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Rod Stewarts frühe Exzesse: Rockstar mit Bügeleisen-Frisur

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Rod Stewarts frühe Exzesse "Es ging ums Vögeln und Trinken, mehr nicht"

Berühmt machten ihn Schmusesongs - berüchtigt war er für zertrümmerte Hotelzimmer. Reibeisenrocker Rod Stewart erinnert sich an geplatzte Fußballprofi-Träume, Auftritte unter Drogen und folgenreiche Liebschaften.

einestages: Herr Stewart, stimmt es eigentlich, dass Sie Ihre Mähne früher mit dem Bügeleisen getrocknet haben?

Stewart: (lacht!) Ja. Wir konnten uns damals keinen Fön leisten. Also hab ich meine Matte auf den Tisch gelegt, Handtuch drauf und dann mit dem Bügeleisen getrocknet. Ich musste immer höllisch aufpassen, dass ich mir meine schönen Haare nicht versenge. Krass, ich weiß. Aber wenn man arm ist, muss man kreativ sein.

einestages: Mit ihrer Haarpracht scheinen Sie ja auch mit 70 und ohne Bügeleisen keine Probleme zu haben. Auf Ihrem Facebook-Profilfoto sieht man jedenfalls nur Ihre Haare, nicht Ihr Gesicht.

Stewart: Man sagt, ich sei der einzige Sänger, den man auch von hinten sofort erkennt, dank der Frisur. Alles echt bei mir, obwohl mein Vater schon früh kahl war. Das bereitete mir zu Beginn meiner Karriere schon Kopfzerbrechen.

einestages: Bevor Sie mit Kuschelrock à la "Sailing" und "Have I Told You Lately" Millionen gemacht haben, sollen Sie mit Ihrer Band The Faces ja weit weniger kuschelig zur Sache gegangen sein.

Stewart: Wohl wahr. Wir haben uns damals um keine Konventionen geschert. Es ging ums Vögeln und ums Trinken, mehr nicht. Manchmal sagten wir uns sogar "Fuck the gig!" - "Scheiß auf das Konzert!"

einestages: Mitunter schien Ihre Band sich mehr aufs Zerstören von Hotelzimmern zu konzentrieren als auf die Musik. Waren Drogen schuld?

Stewart: Nur bedingt. Auf US-Tourneen buchte unser Manager in jeder Stadt das Holiday Inn, immer diese Hotelkette. Jeden Tag. Überall war die Einrichtung absolut identisch. Da haben wir irgendwann einen Lagerkoller gekriegt und angefangen, die Zimmer zu zerlegen - aber so richtig!

einestages: Haben Sie nicht irgendwann Hausverbot bekommen?

Stewart: Ja, zu Recht! Aber statt in ein Hotel einer anderen Kette zu wechseln, haben wir aus Trotz in der nächsten Stadt einfach wieder ins Holiday Inn eingecheckt - als Fleetwood Mac. Die waren damals noch nicht so bekannt.


Video: Kuschelrocker Rod Stewart - 70 Jahre und kein bisschen leise

SPIEGEL Online / wochit


einestages: Hat Fleetwood Mac je davon erfahren?

Stewart: Gerade vor ein paar Wochen habe ich mit meiner Familie Urlaub auf Maui gemacht. Da betreibt Drummer Mick Fleetwood eine Bar. Ich habe ihm die Story erzählt. Wir haben sehr gelacht.

einestages: Nachdem Sie Fleetwood Mac so in die Pfanne gehauen hatten, war es dann wohl ausgleichende Gerechtigkeit, dass Ihnen die Rolling Stones 1975 ihren Gitarristen Ron Wood klauten?

Stewart: Haha, ja, Ronnie. Das war schon okay. Mir war immer klar, dass er eines Tages bei den Stones landen würde. Er ist der geborene Rolling Stone, er hat das in seinen Genen. Außerdem habe ich während der Faces-Zeit auch schon meine Solokarriere vorangetrieben. Und Ronnie ist mein bester Freund geblieben.

einestages: Genau wie er wurden Sie in London geboren. Wie war es, dort in der Nachkriegszeit aufzuwachsen?

Stewart: Ich lebte mit vier älteren Geschwistern in Highgate, einer tristen Arbeitergegend. Mein Vater Robert war Schotte, meine Mutter Elsie Engländerin. Ihre Erziehung war eine gute Mischung aus Strenge und Liebe. Im Grunde hat mich aber vor allem meine ältere Schwester erzogen, weil meine Mutter mit den anderen Kindern genug um die Ohren hatte.

einestages: Wie haben Sie damals die Musik für sich entdeckt - im Radio Ihrer Eltern?

Stewart: Radio? Wir hatten doch kein Radio! Wir waren bitterarm. Aber bei uns Stewarts wurde unheimlich oft gefeiert und gesungen. Heute nennt man das wohl Karaoke. Jeder in der Familie dachte von sich, ein großartiger Sänger zu sein. Dem war aber nicht so - die meisten klangen grausam.

einestages: Hatten Sie damals schon das Ziel, einmal Musiker zu werden?

