Die Ärzte der Stars: "Und wenn es Pferdepisse ist - ich fühle mich damit besser"
Promi-Ärzte
Kennedy und der geheimnisvolle Dr. Feelgood
Mediziner oder Drogendealer? Dr. Max Jacobson spritzte John F. Kennedy mit Aufputschmitteln fit. Andere Ärzte fütterten Stars mit Pillen bis zur tödlichen Überdosis oder übernahmen die Kontrolle über ihr Leben.
Splitterfasernackt lief der Mann durch den Flur des New Yorker Hotels. Ein Pulk von Sicherheitsleuten hechtete hinterher und konnte ihn nur mit Mühe von Turnübungen abhalten. Der Mittvierziger war aufgedreht, desorientiert, paranoid. In der Not rief das Team den leitenden Psychiater einer nahen Universität zu Hilfe. Er diagnostizierte eine Psychose, ausgelöst durch Drogenkonsum, und verabreichte dem Mann Beruhigungsmittel.
Der drogenumnebelte Patient im Carlyle Hotel war US-Präsident John F. Kennedy. Und der Anfall, den die Autoren Richard Lertzman und William Birnes 2013 in ihrem Buch "Dr. Feelgood" beschrieben, alarmierte Kennedys Sicherheitsteam im Spätsommer 1962 endgültig.
Seit zwei Jahren war Kennedy in Behandlung des New Yorker Arztes Dr. Max Jacobson. Dessen Spritzkuren ließen den von Rückenschmerzen geplagten Präsidenten stets schmerzfrei und seltsam beschwingt zurück. Die geheime Zutat seines Wundermittels: Amphetamine.
Kennedy vertraute Jacobson seit dem Präsidentschaftswahlkampf 1960. Sein Team war darauf bedacht, den Senator athletisch und aufgeweckt wirken zu lassen. Tatsächlich quälten den Kandidaten zahlreiche gesundheitliche Probleme: Der Historiker Robert Dallek durfte für die Biographie "John F. Kennedy. Ein unvollendetes Leben" von 2011 die Krankenakten einsehen und listete die Addison-Hormonkrankheit, regelmäßige Entzündungen und Magengeschwüre sowie chronische Rückenschmerzen auf.
Hausbesuch bei "Mrs. Dunn"
Der Wahlkampf erschöpfte Kennedy überdies; sein Studienfreund Chuck Spalding arrangierte ein Treffen mit Dr. Max Jacobson. Der jüdische Einwanderer war 1936 vor den Nazis nach New York geflohen und hatte eine Praxis im Nobelviertel Upper East Side eröffnet. Er experimentierte mit Spritzkuren, mischte dazu Vitamine, Hormone, Plazenta, Knochenmark und tierische Zellen, versetzte sie mit Steroiden und Aufputschmitteln. Die genaue Mixtur verriet er den Patienten nicht. Der Cocktail tat auch bei Kennedy seine Wirkung.
Vor dem historischen TV-Duell gegen Richard Nixon 1960 suchte Kennedy erneut Hilfe bei Jacobson: Nach zahllosen Wahlkampfreden hatte er seine Stimme beinah verloren. Der Arzt injizierte ihm das Wundermittel direkt in den Hals; Kennedys fulminanter Auftritt verhalf ihm nach Ansicht von Historikern zum Wahlsieg.
Foto: imago/UPI Photo
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Die Ärzte der Stars: "Und wenn es Pferdepisse ist - ich fühle mich damit besser"
Danach besuchte Jacobson das Weiße Haus regelmäßig. Wann immer Kennedy einen Energieschub oder Muntermacher für wichtige Meetings benötigte, rief sein Team in Jacobsons Praxis an und bat codiert um einen Hausbesuch bei "Mrs. Dunn". Der positive Effekt auf die Physis und Stimmung des Präsidenten war so offensichtlich, dass die Secret-Service-Mitarbeiter den Arzt "Dr. Feelgood" nannten.
Sogar zum Gipfeltreffen in Wien wurde Jacobson im Juni 1961 eingeflogen. Kennedy wollte bei den Krisengesprächen mit Nikita Chruschtschow auf Zack sein. Als sich der russische Staatslenker zum Gespräch verspätete, drängte Kennedy seinen widerstrebenden Arzt zu zwei weiteren Injektionen.
"Miracle Max" vertrauten viele Promis
Den Buchautoren Lertzman und Birnes zufolge beeinträchtigte die Überdosierung den Präsidenten. Im Gespräch fehlte es ihm an geistiger Frische und Scharfsinn; er fühlte sich von Chruschtschow herumkommandiert wie ein kleines Kind. "Schlimmstes Erlebnis meines Lebens. Er hat mich brutal attackiert", gestand Kennedy der "New York Times". Wenige Wochen später begann der Bau der Berliner Mauer.
Nach dem Wiener Debakel wuchs im Kennedy-Zirkel die Skepsis gegenüber den Spritzkuren. "Und wenn es Pferdepisse ist, es ist mir egal. Ich fühle mich damit besser", erinnerte sich Jacobson in seinen Memoiren an die Reaktion des Präsidenten.
Erst nach der Kubakrise 1962 gelang es Kennedys Team, den Arzt vom Präsidenten fernzuhalten. Recherchen der "New York Times" brachten Jacobson in die Schlagzeilen. Die Zeitung deckte die Verbindung von "Miracle Max", wie die Journalisten ihn nannten, zu Kennedy und anderen Prominenten auf: Behandelt hatte er auch die Schriftsteller Truman Capote, Tennessee Williams und Henry Miller, Regisseur Billy Wilder, den Politiker Nelson Rockefeller, Sängerin Maria Callas sowie die Schauspielerinnen Marilyn Monroe,Elizabeth Taylor und Judy Garland.
Die Reporter fanden heraus, dass Jacobson für seine Praxis 80 Gramm Amphetamine pro Monat orderte - genug für 100 starke Injektionen à 25 Milligramm pro Tag. Sie stießen auch auf den plötzlichen Tod von Mark Shaw 1969. Bei der Autopsie des Fotografen und Kennedy-Freundes hatte ein Gerichtsmediziner "akute und chronische Amphetamin-Vergiftung" festgestellt. Nach dem Bericht von 1972 nahm das New Yorker Medical Board Ermittlungen auf; 1975 verlor Jacobson seine Lizenz. Er starb vier Jahre später.
14 Medikamente im Blut von Elvis
"Dr. Feelgood" war beileibe nicht der einzige Promi-Doktor mit prall gefülltem Medikamentenschrank (siehe Fotostrecke). Schon kurz nach dem Skandal um Jacobson geriet ein anderer Arzt in die Schlagzeilen. Als Elvis Presley am 16. August 1977 leblos im Badezimmer seiner Villa Graceland gefunden wurde, geriet sein Leibarzt Dr. George Nichopoulos in die Kritik. Bei der Autopsie fanden die Pathologen 14 Medikamente in Elvis' Blut, davon zehn hochdosiert. Allein die Menge des Schmerzmittels Kodein überstieg die empfohlene Dosierung um das Zehnfache.
"Dr. Nick" stand 1981 wegen übermäßigen Verschreibens von Medikamenten vor Gericht, wurde jedoch freigesprochen. Nichopoulos bestritt, dass die insgesamt 300.000 Dollar, die Presley ihm geliehen hatte, sein Urteilsvermögen beeinträchtigt hatten. Der medizinische Aufsichtsrat von Memphis führte jedoch eine eigene Untersuchung durch und entzog ihm 1995 seine Lizenz. "Ich habe so hart gearbeitet, um die Dinge zusammenzuhalten, und dann haben sie sich einfach gegen mich gewandt, als er starb, und entschieden, dass es meine Schuld war", sagte Nichopoulos 2009 in einem "Daily Beast"-Interview.
Wenig Freunde machte sich auch Dr. Eugene Landy als Therapeut von Beach-Boys-Gründer Brian Wilson. "Ich will ihn nicht einmal einen Doktor nennen", sagte Melinda Wilson in einem Interview mit Larry King. Nach kometenhaftem Aufstieg mit der Band war Brian Wilson Anfang der Siebzigerjahre zusammengebrochen. Er verfiel in Drogensucht und Depressionen, verließ zwei Jahre lang nicht das Bett.
Seine Familie engagierte den Psychologen Eugene Landy, der in einer umstrittenen Therapie das Schlaf- und Essverhalten, aber auch die Kommunikation des Sängers überwachte. Anfängliche Erfolge ließen hoffen. Doch als Landy Einfluss auf die Musik der Beach Boys nehmen wollte und mehr Geld verlangte, musste er gehen - vorübergehend.
Sogar im Tonstudio redete der Therapeut mit
Wilson sank ab 1978 erneut in ein Loch aus Drogen, Alkohol und Depressionen. Wieder wurde Landy engagiert und flog mit Wilson zu einer Intensivtherapie nach Hawaii. Nach seiner Rückkehr schien Wilson erholt, doch Landy hatte sich als Autoritätsfigur etabliert.
"Ich durfte neun Jahre lang meine Familie und Freunde nicht anrufen", erzählte der Sänger 2004 im Larry-King-Interview. Der Therapeut hielt Wilson mit Medikamenten unter Kontrolle, zog mit ihm in sein Haus in Malibu, mischte sich in Finanzen und Management ein; Landys Assistenten überwachten den Sänger.
Video: Der Camelot-Präsident - John F. Kennedy
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Selbst im Tonstudio redete der Psychologe mit: Auf dem Soloalbum "Brian Wilson" von 1988 erscheint er bei fast jedem Song in den Credits. Wilsons Familie wandte sich an die Behörden und warf Landy vor, den Beach Boy mit Medikamenten gefügig zu machen und damit gegen die Berufsethik zu verstoßen.
Landy gab seine Arzt-Lizenz freiwillig auf und überredete Wilson, ihn als "Lebensberater" zu engagieren. 1991 gelang es der Familie, die Vormundschaft einzuklagen. Landy floh nach Hawaii und hatte nie wieder Kontakt zu Wilson.
27 BilderDie Ärzte der Stars: "Und wenn es Pferdepisse ist - ich fühle mich damit besser"
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Sportliches Image: Das Bild des juvenilen, agilen Politikers half Kennedy im Wahlkampf gegen Konkurrent Richard Nixon. In Wahrheit kämpfte er seit seiner Kindheit mit zahlreichen Gebrechen, eine Kriegsverletzung des Rückens setzte ihm zusätzlich zu. Zu Kennedys Alltag gehörten permanente Schmerzen, ein umfangreiches Sortiment an Medikamenten - und ein geheimes Wundermittel.
Foto: imago/UPI Photo
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Wunderheiler: Dr. Max Jacobson (rechts) begann schon früh in seiner Karriere, mit Vitamincocktails zu experimentieren. In seiner Praxis in New York behandelte er zunächst wohlhabende deutsche Emigranten, später Broadway- und Hollywoodstars. 1966 überreichte ihm Eusebio A. Morales, Botschafter von Panama, eine Ehrenurkunde für seine Dienste. Morales war selbst ein Patient Jacobsons.
Foto: FRANK LEONARD TEWKESBURY/ AP
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Energieschub für lange Arbeitstage: Unter dem Decknamen "Mrs. Dunn" verlangten Kennedys Assistenten am Telefon nach Dr. Jacobson. Viele Patienten versorgte der Arzt mit einem Vorrat an Medizinfläschchen und brachte ihnen bei, sich den "Vitamincocktail" selbst zu spritzen. Kennedy vertraute auf das Mittel; er wollte nicht, dass ihn sein Rückenleiden in langen, anstrengenden Meetings beeinträchtigte. Zudem lösten die Injektionen einen starken Energieschub aus - die Wirkung der Amphetamine.
Foto: Paul Schutzer/The LIFE Picture Collection/Getty Images
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Muntermacher für Verhandlungen: Als Kennedy im Sommer 1962 zum Gipfeltreffen mit Nikita Chruschtschow (links) nach Wien reiste, war er sich des Ernstes der Lage vollkommen bewusst. Um seine Nerven und Schmerzen im Griff zu haben, wollte er "Miracle Max" und sein Wundermittel an seiner Seite. Jacobson flog in der Air Force One nach Wien und saß auf Abruf vor Kennedys Suite. Doch trotz eines umfassenden Briefings habe der Präsident beim Treffen mit Chruschtschow unvorbereitet gewirkt, sagte ein Mitglied seines Stabs später. Kennedy wollte das Treffen am liebsten ungeschehen machen.
Foto: Bettmann Archive
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Präsident und Beschützer: Wie Richard Lertzman und William Birnes in ihrem Buch "Dr. Feelgood" schreiben, wirkte Kennedys Verhalten mit der Zeit so launisch, dass sein Beraterstab skeptisch wurde - vor allem sein jüngerer Bruder Robert. Als FBI-Laboranten Jacobsons Wundermittel testeten und Amphetamine fanden, soll Robert einen Wutanfall bekommen haben. Kennedy indes hielt so große Stücke auf Jacobson, dass er ihn selbst nach dem Anfall im Carlyle Hotel als Arzt behalten wollte. "Und wenn es Pferdepisse ist, es ist mir egal. Ich fühle mich damit besser", so Kennedy.
Foto: Ed Clark/The LIFE Picture Collection/Getty Images
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Präsidentenliebschaft und Patientin: Nicht nur das Bett teilten Marilyn Monroe und John F. Kennedy zuweilen, beide vertrauten auch dem gleichen Arzt. Die Schauspielerin gehörte zu Max Jacobsons prominenten Patienten und wandte sich am 15. Mai 1962 unmittelbar vor einem Auftritt an ihn. Jacobson setzte ihr hinter der Bühne eine Injektion. Monroe tänzelte mit Verspätung auf die Bühne, schnipste kokett ans Mikrofon, blickte suchend in die Menge und hauchte schließlich mit Schlafzimmerstimme "Happy Birthday, Mr. President" ins Mikrofon.
Foto: Michael Ochs Archives
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Schriftsteller auf Speed: Auch der Drogen nicht abgeneigte Truman Capote suchte Jacobson längere Zeit regelmäßig auf. Über den Effekt der Injektionen sagte er: "Du fühlst dich wie Superman. Du fliegst. Ideen kommen mit Lichtgeschwindigkeit." Das Gefühl, wenn die Wirkung nachlasse, gleiche jedoch dem Fall in einen tiefen Brunnen. Capotes letzte Spritzkur fand vor einer Reise nach Europa statt. Nachdem die Wirkung nachließ, wurde er so depressiv, dass er sich ärztliche Hilfe holen musste. Danach entsagte er Jacobsons Wundermittel.
Foto: Richard Corkery/NY Daily News Archive/Getty Images
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Kinderstar mit Drogenproblem: Als "Alice im Wunderland" wurde Judy Garland berühmt, doch die Rolle als Kinderstar hatte einem hohen Preis. Die Studiobosse gaben dem Teenager Pillen zu schlucken, um ihre körperliche Entwicklung zu verlangsamen und sie sechs Tage pro Woche für stundenlange Drehtage auf den Beinen zu halten. Garland entwickelte eine lebenslange Abhängigkeit zu verschreibungspflichtigen Medikamenten. Wenig überraschend gehörte auch sie zu Jacobsons Patienten.
Foto: Silver Screen Collection/Getty Images
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Regisseur auf Spritzenkur: Autor Max Wilk führte für sein Buch "Schmucks with Underwoods" Gespräche mit Amerikas berühmtesten Drehbuchautoren. Auf Jacobsons Rolle in Hollywood angesprochen, erzählt Billy Wilder (Foto): "Ich kannte ihn sehr gut, in Berlin war er mein Arzt. Wann immer er nach L.A. kommt, sehe ich ihn. Oder ich treffe ihn im Flugzeug, wenn er Cecil B. DeMille nach Ägypten begleitet, weil Herr DeMille eine neue Version von 'Die Zehn Gebote' filmt (...). Und da ist eine ganze Liste von berühmten Leuten im Showbusiness und in der Politik (...), jeder von ihnen Verehrer von Dr. Feelgoods kleinem Ranzen voller magischer Elixier-Spritzen."
