Entschädigungsstreit
Historiker wehren sich gegen juristischen Feldzug der Hohenzollern
Die ehemals kaiserliche Familie der Hohenzollern streitet mit dem Staat über Entschädigungen, zugleich geht sie rechtlich gegen Historiker vor. Die halten jetzt dagegen.
Georg Friedrich Prinz von Preußen, seit 1994 Oberhaupt des Hauses Hohenzollern
Foto: Ralf Hirschberger/ DPA
"Wissenschaft beruht auf einem offenen Austausch von Argumenten", sagt Frank Bösch, stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD). Der VHD verurteile "nachdrücklich, dass die Hohenzollern mit rechtlichen Mitteln gegen Historiker vorgehen".
Betroffene Wissenschaftler wie Stephan Malinowski, Martin Sabrow oder Karina Urbach hatten die ehemals kaiserliche Familie teilweise scharf kritisiert. Diese verlangt von der öffentlichen Hand eine Entschädigung für Immobilien, die von den Sowjets nach 1945 enteignet wurden, und erhebt gegenüber dem Bund sowie den Ländern Berlin und Brandenburg Ansprüche auf einige Tausend Kunstwerke (SPIEGEL 29/2019).
Einer der von den Hohenzollern angegangenen Historiker, Malinowski, ist pikanterweise Gutachter Brandenburgs; er bestreitet die Entschädigungsansprüche der Familie. Doch nicht dagegen geht diese juristisch vor, sondern gegen Aussagen von Historikern zu Detailfragen, etwa ob das Archiv der Familie der Forschung offenstehe oder ob die Hohenzollern Einfluss auf das in Museen präsentierte Geschichtsbild verlangt hätten.
Juristisch waren die Royals bereits vielfach erfolgreich. Man wolle nicht eine wissenschaftliche Debatte unterbinden, sondern sei nur gegen Personen vorgegangen, die falsche Informationen in den Medien verbreitet hätten, rechtfertigt Anwalt Markus Hennig die Haltung seiner Mandanten.
Der VHD will die Hohenzollern auf die Agenda des Historikertags 2020 in München setzen: Am Beispiel der kaiserlichen Nachfahren soll die "Nutzung des Rechts bei der Abwehr historischer Erkenntnisbildung und -verbreitung" diskutiert werden.