Kalenderblatt: 7.5.1957 Erste elektrische Schreibmaschine

Elektrische Schreibmaschine von IBM 1965: Die erste wurde am 7. Mai 1957 auf der Hannover-Messe in der Büromaschinen-Fachausstellung präsentiert.
Foto: Hulton Archive/ Getty ImagesWas heute im Zeitalter von Textverarbeitungssystemen, Computer und Laptops banal klingen mag, war damals eine große Sache. Lange Texte auf mechanischen Schreibmaschinen zu tippen ist nämlich eine Kräfte raubende Angelegenheit.
Als einer der Väter der Schreibmaschine gilt Historikern der 1822 geborene Südtiroler Peter Mitterhofer. Nach vielem Probieren stellte der Tischler 1866 dem Kaiser in Wien einen 30 Pfund schweren hölzernen Kasten vor. Er besitzt eine pultartige Tastatur und eine Papierwalze, eine Leertaste und einen Deckel "damit niemand Unberufener Einsicht in den Text nehmen könne".
Gleichzeitig bastelten die US-Amerikaner John Pratt und der Buchdrucker Christopher Sholes an einer Schreibmaschine. Sie erfanden das Prinzip, dass jeder Schlag einer Type immer auf derselben Stelle landen muss, während der Wagen mit der Walze weiterrückt. Die Tasten ihres "Writers" bestehen aus schwarzem Walnussholz, auf die weiße Buchstaben gemalt sind. Die Schriftfarbe kommt von Seidenbändern, die stundenlang in Tinte getränkt und nachts zum Trocknen aufgehängt werden.
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Meisterwerke der Schreibtechnik
1877 schickte der ehemalige Waffenhersteller Remington die "Type Writer" in Serie. Danach war der Siegeszug der "Meisterwerke der Schreibtechnik" nicht mehr aufzuhalten. Zehn Jahre nach Beginn der industriellen Produktion waren bereits 50.000 Maschinen verkauft, 1919 hatten weltweit schon mehr als eine Million Schriftsteller, Buchhalter und Sekretäre solche Klapperkästen in ihren Kontoren oder Stuben stehen. Tippen gilt als harte, körperliche Arbeit.
1899 soll es Untersuchungen im Auswärtigen Amt gegeben haben, die egeben haben sollen, dass bei einer Ausbildung von bis zu zwei Jahren keine Gewähr für eine ordentliche Nutzung der neuen Techniken im Büro durch Männer geboten sei. Der Grund: die Arbeit sei sehr anstrengend, nur jüngere Kräfte sollten verwendet werden. Beamte könnten eine derartige Arbeit auf Dauer nicht aushalten, Kopfschmerz und Nervosität seien die Folgen dieser Arbeit. Zum ersten Schreibmaschinenkurs wurden nur physisch trainierte Frauen zugelassen.
Kein Wunder, dass ständig an Verbesserungen gearbeitet wurde. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die ersten Tüftler über teilelektrische Modelle nachzudenken. Erwogen wurde einen Elektromagneten als Kraftquelle zu Hilfe zu nehmen, diese Idee erwies sich jedoch schnell als wenig praktikabel. Durchsetzen konnte sich später ein Elektromotor, der hinter der Maschine angebracht, für den Antrieb sorgte. Bei Stromausfall konnte der nötige Saft mit einem Fußpedal erzeugt werden.
Sanftes Klappern und Schnurren
Elektrische Schreibmaschinen sind komfortabler als ihre mechanischen Schwestern. Der Kraftraubende Anschlag, das anstrengende Umschalten von Klein- zu Großbuchstaben und der Griff zur Wagenrückführung entfallen. Alle Funktionen können erstmals mit einem einfachen Tastendruck ausgeführt werden. Damalige Untersuchungen zeigten, dass eine elektrische Schreibmaschine nur 1/70 des Kraftaufwandes einer Mechanischen bedarf.
Nachdem die Besucher der Büromaschinenfachausstellung in Hannover die erste vollelektrische Schreibmaschine bewundern konnten, wurde es in den Büros leiser: Wo bis dahin der metallene Lärm der mechanischen Schreibmaschinen eher an Kesselschmieden erinnerte, zog das sanfte Klappern und Schnurren der elektrischen Buchstabendrucker ein.
Ein weiter Weg von der ersten mechanischen Maschine über die elektrische Nachfolgerin bis hin zum heutigen Textverarbeitungssystem auf dem PC ist zurückgelegt. Was noch geblieben ist, ist das Tippen. Mäuse, Hebel, Scanner und Schreibstifte konnten die Tastatur bislang nicht verdrängen. Jedoch mit den Spracherkennungssystemen wird eine Vision des Freiherrn Drews von Sauerbronn aufgegriffen: Der konstruierte 1832 bereits einen Vorläufer der heutigen Schreibmaschine. Ganz anders als mit der bedächtigen Feder sollte man mit Hilfe seiner Apparatur - nach einer gewissen Übung und einem guten Mahl - genauso so schnell schreiben können, wie man spricht.