Foto: Susan Wood/Getty Images
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Stimmwunder in Behandlung: "Miracle Max" stand im Ruf, Schauspielern mit Bühnenangst helfen zu können und Sänger von Stimmverlust zu kurieren. Auch Opernsängerin Maria Callas vertraute deshalb zuweilen auf Jacobsons Wundermittel.
Foto: Jack Garofalo/Paris Match/Getty Images
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Injektion gegen Depression: Jacobson behandelte auch Schriftsteller Tennessee Williams mit Amphetaminspritzen. Williams litt jahrelang unter Alkohol- und Drogensucht, die sich nach dem Tod seines Partners noch verstärkte. Über die Injektionen sagte Williams, er sei wie auf den Flügeln eines Vogels davongetragen worden - "ich war befreit". Während die Droge vorübergehend die Symptome seiner Depression gemildert haben mag, empfanden andere Patienten die Wirkung von Jacobsons Injektionen als furchteinflößend und verstörend.
Foto: Tanner/Daily Herald/Mirrorpix/Getty Images
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Starlet mit Medikamentensucht: Anna Nicole Smith starb im Februar 2007 in einem Hotelzimmer in Florida an einer Überdosis Drogen. Das Ex-Playmate und Model kämpfte jahrelang mit dem Drogenmissbrauch und hatte sich vergeblich auf Entzug begeben. Nach ihrem Tod fanden die Behörden im Zimmer der 39-Jährigen zahlreiche verschreibungspflichtige Medikamente: starke Beruhigungsmittel, Schmerz- und Schlafmittel sowie Muskelentspanner.
Foto: imago/ZUMA Press
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Die Sucht unterstützt: Die Medikamente verschrieben hatten Smith ihre Ärzte Dr. Khristine Eroshevich und Dr. Sandeep Kapoor (zweiter von rechts). Beide mussten sich für ihr Verhalten vor Gericht verantworten; Kapoor wurde schließlich von allen Vorwürfen freigesprochen. Zehn Jahre nach dem Tod des Models veröffentlichte Kapoor ein Buch über seine Erlebnisse mit Anna Nicole Smith. Eroshevich wurde 2012 zu 100 Dollar Strafe und einem Jahr Bewährung verurteilt.
Foto: Danny Moloshok/ REUTERS
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König der Pillen: Elvis Presley während eines Urlaubs mit Freundin Ginger Alden im März 1977 auf Hawaii. Er wollte Kraft für eine neue Tour tanken, doch wenige Monate später verstarb der King of Rock'n'Roll überraschend im Alter von 42 Jahren. Presley hasste Drogen - so sehr, dass er sich bei US-Präsident Nixon 1972 freiwillig als Agent für den Kampf gegen Drogen meldete. Dass er selbst aufgrund jahrelangen und schweren Medikamentenmissbrauchs als süchtig galt, dämmerte ihm nicht.
Foto: Michael Ochs Archives
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Hüter des Rezeptblocks: Elvis kam in seiner Armee-Zeit in Deutschland erstmals in Kontakt mit Aufputschmitteln. Offiziere gaben sie den Soldaten, damit sie während der Nachtwachen nicht einschliefen. Ab 1967 wandte sich Presley für all seine medizinischen Nöte an "Dr. Nick". George Nichopoulos verschrieb ihm Aufputsch- und Beruhigungsmittel sowie Schlaf- und Schmerzmittel, damit der Sänger während des Tourbetriebs und in Las Vegas mit zwei Konzerten pro Abend auf den Beinen blieb. Zum Dank für seine großzügigen Verschreibungen nahm Elvis "Dr. Nick" in seine Freundesclique auf, bekannt als "Memphis Mafia". Das Foto zeigt Nichopoulos bei der Pressekonferenz, bei der er den Tod seines berühmten Patienten bestätigte.
