Die EM-Qualifikation vergeigt - das passierte der deutschen Nationalelf nur ein einziges Mal, 1968 in Albanien. Es war das vielleicht kläglichste ihrer 938 Spiele. Eine Parade der Peinlichkeiten.
"Tirana? Jaja. Ich gebe es zu: Ich bin dabei gewesen!" Der frühere Kölner Verteidiger Wolfgang Weber, 73, geht sofort in die Offensive und kontert mit Humor: "Manch einer, der damals mit mir auf dem Platz stand, kann sich heute ja nicht mehr so recht daran erinnern."
Keine Frage, der 17. Dezember 1967 zählt zu den schwärzesten Tagen des deutschen Fußballs. Die Nationalelf wollte zur EM 1968 und brauchte dazu nur einen Sieg gegen Albanien im letzten Spiel der Qualifikation. Ein klitzekleines Törchen, ein unspektakuläres 1:0 - die Sache wäre geritzt gewesen. Eine Pflichtaufgabe. Reine Formsache. Das Hindernis hieß schließlich Albanien. Noch im Hinspiel acht Monate zuvor hatte man den Fußballzwerg mit 6:0 aus dem Dortmunder Stadion Rote Erde gefegt, was Gerd "Bomber" Müller fast im Alleingang erledigte.
Nun wurde es ein klägliches 0:0. Und der turmhohe Favorit war raus.
Die deutsche Nationalmannschaft hat in den letzten Jahrzehnten andere schlimme Schlappen erlebt. Die Niederlage gegen die DDR 1974 mit Jürgen Sparwassers legendärem Treffer. Unsterblich die "Schande von Gijon", die "Schmach von Córdoba". Oder auch all die Grottenkicks von Rumpelfüßlern um die Jahrtausendwende herum: Sicher, das war übel (siehe Fotostrecke). Aber ohne Deutschland fahrn wir zur EM - das gab es nur dieses eine Mal in der Geschichte der Fußball-Europameisterschaften.
1967 machten die Beteiligten nach der Partie nicht mehr viele Worte. Statt einer Live-Übertragung am Sonntagnachmittag brachte die ARD lediglich eine Zusammenfassung - am Montagabend von 23.35 bis 0.20 Uhr. "Alles ist recht unglücklich gelaufen", sagte der damalige Bundestrainer Helmut Schön unmittelbar nach Abpfiff. Später in seiner Autobiografie "Fußball" erwähnte er das Spiel mit keiner Silbe.
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DFB-Blamagen: Die schlimmsten Schlappen der deutschen Nationalelf
Wie konnte die Sache in Albanien bloß so grandios in die Hose gehen? Willi Schulz, 79, muss es wissen, er führte die Mannschaft damals als Kapitän an. "Es gibt halt so Spiele", sagt Schulz. "Da klappt einfach nix! Da kannst du Stunden spielen und schießt kein Tor." Auf die leichte Schulter genommen habe man den Gegner jedenfalls nicht: "Wir wussten um die Bedeutung des Spiels. Von Überheblichkeit war bei uns eigentlich keine Spur, dafür hat schon Helmut Schön gesorgt."
Vermisst: Maier, Müller, Seeler, Beckenbauer
Der stimmte seine Truppe auf Land und Spielstätte mittels von 20 Farbdias ein, die DFB-Generalsekretär Hermann Joch als Quartiermacher vor Ort geschossen hatte. "Der Rasen ist ein bisschen schütter", monierte der Trainer.
16 Spieler waren im Kader für den vorweihnachtlichen Trip nach Südosteuropa. Einige prominente Namen fehlten: Sepp Maier, Franz Beckenbauer sowie die Torjäger Gerd Müller und Uwe Seeler waren zwar nicht ernsthaft verletzt, schleppten sich aber angeschlagen in die Winterpause und fühlten sich einfach nicht fit genug für ein Länderspiel, bei dem damals noch nicht ausgewechselt werden durfte.
Lag's also am falschen Personal? Auch da schüttelt Schulz energisch den Kopf. Helmut Schön nahm die Lücken 1967 gelassen, zumal sich mit Peter Meyer eine verheißungsvolle Alternative fürs Angriffszentrum aufdrängte. Der neue Wunderstürmer war mit 19 Treffern in 17 Spielen Hauptproduzent der Mönchengladbacher Torfabrik - und brannte auf sein Länderspieldebüt. Der letzte Test vor Albanien ging 8:1 gegen eine hessische Amateurauswahl aus, Meyer schoss vier Tore. "Pitter stand voll im Saft, der musste einfach spielen", so Wolfgang Weber, der 53 Mal für Deutschland auflief.
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Fußball-Blamage: Tirana 1967, ein ALB-Traum
Beim Abflug in Frankfurt war die Stimmung in der viermotorigen Propellermaschine aufgekratzt. Die "Bild"-Zeitung notierte, wie Helmut Schön wachsam den Lesestoff der Spieler kontrollierte und ein Pin-up-Magazin kassierte. "Aber nicht wegnehmen und dann selber lesen!", witzelte der Kölner Stürmer Hannes Löhr. Die Stewardessen servierten Hummer-Cocktail, Steak mit Champignons und Reis, dazu Käse.
Das war's dann mit dem vorzüglichen Essen für die Kicker. "Ab der Landung in Albanien war Schmalhans Küchenmeister", erzählt Willi Schulz, "es gab kein Fleisch, nur Brot und Eier. Die kamen aus einem Eierkombinat. Rührei konnten sie - das gab es morgens, mittags und abends. Später sind wir in sozialistische und kommunistische Länder immer mit unserem eigenen Koch und jeder Menge Lebensmitteln gereist."
Nach 50 Jahren noch sauer
Auch sonst beschreibt Schulz die Reise als Kulturschock: "Ich erinnere mich auch, dass wir nur Fahrräder gesehen haben. Damals gab es fast noch keine Autos in Albanien. Viele ärmlich gekleidete Menschen, Frauen mit Ackergerät. Es fühlte sich an wie eine Reise zum Mond. Irgendwie irreal."
Ähnlich empfand es Wolfgang Weber: "Das Hotel war das beste Haus am Platz, keine Frage, und trotzdem unglaublich karg. Die Leute waren alle grün gekleidet und trugen diese Chinamützen. Überall lagen Mao-Bibeln herum, im Fernsehen liefen seltsame chinesische Soldatenfilme." Abends besuchte die Mannschaft das Nationalballett, für Willi Schulz "Varieté, Krimskrams, albanische Musik - kein Mensch wusste genau, was eigentlich los war".
Die Deutschen wurden in und mit Tirana nicht richtig warm. Auch tags drauf im Stadion. "Der Platz? Oh je! Das war kein Rasen, eher eine Weide", so Wolfgang Weber. "Auf den Dias, die man uns gezeigt hatte, sah das ja alles noch einigermaßen ordentlich aus. In der Realität aber...". Willi Schulz spricht von einem "Sandfeld mit Grasbüscheln", holprig und schwer zu bespielen, noch dazu mit dem ungewohnten etwas kleineren, sehr harten italienischen Ball. "Das Stadion war brechend voll. Die Zuschauer standen fast bis zur Seitenauslinie und haben jeden unser leider zahlreichen Fehlpässe höhnisch beklatscht. Das hat uns durchaus verunsichert."
Anfangs erspielte sich die DFB-Elf einige gute Chancen, aber ohne den erlösenden Treffer. Beim Spiel auf ein Tor wurden die Aktionen unstrukturierter, in deutschen Mittelfeld rannten und dribbelten die drei Spielmacher Overath, Netzer, Küppers einander mehrfach selbst über den Haufen. Quer- statt Steilpässe, kaum gute Bälle für die Stürmer.
"Die Albaner haben alles reingehauen. Teilweise standen sie mit allen elf Mann im eigenen Strafraum oder an der Torlinie. Und dazwischen turnten noch fünf von uns herum. Da wurde es natürlich eng", sagt Schulz. "Wir haben letztlich den verdammten Schlüssel zum albanischen Tresor einfach nicht gefunden." Darüber ärgert sich der Mannschaftskapitän bis heute: "Nach 50 Jahren noch! Ich hätte auch gern eine EM gespielt."
Helmut Schöns Gesicht wurde noch länger
Bei den ersten Europa-Turnieren 1960 und 1964 hatte der DFB noch etwa großkotzig abgewinkt: Ein Lückenfüller zwischen den Weltmeisterschaften, das hielt Schöns Vorgänger Sepp Herberger für "reine Zeitverschwendung".
1968 aber wollte man unbedingt dabei sein und hatte ein starkes Team, keine Gurkentruppe: Noch bei der WM zwei Jahre zuvor hatte die deutsche Mannschaft erst im Finale spektakulär gegen England verloren (mit "Wembley-Tor"). Zwei Jahre später sollte sie immerhin das WM-Halbfinale erreichen - das "Jahrhundertspiel" gegen Italien, das 4:3 nach Verlängerung gewann. Und 1972 wurde sie erstmals Europameister.
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Fußball-Unglücksraben: Ich war nur bei Panini ein WM-Star
Aber 1968 fuhr Jugoslawien anstelle des stolzen Vizeweltmeisters zur EM, nach diesem Debakel gegen Außenseiter Albanien. Als das Flugzeug in Tirana am nächsten Morgen mit dem komplett ernüchterten DFB-Tross abhob, waren viele froh, endlich wegzukommen. Ein Spieler sagte zum Abschied zornig: "Euch Skipetaren wollen wir niemals mehr sehen, wir wollen euch nie wieder begegnen."
Zurück nach Deutschland ging es mit einer Zwischenlandung in Rom. "Als einer von uns dort am Flughafen eine 'Bild' kaufte, staunten wir nicht schlecht - die forderten tatsächlich die Ablösung unseres Trainers", erzählt Wolfgang Weber. "Auf der Titelseite stand in balkendicken Buchstaben: 'Lasst doch mal den Merkel ran!' Helmut Schön hatte ja ohnehin schon ein längliches Gesicht, das wurde dann noch ein paar Zentimeter länger. Der wäre beinahe ausgeflippt."
In Erwartung eines sicheren Sieges hatte der DFB eine Papst-Audienz vereinbart. Doch die Spieler bekamen, symptomatisch für die verkorkste Reise, Paul VI. gar nicht zu Gesicht; er erholte sich von einer Prostata-Operation. Willi Schulz schmunzelt über diesen Vatikan-Besuch: "Wir waren gekommen, um Abbitte zu leisten. Das hat genützt, wie die Erfolge der Nationalmannschaft in den nächsten Jahren eindrucksvoll bewiesen. Man hatte uns wohl ziemlich schnell vergeben."
19 BilderFußball-Blamage: Tirana 1967, ein ALB-Traum
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Der Hannes, der kann es. Normalerweise. Aber am 17. Dezember 1967 konnte auch der Kölner Kicker Hannes Löhr - im weißen Trikot - die Blamage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nicht verhindern (laut Fotoagentur entstand das Bild in Tirana, tatsächlich aber wohl acht Monate zuvor beim Hinspiel im Dortmunder Stadion Rote Erde). In Tirana kam sie gegen die drittklassigen Albaner über ein 0:0 nicht hinaus - und vergeigte damit die EM-Qualifikation, zum ersten und bisher einzigen Mal.
Foto: imago/Kicker/Eissner, Liedel
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Premieren-Bumm! Dabei hatte es so gut angefangen. Erstes Spiel der EM-Quali, gleich ein zünftiges Schützenfest. Das Hinspiel gegen Albanien am 8. April 1967 war eine glasklare Sache für die DFB-Elf. Zum 6:0-Kantersieg in Dortmund steuerte der damals 21-jährige Mittelstürmer Gerd Müller in seinem zweiten Länderspiel vier Treffer bei. Im Foto: Müllers erster Streich gegen Albaniens Schlussmann Mikel Janku.
Foto: Trede-Archiv/Nordbild Kaiser
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Mit Müller UND Seeler auf EM-Kurs: Am 7. Oktober 1967 korrigierte die DFB-Auswahl gegen Jugoslawien, den ärgsten Widersacher in der Qualifikationsgruppe 4, die fünf Monate zuvor in Belgrad erlittene 0:1-Hinspiel-Niederlage. Im Hamburger Volksparkstadion lieferte Bundestrainer Helmut Schön dabei eine überraschende Antwort auf die vieldiskutierte Stürmerfrage "Gerd Müller oder Uwe Seeler?" - er ließ beide spielen. Mit Erfolg: Müller traf zum 2:1, Seeler zum 3:1-Endstand (von links Torwart Ilija Pantelic, Müller, Torschütze Seeler). Für das letzte Qualifikationsspiel in Tirana sagten allerdings beide Torjäger ab, da sie sich angeschlagen fühlten.
Foto: Trede-Archiv/Nordbild Kaiser
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Die Warnungen des Trainers: Den Gegner unterschätzt? Unermüdlich hatte Bundestrainer Helmut Schön, hier in der Karikatur des "Hamburger Abendblattes", gewarnt: "Wir werden in Tirana sicherlich kein Brillantfeuerwerk abbrennen." Ein derartiges Debakel erahnte aber auch Schön nicht - "wir haben im Angriff tolle Burschen, die man schicken muss, die losgehen..."
Foto: Trede-Archiv
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Vorahnung des Kapitäns: Im Trainingslager und kurz vor dem Abflug nach Tirana hob auch Abwehrchef und Spielführer Willi Schulz mahnend seinen Zeigefinger. Gleichermaßen an Journalisten und Mitspieler gewandt erklärte er: "Ich warne euch! Macht uns nicht zum sicheren überlegenen Sieger. Selbstverständlich wollen wir fröhliche Weihnachten mit einem Erfolg feiern. Aber wir werden uns plagen müssen. Denkt an meine Worte! Die Jungens aus Albanien spielen keinen schlechten Ball. Da müssen wir uns ganz schön ranhalten."
Foto: imago/Horstmüller
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"Ich gebe es zu! Ich bin dabei gewesen" - beim Stichwort "Tirana 1967" versucht es Wolfgang Weber heute mit Humor: "Manch einer, der damals mit mir auf dem Platz stand, kann sich heute ja nicht mehr so recht daran erinnern." Aber auch für ihn gilt: "Richtig lachen kann ich über dieses Spiel auch nach 50 Jahren noch nicht. Das war schon ein herber Tiefschlag."
Foto: imago/Kicker/Metelmann
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Sie waren dabei: (im Foto, von links): Horst-Dieter Höttges (Werder Bremen, 26. Länderspiel), Wolfgang Overath (1. FC Köln, 32), Bernd Patzke (1860 München, 10), Hannes Löhr (1. FC Köln, 8), Siggi Held (Borussia Dortmund, 14), Hennes Küppers (1860 München), Wolfgang Weber (1. FC Köln, 26), Peter Meyer (Borussia M'gladbach, 1), Günter Netzer (Borussia M'gladbach, 6), Torwart Horst Wolter (Eintracht Braunschweig, 3) und Kapitän Willi Schulz (Hamburger SV, 47). In freudiger Erwartung des Albanien-Spiels hatte die "Bild"-Zeitung vorher die bis dahin von diesen Spielern erzielten Bundesliga-Saisontore aufgelistet und addiert. Das Resümee zur "Elf der 71 Tore": "Bei so viel statistischer Schusskraft dürfte in Tirana eigentlich nichts schiefgehen." Pustekuchen.
Foto: imago/Horstmüller
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Kein Licht ging der DFB-Offensive auf. Man hätte es ahnen können, es stand ja in dicken Lettern auf den Transparenten im Kemal-Stafa-Stadion von Tirana geschrieben. Neben Lobeshymnen auf den Marxismus und Leninismus war dort die Versicherung zu lesen, dass die Elektrizität ins kleinste Dorf der Volksrepublik getragen würde - aber eben erst bis 1971. So mussten Siggi Held, Peter Meyer und Hannes Löhr mit dem österreichischen Schiedsrichter Ferdinand Marschall ansehen, wie die aufopferungsvoll verteidigenden Albaner um Frederik Gjinali und Ramazan Rragami jeden Ball aus der Gefahrenzone bugsierten.
