
Die Revolution in der Hand: Der Gameboy
Kult-Konsole Gameboy Immer wieder Level 1
Ich war gerade einmal acht, hörte Captain Jack und hatte seit kurzem die Schreibschrift drauf, als ich meine erste Niederlage gegen Super Mario einstecken musste. Nach langem Genörgel hatte ich meine Eltern endlich dazu gebracht, mir mein Geburtstagsgeschenk doch schon vor Beginn der Sommerferien zu kaufen und mich bei diesem historischen Kauf mitzunehmen. Nichts sollte schiefgehen, schließlich ging es um etwas ganz Besonderes: um einen Gameboy.
Bei Freunden hatte ich mich mit der kleinen Handkonsole schon mehr als warmgespielt. Ich war ein Hochstapler bei "Tetris" und nahm todesmutig jeden Looping bei "Motocross Maniacs". Mein absolutes Lieblingsspiel war aber "Super Mario Land". Doch im Gegensatz zu meinen Schulkameraden war ich bei all diesen Spielen ein Noob, ein Anfänger. So viel ich auch leihweise spielte, die anderen waren einfach immer besser. Die Hornhautschicht unter meinen Daddel-Daumen war auch viel dünner als die meiner Kumpels. Zumindest bildete ich mir das ein.
Schnell war mir klar: Wenn ich genauso gut werden wollte wie meine Kumpels, brauchte ich auch so ein Teil. Es war an der Zeit, Super Mario zu meinem ständigen Begleiter zu machen. Da war nur ein Problem: Mein Lieblingsspiel mit dem kleinen pummeligen Klempner war ausverkauft.
Autorennen und Möchtegern-Turtles
Hinter Sicherheitsglas reichte die Verkäuferin mir und meinen Eltern stattdessen ein anderes "Game Boy Super Set", das ich gar nicht so super fand. Darin: original Nintendo-Kopfhörer, "Tetris" - das Standardspiel - sowie "Super R.C. Pro-Am" und "Battletoads in Ragnarok's World", zwei Spiele, von denen ich noch nie gehört hatte. Ich nahm, was ich kriegen konnte. Möglicherweise waren die Spiele ja auch gar nicht so schlecht, so meine Hoffnung.

Die Revolution in der Hand: Der Gameboy
Tatsächlich war "Battletoads" das wohl unspannendste Spiel der Welt. Es handelte von Kampfkröten, die auf dem Heimatplaneten einer bösen Königin von selbiger entführt wurden. Die Figuren sahen aus wie ein billiger Abklatsch der Teenage Mutant Hero Turtles (was mich als Fan der echten Turtles ein bisschen wütend machte). Außerdem war das Handling für die motorischen Fähigkeiten eines Grundschülers viel zu kompliziert. Ich hab allein drei oder vier Anläufe gebraucht, um die Steuerung zu kapieren.
Das andere Spiel, "Super R.C. Pro-Am", ein Rennspiel, machte im Gegensatz zu den Möchtegern-Turtles einigermaßen Spaß. Zur Tauschware auf dem Schulhof reichte es allemal. Und so lieh ich mir Spiel um Spiel, kaufte mir auch die ein oder andere Spiele-Kassette von meinem Ersparten, daddelte meine Daumen dick - und wurde ein Gameboy-Junkie.
Schäfchenzählen in Grün und Schwarz
Ich spielte, was in den Rückenschlitz des klobigen grauen Wunderkastens passte: Donkey Kong, Kirby, Wario und Zelda. Ich erinnere mich daran, eine Zeitlang sogar das langweilige "Battletoads" ganz gerne eingelegt zu haben. Meinen Favoriten, "Super Mario Land", spielte ich vier, vielleicht auch fünf Mal durch.
Nachts ging das Spiel weiter. Ich gehörte nie zu den Kindern, die mit Taschenlampe unter der Bettdecke zockten, doch zum Einschlafen benutzte ich häufig einen Trick: Ich spielte im Kopf das erste Level von Super Mario. Es war wie Schäfchenzählen in 2D-Monochrom-Optik. Ein Traum in Grün und Schwarz!
Auch meine Schwester hatte bald ihren eigenen Gameboy, transparent war der. Manchmal verbanden wir uns per Linkkabel und spielten "Tetris" gegeneinander. Sie hatte auch "Super Mario Land". Das weiß ich noch. Ich war eine Zeitlang sehr neidisch.
Wie eine Generation mit dem Gameboy aufwuchs
Wir beide gehören heute zu einer Generation, für die es normal ist, ein Smartphone zu besitzen, noch dazu einen Laptop und vielleicht auch einen Tabletcomputer. Anders als unseren Eltern machen uns kleine Knöpfchen und bunte Displays nichts aus. Ganz im Gegenteil, wir haben spielerisch gelernt, mit ihnen umzugehen - auch weil wir mit dem Gameboy groß geworden sind.
Klar hätten wir die Zeit besser auf Fußballplätzen, in Schwimmbädern oder Matschpfützen verbringen können. Haben wir auch. Der Gameboy war bloß immer griffbereit im Rucksack.
Meinen Gameboy habe ich nicht mehr. Ich hab ihn verkauft, um mir einen seiner Nachfolger für den Fernseher zuzulegen, den "Nintendo 64". Bei der neuen Konsole war dann "Super Mario 64" schon dabei. Endlich!