Foto: Bettmann Archive
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Unendlicher Vorrat: Eine nach Elvis' Tod eingeleitete Untersuchung ergab, dass Dr. Nick dem Sänger allein in den zweieinhalb Jahren vor seinem Tod insgesamt 19.000 Medikamentendosierungen verschrieben hatte. Das letzte Rezept wurde am 15. August 1977 ausgestellt, dem Tag vor seinem Tod. Nichopoulos' Arzttasche und einige Pillendosen wurden 2009 bei einer Auktion versteigert. Der Arzt musste sich zweimal vor Gericht verantworten. Die Anklage warf ihm 1980 vor, Elvis Presley, Jerry Lee Lewis und zwölf anderen Patienten zu viele Medikamente verschrieben zu haben. Er wurde freigesprochen, doch der medizinische Aufsichtsrat entzog ihm für drei Monate die Lizenz und verhängte eine dreijährige Bewährung. 1995 wurde ihm die Lizenz dauerhaft entzogen.
Foto: Joe Corrigan/ Getty Images
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Popstar auf Propofol: Der Tod des "King of Pop" machte das Narkosemittel Propofol jenseits medizinischer Kreise bekannt - Michael Jackson starb am 25. Juni 2009 an einer Überdosis des Mittels, kurz vor seiner Comeback-Tour "This Is It". Wegen chronischer Schlafprobleme hatte er seinen Arzt wiederholt um Verabreichung der weißen Flüssigkeit gebeten, die er als "Milch" bezeichnete, und wurde später bewusstlos in seinem Schlafzimmer gefunden. Jacksons Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Medikamenten begann 1983, nachdem er beim Dreh eines Werbespots Verbrennungen dritten Grades der Kopfhaut davongetragen hatte.
Foto: Getty Images
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Doktor im Zwielicht: Nach Jacksons Tod ergab eine Untersuchung, dass sein Arzt Conrad Murray sich beim Verabreichen von Propofol nicht an die gängigen Vorschriften gehalten und Jacksons Vitalzeichen nicht mit dem richtigen Equipment überwacht hatte. Im Januar 2011 erhielt Murray ein Berufsverbot und wurde im selben Jahr vom Gericht wegen fahrlässiger Tötung zu vier Jahren Haft verurteilt.
Foto: Pool/ Getty Images
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Die Staatsanwaltschaft hatte Nahaufnahmen von Jacksons Leiche als Beweisstück eingeführt. Als Todesursache nannte der Autopsiebericht eine "akute Propofol-Vergiftung", die zum Atemstillstand geführt hatte. Neben Propofol wurden diverse Schlaf- und Schmerzmittel sowie Sedativa in Jacksons Blut nachgewiesen. Nachdem Murray den bewusstlosen Popstar entdeckt hatte, zögerte er zwanzig Minuten, bevor er den Notarzt verständigte.
Foto: Pool/ Getty Images
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Musikgenie mit Puppenspieler: Mehr als ein Jahrzehnt kontrollierte der Psychologe Dr. Eugene Landy (rechts) seinen prominenten Patienten, Beach-Boys-Gründer Brian Wilson (links), bei jeder Entscheidung. Er engagierte sogar Beobachter, die Wilsons Verhalten mit Videokameras dokumentierten. In Interviews aus der Zeit sagt Wilson fast keinen Satz, ohne Landy und dessen wichtige Rolle zu betonen.
Foto: WireImage
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Kinderstar mit Klau-Skandal: Bereits als Teenager stand Winona Ryder vor der Kamera, ihren Durchbruch hatte sie an der Seite von Johnny Depp in "Edward mit den Scherenhänden". Es folgten weitere große Rollen, bis sie 2002 überraschend beim Ladendiebstahl erwischt wurde: Ryder hatte in einem New Yorker Geschäft Kleidung im Wert von über 5000 Dollar gestohlen. Bei ihrer Festnahme fanden die Beamten acht verschiedene verschreibungspflichtige Schmerzmittel und eine Nadel in ihrer Handtasche. Ryder wurde zu gemeinnütziger Arbeit und drei Jahren Bewährung verurteilt, bis 2006 zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück. Aktuell feiert sie mit der Serie "Stranger Things" ein Comeback.