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Schwarzer Peter: Im Hinspiel hatte es gemüllert, im Rückspiel meyerte aber nichts. Peter Meyer (links, gegen Albaniens Verteidiger Ramazan Rragami) war mit 19 Treffern der Shooting-Star der Bundesliga-Hinrunde 1967/68. Als Debütant in der Nationalelf erwischte er in Tirana einen rabenschwarzen Tag und fand keine Lücke im albanischen Abwehrverbund. Der Mittelstürmer aus Mönchengladbach hatte anschließend keine Gelegenheit mehr, sich zu rehabilitieren. Kurz nach dem Albanienspiel erlitt er im Training einen Schien- und Wadenbeinbruch und sollte sich nicht mehr richtig erholen. Tirana blieb sein einziges Länderspiel, auch für die Borussia reichte es nur noch zu einem Bundesliga-Kurzeinsatz.
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"De Nas" ohne Torriecher: In der Bundesliga traf Hannes Löhr 1967/68 fast nach Belieben. Für seinen 1. FC Köln gelangen ihm insgesamt 27 Tore - 16 vor dem Länderspiel in Albanien, elf danach. Das brachte ihm die Torjägerkanone ein. In Tirana indes gelang dem Linksaußen, wegen seines großen Zinkens in Köln nur "De Nas" gerufen, wenig. In der 25. Minute vergab er freistehend die dickste Chance und kam auch mit seinen Flanken (Foto rechts gegen Frederik Jorgaqi) so gut wie nie durch.
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Auch bei Günter Netzer lief es nicht rund. Das Dreigestirn Netzer (Mitte; hier bei einem späteren Spiel 1971 in Albanien), Overath, Küppers stand sich beim "Drama von Tirana" im Mittelfeld im Weg, manchmal dribbelten die Spielmacher einander auch über den Haufen.
Foto: imago/Horstmüller
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0:0 verloren: Durch das Remis im "Land der Skipetaren" verpasste die Auswahl der "R.F. Gjermane" zum ersten und bis heute auch einzigen Mal die Qualifikation für ein großes Turnier. Was als "Schmach von Tirana" in die Annalen des ruhmreichen Deutschen Fußball-Bundes einging, wird in Albanien noch immer als "Wunder" gefeiert, als einer der größten Triumphe der nationalen Sportgeschichte.
Foto: imago/Horstmüller
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Vereint im Jubel: Nach dem Schlusspfiff trugen die begeisterten albanischen Zuschauer ihre Helden vom Platz (im Foto links: Mehdin Zhega). Das Publikum im voll besetzten Stadion - 20.000 bis 30.000 Menschen - hatte auch seinen Anteil an der Sensation von Tirana. DFB-Kapitän Willi Schulz erinnert sich: "Die standen fast bis zur Seitenauslinie und haben jeden unser leider zahlreichen Fehlpässe höhnisch beklatscht. Das hat uns durchaus verunsichert."
Foto: imago/Horstmüller
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Enttäuschendes Mittelfeld: "Wir wussten schon beim Abpfiff, dass uns dieser Tag ein Leben lang verfolgen würde", räumte Günter Netzer Jahrzehnte nach dem 0:0 von Tirana ein, "und das völlig zu Recht!" Immerhin: Der Mönchengladbacher (2. von rechts) wurde von Bundestrainer Schön genau wie der Kölner Wolfgang Overath (ganz rechts) weiter für die Auswahl nominiert und zählte als Regisseur 1972 zur Mannschaft, die sich triumphal den Europameister-Titel erspielte. Für den dritten in der Mittelfeldreihe von Tirana, den Münchner Löwen Hennes Küppers (3. von rechts), bedeutete der Auftritt hingegen das Aus im Nationaldress.
Foto: imago/Horstmüller
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Wer den Schaden hat... Nach dem sensationellen K.o. von Tirana hagelte es reichlich Spott für Trainer Helmut Schön und seine Mannschaft (Karikatur im "Hamburger Abendblatt"). Besonders herzlich lachen konnten über das Ergebnis die Jugoslawen, die sich unverhofft als Gruppensieger für die EM-Endrunde 1968 qualifizierten und beim Turnier in Italien sogar bis ins Finale kamen, wo sie nur knapp und erst im Wiederholungsspiel den Gastgebern unterlagen (1:1 nach Verlängerung und 0:2).
Foto: Trede-Archiv
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Mobbing per Schlagzeile: In dicken Lettern forderte die "Bild"-Zeitung am Tag nach dem Spiel auf ihrer Titelseite die Auswechslung des Bundestrainers. Der Vorschlag für die Nachfolge von Helmut Schön: Max Merkel. Der Österreicher führte zu diesem Zeitpunkt mit dem 1. FC Nürnberg sensationell die Bundesliga-Tabelle an und holte am Saisonende auch tatsächlich die Meisterschale.
Foto: Trede-Archiv
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Der "Mann mit der Mütze" nahm nach der Blamage nicht seinen Hut, zumal er erst kurz zuvor seinen Vertrag um fünf Jahre verlängert hatte. Nach dem 0:0 von Tirana stellte er sich - wie fast immer in seiner 14-jährigen Amtszeit - schützend vor seine Spieler: "Ich suche nicht nach Entschuldigungen, und ich weiß um das Unvermögen unserer Stürmer, die gegen die geballte Abwehr des Gegners kein Mittel fanden. Ich erlebte es als Spieler selbst, wie es ist, wenn man in eine solche Granitdeckung hineinläuft."
Foto: imago/Pressefoto Baumann
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Wiedersehen macht keine Freude: Als am 18. Dezember 1967 das Flugzeug mit dem geschlagenen DFB-Tross in Tirana abhob, sagte einer der Spieler zum Abschied: "Euch Skipetaren wollen wir niemals mehr sehen, wir wollen euch nie wieder begegnen." Ein unhöflicher Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen sollte. Allein sechs weitere Male bestimmte das Los Albanien als Qualifikationsgegner: 1971, 1983, 1994 und 1997 in den Ausscheidungsspielen zur EM sowie 1981 und 2001 in denen zur WM. Ein weiteres Remis gab es zwar nicht, aber bis auf ein 8:0 im November 1981 waren auch viele der anderen Spiele eng und keine Ruhmesblätter für den hohen Favoriten aus Deutschland. Zu den Zitterpartien zählte das Saarbrücker-EM-Qualifikationsspiel vom November 1983 im Gedächtnis: Erst zehn Minuten vor Abpfiff köpfte Gerd Strack (2. von links) zum 2:1 ein und löste so die Fahrkarte zum Turnier in Frankreich.
Foto: imago/Ferdi Hartung
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Running Gag Tirana: Das Moderationsduo Günter Netzer (links) und Gerhard Delling gehörte zwischen 1997 und 2010 zum Inventar der ARD-Übertragungen, preisgekrönt für seine TV-Analysen. Immer wieder sprach Delling dabei den notorisch knurrigen Netzer auf seine Mitwirkung im Albanien-Länderspiel von 1967 an, worauf dieser sichtbar verärgert reagierte.
22 BilderDFB-Blamagen: Die schlimmsten Schlappen der deutschen Nationalelf
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Autsch! 938 Spiele hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft absolviert, davon 548 gewonnen, sie wurde viermal Welt- und dreimal Europameister. Eine grandiose Bilanz. Aber mit manchen Auftritten (vorn hier die Sportsfreunde Andreas Brehme und Bodo Ilgner 1992, links Jürgen Klinsmann) hat sie sich auch unsterblich blamiert - eine kleine Zeitreise.