Stewart: Nein. Mir war klar, dass ich Fußballstar werde. Alle Männer in unserer Familie spielten Fußball, ich war in der Jugend beim FC Brentford. Mein Vater prophezeite mir schon eine Profi-Laufbahn - am Ende hat es dafür aber doch nicht gereicht.

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einestages: Musik war also nur der Plan B?

Stewart: Kann man sagen. Zum 14. Geburtstag schenkte mir mein Vater eine Gitarre. Etwa zur gleichen Zeit hörte ich das Debütalbum von Bob Dylan zum ersten Mal. Das haute mich total um und inspirierte mich, Gitarre zu lernen. Ich konnte bald alle Dylan-Songs auswendig und mich dabei auf der Gitarre begleiten.

einestages: Erinnern Sie sich an Ihren ersten Auftritt?

Stewart: In einer Schulpause trällerte ich was, die Mitschüler standen um mich rum, hörten mir zu, applaudierten. Das war ein neues Gefühl. Da dachte ich, vielleicht steckt da eine Karriere drin. Jetzt bin ich 70 und singe immer noch. Manchmal glaube ich, ich träume.

einestages: Ihr Vater soll damals besorgt gewesen sein, Sie seien zu sensibel fürs harte Musikgeschäft.

Stewart: Haha, zu sensibel, sehr gut! Mein Dad hatte nur Angst, dass ich bei Drogen lande.

einestages: Wahrscheinlich ja nicht ganz unbegründet.

Stewart: Eines will ich klarstellen - ich war nie ein Junkie und habe auch selbst nie Drogen gekauft, noch nie in meinem Leben.

einestages: Aber probiert?

Stewart: Das schon. Ich habe es aber nie übertrieben, denn ich war immer auf meine Gesundheit bedacht, weil ich in meiner Freizeit ja immer noch gern kicke und fit sein will.

einestages: Was war Ihr schlimmstes Drogenerlebnis?

Stewart: Mit 19 machte ich einige Klub-Gigs mit dem Bluesmusiker Long John Baldry. Es stand ein "all-nighter" an, ein Konzert die ganze Nacht lang. Um das durchzuhalten und nicht einzuschlafen, gab mir der Bassist eine Pille. Man nannte sie Black Bomber, wie ich später erfuhr.

einestages: Wurde sie ihrem Namen gerecht?

Stewart: Ich warf sie ein und war total aufgedreht. Die haben mich gar nicht mehr von der Bühne runterbekommen. Aus Ray Charles' "Night Time Is the Right Time" machte ich eine 30-Minuten-Nummer. Danach ging es mir ätzend.

einestages: Klingt, als würde ihr bewegtes Leben mehr als genug für einen Film hergeben. Haben Sie je damit geliebäugelt?

Stewart: Das wäre sicher interessant, ich fürchte nur, der würde unter der Kategorie Porno laufen (grinst). Vor drei Jahren begann ich, mein Leben für meine Biografie aufzuschreiben. Ich beschloss, meine Erlebnisse auch in Songs zu verwandeln - etwa in dem Titel "Brighton Beach". Dort habe ich als junger Mann meine erste Geliebte geschwängert. Ergebnis war meine uneheliche Tochter Sarah, zu der ich mittlerweile regelmäßig Kontakt habe, was nicht einfach war.

einestages: Dann müssten auch eine Menge Fußballsongs auf uns zukommen - Ihre Leidenschaft für den Ballsport ist berühmt. Stimmt es, dass Sie sogar am Gartentor Ihrer Villa in Beverly Hills ein Logo von Celtic Glasgow anbringen ließen?

Stewart: Das ist stark untertrieben. Mein ganzes Haus ist ein einziger Celtic-Schrein! Das Logo, ein vierblättriges Kleeblatt, ist auf der linken Torhälfte angebracht, ein weiteres auf der rechten. Wenn Sie die Einfahrt hochfahren, kommen Sie an meinem Tennisplatz vorbei, den ich jetzt in ein kleines Fußballfeld umgestalten ließ. Auch dort hängt ein riesiges Celtic-Logo. Im Haus gleich an mehreren Stellen - deshalb heißt es auch Celtic House. Ich verpasse kaum ein Spiel meines Teams, ob am Fernseher oder im Stadion.

einestages: Auch Ihr neues Album "Another Country" haben Sie erstmals im Celtic House produziert. Warum dort?

Stewart: Nach all den Jahren bin ich es leid, stundenlang in einem Studio zu sitzen, bis der Bassdrum-Sound passt. Da bin ich lieber daheim und kann währenddessen was anderes machen. Also haben wir in meiner Bibliothek ein professionelles Studio eingerichtet.

einestages: Das Album ist den Soldaten der westlichen Welt gewidmet. Wird der Altrocker jetzt etwa noch politisch?

Stewart: Nein, ganz sicher nicht. Aber ich will meinen Respekt zum Ausdruck bringen für jene, die täglich ihr Leben aufs Spiel setzen, damit wir hier in Freiheit leben können. Meine politische Meinung behalte ich für mich. Ich mache das wie Elvis - der gab auch nie politische Statements ab, obwohl er oft gefragt wurde. Wir sind Entertainer, keine Politiker.

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