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Schönheitskorrekturen und Pillendreher: Der in Südafrika geborene Jules Lusman spezialisierte sich zunächst auf Laserbehandlungen für Tattoo- und Haarentfernungen, später auf die "Bedürfnisse wohlhabender oder prominenter Nachfrager nach verschreibungspflichtigen Medikamenten, die sonst auf der Straße beschafft werden müssten", urteilte das Medical Board von Kalifornien in einem Bericht. Lusman war schon in Südafrika wegen unethischen Verhaltens aufgefallen und ließ sich deshalb 1990 in den USA nieder. Nach dem Skandal um Ryder und angesichts einer möglichen Anklage verließ er die USA und reiste nach Südafrika zurück.
Foto: Carlo Allegri/ Getty Images
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Im Rausch des Erfolgs: Läuferin Marion Jones holte 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney die Goldmedaille im 100-Meter-Lauf. Doping leugnete sie jahrelang; erst 2007 gab sie zu, leistungssteigernde Mittel genommen zu haben. Ihre Goldmedaillen wurden der Sprinterin aberkannt. Wegen zweifacher Falschaussage musste Jones 2008 für sechs Monate ins Gefängnis.
Foto: Andy Lyons/ Getty Images/AFP
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Vom Dopingarzt zum Aufklärer: Victor Conte gründete 1984 die Firma Balco und entwickelte ein Steroid, das in Dopingtests nicht nachzuweisen war. Das Treiben des Labors flog 2005 dennoch auf, und Conte beschuldigte Jones des Dopings. Er selbst musste wegen Geldwäsche und Handels mit Dopingmitteln für vier Monate ins Gefängnis. Seit seiner Entlassung präsentiert er sich als geläutert - und bot sich ausgerechnet dem Internationalen Olympischen Komitee als Berater an.
Foto: PAUL SAKUMA/ AP
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Exzentriker mit Medikamentenproblem: Als Filmproduzent, Luftfahrtpionier und Unternehmer machte sich Howard Hughes in den ersten Jahrzehnten seines Lebens einen Namen. In späteren Jahren wurde er als Exzentriker bekannt, der ein Einsiedlerdasein führte. Hughes' Gruppe von Vertrauten wurde als "Mormon Mafia" bekannt, eines der wichtigsten Mitglieder war Dr. Wilbur Thain: Der Arzt versorgte Hughes mit Schmerz- und Beruhigungsmitteln bis zu Hughes' Tod an Bord eines Flugzeugs im April 1976 - eine Verantwortung für den Tod wies er von sich.
Foto: imago/ZUMA/Keystone
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Fitgespritzter: Magen-Darm-Probleme führten Adolf Hitler 1936 zum Berliner Arzt Theodor Morell. Nachdem der Mediziner ihn kurierte, stieg er in den Zirkel von Hitlers Vertrauten und schließlich zum Leibarzt auf. Hitler - Morell nannte ihn "Patient A" - bekam unter anderem Multivitaminmischungen und Wundermittel, die mit Hormonen und Prostata-Extrakten junger Stiere versetzt waren. Morell verschrieb ihm außerdem Verdauungsmittel, fiebersenkende Mittel, Schlaf- und Aufputschmittel.
Vom Ku'damm auf den Obersalzberg: Nachdem Hitler ihn für unverzichtbar hielt, ließ Morell seine Berliner Praxis von Assistenzärzten leiten und konzentrierte sich auf seine Rolle als Leibarzt. Die Stelle brachte ihm 60.000 Reichsmark pro Jahr ein, dafür versuchte Morell, dem Führer sämtliche Pharmawünsche zu erfüllen: Ab 1943 behandelte er Hitler mit Opiaten. Morell musste sich für seine Rolle nie verantworten; er starb drei Jahre nach dem Krieg als freier Mann.