Foto: imago/ Norbert Schmidt
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0:9 anno 09: Zeitsprung weit zurück - die deftigste von bis heute 200 Länderspiel-Niederlagen setzte es für die DFB-Auswahl in den Kindertagen der "Fußlümmelei", im vierten DFB-Länderspiel am 16. März 1909 in Oxford. Gegen England traf Mittelstürmer Adolf Jäger für Deutschland (gestreifte Jerseys) immerhin einmal das Torgebälk. Und im deutschen Kasten musste Adolf "Adsch" Werner dafür sorgen, dass das Resultat einstellig blieb. Mit seinen sehenswerten Paraden wurde der "Gummimann" von Holstein Kiel zum Publikumsliebling und bekam als Geste der Anerkennung den Spielball geschenkt - nach dem Abpfiff trugen seine englischen Gegenspieler ihn unter dem Jubel der 6000 auf den Schultern vom Platz.
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Norwegische Kaperfahrt vor den Augen der Nazis: Als selbsternannter Gold-Favorit unterlag Deutschland im Olympia-Zwischenrundenspiel am 7. August 1936 sensationell Norwegen mit 0:2. 55.000 Zuschauer verfolgten die Blamage, darunter Adolf Hitler, der sich zum ersten Mal in seinem Leben ein Fußballspiel ansah, sowie die Nazi-Führungsriege mit Goebbels, Göring, Frick, Rust, Hess, von Tschammer. Wütend verließ Hitler vorzeitig das Berliner Poststadion. Wäre er doch zum Polo gegangen, wie es sein Programm vorsah. Oder zum Rudern, wie er es ursprünglich wollte. Die Niederlage war der Anfang vom Ende für Reichstrainer Otto Nerz, der als Sündenbock herhalten musste - und der Karrierestart von Sepp Herberger als oberster deutscher Fußballlehrer.
Foto: Trede-Archiv
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Großdeutsches Debakel: Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich, die Annexion des Nachbarn, sollte Trainer Sepp Herberger bei der WM 1938 in Frankreich nach dem Willen der NS-Sportfunktionäre aus beiden Mannschaften eine neue zusammenleimen, mit mindestens fünf Spielern pro Land. Sie waren vom Spielstil her sehr unterschiedlich - hier Österreichs "Scheiberl"-Artisten, dort die deutschen Tempofußballer. Das scheiterte krachend schon im ersten Duell, dem Achtelfinale gegen die Schweiz - so früh flog eine DFB-Auswahl nie zuvor und nie wieder danach aus einem WM-Turnier. Auf dem Foto feiern Schweizer Fans am 9. Juni 1938 in Paris den 4:2-Triumph ihrer "Nati" im Wiederholungspiel; die erste Partie fünf Tage zuvor hatte 1:1 geendet.
Foto: imago/RDB
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Die Klatsche von Basel (vor dem Wunder von Bern): Satte acht Mal musste der Dortmunder Torwart Heinrich Kwiatkowski (Nr. 22) bei seinem Länderspiel-Debüt am 20. Juni den Ball aus dem Netz klauben. Das 3:8 gegen Ungarn im WM-Vorrundenspiel gegen Ungarn 1954 war die bis heute höchste Pflichtspiel-Niederlage einer DFB-Elf überhaupt - und ein von Sepp Herberger bewusst einkalkuliertes Debakel. Der Taktikfuchs schonte in dieser Partie gegen die favorisierten Ungarn einige wichtige Spieler für das Entscheidungsspiel drei Tage später gegen die Türkei. Nach zwei Wochen traf man in Bestbesetzung erneut auf Ungarn - diesmal im legendären Finale im Berner Wankdorfstadion: "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen..." Er schoss, und Deutschland war erstmals Weltmeister.
Foto: imago/RDB
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Wir gegen uns: Am 22. Juni 1974 kam es in der WM-Vorrunde in der Bundesrepublik zum einzigen A-Länderspiel zwischen beiden Deutschlands. Die DDR gewann den "Systemvergleich" im Hamburger Volksparkstadion durch Jürgen Sparwassers Tor mit 1:0. "Wenn auf meinem Grabstein später nur 'Hamburg 1974' stehen würde, wüsste jeder, wer darunter liegt", kommentierte der Magdeburger Schütze seinen historischen Treffer später. Eine heilsame Niederlage für die DFB-Auswahl, die als Tabellenzweiter die leichtere Zwischenrunden-Gruppe erwischte. Zudem veränderte Bundestrainer Schön nach der Pleite erfolgreich die Aufstellung. Am Ende stand der der 2:1-Finaltriumph über die Niederlande.
Foto: imago/Werner Schulze
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Die Schmach von Córdoba: Bei der WM in Argentinien war Österreich bereits ausgeschieden. Und kickte am 21. Juni 1978 im letzten Gruppenspiel der zweiten Finalrunde Titelverteidiger Deutschland durch einen 3:2-Sieg aus dem Turnier (Foto: Hans Krankls Treffer zum 2:1 gegen Torwart Sepp Maier und Verteidiger Rolf Rüssmann). ORF-Reporter Edi Finger erlangte Kultstatus mit dem berühmt gewordenen Ausruf "I wer' narrisch!" und minutenlangen Tor-Schreien. DFB-Verteidiger Manfred Kaltz lästerte später Richtung Alpen: "Die träumen doch heute noch davon. Sie haben ein Spiel gewonnen. Und was hat es ihnen gebracht? Gar nichts! Ich glaube, sie haben das Spiel nie verkraftet."
Foto: imago/Pressefoto Baumann
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Grottenkick auf Malta: Im EM-Qualifikationsspiel am 25. Februar 1979 erreichte Deutschland auf dem Hartplatz des Stadions in La Valetta nur ein 0:0 gegen die Amateurkicker von der Mittelmeerinsel. Kaum Chancen, wenig Spielfluss - Neu-Bundestrainer Jupp "Silberlocke" Derwall schimpfte auf die schlechten Platzverhältnisse: "Das ist doch dasselbe, als müsste Picasso seine Gemälde auf Tapete malen."
Foto: imago/Kicker/Eissner
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Die Pleite von Gijon: Auftaktspiel der WM 1982 in Spanien - völlig überraschend verlor Europameister und Mitfavorit Deutschland am 16. Juni gegen den krassen Außenseiter Algerien. DFB-Kapitän Karl-Heinz Rummenigge hatte die Führung der Nordafrikaner durch Rabah Madjer ausgeglichen. Doch dann erzielte Lakhdar Belloumi, Afrikas Fußballer des Jahres, postwendend den 2:1-Siegtreffer (Foto, gegen Torwart Toni Schumacher und Verteidiger Karlheinz Förster).
Foto: imago/Sven Simon
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Die Schande von Gijon: Die Blamage neun Tage war noch schlimmer. Das letzte Vorrunden-Duell gegen Österreich ging als Skandalspiel in die WM-Geschichte ein. Tags zuvor hatte Algerien 3:2 gegen Chile gewonnen. Nun reichte beiden Mannschaften eine knappe österreichische Niederlage zum gemeinsamen Weiterkommen. Früh erzielte Horst Hrubesch das Führungstor, schon war das "Wunschergebnis" erreicht. Es folgten 80 quälend lange Minuten beschämenden Ballgeschiebes. Durch diesen Nichtangriffspakt schied das algerische Team aus, die Anhänger winkten auf den Tribünen verbittert mit Geldscheinen als Zeichen für ein gekauftes Match.
Foto: imago/Frinke
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Irre! Zwei Niederlagen gegen Nordirland: Karl-Heinz Rummenigge, Gerd Strack und Hans-Peter Briegel (Foto, von links) konnten es nicht fassen. Zum Auftakt der EM-Qualifikation hatte Deutschland am 17. November 1982 in Belfast verloren. Und verlor nun auch das Rückspiel fast auf den Tag genau ein Jahr später, am 16. November 1983 in Hamburg, mit demselben Resultat. "Derwall raus"-Rufe und Forderungen nach dem HSV begleiteten die schwache Vorstellung. Das Ticket für die EM-Endrunde 1984 in Frankreich geriet in ernsthafte Gefahr und das letzte Qualifikationsspiel vier Tage später gegen Albanien zu einer echten Zitterpartie, die erst in den Schlussminuten ihr glückliches Ende fand.
