Zur Ausgabe
Artikel 1 / 34

Hausmitteilung HAUSMITTEILUNG

aus SPIEGEL Geschichte 1/2010

Kaum ein Ereignis der neueren Geschichte hat die bürgerlichen Gesellschaften und das politische Leben der westlichen Welt so nachhaltig geprägt wie die Umwälzung, die 1789 begann und mit dem Sturm auf die Bastille ihren ersten Höhepunkt erreichte. So wurde die moderne Vorstellung einer Nation erst in der Französischen Revolution geschaffen - ebenso wie die Grundbegriffe, in die wir das politische Spektrum einzuteilen pflegen: rechts, Mitte, links. Doch der Streit darüber, welche Lehren aus dem epochalen Umbruch zu ziehen seien, trennt Konservative, Liberale und Linke heute kaum weniger als vor 221 Jahren. Grund genug, dem kontroversen Geschehen diese Ausgabe zu widmen.

Einer der führenden Geister Frankreichs, der sich seit einem halben Jahrhundert mit der Französischen Revolution auseinandersetzt, ist Max Gallo. 78. In seiner Pariser Wohnung gegenüber dem berühmten Panthéon - es wurde 1791 zur Weihestätte der Revolution umgewidmet - empfing Gallo die SPIEGEL-Redakteure Stefan Simons und Rainer Traub, der dieses Heft konzipiert hat. Gallo ist der in Deutschland unbekannte Typus eines intellektuellen Volkshistorikers: Von seiner zweibändigen Geschichte der Französischen Revolution wurden in Frankreich fast 400 000 Exemplare verkauft. Im SPIEGEL-Gespräch betont Gallo, der als junger Mann Kommunist war, seine Sicht auf die Revolution habe sich im Lauf seines Lebens »entideologisiert": »Das Ergebnis meiner Recherchen ist die Überzeugung, dass es nur eine Regel gibt: die Überraschung« (Seite 16).

Als »ein Kind des Grundgesetzes« bezeichnet sich SPIEGEL-Autor Thomas Darnstädt: Er kam im Mai 1949 wenige Tage nach der bundesdeutschen Verfassung zur Welt. Und die beiden blieben bis heute eng verbunden. Schon als Oberschüler studierte Darnstädt die Bestimmungen des dünnen Büchleins über die Pressefreiheit, als sein späterer Chef Rudolf Augstein im Zuge der SPIEGEL-Affäre verhaftet wurde. Beim Rechtsstudium und im Berufsleben begleitete ihn das Grundgesetz. Mit Hans-Jürgen Papier, als Präsident des Bundesverfassungsgerichts oberster Verfassungshüter, diskutierte er öffentlich über die Zukunft des Grundgesetzes. Für SPIEGEL GESCHICHTE hat Darnstädt nun entdeckt, dass er in Wahrheit ein Kind der Französischen Revolution ist. Mit Hilfe von Historikern und Staatsrechtlern spürte er die verblüffend engen Verbindungen auf, die aus dem Mai 1949 zurück ins Jahr 1789 führen (Seite 140).

Zur Ausgabe
Artikel 1 / 34
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren