Sowjetarmee in der DDR Wo sich die Waffenbrüder breitmachten

Lenin-Statue auf dem ehemaligen Militärgelände Wünsdorf
Foto: Ralf Hirschberger/ dpaDie sowjetischen Streitkräfte hatten in der DDR mehr Liegenschaften als bislang bekannt. Das haben Recherchen des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst ergeben. Demnach besetzte Moskaus sogenannte "Westgruppe der Truppen" (WGT) 1116 Objekte mit einer Fläche in der Größe des Saarlandes, was ungefähr zwei Prozent des DDR-Staatsgebiets entsprach. Eine Liegenschaft kann sowohl ein Militärstädtchen bezeichnen als auch einen Truppenübungsplatz oder auch nur einen Bunker.
Bislang war man von nur 1026 solcher Objekte ausgegangen. Die Zahl hatte die DDR ermittelt - nicht ohne Grund: Den Behörden fiel Ende der Achtzigerjahre auf, dass die sowjetischen Waffenbrüder dazu neigten, sich auszudehnen. So begannen sie, mit Zustimmung Moskaus eine Übersicht zu erstellen.
Die Daten wurden 1990 der Bundeswehr von den DDR-Behörden übergeben. Doch bis zum Abzug seiner Soldaten 1994 meldete Moskau 90 Liegenschaften nach. Insgesamt waren in der DDR am 1. Oktober 1990 noch 363.690 Sowjetsoldaten stationiert, rund 700.000 seit 1989 bereits in ihre Heimat zurückgekehrt.
Die größte Truppenkonzentration gab es im ehemaligen Bezirk Potsdam. Brandenburg verzeichnete mit 237 Ortschaften die höchste Zahl an früheren sowjetischen Liegenschaften. Die "Bruderarmee" hatte ihre eigene Welt in der DDR, abgeschirmt von der Bevölkerung.
Die ursprüngliche winzige Gemeinde Wünsdorf beispielsweise war Sitz des Oberkommandos der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, dort lebten rund 50.000 Soldaten mit ihren Familien - ein Hauch von Moskau mitten in Brandenburg. Zu den größten Stützpunkten zählte auch Jüterbog bei Berlin, 130 Jahre lang vom Militär geprägt und bis zur Wende in der DDR eine Garnisonsstadt für UdSSR-Streitkräfte.
Wo genau sich sämtliche Standorte befanden, das hat das Deutsch-Russische Museum nun zusammen mit dem Deutschen Historischen Institut Moskau und dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr zusammengetragen und auf einer interaktiven Karte markiert . Die Objekte konzentrierten sich auf 616 Orte in Ostdeutschland.