Foto: imago/Sportfoto Rudel
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Oranje boven: Noch eine bittere Heimpleite im Hamburger Volksparkstadion. Das EM-Halbfinale vom 21. Juni 1988 war nicht wirklich ein Heimspiel für Deutschland. Oranje dominierte das Geschehen auf dem Platz, aber auch lautstark und sangesfreudig das auf den Rängen. Spielentscheidend war das Duell zwischen Marco van Basten und Jürgen Kohler. Der Stürmer holte gegen den Verteidiger zunächst den Elfmeter zum niederländischen Ausgleich heraus und war auch kurz vor Abpfiff einen Schritt schneller, als er zum 2:1-Sieg traf. Für die Niederlande war es die erfolgreiche Revanche für die Niederlage im WM-Finale 1974.
Foto: imago/Ferdi Hartung
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Ferienkicker besiegen Weltmeister: Bei der Europameisterschaft 1992 rückte Dänemark im letzten Moment für Jugoslawien ins Turnier. Und schaffte es unbekümmert vom Strandkorb auf den EM-Thron von Göteborg. Im Finale am 26. Juni demütigte das Team von Trainer Richard Møller Nielsen die Deutschen und zündete zwei Böller ihres unwiderstehlichen "Danish Dynamite" (Foto: Kim Vilforts Treffer zum 2:0-Endstand). Durchs Ullevi-Stadion und später auch vom Kopenhagener Rathaus-Balkon schallten die höhnischen Sprechchöre: "Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei!"
Foto: imago/Sven Simon
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Abflug: Icke gegen Letsche. 1,66 Meter gegen 1,86 Meter. Ein ungleiches Kopfballduell, es entschied das WM-Viertelfinale am 10. Juli 1994 in New York - hier erzielt Jordan Letschkov das 2:1 gegen Thomas Häßler. Für Titelverteidiger Deutschland war die WM vorbei. Zuvor hatte der scheidende Teamchef Franz Beckenbauer im WM-Jubel von 1990 gesagt, nach der Wiedervereinigung werde die deutsche Nationalmannschaft "über Jahre hinaus unschlagbar" sein - zu schweres Gepäck im Rucksack seines Nachfolgers Berti Vogts.
Foto: imago/WEREK
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Der Anfang vom Ende in Lyon: Das WM-Viertelfinale am 4. Juli 1998 prägten verbissene Zweikämpfe, vor allem zwischen Deutschlands Verteidiger Christian Wörns (rechts) und Kroatiens Stürmer Davor Suker. In der 40. Spielminute sah Wörns Rot für einen rustikalen Vollspann-Tritt. In Unterzahl verlor die DFB-Auswahl klar mit 0:3. Das schwache Bild rundete danach Bundestrainer Berti Vogts ab und spann Verschwörungstheorien als ganz schlechter Verlierer: "Vielleicht sind wir der Fifa ja zu erfolgreich geworden!"
Foto: imago/Oliver Behrendt
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Zweitklassig: Fassungslosigkeit am 20. Juni 2000 in Rotterdam. Die Portugiesen hatten sich bereits vor dem letzten Gruppenspiel für die K.o.-Runde der EM qualifiziert. Ihre B-Elf verpasste den Deutschen eine Lehrstunde in Spielwitz, Tempo, Technik. Das deutsche Elend bekam einen Namen: Beim 3:0 erzielte Sérgio Conceição alle Tore (im Bild das erste, sein Kopfball gegen Oliver Kahn). Was für ein trauriges 150. und letztes Länderspiel für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.
Foto: imago/Stockhoff
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Deftige Rache für Wembley: Im Hinspiel der WM-Qualifikation hatte Dietmar Hamann die Engländer mächtig geärgert. Er gab den Partyschreck, als er beim feierlichen "Final Whistle" im alten Wembley-Stadion zum 1:0-Auswärtssieg traf: letztes Tor vorm Abriss der ehrwürdigen Arena. Aber im Rückspiel am 1. September 2001 bissen die "Three Lions" kräftig zurück und gaben den Deutschen eine 1:5-Klatsche mit - höchste Heimniederlage der DFB-Auswahl seit dem zweiten Weltkrieg.
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Wutrede mit ohne Weißbier: Erst dieses trostlose 0:0 am 6. September 2003 in der EM-Qualifikation auf Island. Dann auch noch kritische Sätze von Günter Netzer und Gerhard Delling im TV-Studio der ARD. Da platzte dem DFB-Teamchef der Kragen: "Ich kann diesen Käse nicht mehr hören nach jedem Spiel, in dem wir kein Tor geschossen haben, dann ist noch ein tieferer Tiefpunkt erreicht. Das ist das Allerletzte", rohrspatzte Rudi Völler sich in die Herzen vieler Zuschauer. In seinem Zorn attackierte er Moderator Waldemar Hartmann gleich mit: "Du sitzt hier locker auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken und bist schön locker." Völlers Ausbruch konnte "Waldi" Hartmann locker verschmerzen; anschließend kam er per Werbevertrag mit einer großen Brauerei in den Genuss einer "Privatrente".
Foto: imago/Team 2
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Freud-, orientierungs- und ideenlos: Europameisterschaft 2004 - schon Ende April, kurz vor dem Turnier, hatte Deutschland Ruf und Selbstvertrauen beim desaströsen 1:5 gegen das nicht für die EM qualifizierte Rumänien ruiniert. Bei den Spielen in Portugal wurde es nicht besser. Kein Sieg, nicht einmal gegen Underdog Lettland (im Foto: Frank Baumann), erneutes Vorrunden-Aus nach einer Niederlage gegen eine B-Elf, diesmal die aus Tschechien. Danach trat Rudi Völler als DFB-Teamchef zurück.
Foto: mago/Camera 4
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Horrorshow vor dem Sommermärchen: Puh! Nachdenklich bis entsetzt verfolgten die DFB-Trainer Jürgen Klinsmann (2. von rechts) und Joachim Löw (Mitte) am 1. März 2006 den desolaten Auftritt ihrer Spieler beim 1:4 gegen Italien. Das Testspiel in der Toskana ließ wenig Gutes erahnen, beim DFB diskutierte man sogar über eine schnelle Ablösung des Trainerteams. Es kam dann ganz anders - begeisternder Fußball bei der WM dahoam.
Foto: imago/Action Pictures
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Vier gewinnt... nicht! Am 16. Oktober 2012 im Berliner Olympiastadion verzeichnete das Deutsche Fußball-Bund das 868. Länderspiel, es wurde eines der spektakulärsten. Fast wie im Rausch schoss die Mannschaft in diesem WM-Qualifikationsspiel einen Vorsprung heraus, 4:0 nach 56 Minuten. Und brach dann komplett ein. Schweden schlug furios zurück und kam durch Ibrahimovic (62.), Lustig (64.), Elmander (76.) und Elm (90.+3, Foto) noch zum Ausgleich. Ein mitreißender Fußballabend.
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Und natürlich das Drama von Tirana: Zum ersten, aber auch zum einzigen Mal vergeigte die deutsche Nationalelf 17. Dezember 1967 eine EM-Qualifikation. Torlos gegen Albanien, ausgeschieden, dabei hätte ein winziges Törchen genügt. Den Spielern ist dieses Debakel bis heute peinlich.
31 BilderFußball-Unglücksraben: Ich war nur bei Panini ein WM-Star
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Erstes Panini-WM-Album, erster "Fehldruck":Bernd Dörfel war eine feste Größe in den Qualifikationsspielen, eigentlich galt es als sicher, dass er zur Weltmeisterschaft 1970 fahren würde. Doch ausgerechnet im WM-Jahr geriet der Rechtsaußen in eine schwere Formkrise. In der Rückrunde der Bundesliga-Saison 1969/70 absolvierte er nur vier Spiele für Eintracht Braunschweig. Zum vorläufigen 40-köpfigen WM-Aufgebot zählte er noch, den Sprung in den finalen WM-Kader für Mexiko schaffte er aber nicht. Eine bittere sportliche Enttäuschung, die 1962 auch schon sein älterer Bruder Gert "Charly" Dörfel machen musste - und später etliche andere Fußball-Unglücksraben.
