten werden direkt für den DVD-Markt oder das Kabelfernsehen produziert. Und auch diese Filme brauchen ihre Stars. Tragisch wird es dann, wenn die Hauptakteure der zweiten Reihe sich eigentlich zu Höherem berufen fühlen.
Susan Cabot, Ende der vierziger Jahre berühmt geworden in diversen B-Western und später als Muse von B-Regielegende Roger Corman, wandte sich 1959 enttäuscht vom Filmgeschäft ab - sie sagte: "Wie oft kann man etwas wie 'Die Wespenfrau' machen?" Privat folgten viele unglückliche Liebschaften unter anderem mit Marlon Brando und König Hussein von Jordanien, zwei gescheiterte Ehen und schließlich der Verfall ihrer geistigen Gesundheit. 1986 wurde sie von ihrem zwergwüchsigen Sohn im Schlaf erschlagen.
Erst Shakespeare-Darsteller, dann Blutsauger
Claudia Jennings, die 1969 als Playmate ihre Karriere begann und in den siebziger Jahren in Werken wie "Die Liebesmaschine" oder "Hetzjagd im Sumpf" die Autokinobesucher begeisterte, rutschte in die Welt der Drogen ab, als es mit ernsteren Rollen nicht klappen wollte. Der Versuch, 1979 eine Fernsehrolle in "Drei Engel für Charlie" zu bekommen, scheiterte mit dem direkten Verweis auf ihre fragwürdige Vergangenheit. Noch im gleichen Jahr kam sie im Alter von 29 Jahren bei einem Autounfall ums Leben.
Auch die ganz großen Helden des B-Geschäfts, Bela Lugosi und Lon Chaney jr., wurden nie glücklich mit ihrer Berufung. Lugosi begann in Ungarn als klassisch ausgebildeter Shakespeare-Darsteller, in den USA wurde er 1931 im gleichnamigen Film zum ewigen "Dracula". Aus der Vampirecke kam er nie wirklich heraus, da half es auch wenig, dass er in ein paar "Frankenstein"-Filmen als Igor auftrat. Auch er verfiel den Drogen und endete in den fünfziger Jahren in "Die Rache des Würgers" und "Plan 9 aus dem Weltall" von Ed Wood - legendär als schlechtester Regisseur der Welt und nicht der Mann, der mit Lugosis Talenten irgendetwas hätte anfangen können.
Lugosi starb 1956 an einem Herzinfarkt und wurde in seinem Dracula-Kostüm begraben. Sein Kollege Wolfsmensch Lon Chaney jr. ("Die Folterkammer des Hexenjägers") litt unter so schwerer Trunksucht, dass ab den fünfziger Jahren nur noch schwer mit ihm zu arbeiten war. Von Lungenkrebs gezeichnet, starb er 1973 an Herzversagen. Unvergessen sind Lugosi und Chaney jr. bis heute.
Kleine Rollen in großen Filmen
Vielleicht fällt es den späteren Schauspielergenerationen leichter, ein Schicksal als B-Movie-Star zu verkraften. Bruce Campbell - von Fan-Legionen verehrt wegen seiner einsatzfreudigen Spielweise in der "Tanz der Teufel"-Reihe oder Filmen wie "Bloodnight" und "Alien Apocalypse" - verarbeite seinen ganz speziellen Ruhm 2007 mit seiner amüsanten Regiearbeit "My Name Is Bruce". Dort spielt er sich selbst als abgehalfterten B-Star, der durch eine unglückliche Verkettung von Umständen an einen echten Dämonen gerät.
Wegen seiner Freundschaft zu "Tanz der Teufel"-Regisseur Sam Raimi bekam Campbell zwar auch winzige Parts in dessen drei gigantischen "Spiderman"-Filmen, doch er war sich immer bewusst, was er zu erwarten hatte: "Mein Platz im Leben waren wohl die großen Rollen in kleinen Filmen und die kleinen Rollen in großen Filmen", sagte er einmal.
Besser könnte es wohl auch der B-Star William Smith nicht ausdrücken. Immerhin steht er auch mit über 80 Jahren noch mit viel Begeisterung vor der Kamera. Die Filme, in denen er mitspielt, tragen Titel wie "Her Morbid Desires", "Rapturious" und "Voices From The Graves". Sein Namensvetter Will Smith dagegen hofft immer noch auf seinen ersten Oscar. Auch irgendwie tragisch.
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Immer auf die Nase: Es begann Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger mit Filmen wie "Nico", "Hard To Kill" und "Alarmstufe: Rot". Auch heute noch dreht Steven Seagal knallharte Actionfilme für eine eingeschworene Fangemeinde - doch mittlerweile weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Der andere Smith: Die Filme dieses William Smith hießen nicht "Streben nach Glück" und "Men In Black", sondern "Sadomania - Insel der teuflischen Frauen" und "Chrom und heißes Leder". Von seinen fast 300 Auftritten in Filmen gehörte die Rolle als Vater von Conan dem Barbaren noch zu den anspruchsvolleren.
