
Gescheiterte Filmprojekte: Ein Kultfilm, ein Klassiker - ein Flop
Irrste Flops der Filmgeschichte Schaulaufen der Rohrkrepierer
Die Actionfiguren zu "Dune" standen bereits in den Läden. David Lynch arbeitete am Drehbuch zu einer Fortsetzung - und dann ging alles furchtbar schief.
Es gibt haufenweise Filme, bei denen absolutes Chaos auf dem Set herrscht, bei denen Budgets hoffnungslos überzogen werden und Hunderte Kilometer Filmmaterial den Regisseur im Schneideraum fast in den Wahnsinn treiben. Doch am Ende jeder Produktion steht immer der Kinostart. Der Abend der Premiere, der magische Moment, an dem die monatelange Arbeit sich zu einer Geschichte auf einer Leinwand verdichtet. An diesem Abend kann aus einem Film noch alles werden: Ein gigantischer Kassenschlager, ein Kultfilm, ein Klassiker - oder einer der größten Flops der Filmgeschichte.
Bei "Dune - Der Wüstenplanet" hatten scheinbar noch bis kurz vor dem Kinostart alle Beteiligten ein gutes Gefühl - obwohl schon so viele vor ihnen an der Verfilmung des erfolgreichen Science-Fiction-Romans von Frank Herbert gescheitert waren. 13 Jahre waren vergangen vom ersten Anlauf, das Buch zu verfilmen, bis zum Kinostart von Lynchs Version. Dabei gaben sich einige der berühmtesten Regisseure der Zeit die Klinke in die Hand.
"Dune" mit Dali, Orson Welles und Pink Floyd?
Anfang der siebziger Jahre plante Arthur P. Jacobs, der mit "Planet der Affen" in die erste Riege der Hollywood-Produzenten vorrückte, eine Verfilmung des Buches. Regie sollte David Lean führen, der bereits für "Doktor Schiwago" und "Die Brücke am Kwai" Oscars gewonnen hatte. Doch daraus wurde nichts, weil Jacobs 1974 verstarb - und mit ihm sein Plan, "Dune" auf die Leinwand zu bringen.
Das Drehbuch wurde noch im selben Jahr von einer französischen Filmfirma aufgekauft. Regie sollte nun Alejandro Jodorowsky führen, der mit seinen umstrittenen Kunstfilmen "El Topo" und "Montana Sacra" in den Siebzigern eher berüchtigt als berühmt wurde. "Andere machen Filme mit ihren Augen, ich mache Filme mit meinen Eiern", soll er mal gesagt haben. So ging er auch das Projekt "Dune" an. Für 100.000 Dollar die Stunde verpflichtete er den Surrealisten Salvador Dalí für die Rolle des Herrschers des Planeten Dune. Des Weiteren sollten Orson Welles und Gloria Swanson mitspielen. Für den Soundtrack waren Pink Floyd vorgesehen. Die Verantwortung für das Charakter-Design übernahm der französische Comiczeichner Moebius. H.R. Giger, der später für seine Monster in "Alien" weltberühmt werden sollte, entwarf die Filmkulissen.
Unterdessen vergaß der Regisseur leider, dass der Film nur ein Budget von 9,4 Millionen Dollar hatte - aber schon zwei Millionen weg waren, bevor auch nur die erste Szene im Kasten war. Vollständig implodierte die Geschichte dann, als bekannt wurde, dass Jodorowskys Script dick wie ein Telefonbuch war und ein Film nach diesem Drehbuch etwa 14 Stunden lang geworden wäre.

Gescheiterte Filmprojekte: Ein Kultfilm, ein Klassiker - ein Flop
So wurden die Rechte am Drehbuch 1978 ein weiteres Mal weiterverkauft. Dieses Mal an Dino De Laurentiis, den Produzenten von "Flash Gordon" und "Conan der Barbar". Er heuerte Ridley Scott an, der das Projekt nach sieben Monaten fallenließ. Kurz zuvor war dessen Bruder gestorben, und Scott wollte lieber ein kleineres Projekt machen. So drehte er "Blade Runner", und "Dune" hatte nun schon zum vierten Mal keinen Regisseur mehr.
Ein zweites "Star Wars"?
Doch De Laurentiis verlor trotzdem nicht seinen Glauben an das Projekt: 1981 verlängerte er nicht nur die Rechte an dem Buch, sondern erwarb auch noch die Rechte an allen Fortsetzungen. Und er hatte auch schon einen neuen Regisseur im Blick. Nachdem er "Der Elefantenmensch" gesehen hatte, holte er David Lynch ins Boot. Lynch bekam zu dieser Zeit viele Angebote, unter anderem sollte er die Regie zu "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" drehen. Doch er wollte "Dune" machen. Und auch Lynch verlor sich in dem Stoff. Nach sechs Drehbuchversionen begann er mit einem Script zu drehen, das einen Vier-Stunden-Film ergeben hätte. De Laurentiis wollte aber einen zweistündigen Film. So mussten viele Szenen noch einmal neu gedreht und die Handlung vereinfacht werden. Im Schneideraum herrschte dann das totale Chaos. Zwischendurch sollen Versionen des Films von vier und sogar sechs Stunden zusammengeschnipselt worden sein.
Als der Film schließlich am 3. Dezember 1984 seine Premiere im Kennedy Center in Washington feierte, wussten die Wenigsten von dem Wahnsinn, der sich hinter den Kulissen abgespielt hatte. "Dune" war einfach ein Blockbuster nach einem der absoluten Kultbücher des Science-Fiction-Genres, vielleicht sogar ein zweiter Sci-Fi-Märchen-Hit im Stile von "Star Wars".
Lynch und Produzent De Laurentiis glaubten fest an den Erfolg der 40-Millionen-Dollar-Produktion. Alle Zweifel, dass etwas mit dem Werk nicht stimmen könnte, waren wie weggeblasen. Der Film musste nur noch auf der Leinwand erscheinen und seine Magie entfalten. Tat er aber nicht.
"Dieser Film ist eine riesige Sauerei, ein unverständlicher, widerlicher, unstrukturierter, sinnloser Exkurs in die düsteren Bereiche von einem der verwirrendsten Drehbücher aller Zeiten", befand der gefürchtete Filmkritiker Roger Ebert. Andere Rezensenten und auch die Fans des Buches waren kaum gnädiger. So floppte der Film - und die Actionfiguren wurden zusammen mit Lynchs Entwürfen für die Fortsetzung eingestampft. Im Rückblick wünschte sich der Regisseur, er hätte den Film niemals gedreht.
Doch "Dune" ist kein Einzelfall. Immer wieder laufen Filmprojekte aus dem Ruder, werden Budgets überzogen, verlieren sich Regisseure in ihrer Vision und schaffen so Misserfolge, die manchmal sogar ein Studio in die Pleite treiben. einestages erzählt die traurigsten, verrücktesten und witzigsten Geschichten hinter den Flops.