Foto: Panini
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Erfolgsdynamo: Die WM-Teilnahme 1974 hätte so schön in die fußballerische Vita von Frank Ganzera gepasst. Anfang der Siebzigerjahre eilte der Abwehrspezialist von Erfolg zu Erfolg: Im schwarz-gelben Dress von Dynamo Dresden wurde er Meister 1971 und 1973 sowie FDGB-Pokalsieger 1971, im weißen bzw. blauen Nationaltrikot mit Hammer und Zirkel auf der Brust holte er Bronze bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Auch in zwei Qualifikationsspielen zur WM 1974 wirkte er noch mit, doch bei der Endrunde verteidigte dann statt ihm der Rostocker Gerd Kische auf rechts.
Foto: Panini
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Nur Zaungast: 17 A-Länderspiele absolvierte Klaus Sammer zwischen November 1970 und September 1973 für die A-Nationalmannschaft der DDR. Bei den erfolgreichen "West-Reisen" der Auswahl zu den Olympischen Sommerspielen 1972 (Bronzemedaille) sowie zur WM 1974 (einzige Endrundenteilnahme der DDR) war der hochaufgeschossene Abwehr- und Mittelfeldspieler von Dynamo Dresden allerdings nur enttäuschter Zuschauer jenseits des Eisernen Vorhangs. "Es war sicherlich dumm von mir, erst 1979 in die Partei einzutreten", erklärte Sammer später süffisant.
Foto: Panini
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Quali-Held: Am 3. November 1973 zählte Helmut Stein zu den 13 in der Heimat enthusiastisch Gefeierten, die mit dem 4:1 über Albanien in Tirana die erste und einzige WM-Endrunden-Teilnahme der DDR perfektmachten. Bei seinen insgesamt 20 Länderspielen seit 1962 führte der Mittelfeldspieler vom FC Carl Zeiss Jena die DDR-Auswahl viermal als Kapitän aufs Feld und rechnete sich eine gute Chance aus, auch 1974 beim Turnier in der Bundesrepublik dabei zu sein. Sein Konterfei erschien dann auch als Panini-WM-Klebebild, fehlt jedoch in der endgültigen Kaderliste. Der Triumph von Tirana blieb Steins letztes Auswahlspiel.
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Nomen ist nicht immer Omen: Als Nationalspieler mit dieser einmaligen Namenskombination müsste man eigentlich nach Laufbahnende eine randvolle Pokalvitrine vorweisen können. Doch Siegfried Held verpasste nacheinander gleich zwei ruhmreiche DFB-Momente: Erst 1972 den Gewinn der EM-Trophäe, als er mit Offenbach zeitgleich um den Bundesliga-Aufstieg kickte, dann 1974 den des Weltcups, als der DFB auf den damals knapp 32-jährigen Offensivspieler und seine Erfahrung aus 41-A-Länderspielen und zwei WM-Turnieren verzichtete.
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Saublöd gelaufen: Am 18. Mai 1974 leistete sich der Schalker Erwin Kremers in der letzten Spielminute des letzten und völlig unbedeutenden Bundesligaspiels in Kaiserslautern beim Spielstand von 0:4 eine folgenschwere Disziplinlosigkeit, nannte Schiedsrichter Max Klauser eine "blöde Sau" und sah die Rote Karte. Bundestrainer Helmut Schön strich seinen Lieblingslinksaußen daraufhin aus dem Kader. Kremers wurde kein Weltmeister und spielte nie wieder für die DFB-Auswahl.
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Große menschliche Enttäuschung: Wie Held stand auch Wolfgang "Bulle" Weber im Sommer 1974 kurz vor seiner dritten WM-Teilnahme. Für einen der 20 Spieler-Sticker im Panini-Album wurde er zwar noch nominiert, im 22-köpfigen DFB-Kader war dann für den Kölner Defensiv-Allrounder aber überraschenderweise kein Platz mehr frei. Für Weber rückblickend neben der sportlichen vor allem eine große "menschliche Enttäuschung": "Ich erfuhr von meiner Ausbootung durch die Presse. Helmut Schön, mit dem ich seit 1962 zunächst als Junioren-Nationalspieler und dann in 53 A-Länderspielen durch Dick und Dünn gegangen war, hatte nicht mal den Mumm, mich persönlich zu informieren."
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"Buenas noches, Argentina": Mit beeindruckenden 20 Bundesligatreffern qualifizierte sich Manfred Burgsmüller in der Saison 1977/78 nicht nur für einen Panini-Sticker und einen Platz im DFB-Chor, der gemeinsam mit Udo Jürgens den WM-Song "Buenos dias, Argentina" trällerte - sondern auch für den illustren Kreis der 26 Kicker, die Bundestrainer Helmut Schön im Mai 1978 zum WM-Lehrgang ins holsteinische Malente einlud. Entsprechend groß war die Enttäuschung des Dortmunders, als er doch nicht mit nach Südamerika fliegen durfte: "Mit dieser Absage hätte ich eigentlich nicht mehr gerechnet. Ich werde mir jetzt reiflich überlegen, ob ich in der Nationalmannschaft weiterspielen werde." Er tat es nicht. Sein persönlicher Zähler verharrte bei mickrigen drei A-Länderspielen - viel zu wenig für den schlitzohrigen Strafraumstürmer, der mit 213 Treffern noch immer Rang vier der ewigen Bundesliga-Torschützenliste belegt.
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Ewiger Pechvogel: Nur 30 Tage nach einer Meniskusoperation hatte sich Bernd Franke gerade wieder in den Kreis der Nationalmannschaft zurückgekämpft und saß praktisch schon im Flieger zur WM. Doch am 17. Mai 1978, einen Tag vor dem Abflug nach Argentinien, prallte der Torwart im letzten Testspiel gegen die Hessenauswahl so unglücklich mit dem übermotivierten Frankfurter Amateurspieler Rudi Weiler zusammen, dass er sich den Knöchel brach und so sein viertes großes Turnier in Folge verpasste. Die EM 1972 hatte der Braunschweiger Schlussmann wegen einer Gehirnerschütterung absagen müssen, die WM 1974 wegen der Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga. Die EM 1976 verfolgte er als dritter Torwart auf Abruf nur vor dem heimischen Fernseher. Schöne Geste und kleines Happy End: 1978 erhielt Franke vom DFB die volle WM-Prämie von 20.000 DM, und 1982 in Spanien durfte er als Ersatz-Keeper doch noch WM-Atmosphäre genießen.
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Streitlustiger "Engel": Es gibt diverse Wege, eine WM zu verpassen. Bernd Schuster, Spanien-Legionär in Diensten des FC Barcelona, beschritt vor der WM 1982 in seiner Wahlheimat gleich mehrere: Erst öffentlicher Zoff mit Bundestrainer Jupp Derwall, dann die Weigerung, mit Paul Breitner zusammen zu spielen: "Ich heiße zwar Schuster, aber als Putzer von Breitner bin ich mir zu schade." Letzte Hoffnungen, der Regisseur könne die DFB-Auswahl ähnlich virtuos wie zwei Jahre zuvor bei der EM in Italien zum Titel führen, begrub schließlich Gegenspieler Andoni Goikoetxea, auch bekannt als der "Schlächter von Bilbao", als er Schuster eine schwere Knieverletzung zufügte.
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Denkwürdiges Alternativprogramm: "Die Nominierung war eine ziemlich enge Nummer. Da musste schon alles passen", erinnert sich Michael Frontzeck an die Wochen vor der WM 1986 in Mexiko. "Wenn du immer mit dabei bist, ist es natürlich besonders bitter, wenn du dann noch kurz vor Schluss durchs Rost fällst." Doch Frontzecks Enttäuschung und Ärger wichen schnell. "Statt zur WM zu fahren, habe ich was anderes sehr Schönes gemacht: Geheiratet nämlich. Diese Ehe hält bis heute und ist noch immer sehr glücklich!"