Die B-Movie-Queen Susan Cabot ist wohl der tragischste Star aus der zweiten Reihe: "Wie oft kann man etwas wie 'Die Wespenfrau' machen?" fragte der Star aus zahlreichen B-Western und billigen Sci-Fi-Produktionen einmal. "So oft wie möglich", hätten ihre zahlreichen Fans wohl geantwortet. Doch Cabot strebte nach Höherem - und scheiterte.
Schlagkraft aus Schweden: Dolph Lundgreen war Ivan Drago in "Rocky IV" (1985), spielte den He-Man in "Masters Of The Universe" und war für viele Fans das schlagkräftigste Argument sich einen Haufen billiger Actionfilme anzusehen. Seit 2004 ist er dazu übergegangen in den Krachern, in denen er die Hauptrolle spielt, auch selbst Regie zu führen.
Karriere mit Kickstart: Der amerikanische Schauspieler und Martial-Arts-Spezialist Chuck Norris war sechsmaliger Vollkontakt-Weltmeister, einer Spielart des Kickboxens. Bekannt wurde er durch seine Rolle als Kontrahent von Bruce Lee in "Die Todeskralle schlägt wieder zu" (1972) und der Kinofilmreihe "Missing in Action". Diese Filme machten ihn zum Kampfsport- und Actionspezialisten in Hollywoods zweiter Liga.
Der Wolfsmensch: Bela Lugosi ist Dracula, Boris Karloff erlangte als Frankensteins Monster Berühmtheit und Lon Chaney jr. wurde als Wolfsmensch in dem gleichnamigen Film von 1941 unsterblich. Als einer der größten Stars des B-Movie drehte er fast 200 Filme.
Bond mit May Day: Als Sängerin feierte Grace Jones in den achtziger Jahren weltweit Erfolge - auf der Leinwand blieb sie eine Kuriosität. Ihre bekannteste Rolle ist die der May Day in dem James-Bond-Film "Im Angesicht des Todes" (Bild) von 1985. Danach gab sie in Filmen eher den Freak. Manchmal freiwillig wie in "Straight To Hell" (1987), wo sie an Dennis Hoppers Seite eine Sekretärin mit Maschinengewehr gibt oder als haariger Halbmensch in dem Film "Wolfgirl" von 2001. Manchmal aber auch unfreiwillig, wie in "Falco - Verdammt, wir leben noch!", wo sie eine "Unfallzeugin mit lächerlichen Zuckungen" gab, so der Rezensent der österreichischen Tageszeitung "Kurier".
Blond und blauäugig: In Filmklassikern wie "Blade Runner" und "Der Tag des Falken" beeindruckte Rutger Hauer immer wieder als großer Charakterdarsteller. Trotzdem überwiegen im Werk des Blonden mit den stahlblauen Augen Billigfilme mit Titeln wie "Die Jugger - Kampf der Besten", "Turbulence 3: Heavy Metal" und "Flying Virus". Oder er musste in Produktionen wie "Vaterland" und "Inside The Third Reich" als Nazi herhalten.
Die Renovierte: Mit Reality-TV-Dauerfeuer wie der öffentlichen Entzugs-Sause "Celebrity Rehab with Dr. Drew" und der Schönheits-OP-Show "Aus alt mach neu: Brigitte Nielsen in der Promi-Beauty-Klinik" versilberte das ehemalige Model seinen Ruhm von einst auf brutalste Art und Weise. Doch auch als Schauspielerin kennt Nielsen keine Schmerzgrenze: Ihre anspruchsvollsten Rollen hatte sie in den achtziger Jahren. In "Red Sonja" gab sie das schwertschwingende Pendant zu Conan dem Barbaren, neben ihrem damaligen Mann Sylvester Stallone wirkte sie in "Rocky IV" und "Die City-Cobra". Nach einer kleinen Rolle in "Beverly Hills Cop II" ging es dann endgültig in die B-Klasse. Sie spielte eine Hexe in der Märchenfilmserie "Fantaghirò", eine Sexsklavin in dem Gefängnisfilm "Chained Heat II" und den vollbusigen Bösewicht in der Funsport-Komödie "Snowboard Academy".
Für den Hund: Kennen wir den nicht irgendwoher? Ganz bestimmt. Michael Madsen hat in beinahe 200 Filmen mitgespielt. Darunter kleine Rollen in großen Produktionen wie "Sin City", "Donnie Brasco", "Kill Bill" - und sogar "Free Willy". Aber auch große Auftritte in kleinen Streifen wie Quentin Tarantinos Low-Budget-Klassiker "Reservoir Dogs".
