
Gnadenlos: Als Inquisitor setzte Konrad oft auf den »kurzen Prozess« (Illustration).
Foto:Mary Evans / INTERFOTO
Ketzerjäger Konrad von Marburg Der Spürhund des Herrn
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Ein Brief vom Papst, das kam nicht alle Tage vor. Der Prediger Konrad von Marburg muss aufgeregt gewesen sein, als er das päpstliche Siegel durchbrach. Es war spät im Jahr 1231, Konrad saß wohl in seiner Schreibstube in Marburg. »Dem geliebten Sohne Magister Konrad«, schrieb Papst Gregor IX. und schmeichelte: »Von Dir wird Glorreiches erzählt«, der Schöpfer habe ihn zu seinem wohlgefälligen Kinde auserlesen.
Sodann kam Gregor zur Sache. In ganz Deutschland seien die Städte, Burgen und Dörfer voll von Ketzern. Er, Konrad, solle diese Füchse im Weinberg des Herrn finden – und ... ausrotten. Dazu erteilte ihm der Papst beispiellose Vollmachten: »Gehe vor, wie Du glaubst, dass es am besten ist.« Konrad sollte selbst ermitteln, verhaften, richten und sich nach Belieben Truppen zur Hilfe nehmen. Er erhalte die »volle Gewalt«, schrieb der Papst.

Im Namen Gottes
Wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten wirkt heute der Begriff »Ketzer«. Man denkt wohl an Mittelalter, an Folter und Scheiterhaufen im Auftrag der katholischen Kirche. Mit der Reformation oder spätestens mit der Aufklärung endete der Spuk – so die gängige Annahme.
SPIEGEL-Redakteure, Autorinnen und Wissenschaftler schauen sich in dieser Ausgabe an, wie die Kirche Abtrünnige jagte.
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Mit diesen Zeilen von Gregor IX. begann vor gut 800 Jahren das Zeitalter der päpstlichen Inquisition in Deutschland. Konrad, ein Asket und Fanatiker, wurde zu ihrem ersten Vollstrecker. Er trug dazu bei, dass Willkür und Denunziationen zum Wesen der Ketzerprozesse wurden und Hunderte auf dem Scheiterhaufen starben. Doch seine Geschichte erzählt auch, wie Geld und Macht darüber entschieden, wer als Ketzer galt und wer als frommer Katholik. Genau das wurde dem ersten deutschen Inquisitor letztlich zum Verhängnis.
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