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Frühform:Christian Ziege war der Shootingstar der USA-Reise des DFB im Juni 1993. In seinen ersten drei A-Länderspielen gegen Brasilien in Washington (3:3), die USA in Chicago (4:3) und England in Detroit (2:1) spielte sich der 21-jährige Youngster vom FC Bayern gleich in den Notizbüchern von Bundestrainer Berti Vogts und der Klebebildproduzenten von Panini fest. Doch im WM-Jahr 1994 fiel der linke Mittelfeldspieler in ein Leistungsloch und zog sich zudem einen Abriss des vorderen und hinteren Außenbands im linken Sprunggelenk zu. Aus dem zweiten US-Trip wurde für den gebürtigen Berliner deshalb nichts, wohl aber später aus vielen weiteren Reisen mit der Nationalmannschaft. Ziege brachte es auf insgesamt 72 A-Länderspiele, darunter neun WM-Einsätze bei den Turnieren 1998 in Frankreich und 2002 in Japan und Südkorea.
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Unfitter Pokalheld: Auch die exzentrische Kreativkraft Mario Basler durfte 1998 nicht mit auf die "Tour de France". Berti Vogts monierte die fehlende Kondition des Münchners: "Es wird die härteste WM aller Zeiten. Ein, zwei Spiele wären für Mario kein Problem. Aber die Fitness für ein Turnier wird er nicht bekommen." Für Basler war die Nichtnominierung "ein Witz". Als er wenige Tage nach seiner Ausbootung den 2:1-Siegtreffer im DFB-Pokalfinale gegen den MSV Duisburg erzielte, ätzte er in Richtung Bundestrainer: "Und so ein Mann fährt nicht mit zur WM."
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Starke Konkurrenz, mieses Timing: Oliver Bierhoff (mit 27 Toren Topknipser in der italienischen Serie A), Ulf Kirsten (22 Treffer, Bundesliga-Schützenkönig), Olaf Marschall vom neuen Meister Kaiserslautern (21 Buden, davon allein sieben in den letzten vier Saisonspielen) und dann auch noch der in der Rückrunde stark auftrumpfende Jürgen Klinsmann (neun Tore in 15 Premier-League-Spielen für Tottenham) - da konnte Fredi Bobic einfach nicht mithalten. Die 13 Liga- und jeweils sechs Tore im DFB- und Europacup des Stuttgarters reichten nicht für einen Platz im WM-Sturm 1998. Die bittere Nachricht von der Streichung aus dem WM-Kader ereilte Bobic in Stockholm, kurz vorm Finale im Europapokal der Pokalsieger, das dann gegen den FC Chelsea mit 0:1 auch noch in die Hose ging.
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Kein Comeback: Ein knappes Vierteljahrhundert nach Klaus Sammer schaffte es auch Filius Matthias Sammer lediglich in den virtuellen WM-Kader von Panini. Bundestrainer Berti Vogts ließ die Tür zur WM 1998 für seinen Abwehrchef zwar "ganz, ganz lange offen", doch Anfang Mai musste der Dortmunder wegen anhaltender Kniebeschwerden sein Mitwirken in Frankreich absagen. Auch Vogts' Angebot, die Nationalmannschaft beim Turnier als Berater und Gegnerbeobachter zu begleiten, schlug Sammer aus, um sich gänzlich auf seine Rehabilitation zu konzentrieren. Vergeblich: Er machte kein einziges Spiel mehr - weder für die Nationalelf noch in der Bundesliga.
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Nicht dabei: Verflixtes Kreuzband! Bei Jens Nowotny riss es am 30. April 2002 im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester United. Der Leverkusener Abwehrchef verpasste durch diese bittere Verletzung gleich vier große Showdowns, die ohne ihn auch noch allesamt unerfreulich ausgingen: Erst den letzten Bundesligaspieltag (4. Mai, Vizemeister hinter Dortmund), dann die Finals im DFB-Pokal (11. Mai, 2:4 gegen Schalke) und der Champions League (15. Mai, 1:2 gegen Real Madrid) und schließlich auch noch das WM-Endspiel (30. Juni, 0:2 gegen Brasilien).
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Roter Faden: Diplomatischer kommentierte Mehmet Scholl 1998 seine kurzfriste Ausbootung: "Ich respektiere die Entscheidung des Bundestrainers. Sie passt in meinen Lebenslauf." Mehr als 17 Jahre begeisterte der Techniker das Bundesligapublikum, erzielte in 392 Einsätzen 98 Tore. Eine WM-Teilnahme blieb ihm jedoch versagt. 1994 war er zu jung, 1998 fehlte die Konstanz und 2002, als auch Panini sich seiner sicher war, sagte Scholl aus gesundheitlichen Gründen ab und erklärte nach 36 Länderspielen seinen Rücktritt. Vor der WM 2006 machte sich die Faninitiative "Mehmet für Deutschland" noch einmal für den Münchner stark, sammelte 175.000 Stimmen und schickte "aus Sympathie für den Regenwald" nur die ersten 23 der 4.100 Unterschriftenseiten in die Frankfurter DFB-Zentrale. Es nutzte nichts. Allerdings gibt es einen Bruch in Scholls Vita, denn für den 43-Jährigen geht es 2014 doch noch zum Weltturnier: als TV-Experte für die ARD.
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Aller schlechten Dinge sind drei: Auch Jens Nowotnys Abwehrkollege Christian Wörns musste 2002 angeschlagen passen, weil er nach einer Meniskus-OP nicht mehr rechtzeitig fit wurde. Überhaupt zählten die Weltmeisterschaften nicht gerade zu den Erfolgsepisoden in der Karriere des 66-fachen A-Nationalspielers. 1998 in Frankreich hatte der Verteidiger im Viertelfinale mit seinem rustikalen Einsteigen gegen Kroatiens Davor Suker und dem daraus resultierenden Platzverweis das deutsche Ausscheiden eingeleitet. Und 2006 brachte er sich nach vehementer öffentlicher Kritik an Bundestrainer Jürgen Klinsmann, dem er "Respektlosigkeit" und "Unehrlichkeit" vorwarf, um eine mögliche Nominierung für die Heim-WM.
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Trauriges Talent: Der geradezu tragische Karriereverlauf des Sebastian Deisler lässt sich auch anhand seiner Panini-Bilder dokumentieren. Der hochveranlagte Mittelfeldspieler ist nämlich der einzige deutsche Panini-Star, dessen Porträt sich gleich bei zwei Weltmeisterschaften als "Fehldruck" entpuppte. 2002 zog sich der damals 22-Jährige im letzten Testspiel gegen Österreich einen Knorpelschaden im Knie zu und musste seine Turnierteilnahme schweren Herzens absagen, und
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elf Wochen vor Eröffnung der Heim-WM 2006, für die er nach starken Auftritten beim Confederations Cup als Stammspieler mit der symbolträchtigen Trikotnummer zehn fest eingeplant war, fiel Sebastian Deisler wegen einer erneuten Knorpelverletzung im Knie für ein halbes Jahr aus. Bereits während der Saison 2003/04 musste sich Deisler wegen Depressionen behandeln lassen und neun Monate pausieren. Am 16. Januar 2007 schließlich zog er die Konsequenzen aus seinen zahlreichen Verletzungen und Erkrankungen und verkündete im Alter von nur 27 Jahren das Ende seiner Karriere.
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Völlig unvorbereitet traf Stürmer Kevin Kuranyi die Nichtberücksichtigung für die Heim-WM 2006: "Ich lag noch im Bett mit meiner Freundin und meinem Sohn. Das Handy klingelte, und dann sagte Jürgen Klinsmann zu mir: 'Sorry, Kevin, aber du bist nicht dabei.' Ich habe gelacht und gesagt: 'Das ist jetzt nur ein Spaß, oder?' Aber Klinsmann hat gesagt: 'Nein, das ist mein Ernst.'"
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Auf gepackten Koffern saß auch schon Kuranyis Schalker Teamkollege Fabian Ernst und fieberte dem großen Abenteuer der Fußball-WM 2006 im eigenen Land entgegen. Doch auch der Mittelfeldspieler erhielt überraschend eine Absage und erlebte statt des "Sommermärchens" den größten Albtraum seiner Laufbahn: "Da wird einem der Boden unter den Füßen weggezogen. Bis zum Schluss hat nicht das Geringste auf so eine Entscheidung hingedeutet." Ernst spielte anschließend nie wieder für Deutschland.