Blaxploitation-Ikone: Mit Frauengefängnisfilmen startete sie ihre Schauspielkarriere. B-Movies wie "Coffy" und "Foxy Brown" machten Pam Grier zur Ikone des Blaxploitation-Kinos - und zu dem afroamerikanischen Sexsymbol der Siebziger.
Felsen und Fell: Barbara Bach an der Seite von Ringo Starr in dem Film "Caveman - Der aus der Höhle kam" von 1981. Die Amerikanerin wurde in den sechziger Jahren als Model berühmt und startete kurz darauf ihre Schauspielkarriere. Ihre bekannteste Rolle war die des Bond-Girls in "Der Spion, der mich liebte" (1977). Die anderen 27 Werke in ihrer Filmografie bewegen sich mit Filmen wie dem italienischen "Star Wars"-Abklatsch "Kampf um die 5. Galaxis" oder eben "Caveman" hauptsächlich auf B-Niveau. Immerhin lernten sich der Ex-Beatle Ringo und das Model auf dem Set des Höhlenmenschen-Erotikstreifens lieben - und sind bis heute verheiratet.
Ein Mann, ein Kinn: Die "Tanz der Teufel"-Trilogie von "Spiderman"-Regisseur Sam Raimi machten Bruce Campbell zum Kultstar aller Horrorfilmfans. Das ist der Schauspieler mit dem markanten Kinn bis heute geblieben. Filme wie "Maniac Cop" (1988), "Brain Slasher" (1990) und "Man With The Screaming Brain" (2005) zementierten seinen Ruf - und kleinere Rollen in den "Spiderman"-Filmen konnten ihm nichts anhaben. Er nimmt's mit Humor und nannte seine Autobiografie "If Chins Could Kill" - "Wenn Kinne töten könnten".
Blutige Karriere: Der ungarische Emigrant Bela Lugosi ist in seiner Rolle als Dracula im gleichnamigen Film von 1931 zur wohl größten Ikone des Horrorfilms avanciert. Nach seinem Tod am 16. August 1956 wurde er auf Wunsch seiner Ehefrau sogar in seinem Kostüm beerdigt.
Nackte Tatsachen: Im November 1969 wurde sie Playmate des Monats. Danach versuchte Claudia Jennings als Schauspielerin durchzustarten. Sie nahm Rollen in Filmen wie "Die Liebesmaschine" oder "Hetzjagd im Sumpf" an - und verspielte mit diesen eher fragwürdigen Filmen ihre Chance auf eine Rolle in der Serie "Drei Engel für Charlie". Erst 29 Jahre alt, starb Jennings am 3. Oktober 1979 bei einem Autounfall.
Völlig "Crank": Der Schauspieler Jason Statham gilt als erfolgreichster B-Filmstar der Gegenwart. Er sieht das entspannt und hat Spaß an seinen Hauptrollen in durchgeknallten Actionfilmen. Seine entspannte Einsicht: Für Filme wie "Transporter" und "Crank" bekommt man eben keinen Oscar.
Blutiger Trash: Das Spektakel "Zombiegeddon" von 2003 gehört zu den letzten Filmen, in denen die B-Movie-Ikone William Smith bis dato mitspielte. Seinen ersten Auftritt hatte Smith 1942 - als Achtjähriger hatte er einen kleinen Auftritt in "Frankenstein kehrt wieder" an der Seite von Bela Lugosi und Lon Chaney jr.
Der amerikanische Kämpfer: Nach einem Studium in Kinderpsychologie wollte der Sohn eines russischen Balalaika-Virtuosen eine Karriere als Model starten. Doch nach Rollen in den Serien "Happy Days" und "Dallas" konzentrierte Michael Dudikoff sich auf die Schauspielerei. Mit der Actionserie "American Fighter" wurde er in den achtziger Jahren bekannt - und spielte bis heute in einigen dutzend Actionfilmen mit.
Universeller Soldat: Vielen Filmfans verhasst - doch von manchen heiß und innig geliebt, kratzte der Martial-Arts-Akteur Jean-Claude Van Damme wohl so oft an der Grenze zur A-Klasse unter Hollywoods Actionhelden wie kein anderer. Doch trotz größeren Produktionen wie "Universal Soldier" (1992), "Harte Ziele" (1993) oder "Street Fighter" wollte ihm der Sprung in die erste Riege nie so recht gelingen.
Grant Williams: Hauptdarsteller zahlreicher B-Movies, vor allem aber 1957 in "The Inkredible Shrinking Man" von Jack Arnold: "Die unglaubliche Geschichte des Mr. C" erzählt das dramatische Schicksal von Scott Carey (Grant Williams): Nachdem er einem radioaktiven Nebel ausgesetzt war, schrumpft seine Körpergröße, bis er nur noch wenige Zentimeter mißt. Plötzlich werden Alltagsgegenstände zur Bedrohung und die Begegnung mit einer Katze gerät zu einem erbitterten Kampf um Leben und Tod.
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