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Gelungene Schmerztherapie: Abwehrspieler Patrick Owomoyela nahm seine WM-Absage 2006 ebenfalls enttäuscht, aber deutlich gelassener auf. "Ich hatte mich vorher auf beide Szenarien eingestellt. Das half, mit der Nichtnominierung umzugehen." Zudem nutzte der Bremer ein spektakuläres Angebot zur Ablenkung. Während in der Heimat das Turnier eröffnet wurde, jettete der begeisterte Basketballer in die USA und kommentierte im Auftrag des Bezahlsenders Premiere die NBA-Finals zwischen den Dallas Mavericks und Miami Heat. "Das kam mir gelegen. Ich habe natürlich trotzdem begeistert jedes WM-Spiel verfolgt, erst recht die Partien der Deutschen. Aber ich musste nicht in jeder Minute, in jeder Werbepause daran erinnert werden, dass ich lieber dabei gewesen wäre und auch hätte dabei sein können."
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Eingestampft und überklebt: Mit überragenden Leistungen in den Qualifikationsspielen, vor allem bei seinem Nationalelf-Debüt im Oktober 2010 gegen den Hauptrivalen Russland in Dortmund (2:1) und ein Jahr später beim Rückspiel in Moskau (1:0) avancierte Leverkusens René Adler zur deutschen Nummer eins. Anfang Mai 2010 musste er jedoch aufgrund einer Rippenverletzung seine Turnierteilnahme absagen. Panini stoppte daraufhin die Produktion der Adler-Bildchen und druckte Ersatz-Sticker. Die Sammler konnten ihr Album aktualisieren, indem sie Adlers Porträt durch das von Manuel Neuer überklebten.
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Als der "Capitano" ausgebootet wurde: Am 15. Mai 2010, knapp einen Monat vor dem deutschen WM-Auftaktspiel im südafrikanischen Durban gegen Australien, verletzte sich der deutsche Spielführer Michael Ballack im Dress des FC Chelsea London schwer. Im englischen Pokalfinale gegen den FC Portsmouth foulte ihn Gegenspieler Kevin-Prince Boateng derart heftig, dass das Innen- und das Syndesmoseband im Sprunggelenk rissen. Seinen Platz als Mannschaftskapitän übernahm in Südafrika Vertreter Philipp Lahm, der noch während des Turniers öffentlich erklärte, diese Rolle auch nach der Genesung Ballacks nicht wieder abgeben zu wollen. Als sich nach einer weiteren Verletzung Ballacks Comeback im Nationalteam immer weiter verzögerte, verkündete Bundestrainer Löw im Sommer 2011, künftig nicht mehr mit dem Mittelfeldspieler zu planen. Ein offizielles Abschiedsspiel vom DFB blieb Ballack nach 98 Länderspielen verwehrt. Ein unwürdiger Abschied für den 55-maligen Kapitän.
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Löws Lieblingsschüler: Nach seiner etwas überraschenden Nominierung für die Heim-WM 2006, bei der er im Spiel um Platz drei zum Einsatz kam, erarbeitete sich Thomas Hitzlsperger einen Stammplatz im DFB-Mittelfeld. Bis Ende 2009 absolvierte der schussgewaltige Linksfuß aus Stuttgart 35 von 45 möglichen Länderspielen und war maßgeblich an der Qualifikation für die WM-Endrunde in Südafrika beteiligt. Doch als Panini schon fleißig Hitzlsperger-Sticker produzierte, geriet der Spieler in eine schwere Formkrise. Ende Januar 2010 wechselte er vom VfB zu Lazio Rom, wo er über die Rolle des Ersatzspielers nicht hinauskam und sich deshalb nicht für die WM empfehlen konnte. Als am 11. August 2010 im ersten Länderspiel nach dem Turnier die meisten Stammspieler geschont wurden, führte Hitzlsperger die DFB-Auswahl beim 2:2 in Dänemark an Kapitän an. Es war sein 52. und zugleich letztes Spiel für die Nationalmannschaft.
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Ohne Spielpraxis: Nahezu zeitgleich mit René Adler musste auch sein Leverkusener Mitspieler Simon Rolfes für die WM 2010 in Südafrika absagen. Nach einem Innenbandanriss im Knie folgten weitere Probleme inklusive eines Knorpelschadens, durch die Rolfes einen Großteil der Hinrunde und fast die komplette Rückrunde der Saison 2009/10 verpasste und nicht mehr rechtzeitig die nötige Fitness und Spielpraxis für ein strapaziöses Turnier erlangte. Der Bayer-Kapitän gehörte zwar weiter dem DFB-Kader an, durfte aber nur noch einmal im Adler-Dress auflaufen (2011 beim 2:1 im Freundschaftspiel gegen Uruguay) und verpasste schließ 2012 auch den Sprung ins Aufgebot für die Euro in Polen und der Ukraine.
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Das Pech des Musterprofis: Heiko Westermann kann eigentlich immer spielen. Die Statistik sagt: In seinen bis heute elfeinhalb Jahren als Profifußballer fehlte der 30-Jährige seinen Vereinen gerade mal in 18 von 391 Punktspielen - eine Ausfallquote von weniger als fünf Prozent. Kein Wunder, dass nicht nur Bundestrainer Löw sondern auch Panini den vielseitig einsetzbaren Abwehrspezialisten für die WM 2010 fest eingeplant hatten. Doch unmittelbar vor der Abreise nach Südafrika, in der Schlussminute des vorletzten Testspiels gegen Ungarn, zog sich der vorbildliche Sportsmann seine bislang schwerwiegendste Blessur zu, einen Kahnbeinbruch im linken Fuß. Karrieretief- statt -Höhepunkt. Statt zum Cup am Kap ging es mit Gipsbein in den Familienurlaub. Westermann rang um Fassung: "In mir ist nur noch Leere!"
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Links überholt: Bei sechs der zehn Spiele in der WM-Qualifikation stand Marcel Schmelzer in der Startaufstellung und galt lange als erste Wahl auf der Position des Linksverteidigers für das Turnier 2014. Doch im finalen DFB-Trainingscamp in Südtirol, als er wegen Knieproblemen kaum belastbar war, lief ihm ausgerechnet sein Dortmunder Vereinskamerad Erik Durm den Rang ab. Statt an die Copacabana flog Schmelzer nun mit Ehefrau Jenny in den Urlaub nach Ibiza.
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In Topform ausgeschieden: Mit 16 Assists bester Vorbereiter, mit 14 Toren vierbester Schütze und mit einem Notenschnitt von 2,50 laut Fachmagazin "Kicker" stärkster deutscher Profi der abgelaufenen Bundesligasaison - Marco Reus war zweifellos einer der ganz großen Hoffnungsträger der DFB-Auswahl fürs Turnier 2014 in Brasilien, ein Garant für schönen und schnellen Offensivfußball. Doch einen Tag vor dem Abflug nach Südamerika verletzte sich der Dortmunder im Testspiel gegen Armenien so schwer, dass er seinen WM-Traum begraben musste. Die bittere Diagnose: Teilriss des vorderen Syndesmosebandes oberhalb des linken Sprunggelenks sowie ein knöcherner Bandausriss an der Fersenbein-Vorderseite. Voraussichtliche Ausfallzeit: drei Monate.
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Traditionsunternehmen: Als die Brüder Benito und Giuseppe Panini 1945 in Modena einen Zeitungsstand eröffneten, ahnte noch niemand, dass sich daraus einst ein weltweites Klebebildimperium entwickeln sollte. 1961 erschien das erste Fußballbilder-Sammelalbum der Paninis - ein Konzept, das sich als durchschlagender Erfolg entpuppte. Wenn auch nicht alle Kicker, die als Teil eines Panini-WM-Kaders gedruckt wurden, tatsächlich zur Weltmeisterschaft reisen konnten.